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Wie kommt der Krieg in die Welt? Die Evolution von Konflikt, Kooperation und Konkurrenz
Wie kommt der Krieg in die Welt? Die Evolution von Konflikt, Kooperation und Konkurrenz
Wie kommt der Krieg in die Welt? Die Evolution von Konflikt, Kooperation und Konkurrenz
Ebook134 pages1 hour

Wie kommt der Krieg in die Welt? Die Evolution von Konflikt, Kooperation und Konkurrenz

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Biologische und kulturelle Evolution bringen beides hervor: Konkurrenz und Kooperation.

Das Menschenwesen ist von Natur aus weder friedlich noch kriegerisch. Es wird beherrscht von dem Drang, etwas zu bewirken.

In der kulturellen Evolution setzten sich nicht diejenigen Gemeinwesen durch, die den meisten Menschen das beste Leben ermöglichten, sondern diejenigen, die den Fortschritt der Arbeitsproduktivität am effektivsten gewährleisteten.

Die meisten Kriege sind nicht Konflikte, die entweder so oder so, entweder friedlich oder gewaltsam gelöst werden können: Menschliche Gemeinwesen können auf Grund ihrer inneren Struktur territorial oder expansiv sein. Konflikte zwischen territorialen Gemeinwesen sind endlich und lösbar. Bei expansiven Gemeinwesen ist Krieg Resultat ihrer inneren Struktur.

Die Abschaffung des Krieges kann nicht gelingen ohne Vereinbarungen über die Struktur der Gemeinwesen.

Eine nicht expansive Gesellschaft hört auf, Überschüsse zu produzieren um noch mehr Überschüsse zu produzieren sondern nutzt den Fortschritt, um immer mehr Menschen für Tätigkeiten der sozialen Fürsorge für einander freizusetzen. Keine Gesellschaft des Verzichts, sondern eine wahre Luxusgesellschaft.

LanguageDeutsch
PublisherMartin Auer
Release dateMay 16, 2011
ISBN9781458097071
Wie kommt der Krieg in die Welt? Die Evolution von Konflikt, Kooperation und Konkurrenz
Author

Martin Auer

Scroll down for English bio Martin Auer wurde 1951 in Wien geboren. Er hat die Universität besucht und dort ein Jahr lang das Studium von Germanistik und Geschichte und dann ein weiteres Jahr das Dolmetsch-Studium geschwänzt. Stattdessen hat er Theater gespielt. War sieben Jahre lang Schauspieler, Dramaturg und Musiker am „Theater im Künstlerhaus“. Hat dann eine Band gegründet. Ist als Liedermacher aufgetreten. Hat Gitarreunterricht gegeben. Die Weltrevolution vorbereitet (gratis). Als Texter für Werbung und Public Relations Übertriebenes, Unwahres und Einseitiges verbreitet (für Geld). Für Zeitungen gearbeitet. Sich zum Zauberkünstler ausgebildet. Ist bei Betriebsfesten und Kindergeburtstagen aufgetreten. Hat irgendwann einmal auch ein Kinderbuch geschrieben. Das 1986 veröffentlicht wurde. Seither betrachtet er sich als Schriftsteller und hat aus diesem Grund noch über vierzig weitere Bücher geschrieben, davon ca. zwei Drittel für Kinder. Auch einige Preise eingeheimst, z.B. den Kinderbuchpreis des Kultusministers von Nordrhein-Westfalen 1990, den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 1994, 1998 und 2000, den Förderpreis des österreichischen Bundesministeriums für Verkehr (das damals auch für Wissenschaft und Kunst zuständig war) 1996 und den Jugendbuchpreis der Stadt Wien 1997 und 2002. Er wurde nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 1997, und für den internationalen Hans-Christian Andersen-Preis 1997. 2005 wurde ihm für Verdienste um die Republik Österreich der Berufstitel Professor verliehen, was er ehrend, aber auch irgendwie lustig findet. Martin Auer ist Vater einer erwachsenen Tochter, Großvater von zwei etwas jüngeren Enkeln und Vater einer kleinen Tochter. Er lebt in Wien und hat keine Katzen. Martin Auer (pronounce as in “happy hour”)was born in 1951 in Vienna, Austria. He attended university but never really studied anything there. He was an actor, a musician, a singer-songwriter, a teacher, a journalist, a stage magician, a copy-writer for public relations agencies. His first book was published in 1986, and since then he has been a free lance writer. By now he has published over 40 books, among them childrens books which have won various awards and have been translated into several different languages.

