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Ich liebe dich noch aber…: in sieben Schritten zu einer dauerhaften und leidenschaftlichen Beziehung
Ich liebe dich noch aber…: in sieben Schritten zu einer dauerhaften und leidenschaftlichen Beziehung
Ich liebe dich noch aber…: in sieben Schritten zu einer dauerhaften und leidenschaftlichen Beziehung
Ebook388 pages7 hours

Ich liebe dich noch aber…: in sieben Schritten zu einer dauerhaften und leidenschaftlichen Beziehung

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About this ebook

Die Liebe ist ein seltsames Spiel

Was tun, wenn das prickelnde Gefühl der Verliebtheit verschwunden ist?

Die Schmetterlinge im Bauch verflogen sind und »nur noch« Liebe herrscht? So gewinnen Sie die Leidenschaft zurück: ein Programm in 7 Schritten, das Paaren hilft, Sicherheit, Intimität und Vertrauen zurüchzugewinnen. Kann man sich wieder in seinen Partner verlieben? Marshalls antwort ist ein überzeugendes Ja.
LanguageDeutsch
Release dateJun 27, 2014
ISBN9781783014620
Ich liebe dich noch aber…: in sieben Schritten zu einer dauerhaften und leidenschaftlichen Beziehung
Author

Andrew G. Marshall

Andrew G Marshall is a marital therapist with twenty-five years' experience. His self-help books include the international best-seller I Love You But I'm Not in Love With You (Bloomsbury, 2007). His books have been translated into over fifteen different languages. He also offers private counselling and workshops in London and writes for the Mail on Sunday, Times, Guardian and Psychologies magazine. He lives in West Sussex.

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    Ich liebe dich noch aber… - Andrew G. Marshall

    Andrew G. Marshall

    Ich liebe dich noch, aber… in sieben Schritten zu einer dauerhaften und leidenschaftlichen Beziehung

    Aus dem Englischen von Charlotte Lyne

    Marshall Method Publishing

    Auszüge aus dem Buch The Tipping Point von Malcolm Gladwell wurden mit freundlicher Genehmigung von Little, Brown, einem Unternehmen der Hachette UK, verwendet. © Copyright Malcolm Gladwell.

    Twiggys Bericht von ihrer ersten Begegnung mit Leigh Lawson erschien zunächst in anderer Form als Interview in Woman and Home, Mai 2001. Alle vertretbaren Schritte sind unternommen worden, um die Rechteinhaber des in diesem Buch verwendeten Materials zu kontaktieren. Wenn versehentlich jemand übersehen wurde, so bitten die Verleger um Benachrichtigung, sodass in zukünftigen Auflagen eventuelle Fehler oder Auslassungen, die uns zur Kenntnis gebracht wurden, berichtigt werden können.

    Die Englische Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel »I love you but I’m not in love with you« im Verlag Bloomsbury, London

    © 2006 Andrew G. Marshall

    Deutsche Erstausgabe erschien 2009 unter dem Titel »Ich liebe dich aber bin ich noch verliebt?« im Krüger Verlag, einem Unternehmen der S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2007

    Diese Ausgabe erschien 2014 im Marshall Method Publishing

    © 2014 Andrew G. Marshall

    Für Polly Vernon und Ed Jaspers

    Danke, dass ihr diesem Buch auf den Weg geholfen habt.

