Smartphones und andere kulturelle Katastrophen Nomophobie-Studie zur Lage der Nation
By Torsten Ambs
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66 Prozent der britischen Bevölkerung sind handysüchtig. Diese Zahl geisterte im Jahr 2012 unkommentiert durch die Medien. Das Team von m!nd store marketing wollte es wissen: Wie groß ist die Angst, nicht mehr am digitalen Datenstrom teilhaben zu können? Wie groß ist die Panik vor mobiler Isolation in Deutschland?
Fazit: Auch in Deutschland tendieren 6 von 10 Befragten zu nomophobem Ver-halten. Über die Hälfte der Befragten fühlt sich nackt, wenn sie ohne Smart-phone aus dem Haus geht. Rund 81 Prozent aller Befragten nehmen das Smartphone mit auf die Toilette. Knapp 88 Prozent nehmen ihr Smartphone mit ins Bett. Telefoniert wird kaum noch mit dem Smartphone.
Torsten Ambs
Dr. Torsten Ambs startete seine berufliche Laufbahn bei der GfK AG. Hier nahm er verschiedene Marketing- und Salespositionen ein. Unter anderem war er verantwortlich für die Führung des Ressorts Aussenwerbeforschung und Objektdokumentation (multimediale Datenbanken zur Wettbewerbsbeobachtung). Es folgten weitere Stationen als Marketingberater namhafter Marken sowie als Direktor Key Account Management einer amerikanischen Softwarefirma, hier verantwortlich für Sales und Marketing sowie für den Ausbau des Deutschlandgeschäftes. Als Executive Vice President Marketing bei dem finnischen Online Broker eQ Online zeichnete er für die erfolgreiche Markteinführung in Deutschland verantwortlich und leitete europaweit das Marketing. 2001 gründete er die Agentur mind store marketing, die sich auf die Bereiche Strategieentwicklung, Trendtage als Sales Tool und Compliance Killer sowie Markenaufbau von innen spezialisiert hat. Als Keynote Speaker greift er in seinen Vorträgen Themen aus den Bereichen Marketing, Media und Gesellschaft auf. Seit 2012 hat Dr. Torsten Ambs einen Lehrauftrag an der Akademie der media in Stuttgart, ist dort Mitglied des Fachbeirates sowie Leiter der Forschungsgruppe Marketing.
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Smartphones und andere kulturelle Katastrophen Nomophobie-Studie zur Lage der Nation - Torsten Ambs
1. Management Summary
66 Prozent der britischen Bevölkerung sind handysüchtig. Diese Zahl geisterte im Jahr 2012 unkommentiert durch die Medien. Das Team von m!nd store marketing wollte es wissen: Wie groß ist die Angst, nicht mehr am digitalen Datenstrom teilhaben zu können? Wie groß ist die Panik vor mobiler Isolation in Deutschland?
Befragt wurden knapp 2.100 Personen im Alter von 18 bis 25 Jahren (davon 1.661 Studenten; n=2.634).
Fazit: Auch in Deutschland tendieren 6 von 10 Befragten zu nomophobem Verhalten. Über die Hälfte der Befragten fühlt sich nackt, wenn sie ohne Smartphone aus dem Haus geht. Rund 81 Prozent aller Befragten nehmen das Smartphone mit auf die Toilette. Knapp 88 Prozent nehmen ihr Smartphone mit ins Bett. Telefoniert wird kaum noch mit dem Smartphone.
2. Definitorische Vorbemerkungen
Die vorliegende Studie ist aus einer Hochschul-Kooperation entstanden. Gemeinsam mit der Akademie der media in Stuttgart wurde das Verhalten Jugendlicher in Zusammenhang mit der Smartphone-Nutzung untersucht. Aufgrund der akademischen Ausrichtung hat die vorliegende Studie einen deutlich studentischen Schwerpunkt, der aber aufgrund von knapp 2.700 Interviews eine fundierte allgemeine Aussagekraft hat.
Es wurde lange diskutiert, ob die vorliegende Studie den Namen „Studie tragen darf/soll. Aus rein wissenschaftlichen Aspekten dürfte sie es vielleicht nicht. Andererseits wurde weit über das Stadium einer einfachen Umfrage hinausgegangen, es wurde eine Social Media Analyse erstellt und es wurde an einer Skizze der aktuellen gesellschaftlichen Situation gearbeitet. Demzufolge fiel die Entscheidung, den Begriff „Studie
im Sinne von „Denkanstoß" zu verwenden.
Im Rahmen der Untersuchung wurde deutlich, dass die klassische wissenschaftliche Vorgehensweise dem Tempo der Entwicklungen in manchen technischen Bereichen nicht mehr gerecht werden kann. Phänomene wie Nomophobie oder Phubbing entstehen schneller, als die Literatur sie aufnehmen und in die wissenschaftliche Diskussion einfließen lassen kann.
„Orthodoxe Wissenschaftler mögen deshalb die Formulierung „Denkanstöße
akzeptieren und an der einen oder anderen Stelle mit eigenen Forschungsvorhaben ansetzen, um die klassisch wissenschaftliche Forschung in Stellung zu bringen.
Mit der vorliegenden Studie war es uns in erster Linie wichtig, der rasanten Entwicklungsgeschwindigkeit Rechnung tragen zu können und eine Diskussion zu initiieren.
Früher war alles besser
Es ist ein systemimmanentes Phänomen des neokortikal orientierten Zweibeiners antroprozentrisch von Umwelt statt von Mitwelt zu sprechen und somit 4,5 Mrd. Jahre alte limbische Instruktionen zu negieren (vgl. Häusel 2013: S. 15-54). Die Balance Instruktion (vgl. ebda.: S. 56-68) ist es aber, die je nach limbischem Persönlichkeitsprofil mehr oder weniger ängstlich auf kulturelle Veränderungen reagieren lässt. Das Individuum befindet sich somit in der Achterbahn zwischen Stimulanz Instruktionen, die neue Reize fordern und den Balance Instruktionen, die je nach Ausprägungsgrad große Angst vor Neuerungen erzeugen. Baecker (2007: S. 36) spricht in diesem Zusammenhang von kulturellen