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    Book preview

    Wie kommt der Krieg in die Welt? Die Evolution von Konflikt, Kooperation und Konkurrenz - Martin Auer

    Die größte Bedrohung kommender Generationen ist das Fortbestehen der Institution Krieg.

    Im Verlauf ihrer Entwicklung hat die Menschheit es gelernt, immer größere und konzentriertere Energiemengen zu bündeln und zur Umsetzung menschlicher Absichten einzusetzen. Spätestens seit der Entwicklung der Atomwaffen sind diese Energiemengen so groß, dass die Menschheit in Stand gesetzt ist, sich selbst auszulöschen. Dass die Massenvernichtungsmittel nicht zum Einsatz kommen, darf wohl als Grundvoraussetzung dafür angenommen werden, dass es zukünftige Generationen überhaupt geben wird. Die Abschaffung des Kriegs ist das erste, was künftige Generationen von uns zu fordern das Recht haben. Aber auch der gewaltige Energieumsatz der Menschheit in anderen Formen, von den fossilen Brennstoffen, Riesenstaudämmen und Atomkraftwerken angefangen bis zu Hochleistungsgetreidesorten und Kunstdünger erweist sich immer mehr als problematisch.

    Zivilisation: exponentielle Steigerung des Energieumsatzes und der Arbeitsproduktivität

    In den Hunderttausenden von Jahren, in denen sich die Menschheit entwickelte und über die Erde ausbreitete, hat sich ihr Energieumsatz zunächst nicht von dem anderer fleischfressenden Säugetiere unterschieden. Der erste große Sprung kam mit der Zähmung des Feuers, das die Menschen nicht bloß zum Kochen, zum Härten von hölzernen Speeren und zum Desinfizieren benutzten, sondern auch für Treibjagden, bei denen sie zuweilen riesige Flächen abbrannten und ganze Tierherden auf einmal ausrotteten. Mit dem Feuer hatten die Menschen zum ersten Mal die Möglichkeit, gewaltige Überschüsse über den augenblicklichen Bedarf zu „erwirtschaften". Doch da diese Überschüsse in Form von schnell verderblichem Fleisch vorlagen, konnten diese Überschüsse noch nicht in die Zukunft investiert werden.

    Erst mit dem Übergang zur Landwirtschaft vor ca. 10.000 Jahren begann die Epoche, in der der Energieumsatz der Menschheit, und damit die Produktivität der menschlichen Arbeit, ihre umweltverändernde Kraft, exponentiell zunahm bis zum Erreichen der Selbstvernichtungsfähigkeit. Es ist im Grunde diese Steigerung der Fähigkeit, die Umwelt zu beeinflussen und zu verändern, schlicht die Steigerung des Energiedurchsatzes, was landläufig mit dem Wort Fortschritt bezeichnet wird.

    Dieser Fortschritt ist nicht einfach eine technologische Entwicklung, bei der jeweils ein kluger Kopf eine Erfindung macht auf der Basis der Erfindungen vorangegangener kluger Köpfe. Der Fortschritt beruht in erster Linie auf einem Prozess der Konzentration der physischen und geistigen Kräfte von immer mehr Menschen. Erst durch diese Konzentration der Kräfte wurde es möglich, diese Erfindungen zu machen und in die Praxis umzusetzen. Diese Konzentration der Kräfte wurde in der Epoche der Zivilisation, also den 10.000 Jahren seit dem Übergang zur Landwirtschaft, in der Hauptsache durch Krieg, Unterwerfung und Ausbeutung herbeigeführt.¹ Dass dieser Fortschritt nun bis zur realen Möglichkeit der Selbstvernichtung geführt hat, zeigt auf, wo seine Grenzen liegen.