    Inhalt

    Einführung

    Sieben Schritte, um Ihrer Partnerschaft die Leidenschaft zurückzugeben

    Erster Schritt: VERSTEHEN

    1. Was ist »Liebe« überhaupt?

    2. Die sechs Phasen einer Beziehung

    Zweiter Schritt: STREITEN

    3. Warum Streiten Ihrer Beziehung gut tut

    4. Streit so führen, dass er zu Lösungen führt

    Dritter Schritt: ZIELEN

    5. Sprechen Sie beide dieselbe Sprache der Liebe?

    Vierter Schritt: SPIELEN

    6. Wie man echte Intimität in Schwung bringt

    Fünfter Schritt: VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN

    7. Identität: Hindert mich die Liebe zu dir daran, mich selbst zu sein?

    8. Liegt es an der Beziehung oder an etwas anderem?

    Sechster Schritt: GEBEN

    9. Die Theorie der »Tipping Points«

    Siebter Schritt: LERNEN

    10. Die sechs besonderen Fähigkeiten erfolgreicher Paare

    Wenn Ihre Beziehung bereits das Krisenstadium erreicht hat

    11. Das »Ich liebe dich noch, aber…«-Gespräch führen/Das »Ich liebe dich noch, aber…«-Gespräch anhören

    12. Tag für Tag zurechtkommen

    13. Schuld

    Nach der Krise

    14. Wie man einander wieder näher kommt

    15. Wenn es zum Schlimmsten kommt: Ein Ende sinnvoll gestalten

    16. Neue Höhenflüge

    Zu guter Letzt

    Anhang

    Dank

    Einführung

    Vor fünfzehn Jahren erschienen in meiner Therapiepraxis hin und wieder Paare, bei denen ein Partner dem anderen gestanden hatte: »Ich liebe dich – aber ich bin nicht mehr in dich verliebt.« Anfangs war ich überrascht. Aber Menschen benutzten dieser Satz, um etwas Grundlegendes zu beschreiben, das mit ihrer Beziehung geschah. Wie konnte man jemanden lieben, ohne verliebt in ihn bzw. sie zu sein?

    Diese Paare beschrieben einander als beste Freunde oder sagten, ihre Beziehung gleiche der zwischen Bruder und Schwester, nur dass die meisten von ihnen noch Sex hatten. Alles in allem ließ sich die Partnerschaft nicht länger durch Leidenschaft, sondern durch Kameradschaft definieren, und das genügte nicht mehr. Im Laufe der Zeit beklagten sich mehr und mehr Paare über dasselbe Problem. Das Dilemma solcher Paare war besonders schmerzlich: Derjenige, bei dem die Verliebtheit vorüber war, mochte seinen Partner ja noch immer sehr gern und wollte ihm gewiss nicht wehtun, aber die Beziehung wollte er trotzdem beenden.

    Ein typisches Paar dieser Art waren Nick, ein 42-jähriger Handelsvertreter, und Anna, eine 39-jährige Lehrerin. Nick und Anna waren seit 15 Jahren verheiratet, und trotz einiger schwieriger Phasen, wie der Zeit von Nicks Arbeitslosigkeit, hatte sich ihre Beziehung gut entwickelt. Als Nick die Bombe platzen ließ und erklärte: »Ich liebe dich noch aber…« war Anna am Boden zerstört. »Ich dachte, unsere Beziehung sei glücklich. Nicht perfekt natürlich, denn wer kann das schon von sich behaupten? Ich habe versucht, eine Erklärung zu bekommen, warum er mich nicht mehr liebt, aber er sagt nur immer wieder, er weiß es nicht. Das Beste, was er zustande gebracht hat, war: Ich höre ihm nicht zu. Aber er hat mir noch nie gesagt, dass er nicht glücklich ist.« Nick erklärte, dass dieses Gefühl sich bei ihm über mehrere Jahre hinweg entwickelt hätte, dass er es nun den beiden Kindern im Teenageralter erklären müsse und eine Trennung auf Probe brauche. »Er hat keine Ehre, kennt keine Treue«, klagte Anna. »Er ist total egoistisch. Ich habe das Gefühl, er verlässt mich für jemanden, den er überhaupt noch nicht kennengelernt hat.«

    Konfrontiert mit Paaren wie Nick und Anna, zog ich Fachliteratur zurate, stieß dort aber hauptsächlich auf Paare, die einander nicht mehr mochten oder sogar hassten, ich hingegen benötigte Wissen über Paare, die sich nicht genug liebten. Noch schlimmer, ich konnte keine Forschungsergebnisse darüber finden, wie weit das Problem sich schon verbreitet hatte, warum es gerade jetzt auftrat und was für Behandlungsprogramme man vorschlagen könnte. Es gab nur eine Lösung: Ich musste diese Lücke selber schließen.

    Ich rief ein Forschungsprojekt ins Leben, bei dem ich alle nach Hilfe suchenden Paare bat, nach ihrer ersten Sitzung einen Fragebogen auszufüllen. Den Paaren wurde eine Anzahl von Problemen zur Auswahl angeboten, die sie zum Gang in die Paarberatung bewogen haben mochten. Die Ergebnisse waren verblüffend: 47% beklagten sich, dass die »Leidenschaft weg« wäre, und 43% sagten: »Ich liebe meinen Partner, aber bin nicht mehr in ihn verliebt/mein Partner liebt mich nicht mehr.« Viele der traditionellen Gründe für eine Paarberatung erzielten weit niedrigere Ergebnisse. Geldprobleme kamen auf 24%, eine Affäre auf 21 %. Widerstreitende Meinungen über die Kindererziehung erreichten 19% und außer Kontrolle geratene Streitigkeiten 15%. Wenn Paare gebeten wurden anzugeben, welches Problem ihnen den größten Kummer bereitete, kam: »Ich liebe meinen Partner, aber bin nicht mehr in ihn verliebt/mein Partner liebt mich nicht mehr« mit 24% auf den dritten Platz, dicht hinter »Schwierigkeiten, die Standpunkte des anderen zu verstehen« mit 26% und »zu viel Streit« mit 25 %.

