Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Necromander
Necromander
Necromander
Ebook524 pages6 hours

Necromander

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Das Land Markhermannien auf dem Kontinent Oiropaa:
In jungen Jahren verliert Pearce Malthorne, der Nekromant,
seine Familie in den Wirren des Bauernaufstandes.
Nach Jahren der Sklaverei bei den Honglongs kehrt er
zurück in seine Heimat, um für seine Freiheit zu kämpfen,
Rache an seiner getöteten Familie und seiner geraubten
Kindheit zu nehmen.
An seiner Seite seine Gefährten der kleine Racker,
das Skelett einer Ratte, und Robert von Beimherg,
ein sprechender Schädel.
Mit den beiden zusammen macht sich der Nekromant auf
seine Abenteuer zu erleben, eine Armee aufzubauen
und eine Gemeinschaft zu gründen.
Wäre da nur nicht Gra’wulf Schwarzdolch. Einer der wenigen
Barbaren der mit Barbaricum Laude unter dem Größten aller
Kämpfer abgeschlossen hat: Konan.

Eine aberwitzige Geschichte wie sie so noch nie erzählt
worden ist.
Erfahre wie ein Tisch in der Wand steckenblieb und wie es
dazu kam.
Erkenne warum der Bau der Elbphilharmonie scheitert
und die Elben sich zurückziehen.
Erlebe wie ein Krieg wegen einer halben Badewanne
ausgelöst wird und lerne die vielen Wegbegleiter des
Nekromanten kennen.

LanguageDeutsch
PublisherJ. K. Tauber
Release dateDec 6, 2014
ISBN9783981703740
Necromander
Author

J. K. Tauber

Der Autor Jakob Tauber wurde 1985 in München geboren und ist im Chiemgau in Bayern aufgewachsen. Er studierte an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation das Fach Film und Fernsehen und schloss das Studium 2011 erfolgreich ab. Seit 2011 ist er als Filmemacher selbstständig. In seiner Freizeit kam ihm die Idee für die Geschichte über den Necromander. Necromander – Ruf der Freiheit ist sein erstes Fantasybuch seiner Markhermannier-Reihe.

Related to Necromander

Related ebooks

Fantasy For You

View More

Related articles

Reviews for Necromander

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Necromander - J. K. Tauber

    LTV

    Jakob Tauber | Lightning Tauber Verlag

    Brudermühlstr. 46

    81371 München

    © 2014 Jakob Tauber

    Umschlag: Jakob Tauber

    Form: ePub

    ISBN: 978-3-9817037-4-0

    Für alle die ihre Reise begonnen haben

    Für meine Familie und Geschwister

    Über den Autor:

    Der Autor J.K. Tauber wurde 1985 in München geboren und ist im Chiemgau in Bayern aufgewachsen. Er studierte an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation das Fach Film und Fernsehen und schloss das Studium 2010 erfolgreich ab. Seit 2011 ist er als Filmemacher selbstständig. In seiner Freizeit kam ihm die Idee für die Geschichte über den Necromander.

    Necromander – Ruf der Freiheit ist sein erstes Fantasybuch seiner Markhermannier-Reihe.

    NECROMANDER

    J. K. Tauber

    Personenverzeichnis

    Pearce Malthorne, ein Nekromant und unser Held

    Robert von Beimherg, ein sprechender Schädel

    Der kleine Racker, eine untote Ratte

    Gra’Wulf Schwarzdolch, ein Barbar

    Necros Diavolos, ein böser Nekromant

    Fett-Phil, ein weiterer Nekromant und Freund von Pearce

    Robin von Luchsley, ein Dieb

    Esme und Anita, zwei Hexen

    Kurfürst Karl

    Gustav von

    und zu Mittroch, ein Fürst und Landeshalter

    Baron LeBauer, Baron Gerwalt zu Johenfinden, Baron von Ginstram-Roric,

    drei Barone

    Bodo, der Baumeister, ein Schmied, ein Bauer mit Kindern

    weitere Bevölkerung,

    ein König, mehrere Geheimräte,

    der gewöhnliche Mord- und Straßenmob

    1

    Wiederauferstehung

    ER ATMETE TIEF ein. Dann atmete er lange aus. Durch den Schneidersitz spürte er ein Jucken in seinen Kniekehlen.

    Vor ihm lag das Skelett eines lange verstorbenen Soldaten. Leere Augen starrten ihn an.

    Der Wald um ihn herum schien still auf ihn zu warten. Keine Vögel zwitscherten. Unter sich spürte er die feuchte Erde. In der Ferne hörte er ein Kinderlachen.

    Langsam setzte er seinen Atem tiefer. Seine vernarbten Hände formten aus Daumen und Zeigefinger ein O. Sein Herz pochte kaum mehr. In seinem Körper spürte er wie sich seine Seele von seinem Körper zu lösen begann.