    Natürlich interessieren uns Konflikt, Kooperation und Konkurrenz als Probleme der menschlichen Gesellschaft. Doch um ihre Wurzeln zu ergründen, wird hier die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft als ein Spezialfall der Selbstorganisation von Systemen betrachtet.

    Das Paradigma der Selbstorganisation ist interessanterweise in sehr unterschiedlichen Kreisen beliebt. Verfechter des Neoliberalismus etwa vertrauen auf die Selbstorganisation des Marktes, die die Produktion und Verteilung der Güter aufs Beste regeln soll. Globalisierungsgegner wiederum vertrauen auf die Selbstorganisation der Bewegung, die zentrale Leitung unnötig macht. Beide sind davon fasziniert, dass die Selbstorganisation tatsächlich funktionierende Systeme hervorbringt. Das ist unbestreitbar auf der Ebene der Selbstorganisation der Materie, der Selbstorganisation des Lebens (biologische Evolution), der Selbstorganisation der Gesellschaft (kulturelle Evolution), der Selbstorganisation der Wirtschaft (Markt). Dass die Selbstorganisation funktionierende Systeme hervorbringt, heißt aber noch lange nicht, dass sie auch - wie manche anzunehmen scheinen – die besten aller möglichen Systeme hervorbringt.

    Hier soll aufgezeigt werden, dass Selbstorganisation ein widersprüchlicher Prozess ist:

    Selbstorganisierende Systeme organisieren sich nicht mit einem bestimmten Ziel. Selbstorganisierende Systeme organisieren sich nicht widerspruchsfrei und schmerzlos, sondern unter Krämpfen und Katastrophen. Selbstorganisierende Systeme nehmen keine Rücksicht auf die Elemente, aus denen sie bestehen. Selbstorganisation kann auch in die Selbstzerstörung des Systems münden.

    Dass in diesem Artikel viel von der biologischen Evolution die Rede ist, hat zwei Gründe. Einerseits dienen Prozesse der biologischen Evolution als Beispiele für allgemeine Gesetzmäßigkeiten der Selbstorganisation. Andererseits hat die biologische Evolution uns Menschen hervorgebracht mit unseren Bedürfnissen und Fähigkeiten, also die Voraussetzungen für unsere kulturelle Evolution geschaffen.

    Der Hauptteil des Artikels legt dar, wie die menschliche Gesellschaft sich von egalitären, statischen, territorialen Gemeinschaften zu auf Ausbeutung beruhenden, dynamischen und expansionistischen Imperien entwickelt hat. Die expansionistische Struktur dieser Gesellschaften ist die Wurzel des Krieges, über den wir in den Geschichtsbüchern lesen, und die Produktion von Überschuss zwecks Erzeugung von noch mehr Überschuss ist der Motor dieser Entwicklung.

    Um der Gefahr der Selbstzerstörung durch Krieg (oder auch durch Überausbeutung der Ressourcen) zu entgehen, müssen die Menschen, so schwierig es sein mag, in die spontane Entwicklung des ihnen übergeordneten Systems Gesellschaft eingreifen. Die Produktion von Überschuss zur Erzeugung von noch mehr Überschuss muss gestoppt werden. Der Autor ist der Meinung, dass eine radikal sozial und ökologisch orientierte gelenkte Marktwirtschaft eine nicht-expansive Gesellschaftsstruktur ermöglichen würde und so die Gefahr der Selbstzerstörung der Menschheit durch Krieg und Raubbau an Ressourcen minimieren würde.

    Selbstorganisation: Zufall und Gesetzmäßigkeit bei der Bildung der Materie

    Unsere scheinbar so bunte und vielfältige Welt besteht aus wenigen, einander ähnlichen Grundbausteinen. Diese setzen sich zu unterschiedlichen und immer komplexeren Mustern zusammen. Muster sind Bereiche von erkennbarer Ordnung, die sich sowohl von Bereichen chaotischer Unordnung als auch von Bereichen toter Gleichförmigkeit unterscheiden. Diese Bereiche komplexerer Ordnung nehmen bei ihrer Bildung Energie auf und geben sie bei ihrem Zerfall an die Umgebung ab. Stabile Muster können Bestandteile komplexerer Muster werden. Instabile Muster zerfallen. ²

    Leben: egoistische Gene oder Arterhaltung?