    Die Umfrageergebnisse untermauerten zudem etwas, das ich bereits in meiner Beratungspraxis beobachtet hatte: Menschen, die »Ich liebe dich noch aber…« ankreuzten, kreuzten mit geringerer Wahrscheinlichkeit auch »Wir streiten zu viel« an. Das neutrale »Es fällt uns schwer, den Standpunkt des anderen zu verstehen« wurde von diesen Paaren dagegen mit größerer Wahrscheinlichkeit angekreuzt. Anna mochte zweifellos keine Streitigkeiten: »Meine Eltern schrien sich den ganzen Tag lang an, und ich habe mir geschworen, dass ich meinen Kindern so etwas niemals zumuten würde.« Wenn es zum Schlimmsten kam, ging sie einfach weg. Nick seinerseits war so rücksichtsvoll und so geübt darin, auch ihre Seite zu betrachten, dass er sich jede Meinungsverschiedenheit ausredete. »Ich wünschte, Anna würde nicht so früh nach oben ins Bett gehen. Ich komme erst spät nach Hause und muss dann allein auf Zehenspitzen im Haus herumschleichen. Aber das ist wirklich nicht ihre Schuld, denn nach 10 Uhr kann sie kaum die Augen offen halten.« Tatsächlich gingen sie beide so aufmerksam miteinander um, dass es nur einen einzigen offenen Spannungspunkt zwischen ihnen gab: Beide erledigten gern Bügelarbeiten und wollten sie selbst tun. Das mag sich nach dem siebten Himmel anhören, aber wenn man seinen Gefühlen nicht wirklich Ausdruck verleihen kann – sei es auch nur über geringfügige Dinge – dann kühlt sich die Beziehung ab. Allmählich, über Jahre hinweg, Stück für Stück werden all die Emotionen dumpf. Letzten Endes ist es genauso schädlich, sich zu selten zu streiten, wie ständig zu streiten.

    Eine zweite Beobachtung bei meinen »Ich liebe dich noch aber…«-Klienten (im Folgenden »ILDNA«-Klienten, für »Ich liebe dich noch aber…«, genannt) bestand darin, dass dieser Mangel an Streitigkeiten die Tendenz zweier Partner, einander ähnlicher zu werden, verschärft. Der moderne Trend, zugleich Freunde und Liebende zu sein, übt weiteren Druck aus – denn wir wählen für gewöhnlich Freunde aus, die uns ähnlich sind. Das mag wundervoll erscheinen, aber Beziehungen brauchen auch Spannung. Es ist der Staub in der Auster, der die Perle hervorbringt, und der Unterschied, der für das Interesse in der Liebe sorgt. Noch wichtiger, wenn ein so großer Druck besteht, einander alles zu sein, die Freunde und sogar die Vorlieben zu teilen, bleibt wenig Raum, auch noch Individuum und nicht nur Teil eines Paares zu sein. »Ich bekam mit der Zeit das Gefühl, ich könne nicht mehr mich selbst sein«, erklärte Nick. »Ich saß in der Falle der Erwartungen, die andere Leute an mich stellten.«

    Die dritte Schlüsselbeobachtung bestand darin, dass die meisten Partner, die sich nicht länger verliebt fühlten, vor kurzem eine Erfahrung durchgemacht hatten, die ihr Leben veränderte. In Nicks Fall war das der Tod seines Vaters: »Ich erinnere mich, dass ich am Fuß seines Bettes stand und mich fragte: Sollte ich nicht etwas aus meinem Leben machen? Und noch schlimmer, mir wurde klar, wie wenig Zeit ich hatte.« Während Nick mit abstrakten Fragen über den Sinn des Lebens kämpfte, zog sich auch Anna in sich selbst zurück: »Nicks Vater stand mir nahe – er war fast ein zweiter Vater für mich – aber ich dachte mir, ich könnte am meisten helfen, indem ich Trost anbot. Also unterdrückte ich meine Tränen, indem ich Nick nicht auch noch mit meinem Schmerz belastete.« Sie also nahm an, stark für Nick zu sein, er hingegen fand ihre Reaktion auf den Tod seines Vaters gefühllos und fühlte sich allein gelassen. Statt ihre Empfindungen zu teilen, schwiegen beide aus Angst, den anderen zu verletzen. Erst recht spät in der Therapie brach Nicks Ärger aus ihm heraus. Andere Ereignisse, wie ein runder Geburtstag, die Geburt eines Kindes oder die Scheidung der Eltern, können ebenso eine Krise oder eine Selbstbefragung auslösen, die dann plötzlich zur Infragestellung der Beziehung wird.

