Manchmal hört es nie zu regnen auf. Neues von Herrn Balaban und seiner Tochter Selda
By Martin Auer
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Herr Balaban und seine kleine Tochter Selda kamen auf dem Bahnhof einer fremden Stadt an.
„Entschuldigen Sie bitte“, sprach Herr Balaban einen Mann an, „was halten Sie von der Ausländerfrage?“
„Oh“, sagte der Mann, „ich bin unseren ausländischen Mitbürgern sehr dankbar, dass sie uns die schweren Arbeiten abnehmen, die niemand sonst machen will.“
„Vielen Dank!“ sagte Herr Balaban, und wandte sich an einen anderen: „Verzeihen Sie, was halten denn Sie von der Ausländerfrage?“
Der Mann sagte: „Wissen Sie, ich finde, dass unsere ausländischen Mitbürger frische Farben in das Bild unserer Stadt bringen und unsere Kultur mit neuen Impulsen bereichern!“
„Danke schön“, sagte Herr Balaban und wandte sich an einen dritten Mann: „Was bitte, halten Sie von der Ausländerfrage?“
„Also wenn Sie mich fragen, mir wär’s lieber, wenn die alle zu Hause bleiben und uns in Ruhe lassen würden!“
„Oh“, strahlte Herr Balaban, „endlich ein ehrlicher Mensch. Würden Sie bitte einen Moment auf unsere Koffer aufpassen? Ich muss die Kleine da aufs Klo bringen!“
Herr Balaban stand in der Fußgängerzone vor der Auslage des Herrenmodegeschäfts
und redete mit der Schaufensterpuppe, die ihm gegenüberstand: „Guten Tag, haben Sie
nicht eine Arbeit für mich? Ich bin fleißig und geschickt, eigentlich bin ich gelernter
Schneider, aber ich kann Gabelstapler fahren und mit einem Presslufthammer
umgehen, mauern und zimmern, kaputte Radios und Nähmaschinen reparieren und
sonst auch fast alles!“
„Was machst du denn da?“ fragten ein paar Bekannte, die vorbeigingen.
„Ich übe, Absagen zu ertragen.“
Noch einmal 222 witzige Geschichten von Herrn Balaban und seiner Tochter Selda.
Martin Auer
Scroll down for English bio Martin Auer wurde 1951 in Wien geboren. Er hat die Universität besucht und dort ein Jahr lang das Studium von Germanistik und Geschichte und dann ein weiteres Jahr das Dolmetsch-Studium geschwänzt. Stattdessen hat er Theater gespielt. War sieben Jahre lang Schauspieler, Dramaturg und Musiker am „Theater im Künstlerhaus“. Hat dann eine Band gegründet. Ist als Liedermacher aufgetreten. Hat Gitarreunterricht gegeben. Die Weltrevolution vorbereitet (gratis). Als Texter für Werbung und Public Relations Übertriebenes, Unwahres und Einseitiges verbreitet (für Geld). Für Zeitungen gearbeitet. Sich zum Zauberkünstler ausgebildet. Ist bei Betriebsfesten und Kindergeburtstagen aufgetreten. Hat irgendwann einmal auch ein Kinderbuch geschrieben. Das 1986 veröffentlicht wurde. Seither betrachtet er sich als Schriftsteller und hat aus diesem Grund noch über vierzig weitere Bücher geschrieben, davon ca. zwei Drittel für Kinder. Auch einige Preise eingeheimst, z.B. den Kinderbuchpreis des Kultusministers von Nordrhein-Westfalen 1990, den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 1994, 1998 und 2000, den Förderpreis des österreichischen Bundesministeriums für Verkehr (das damals auch für Wissenschaft und Kunst zuständig war) 1996 und den Jugendbuchpreis der Stadt Wien 1997 und 2002. Er wurde nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 1997, und für den internationalen Hans-Christian Andersen-Preis 1997. 2005 wurde ihm für Verdienste um die Republik Österreich der Berufstitel Professor verliehen, was er ehrend, aber auch irgendwie lustig findet. Martin Auer ist Vater einer erwachsenen Tochter, Großvater von zwei etwas jüngeren Enkeln und Vater einer kleinen Tochter. Er lebt in Wien und hat keine Katzen. Martin Auer (pronounce as in “happy hour”)was born in 1951 in Vienna, Austria. He attended university but never really studied anything there. He was an actor, a musician, a singer-songwriter, a teacher, a journalist, a stage magician, a copy-writer for public relations agencies. His first book was published in 1986, and since then he has been a free lance writer. By now he has published over 40 books, among them childrens books which have won various awards and have been translated into several different languages.
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Manchmal hört es nie zu regnen auf. Neues von Herrn Balaban und seiner Tochter Selda - Martin Auer
Martin Auer
Manchmal hört es nie zu regnen auf
Neues von Herrn Balaban und seiner Tochter Selda
Copyright 2011 Martin Auer
Cover illustration by Linda Wolfsgruber
Smashwords Edition
Originalausgabe
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1
Als Herr Balaban lange von einem Land zum anderen gereist war, um irgendwo eine Bleibe zu finden, wurde es ihm auf einem Bahnhof plötzlich schwarz vor den Augen und er fiel um. Als er sich wieder hochgerappelt hatte, schleppte er sich zu einem Arzt und sagte: „Herr Doktor, sie müssen mich untersuchen, ich bin krank. Mir ist schwindlig und ich kann mich kaum auf den Beinen halten."