    In den warmen Küstengewässern der jungen Erde bilden sich unter Zufuhr hoher Energien Kettenmoleküle mit katalytischen Eigenschaften. Katalysatoren beeinflussen durch ihre Gegenwart die Bildung anderer Moleküle, ohne selbst in die chemische Verbindung einzugehen. Es beginnt eine Phase, in der Katalysatoren Moleküle katalysieren, die wiederum Katalysatoren für andere Moleküle sind. Aus diesem Chaos heben sich bald Kreisläufe heraus, in denen etwa Molekül A die Moleküle B, C und D katalysiert, die ihrerseits wieder ein Duplikat von A hervorbringen. DNS-Ketten bringen Proteine hervor, die ihrerseits wieder DNS-Ketten zusammensetzen, die der ursprünglichen gleichen. Ab diesem Zeitpunkt können wir von Fortpflanzung sprechen. Wir sehen zwar noch keine abgegrenzten Individuen, aber erkennbare Kreisläufe, dynamische Muster, die sich in der Zeit wiederholen. Es ist klar, dass diese Replikatoren, eben weil sie sich replizieren, zum vorherrschenden Element werden, und andere Arten von sozusagen ziellosen Katalysatoren verdrängen. Am schnellsten vermehren sich diejenigen DNS-Ketten, die es mit Hilfe der von ihnen geschaffenen Enzyme am besten verstehen, aus den sie umgebenden Bausteinen möglichst genaue Duplikate ihrer selbst herzustellen, also zum Beispiel energiereiche Moleküle aufzubrechen und ihrem eigenen Kreislauf einzuverleiben. Es beginnt erkennbar zu werden, was Richard Dawkins den „Egoismus des Gens" nennt. (Dawkins 1989)

    „Das selbstsüchtige Gen ist ein provokanter Buchtitel und eine ziemliche Vereinfachung. Die „Selbstsucht der DNS bezieht sich auf ihre Fortpflanzung und nicht unbedingt auf ihren Selbsterhalt. Und Selbstsucht darf in dem Zusammenhang natürlich nicht als psychologische Kategorie verstanden werden, sondern als ein Steuermechanismus, ein das Verhalten bestimmendes Programm.

    Eine zufällige Veränderung einer DNS-Kette bleibt erhalten, wenn sie den Fortpflanzungserfolg dieser Kette, also die Produktion weiterer Duplikate, erhöht. Die Feststellung ist im Grunde eine Tautologie. Was sich vermehrt, vermehrt sich. Weniger tautologisch ist die Feststellung, dass diejenigen Muster sich schneller vermehren, die es besser verstehen, Energie einzufangen, und weniger Energie bei der Verdopplung zu verbrauchen. Sollte eine DNS einmal dahingehend mutieren, dass sie anders gebauten DNS-Ketten bei der Vermehrung hilft, so wird sie solche DNS-Ketten vermehren helfen, die diese altruistische Eigenschaft nicht besitzen, und dieser schöne Zug wird wieder untergehen.

    Zu den zufälligen Veränderungen, die der DNS nützlich sind, gehört die Entstehung einer Membran, eines Netzes aus Proteinfäden, das den katalytischen Kreislauf einschließt und vor dem Eindringen fremder Enzyme, die den Prozess stören könnten, oder gar die beteiligten Moleküle zum Rohstoff für einen fremden Kreislauf machen könnten, beschützt. Es entstehen abgegrenzte Individuen, Organismen, die dem Einfangen und Bewahren von Energie zum Zwecke der Vermehrung dienen. Dawkins betont, dass die Individuen nicht um ihrer selbst willen da sind, sondern nur der Vermehrung der Gene

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