    Über eine Anfangsperiode von zwölf Monaten hinweg habe ich mit diesen frühen ILDNA-Klienten einige Behandlungsprogramme im Experimentierstadium durchgeführt und begonnen, mich durch eine breitere Palette von Literatur zu lesen. Ich habe Bücher zurate gezogen, die von Geschäftsleuten, Philosophen, Sozialbiologen und Marketing-Gurus verfasst wurden. Ich habe mich mit alternativen Beziehungen beschäftigt und stieß auf einige wenige Forschungsergebnisse über erfolgreiche Paare. Manche dieser Ideen konnte ich geradewegs in mein Beratungszimmer übernehmen, andere bedurften erst der Bearbeitung. Allmählich entdeckte ich etwas, das Beziehungen nicht nur zu retten vermochte, sondern ILDNA-Paaren außerdem zu einer tieferen Intimität und einer wahrhaft befriedigenden Bindung verhalf.

    Ich habe mich aus drei Gründen entschieden, dieses Buch zu schreiben. Zum Ersten wollte ich ein Programm, das wirklich funktioniert, gern sowohl mit Menschen in der Krise als auch mit anderen Therapeuten teilen. Zum Zweiten hatte ich den Eindruck, dass es schwierig ist, eine Menge Informationen, die eine Beziehung deutlich verbessern können, in einer Therapiesitzung zu vermitteln. In der Beratung geht es darum, sich die Probleme von Menschen anzuhören, nicht, sie zu lehren. Mit diesem Buch könnten Paare und Einzelpersonen die Ideen in ihrem eigenen Tempo aufnehmen. Der dritte und wichtigste Grund ist mein Wunsch, diese Botschaft zu verbreiten: Das Ende der Verliebtheit zieht nicht zwingend das Ende der Beziehung nach sich.

    Wie funktioniert das Programm?

    Dieses Buch will keine Lektion darin erteilen, wie man sich mehr anstrengt oder von der Liebe nicht zu viel erwartet – solche Bücher gibt es bereits jede Menge. Meine Mission ist es, Menschen dabei zu helfen, die Liebe zu begreifen und die täglichen Gewohnheiten aufzuzeigen, von denen wir glauben, sie würden unsere Beziehungen schützen, während sie diese in Wahrheit untergraben. Wenn Menschen von meiner Arbeit hören, dann nehmen sie mich für gewöhnlich zur Seite und fragen: »Ist es denn wirklich möglich, sich wieder ineinander zu verlieben?« Meine Antwort ist immer die gleiche: Ein rückhaltloses »Ja«. Und mehr noch: Paare können daraus mit einem verbesserten Verständnis für sich selbst und füreinander und mit einer gestärkten Bindung hervorgehen. Dieses Buch erklärt Ihnen, wie und auf welche Weise das möglich ist.

    In sieben Schritten, zu einer dauerhaften und leidenschaftlichen Beziehung; die Schritte werden Ihnen helfen, besser miteinander zu kommunizieren, produktiver zu streiten und Ihr Sexualleben auf eine Ebene größerer Intimität zu führen. Sie helfen Ihnen, das Gleichgewicht zu finden zwischen einem erfüllten Leben als Individuum und als Teil einer Paarbeziehung. Der Teil Wenn Ihre Beziehung bereits das Krisenstadium erreicht hat gibt Ihnen eine Strategie an die Hand, um die Streitpunkte durchzusprechen und mit den unmittelbaren Auswirkungen umzugehen. Nach der Krise zeigt auf, wie Sie einander wieder näher kommen und Ihre Liebe neu entdecken können. Als Alternative, für den Fall, dass Sie sich bereits getrennt haben, wird dieser Teil Sie bei Ihrem Weg in eine lebenswertere Zukunft unterstützen. Das gesamte Buch enthält Illustrationen aus meinen Fallstudien, auch wenn ich Namen und Einzelheiten natürlich verändert habe. Hin und wieder habe ich zwei oder drei Fälle zu einem zusammengefasst, um die Identität der Paare zu schützen und ihre Geschichte vertraulich zu behandeln. Am Ende jedes Kapitels finden Sie eine Reihe von Übungen. Diese können allein oder – falls Sie dieses Buch mit Ihrem Partner durcharbeiten – gemeinsam durchgeführt werden.