Der Arzt untersuchte ihn und sagte: „Ihnen fehlt nichts, sie sind bloß ausgehungert!" Und da der Arzt ein freundlicher Mensch und seine Ordination gerade zu Ende war, ging er mit Herrn Balaban in ein billiges Restaurant und bestellte ihm ein ordentliches Essen.
„Sie sind ein wunderbarer Arzt, sagte Herr Balaban. „Sie stellen sofort die richtige Diagnose und wissen auch gleich das rechte Heilmittel. Ich habe zu Hause viele Verwandte, die alle an der selben Krankheit leiden. Ich werde ihnen schreiben und sie alle zu Ihnen schicken.
2
Herr Balaban und seine kleine Tochter Selda kamen auf dem Bahnhof einer fremden Stadt an.
„Entschuldigen Sie bitte, sprach Herr Balaban einen Mann an, „was halten Sie von der Ausländerfrage?
„Oh, sagte der Mann, „ich bin unseren ausländischen Mitbürgern sehr dankbar, dass sie uns die schweren Arbeiten abnehmen, die niemand sonst machen will.
„Vielen Dank! sagte Herr Balaban, und wandte sich an einen anderen: „Verzeihen Sie, was halten denn Sie von der Ausländerfrage?
Der Mann sagte: „Wissen Sie, ich finde, dass unsere ausländischen Mitbürger frische Farben in das Bild unserer Stadt bringen und unsere Kultur mit neuen Impulsen bereichern!"
„Danke schön, sagte Herr Balaban und wandte sich an einen dritten Mann: „Was bitte, halten Sie von der Ausländerfrage?
„Also wenn Sie mich fragen, mir wär’s lieber, wenn die alle zu Hause bleiben und uns in Ruhe lassen würden!"
„Oh, strahlte Herr Balaban, „endlich ein ehrlicher Mensch. Würden Sie bitte einen Moment auf unsere Koffer aufpassen? Ich muss die Kleine da aufs Klo bringen!
3
Einst ging es Herrn Balaban sehr schlecht. Damit wenigstens Selda genug zu essen hatte, brachte er sie für ein paar Wochen zu einer Verwandten, die zwar einen Bauernhof hatte, aber recht geizig war.
„Mach dir keine Sorgen, beruhigte er die Frau, „die Kleine isst wie ein Vögelchen!
Selda war aber war im Wachsen, und als Herr Balaban sie nach einiger Zeit wieder abholte, murrte die Gastgeberin: „Du hast mich angelogen! Du hast gesagt, sie isst wie ein Vögelchen. Dabei hat sie gefressen wie zwei hungrige Holzfäller!"
„Ich habe die Wahrheit gesagt, beharrte Herr Balaban. „Sie isst so lange, bis sie satt ist – genau wie ein Vögelchen.
4
„Mein Vorfahr, der berühmte Mullah Nasreddin Hodscha, so erzählte Herr Balaban, „reiste gerne mit leichtem Gepäck. ‚Wozu soll man sich im Leben mit unnützen Dingen abschleppen’, pflegte er zu sagen. Einmal hat er einen Buben aus der hohlen Hand trinken gesehen. Da hat er schnell sein kleines Beutelchen aufgemacht und auch noch seinen Trinkbecher weggeworfen.
5
„Mein berühmter Vorfahr, der Mullah Nasreddin Hodscha, wurde nicht müde, die Bescheidenheit zu loben, und lebte auch selber ein bescheidenes Leben.
‚Soll ich mich ewig grämen, dass ich nicht in einem Palast wohne und in Wein gesottene Pfauenzungen verzehre? Wenn ich meine Bedürfnisse herunterschraube, kann ich in einer bescheidenen Hütte mit frischen Feigen und duftendem Ziegenkäse glücklich sein.’
Eines Tages baten ihn die Einwohner von Akschehir, beim Khan Timur gegen die drückende Steuerlast zu protestieren, die er der Stadt auferlegt hatte, um seine Kriegszüge zu finanzieren.
‚Lehrst du nicht selbst die Menschen’, sagte der Khan zu ihm, dass Bedürfnislosigkeit eher zum Glück führt als die Gier nach Dingen, die man nicht bekommen kann? Geh hinaus und predige ihnen, sich mit dem zufrieden zu geben, was ich ihnen lasse.’
‚Ich lehre die Menschen Bescheidenheit, das stimmt’, sagte der Hodscha. ‚Aber ich sage ihnen nicht, dass sie sich die Füße abhacken sollen, wenn sie keine Schuhe haben!’"
6
Selda schenkte Herrn Balaban zum Geburtstag ein Fläschchen Rasierwasser. Herr Balaban rieb sich damit die Füße ein.
„Warum machst du das? fragte Selda. „Das Rasierwasser gehört doch fürs Gesicht!
„Ach", sagte