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Die Tiefschläger
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Ebook138 pages2 hours

Die Tiefschläger

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Der Bankdirektor Kandl kann es nicht glauben. Da hat man ihn mit fünfundfünzig pensioniert. Er sucht Erklärungen und findet sie überall! Seine Exsekretärin ist auch die Vertaute seiner Gedanken und Manöver die ihn sogar soweit treiben, dass er seinem Nachfolger beschattet und die merkwürdigsten Dinge sieht. Die Schlüsse sind nicht immer richtig wie wir später sehn werden. Aber die Wirklichkeit ist nicht viel besser als Verdacht und Einbildung, weil Verdacht und Einbildung auch andere ins Unglück stürzt... Die Tiefschläger arbeiten gründlich und erbarmungslos!

LanguageDeutsch
Release dateApr 9, 2012
ISBN9781476088709
Die Tiefschläger
Author

Peter Fladl Martinez

Peter Fladl Martinez Schriftsteller und Fotograf Geb. 19.2. 1954 in Bruck / Mur , Österreich. 1971 Beginnt den Roman „Fünf Variationen über die Nacht“ 1976 fertiggestellt. Erscheint 1977 bei Rogner & Bernhard, München. Forum Stadtpark Graz Mitglied. Beginnt den Roman „Hönigsbühl“ ( Fragment) Ausschnitte und andere Texte erscheinen in Manuskripte, Graz. HEFT, Schaffhausen u.a. iNN, Insbruck 1980 Hörspiel „ Bleiches Feuer“ ORF, Regie: Manfred Mixner 1983 Schreibt Roman „ Eskapade“ (unveröffentlicht) 1985- 1990 Roman „Die Trümmer Rubennachs“ (unveröffentlicht) 1990- 1994 Roman Orpheus & Eurydike (Fragment, unveröffentlicht) 1997 Fotoaustellung in Visual and performing art space, Umass, Amherst. USA 2000-2001 Roman „FRUZUL“ ( demnächst in Smashwords Editions) 2003/ 2011/12 Roman: Die Tiefschläger, Smashwords Edition 2006 Filmskript: Bad Bugs (englische Version) (demnächts in Smashwords Edition) 2007 Filmskript: Drop (englische Version) (demnächst in Smashwords Edition) 2008 Roman in Arbeit: Die Königin/ Die Freiherrin Lebt in Samaná, Dominicanische Republik Peter Fladl Martinez is originally from Austria and has lived in many parts of Europe and America including Italy, Spain, Puerto Rico, The United States of America and der Dominican Republic. He is a writer of novels, radiodramas and screenplays as well as a photographer. Published in Smashwords: Drop and Bad Bugs, two screenplays and Die Tiefschläger, a novel (in German). mailto: pefladlmartinez@yahoo.com

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    Die Tiefschläger - Peter Fladl Martinez

    Die Tiefschläger

    Peter Fladl Martinez

    Smashwords Edition

    Alle Rechte vorbehalten

    Copyright 2003 Peter Fladl Martinez

    Smashwords Edition, License Notes

    This ebook is licensed for your personal enjoyment only. This ebook may not be re-sold or given away to other people. If you would like to share this book with another person, please purchase an additional copy for each recipient. If you’re reading this book and did not purchase it, or it was not purchased for your use only, then please return to Smashwords.com and purchase your own copy. Thank you for respecting the work of this author.