    In sieben Schritten zu einer dauerhaften und leidenschaftlichen Beziehung

    Erster Schritt: Verstehen

    »Du weißt ja, dass wir Probleme haben.«

    »Ich habe gedacht, es wäre besser geworden.«

    »So habe ich mich schon lange gefühlt. Ich hatte gehofft, es würde sich ändern.«

    »Was denn? Du hast ja nichts gesagt.«

    »Es ist nur so, dass… ich liebe dich. Aber verliebt bin ich nicht mehr in dich.«

    Wenn eine Beziehung eine kritische Phase erreicht hat, versucht man als natürliche Reaktion darauf, sie so schnell wie möglich zu kitten. Aber in dieser Paniksituation gerät einem die wahre Natur der Probleme leicht durcheinander und man prescht in die falsche Richtung los. Der erste Schritt ist also das echte VERSTEHEN.

    Erstes Kapitel

    Was ist »Liebe« überhaupt?

    In der Vergangenheit trennten sich Paare, wenn sie einander hassten. Heutzutage ist eine Trennung ebenso wahrscheinlich, wenn sie sich nicht genug lieben. Liebe hat sich von einer Zutat unter vielen, die zum Erfolg einer Beziehung beitrugen, zum alles entscheidenden Punkt entwickelt. In früheren Generationen blieb man womöglich aus wirtschaftlicher Notwendigkeit zusammen, aus Furcht vor dem, was die Nachbarn sagen könnten, oder zum Wohl der Kinder. Wir aber sind nicht mehr bereit, in Beziehungen zu leben, die uns weniger als Leidenschaft und Erfüllung zu bieten haben. Das ist in gewisser Weise wundervoll. In einer Gesellschaft, die darauf ausgerichtet ist, länger und länger zu arbeiten, produktiver zu werden und immer höhere Ziele zu stecken, bleibt Liebe als ein schmaler Streif des Glücks übrig. Nur bürden diese neuen Forderungen unseren Beziehungen zwangsläufig auch eine Menge auf.

    Wenn die Liebe über Leben oder Tod unserer Beziehungen entscheidet, brauchen wir eine ziemlich klare Vorstellung davon, was Liebe ist und was sie erhält. Aber solange alles reibungslos läuft, neigen wir dazu, uns zu entspannen. Wir lassen die Liebe unsere Alltagsprobleme glätten und stellen nicht allzu viele Fragen, als könne zu helles Tageslicht womöglich den Zauber zerstören. Das geht so lange gut, bis die Liebe verschwindet und das Paar sich fragt, was denn eigentlich geschehen ist: Ein Partner kann nicht erklären, warum ihm der andere noch etwas bedeutet, auch wenn er nicht mehr in ihn verliebt ist, während der andere wissen möchte, was er überhaupt falsch gemacht hat. Zuweilen erscheint dann der ILDNA-Partner (Ich liebe dich noch aber… -Partner) mit einer Liste von Anklagepunkten in meinem Beratungsraum: »Er ist respektlos«, »Sie schreit die Kinder an«, »Er ist unhöflich zu meinen Eltern«, und dergleichen mehr. Aber so ausführlich diese Liste auch sein mag, sie erklärt nie, was aus dem Versprechen geworden ist: »Ich werde dich lieben, egal was geschieht, in guten wie in schlechten Zeiten und bis in alle Ewigkeit.« Wohin sind die Tage, als allein der Name des Geliebten den eigenen Puls höher schlagen ließ, wohin sind all diese Höhenflüge? Was ist mit dem Gefühl, Sie beide könnten es mit dem Rest der Welt aufnehmen? Mehr als alles andere wollen solche Paare wissen, wie etwas ganz Besonderes zu etwas einfach nur Akzeptablem – und schließlich zu etwas Enttäuschendem werden konnte, denn wie könnten sie, solange sie die Ursachen nicht kennen, irgendetwas daran ändern?