    Der Teppich unter ihm zeigte mit der Spitze des Pentagramms auf den toten Krieger der angelehnt am Baum lag. Von einem verrosteten Metallgerüst hingen die knochigen Arme runter und lagen auf dem gelben Laub. Die Zeit hatte vom roten Waffenrock des Soldaten nichts mehr übrig gelassen. Der Zauberer konnte nur erahnen wie der Kämpfer mal ausgesehen hatte.

    Er begann sich weiter zu konzentrieren. Der Hexer schloss seine Lider. Vor seinen Augen wurde es schwarz. Er war auf dem richtigen Weg. Die Erde um ihn herum schien zu verschwinden. Vor ihm öffnete sich ein Licht. Ja. Der Bardhu war nahe.

    Aufrecht stand er nun vor dem gefallenen Krieger.

    Er bereitete sich auf den Seelenbund vor.

    Im Licht sah er nun viele Soldaten um ihn herum. Doch keiner von ihnen sah dem Skelett ähnlich. Vor seinem inneren Auge stellte er sich die Situation im Wald vor.

    Die Soldatenreihen lichteten sich. Langsam ging er nach vorne.

    Dann sah er den Soldaten. Dieser trug einen roten Wams. Auf seiner Brustplatte erkannte der Zauberer einen Adler. Im Gesicht der letzten körperlichen Resonanz des Kriegers sah er einen feinen Bart. Hellblau leuchtende Augen schauten ihn an.

    Er streckte seine Hand aus und schloss sie um das Gesicht des Soldaten. Das Licht wurde noch heller.

    Ein leichter Windhauch zog auf. Das Laub um den Krieger bewegte sich sanft.

    Die vernarbte Hand streckte sich aus. Die Finger schlossen sich um den Kopf des Kriegers.

    Vor seinem inneren Auge sah er wie der Soldat in die Position zusammen sank in der ihn auch der Nekromant gefunden hatte. Um ihn herum schien eine Sonne aufzugehen dass Pearce fast blind wurde. Der Krieger wurde immer durchsichtiger.

    Die Finger um den Schädel zogen sich fester zusammen.

    Blauer Schimmer formte sich um die spinnenartigen Finger des Hexers.

    Nochmals atmete er tief ein. Mit dem Ausatmen begann er den Geist des Soldaten auf den Körper zu legen.  Zuerst den Kopf, dann den Körper, dachte er sich. Wie zwei Schablonen lagen nun die Seele und der Körper des Kriegers übereinander. Der Kiefer verschmolz mit dem Kiefer den das Seelenbild noch hatte.

    Ein eisiger Schauer legte sich über den vernarbten Rücken. Frostblumen begannen sich auf den rostbraunen Schutz des Gefallenen zu kristallisieren.

    Vor seinem inneren Auge wurde es heller. Viel zu hell. Er schaute sich um. Panik breitete sich aus. Würde er wieder seine Silberlinie finden?

    Er sendete ein stummes Echo los. Sein Körper antwortete. Um das Licht herum wurde es wieder dunkler. Nochmals sendete er sein Echo los. Der Lichtkegel vor ihm wurde kleiner. Nochmals. Der Lichtkegel wurde enger.

    Er fühlte sich schmutzig. Jedes Mal wenn er in das Zwischenreich gegangen war, fühlte es sich so an.  Das war er zwar auch tatsächlich, aber wie jedes Mal war es wieder etwas anderes am Leben zu sein. Die Wärme auf der anderen Seite konnte nichts Irdisches erreichen.

    Langsam öffnete er seine Augen. Langsam nahm er die Hand vom Schädel des Soldaten.

    Seine Lippen formten zwei Worte:

    »Erhebt euch.«

    Nichts passierte.

    »ERHEBT euch!«, probierte es der Hexer lauter.

    Nichts geschah. Er begann sich umzuschauen. Hatte er etwas falsch gemacht? Er ging in seinem Geiste die ganzen Schritte durch. Alles hatte gepasst.

    Die Vögel in den Bäumen nahmen ihren Gesang auf.

    Enttäuscht stand er auf und machte sich daran sein magisches Utensil aufzuräumen. Den zusammengerollten Teppich legte er in seinen Ledertornister. Mit einem sachten Wurf, platzierte er diesen auf seinem Rücken. Nachdem dieser sicher verschnürt war, erhob er sich. Der Hexer ging einen Schritt weit weg. Immer noch nichts. Nach einem weiteren Schritt blickte er wieder zu dem stummen Skelett. Nichts rührte sich.  Er drehte sich herum und war gerade dabei loszugehen, als hinter ihm eine leere Stimme nur sagte:

    »Was ist euer Befehl, mein Fürst?«

    Hatte es etwa geklappt? Er drehte seinen Kopf und schaute zu dem Gefallenen

    Der Kopf des Skeletts schaute sich um.