    Anfang Juni, als Herrn Kandl seine Pensionierung mitgeteilt wurde, erklärte er seiner betroffenen Sekretärin: Ich habe gewagt zu widersprechen, Frau Brasch. Und jetzt wird mir die Rechnung serviert. Offiziell werde ich im Zuge der Modernisierung der Bank pensioniert. Sie haben sicherlich von diesen Bestrebungen gehört. Man nennt das zynisch die Verjüngung der Institution. Die sogenannten Überalterten müssen ausgemerzt werden, heißt es hausintern, - womit ich sagen will, dass man sich hausintern kein Blatt vor den Mund nimmt. Es sind doch vom Ausmerzen, zum Ausrotten, und rücksichtslosen Ausrotten, nur Schrittchen. Ich bin fünfundfünfzigjährig, also überaltert. Werde deswegen ausgemerzt. Auf jeden Fall, nach der sprachlichen, hausinternen Vorarbeit, versteht ein jeder, dass ich hinaus muss. Die Bank, so heißt es, will ein neues Image. Die Bank braucht junges Blut für die großen Veränderungen, die angeblich mit dem Euro und dem offenen Osten auf uns zukommen. Na, gut. Ob die da oben damit recht haben werden oder nicht, wird sich ja erst herausstellen. Meine Meinung ist es halt, dass solide Erfahrung denn doch mehr wiegt, als auf einem Computer herumklopfen zu können. Die klassische Schule der Kundenbehandlung und Kundenbedienung, wenn ich es so nennen darf. Ein gewisser Charm, für den wir ja bis jetzt bekannt waren. Kleine und grosse Aufmerksamkeiten. Zum Beispiel wissen, wenn einem Kunden ein Kind geboren wird, um nur ein Beispiel zu nennen. Eine Hochzeit. Ein Trauerfall. All das wird es in der modernisierten Bank nicht mehr geben. Die modernisierte Bank wird zur Hölle der Kunden werden, weil sie nicht mehr von Menschen sondern von menschenähnlichen Computern abgefertigt werden. Aber das ist selbstverständlich nur meine bescheidene Meinung, die im Vorstand und noch viel weniger bei unserem Herrn Generaldirektor Gewicht hat. Und ich werde ihnen gleich sagen warum. Ich habe doch noch einige Freunde im Vorstand, - meinen alten Freund und Schulkollegen Dr. Fischl zum Beispiel, die mir die Wahrheit sagen, auch wenn sie sich nicht für mich einsetzen, weil das wäre, von so einem Vorstandsmitglied zuviel verlangt. Was Freundschaften unter meinen Umständen wert sind, werden sie ja selber wissen, sie haben ja vermutlich auch ihre Erfahrungen gemacht. Der Wert der Freundschaft, in meinem Fall, war eben die mir, unter der Hand, ganz im Vertrauen, mitgeteilte Wahrheit. Was ja auch was wert ist und für was ich dankbar bin. Dem Dr. Percht. Dem Dr. Fischl. Jedem für seine Wahrheit, weil die nicht ganz gleich ist, wie ich ihnen schon noch erklären werde. Übrigens: Den Fischl vom Vorstand wissen sie ja, wer das ist, aber vielleicht haben sie den Namen Percht noch nicht gehört, das ist nämlich der persönliche Rechtsberater von unserem General. Die beiden Wahrheiten der beiden Herrn sind zwar ganz verschieden, ergänzen sich aber, - gleich komme ich auf sie zurück meine liebe Frau Brasch. Offiziell habe ich mich dumm gestellt und habe die Pensionierung mit Handkuss angenommen. Ich wurde, wie sie wissen, zu unserem General in die Tegetthofstraße zitiert, wo er mich höchstpersönlich von meiner Altersschwäche informiert hat. Ich habe ihm dabei, - jetzt weiß ich eigentlich gar nicht mehr wieso, aus irgendeiner Verwirrung heraus vermutlich, dabei geholfen. Ich habe sogar ein wenig übertrieben und behauptet, mich hin und wieder gar nicht wohlzufühlen. Und wie ich das sage, passiert mir etwas seltsames Frau Brasch: Ich lasse die Kaffeetasse samt Untertasse fallen, gerade wie ich sie vom Tablett der Sekretärin genommen habe. Auf den Teppich. Der aber so dick ist, dass die schöne Tasse, - ich glaube tatsächlich altes Meißner- oder Augartenporzellan, gar nicht zerbrochen ist. Nur einen Kaffeefleck hat‘s halt gegeben. Aber es war wie ein Beweis meiner Arbeitsunwürdigkeit, - um für unsere Institution ein Wort zu prägen. Die zittrige Hand. Vielleicht bald ein schöner Alzheimer ... Wenn‘s nicht gar Alkoholismus ist! Der General sieht mich scharf an. Ob Alzheimer oder Alkoholismus. Dann entspannt. Wie wenn er sagen würde, wie recht er mit dieser Frühpensionierung hat. Geradezu erleichtert war er und hat mir eine echt kubanische Zigarre angeboten. Wie einem Fiaker. Als Trostpreis. Die habe ich übrigens angenommen, obwohl ich nicht rauche, und habe sie zuerst berochen und dann in mein Sakko geschoben, worauf er mir gleich noch einmal das