    Ein typisches Beispiel sind Michael und Fiona, beide Ende 30 und seit ihrer Teenagerzeit zusammen. »Ich habe nicht mehr das Gefühl, für Fiona noch etwas Besonderes zu sein«, beklagte sich Michael. »Ich weiß, wir tragen Verantwortung, aber wir haben einander einmal alles bedeutet. Jetzt scheine ich auf der Liste ganz unten zu stehen. Ich reiße vielleicht Witze darüber, dass ich erst nach den Meerschweinchen der Kinder komme, aber im Grunde ist das nicht gerade komisch.« Michael fühlte sich bereits seit mehreren Jahren so und hatte sich in sich selbst zurückgezogen. Zuerst vermutete Fiona, es könnte eine andere geben, schließlich gestand ihr Michael aber, dass er sie noch liebte, aber nicht länger verliebt war und mit dem Gedanken spielte, sie zu verlassen. »Wir sind doch kein jugendliches Paar mehr, das an der Bushaltestelle eine Portion Pommes teilt«, beschwerte sich Fiona. »So, wie es einmal war, kann es nun einmal nicht mehr sein. Denk nur einmal an all die Dinge, die ich für dich tue: Kochen, Putzen, Bügeln. Meinst du, ich fühle mich dabei jeden Tag wie etwas Besonderes? So funktioniert das Leben eben nicht.« Michael und Fiona sprachen beide über Liebe, aber sie hatten sehr unterschiedliche Definitionen. Ohne eine Einigung auf das, was Liebe ausmacht, bewegte ihr Gespräch sich im Kreis.

    In fast jedem Popsong geht es um Liebe, außerdem in der Hälfte aller Romane und Filme. Wir sprechen jeden Tag darüber oder sehen es im Fernsehen. Sicher wissen wir doch also über die Liebe Bescheid oder sind zumindest in der Lage, sie zu definieren? Aber genau an diesem Punkt beginnt die Verwirrung. Wir können unsere Mütter lieben, unsere Kinder und unsere Freunde – sogar Schokolade. Aber wenn es um unsere Partner geht, beschreibt das Wort Liebe sowohl die verrückten, kopflosen Tage zu Beginn einer Beziehung als auch das Gefühl, mit dem man zehn Jahre später nach der Hand des anderen greift, sie drückt und sich sicher fühlt. Kann ein einziges kleines Wort wirklich so viele verschiedene Emotionen abdecken? Wörterbücher bieten hier keine große Hilfe. Sie listen fast zwei Dutzend Definitionen auf, darunter Zuneigung, Wohlwollen, Interesse, Gefallen, Fürsorge, Anziehungskraft, Begierde und Besessenheit. Und ich glaube, wir sind uns alle instinktiv darüber einig, dass zwischen Fürsorge und völliger Besessenheit eine gewaltige Lücke klafft. Das Problem beruht darauf, dass wir ein Wort für drei höchst unterschiedliche Emotionen haben: für die Anfangstage oder die sogenannte »Flitterwochen-Leidenschaft«, die alltägliche Intimität mit einem langjährigen Partner und den Beschützerinstinkt einem Kind gegenüber oder die Bindung an ein Elternteil. Um die Unterschiede zwischen diesen drei Emotionen herauszustellen, brauchen wir ein neues Vokabular, einesteils um die Verwirrung zwischen zwei Partnern mit unterschiedlichen Blickwinkeln – wie Fiona und Michael – zu beseitigen, in der Hauptsache aber, weil wir die Liebe, indem wir die Unterschiede benennen und erklären, besser verstehen lernen.

    Ein neues Vokabular

    In den 60er Jahren machte sich die experimentelle Psychologin Dorothy Tennov daran zu begreifen, was geschieht, wenn jemand nicht länger verliebt ist, war aber überrascht, als sie feststellen musste, wie wenig Untersuchungen die Väter ihrer Disziplin diesem Phänomen gewidmet hatten. Freud tat die romantische Liebe als Blockierung des Sexualtriebs ab, während der sexologische Pionier Havelock Ellis diese komplizierten Emotionen auf eine simple Gleichung reduzierte: Liebe = Sex + Freundschaft. Tennov führte also 500 ausführliche Interviews mit Menschen und stellte – trotz der Unterschiede in Alter, Geschlecht und Herkunft – verblüffende Ähnlichkeiten bei den Beschreibungen fest, die die Befragten für die Anfangszeit der Liebe fanden. Hier einige der häufigsten Beschreibungen der Verliebtheit:

    •Beanspruchung des Denkens – man kann nicht aufhören, Tagträumen von dem Geliebten nachzuhängen.

    •Schmerz im Herzen, wenn das Ergebnis besonders ungewiss ist.

    •Schwungkraft – als schwebe man über dem Boden – wenn die Chance auf Erwiderung besteht.

    •Verschärfte Wahrnehmung gegenüber jeglichen Handlungen oder Gedanken, die günstig ausgelegt werden könnten: »Sie hatte dieses Kleid an, weil sie weiß, dass es mir gefällt«, »Er ist nach der Sitzung noch geblieben, um mit mir zu reden.«

    •Völlige Unfähigkeit, an mehr als einem Menschen gleichzeitig Interesse zu haben.

    •Furcht vor Zurückweisung und unangenehme Schüchternheit in der Gegenwart des Geliebten.

    •Intensivierung der Gefühle durch Widerstände (zumindest bis zu einem gewissen Punkt).

    •Alle anderen Angelegenheiten treten in den Hintergrund – ein Befragter berichtete Frau Tennov: »Probleme, Sorgen, Unannehmlichkeiten, die normalerweise meine Gedanken erfüllen, wurden unwichtig.«

    •Bemerkenswerte Fähigkeit, das, was wirklich bewundernswert an dem Geliebten ist, zu empfinden, während Grübeln über das Negative vermieden wird. Sogar mit Mitgefühl wird auf negative Eigenschaften reagiert, die man zudem in positive verwandelt: »Es macht nichts, dass er schüchtern ist, denn so kann ich es genießen, ihn aus seinem Schneckenhaus herauszulocken«, oder »Sie mag ja aufbrausend sein, aber das zeigt eben, wie intensiv sie alles empfindet.«

    •Das Gefühl, Liebe sei trotz allen potenziellen Schmerzes ein »einzigartiges Glück«, das »das Leben lebenswert macht«.

    Es ist nicht nur so, dass Menschen in der gesamten Welt beinahe exakt die gleichen Gefühle in dieser romantischen Anfangsphase hegen, sondern Männer und Frauen berichten außerdem noch von derselben Intensität. Um zwischen diesen überwältigenden Gefühlen und den eher gesetzten eines Langzeitpaares zu unterscheiden, prägte Tennov ein neues Wort, um diese Frühzeit der Verliebtheit zu beschreiben: LIMERENZ.

    Das besessene, allumfassende Wesen der Limerenz wurde von Martin, einem 28-Jährigen, der zu mir zur Beratung kam, sofort erkannt: »Ich bin ihr in einem Salsa-Kurs begegnet. Wir fühlten uns augenblicklich zueinander hingezogen und tauschten am Ende unsere Telefonnummern aus – obwohl ich wusste, dass sie verheiratet war. Es sprach gegen alles, an das ich glaubte, aber ich konnte mich selbst nicht bremsen. Es war unmöglich zu arbeiten, bis wir unser allmorgendliches Gespräch hatten. Wenn sie nicht anrief, wurde ich krank, und ich erwischte mich sogar dabei, wie ich >ganz zufällig< ihre Straße hinunterging, um ins Fenster zu starren, sodass ich sehen konnte, von wo aus sie diese verstohlenen Anrufe tätigte.« Zwölf Monate später, als die Affäre vorüber war, gestand Martin ein, dass sie aus völlig unterschiedlichen Familien stammten und wenig gemeinsam hatten. Er schrieb die Anziehungskraft seiner Lust zu, aber die meiste Zeit über war die Affäre gar nicht sexueller Natur gewesen. Tennov stimmt zu: »Sexuelle Anziehungskraft ist nicht genug, um sicher zu sein. Meinen Informanten zufolge sind die Auswahlkriterien für Limerenz nicht mit jenen identisch, nach denen »ausschließlich« sexuelle Partner ausgesucht werden. Auch steht Sex nur selten im Mittelpunkt. Man hat jedoch das Gefühl, das Potenzial für sexuelle Paarung sei vorhanden, anderenfalls entspricht der Zustand nicht der Limerenz.«