Kästchen hinhält und ich gleich noch einmal eine nehme. Kurz und gut. Mir wird mitgeteilt, dass ich bis zu meinem Fünfundsechzigsten fast mein volles Gehalt weiterbezahlt bekomme, ohne, dass ich einen Finger rühren muss und ich habe mich dafür herzlich bedankt. Und auch für den Kaffee, weil es ist, natürlich gleich ein Neuer gekommen. Die zwei kubanischen Zigarren und das Gläschen feinen Cognac, das natürlich auch nicht gefehlt hat. Und das er mir vielleicht nur deswegen gegeben hat, um zu sehn, wie ich darauf reagiere. Und ich habe so reagiert, wie er es von mir erwartet wurde. Ich habe es in einem Zug hinuntergeleert, - als Bestätigung des Verdachts und damit die Sekretärin auch was zu erzählen hat. Eine sehr primitive Grube, die mir da gegraben wurde, selbstverständlich, Frau Brasch. Sehr primitiv. Aber unserem Vorstand, - ich schließe da unseren General ein, ganz angemessen. So gut und so hinterhältig wird man nur behandelt, wenn man entweder ein Regierungsgeschäft ins Haus bringt oder entlassen wird! Aber bitte, Frau Brasch, setzen sie sich doch endlich! Sie machen ja ein Gesicht, wie wenn nicht ich, sondern sie hinausgeschmissen worden wären! Also hören sie mir zu: Sie erinnern sich doch noch an den Lodenmeierkredit ... Na eben. Das war der Grund, wieso es mich getroffen hat und keinen andern, hier im ersten Bezirk, wo wir ja mehrere Filialen haben. Seit Monaten ruft mich doch unser General und auch Andere an und drängen mich zu Kreditvergaben. Geben sie doch dem und dem Kredite. Ich mache auf die überhitzte Wirtschaftslage aufmerksam. Ich habe dem Herrn General schließlich offen widersprochen, ihn auf das Risiko aufmerksam gemacht. Und das darf man nicht. Besonders wenn es sich um Protektionsgeschäfte handelt. Sie wissen doch, wie vorsichtig ich bei der Vergabe von Krediten bin! Geben sie doch endlich den Lodenmeiern ihren Kredit, schreit er durchs Telefon, der General. Und ich wiederhole doch noch meine Einwände. Das hat mich sozusagen für den Abschuss freigegeben, wie es die Jäger ausdrücken. Und zwar gerade deshalb, weil kurz darauf der Konkurs der Gebrüder eingetreten ist, wie ich vorausgesagt habe. Jetzt war ich an allem Schuld. Da heißt es vorbauen und gegenüber den Aktionären als streng erscheinen. Der Konkurs ist da und schon kann man mit meiner Zwangspensionierung aufwarten! Das ist ein Grund. Den mir der Percht angegeben hat. Der Fischl weiß was anderes. Ein bisschen Überraschenderes: eine Wohnung. Ja, Frau Brasch, sie haben richtig gehört. Der Auslöser meiner Zwangspensionierung, meiner Ausmerzung und Entlassung, um das Kind beim Namen zu nennen, ist eine Wohnung am Graben. Diese Wohnung gehörte einer gewissen Frau Grautaschl. Das wird ihnen nichts sagen und vielleicht auch der Name Gleim, nichts. Von Gleim! Gleim ist aber der Mädchenname unserer Frau Generaldirektorin. Und somit der Name unserer wirkliche Generalin, wenn ich so sagen darf, da sie über den Herrn Generaldirektor unser Bankinstitut beherrscht, wie sie gleich sehen werden. Zumindest was das Personal angeht. Weil ich werde, ja nicht der einzige Fall sein: Diese Dame hat eine Schwester, die sich jetzt eben Grautaschl nennen muss. Die Inhaberin der bewussten Wohnung. Am Graben. Diese Wohnung wurde vor Kurzem ein Hochzeitsgeschenk an ihre Tochter, die sich mit einem gewissen Geiger verheiratet hat. Seines Zeichens Sparkassendirektor einer Filiale in einem Alpental, einem Kaff namens Oberach, wo auch jene Grautaschls hausen. Was ich übrigens, um ganz genau zu sein von einer dritten Quelle habe, weil es andere gibt die verschönernd von Graz sprechen. Oberach Kurort. Schon gehört? Einer unserer Luftkurorte. Na, habe ich mir ja gedacht. Ich bis jetzt auch nicht. Das Geschäft mit der Luft hat ja vor langer, langer Zeit floriert, als es von Tuberern wimmelte. Nun, gut und schön, hat sich eben der Herr Geiger in das Fräulein Grautaschl verliebt und sie haben geheiratet und haben eine Wohnung in Wien bekommen. Ein tagtäglicher Vorfall würde man denken. Aber nicht in unserm Fall, Frau Brasch. In unserm Fall weitet sich diese Hochzeit gleichsam zu einem legalen Grenzfall aus, um es milde zu nennen, indem die alte Grautaschl unsere Generalin nötigt, dem Herrn Schwiegersohn einen Filialleiterposten im ersten Bezirk oder „nahe", zu suchen, damit er nicht weit von seiner neuen Wohnung zu seiner neuen Arbeitsstätte hat! Was sagen sie jetzt?

    Frau Brasch sagte gar nichts, sondern saß, ganz Ohr, mit ihrem Notizblock und Bleistift auf dem Schoss, vor dem schwarzen Schreibtisch. Der Direktor Kandl hatte sich vorgebeugt und sah ihr eine Weile mit bedeutungsvoll aufgerissenen Augen in die leicht verwirrten Augen. Dann lehnte er sich wieder zurück: Oder die Generalin hat meinen Posten und meine Filiale gleich von selbst angeboten. Als Hochzeitsgeschenk: mein Posten! Im Machtrausch vergeben. Was die andere Möglichkeit ist, ganz abgesehn von der Möglichkeit, dass es der General selbst war, der sich bei seiner Frau Liebkind machen wollte, der alte Hahn, weil er was weiß ich, was auf dem Gewissen hatte ... Auch das ist im Bereich der Möglichkeiten, die uns Normalsterblichen wie Unmöglichkeiten erscheinen, es aber nicht sind. Vergessen sie bitte nicht, dass ich offiziell im Zuge der Modernisierung entlassen werde. Ein Argument des künftigen Jahrtausends! Dabei haben wir hier feudale Zustände wie vor dreihundert Jahren!, fuhr der Direktor, nach einer kleinen Kunstpause, fort. Wir müssen uns doch alle miteinander ernstlich fragen, wohin diese Art von Modernisierung denn führen soll. Es darf doch nicht so sein, dass ausgerechnet hier, bei uns, jede Modernisierung ein Rückschritt ist! Einmal abgesehen vom wirtschaftlichen Schaden, den ich ganz unbeabsichtigt verursache, indem ich auf der Höhe meiner Erfahrung in die Pension gehe und an meine Stelle ein junger Mann aus der tiefsten Provinz gesetzt wird, der

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