    Limerenz kann auftreten, wenn – wie im Fall von Martin – ein Funke des Interesses erwidert wird und daraus das entsteht, was die Franzosen einen coup de foudre nennen – Liebe auf den ersten Blick. Andererseits kann sie sich auch anschleichen, und im Rückblick wird dann der Augenblick als etwas ganz Besonderes erkannt. Anthony, ein 39-jähriger Webdesigner, hatte sich ein paar Monate lang mit Tasha getroffen. Die beiden genossen die Gesellschaft des anderen, aber Anthony hatte sie nicht als »die eine« betrachtet, bis sie gemeinsam eine Kunstausstellung besuchten. »Sie war so in das Bild versunken, dass sie nicht bemerkte, wie ich sie beobachtete. In diesem losgelösten Bruchteil einer Sekunde war ich von Zärtlichkeit überwältigt. Die schillernden Grün-und Blautöne des Gemäldes schienen auf Tasha überzuspringen. Sie hatte sich irgendwie zu den sonnengebräunten, nackten Körpern auf der Leinwand gesellt, zu dem kühlen Wasser und den Spiegelbildern der Bäume und des Grases. All die natürlichen Farben der Szene waren von dem Künstler verstärkt und übertrieben worden, und ich fand mich selbst ebenfalls in das Bild hineingezogen. Meine Gefühle waren kühner und auch farbiger – konnte diese Zärtlichkeit wirklich Liebe sein?«

    Für andere Paare kann aus einer Freundschaft etwas Leidenschaftliches werden, wenn einer der Partner den anderen auf einmal in neuem Licht sieht. Juliette und Edward, beide inzwischen über 40, waren zusammen zur Schule gegangen. Gemeinsam war ihnen das Interesse an Musik, aber mehr nicht – bis zu Edwards 18. Geburtstag: »Ich weiß nicht wie, aber plötzlich nahm ich Juliette als Frau wahr. Es schlich sich irgendwie bei mir ein – vielleicht war es ihr langes, dunkles Haar – aber auf einmal ging ein Licht an: Liebe auf den ersten Blick, aber mehrere Monate später. Ich nahm meinen Mut zusammen und küsste sie, war mir aber mehr als bewusst darüber, dass sie eine Freundin war. Ich machte mir Sorgen, wie sie es aufnehmen würde. Es fühlte sich merkwürdig an, und ich erinnere mich an den höchst zweifelnden Ausdruck auf Juliettes Gesicht. Fast als wolle sie fragen: Weißt du eigentlich, was du da machst? Worte wurden nicht gesprochen – es lief alles über die Augen, aber ich hoffte, dass sie verstand, was ich sagte: Ja, ich weiß es.«

    Wie zuvor angedeutet, kann Limerenz ebenso eine Quelle großen Unglücks als auch des Vergnügens sein. Es ist möglich, dass das Objekt uns völlig fremd bleibt oder dass es sich um einen Bekannten handelt, der sich unserer Gefühle aber nicht bewusst ist. Sogar unter solchen unzuträglichen Umständen kann die Limerenz noch gedeihen und sich entwickeln: Samantha besuchte einen Sprachkurs und verfiel mit Haut und Haar ihrem Lehrer: »Die Art, wie seine gebräunten Muskeln sich spannten, wenn er den Arm ausstreckte, um etwas an die Tafel zu schreiben; das Muster der krausen schwarzen Haare auf seinem Arm, wenn er sich über meinen Tisch beugte, um eine Übung zu korrigieren; wie er sich mit den Fingern durch sein dichtes, schwarzes Haar strich. Selbst wenn er 100 Jahre alt würde, Geheimratsecken bekäme er nie.« Samantha begann eine Reihe komplizierter Szenarien dafür zu erdenken, wie sich eine Beziehung entwickeln könnte: »In meiner Lieblingsversion ging mein Auto nach dem Kurs kaputt, und der Reparaturdienst war nicht in der Lage, innerhalb der nächsten fünf Stunden zu kommen. Also bot er mir an, mich nach Hause zu fahren. Nur ging dann sein Auto mitten im Wald kaputt – ein merkwürdiges Detail, da ich in der Stadt wohne – und ein Handy hatte keiner von uns. Unsere einzige Hoffnung auf Rettung wäre ein vorbeifahrendes Auto, aber auf dieser verlassenen Straße kam niemand vorbei. Also mussten wir uns zusammenkuscheln, um uns zu wärmen.« In Wirklichkeit war Samantha zu schüchtern, um ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen, und so oder so war ihr Lehrer verheiratet. Doch noch Jahre später kann der Geruch eines Schulkorridors – »eine seltsame Mischung aus Bleiche, ungewaschenem Turnzeug und Kreide« – in Samantha lebhafte Erinnerungen wachrufen, die ebenso machtvoll sind wie die, die wir mit langen Beziehungen assoziieren.

    Es ist wichtig, dass wir dieses neue Wort für diese intensiven Gefühle verwenden. Erstens, weil bei der Limerenz ein Verhalten an der Grenze zum Wahnsinn, wie es den ersten Phasen

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