    »Erhebt euch. Dies ist mein erster Befehl an euch.«

    »Mein Fürst. Ich spüre mein Herz nicht. Meine Arme und Beine auch nicht.

    Ich würde gerne eurem Befehl Folge leisten.«

    Verdammt. Es hatte nicht ganz geklappt. War er nicht fokussiert genug gewesen. Was sollte er nur mit einem Kopf machen? Er brauchte einen ganzen Soldaten. Am besten noch ein ganzes Heer. Rache würde sein Ziel sein. Er würde die Welt verändern.

    Er würde sie gleich machen. Die Leute bestrafen die ihm all das angetan hatten.

    »Soldat. Wie ist dein Name?«

    »Mein Fürst, mein Name ist Robert  von Beimherg. Tapferer Diener unter Captain Walther von Reichenbach.«

    »Gut. Robert ich habe eine Idee. Sie wird euch aber nicht gefallen.«

    »Euer Wunsch sei mein Befehl. Doch wer seid ihr?«

    Mit seinen Händen umschloss nun der Totenbeschwörer den verfaulten Hals. Er drehte den Schädel schnell nach links dann nach rechts. Es knackte.

    Er hob den Schädel auf seine Augenhöhe.

    »Körper oder nicht Körper. Willkommen im neuen Leben. Robert von Beimherg.

    Ich bin Pearce Malthorne. Dein neuer Herr und Meister. Ihr seid der erste meiner neuen Armee die ihr mir ermöglichen werdet.«

    Der Nekromant verbeugte sich mit dem Schädel auf der Hand.

    »Mein Fürst. War ich etwa gestorben?«

    »Robert, ich muss euch leider mitteilen, ja. Eure Armee hat die Schlacht verloren. Die Leute aus dem Dorf in der Nähe sprachen davon, dass ihr hier liegen würdet.«

    Er drehte seine Hand mit dem Schädel auf das Skelett das am Baum lehnte.

    Robert fiel der Kiefer herunter und landete im Dreck.

    Pearce ging in die Knie und hob den Kiefer auf. Schnell steckte er den Kiefer wieder an seinen Platz.

    »Mein Fürst. Wie soll ich euch so dienen? Kein Fleisch, keine Muskeln. Keine Kraft. Nur Knochen. «

    »Guter Robert, ihr könnt mir helfen wo befand sich zum letzten Mal eure Armee.«

    »Mein Fürst, meine Erinnerung an die vergangenen Schlachten sind scheint’s mit mir verloren gegangen. Ich erinnere mich nur noch an den Moment an dem ich mich an den Baum anlehnte.«

    »Guter Robert. Versucht euch zu erinnern. Sobald ich mich wieder besser fühle werde ich versuchen euch euren Körper zu geben.«

    Pearce hörte ein lautes Kinderlachen hinter sich verstummen.

    Vier Kinderaugen schauten mit offenen Mündern auf den Mann mit dem sprechenden Schädel. Kurz schauten die beiden sich an. Dann schauten sie beide auf die schwarze dünne Gestalt mit dem weißen Schädel in der Hand. Sie begannen zu schreien.

    Wieder fiel der Kiefer von dem kahlen Schädel zu Boden.

    Pearce drehte sich zu seinen Beobachtern. Seine Augen wurden größer. Verdammt. Das Kindergeschrei würde Dorfbewohner anlocken.

    Mit dem Kiefer in seiner Hand,  zog er seinen schwarzen Guggel über den Kopf. Schnell rannte er von der Lichtung und lief tiefer in den Wald hinein.

    Im Sprint packte er Roberts Schädel in seinen Beutel am Gürtel.

    Er lief so lange bis es in seiner Lunge brannte.

    Pearce Herz klopfte immer noch heftig als er stoppte. Er sank in die Knie und ließ langsam Luft in seine Lungen kommen. Die Auferweckung, und der Schreck war erst mal genug.

    Warum war er eigentlich weggelaufen? Er hätte den Kindern Angst machen können, doch das hätte eher wieder Aufmerksamkeit auf sich gezogen und wenn herausgekommen wäre, dass er einen Toten lebendig machen konnte wäre er schneller auf dem Scheiterhaufen gelandet ehe er »Friede sei mit euch.«, hätte sagen können.

    Ein Knurren seines Magens machte ihm deutlich dass der Lauf seinen Tribut forderte. Lange hatte er nichts gegessen. Abgesehen in der Früh ein kleines Stück hartes Brot, das ihm ein Bäcker schenkte, nachdem er  auf die Narben an seinem Arm gestarrt hatte.

    Er holte seinen Trinkbeutel hervor und nahm einen kleinen Schluck zu sich. Mit dem kühlen Nass, breitete sich Frische in seinem Körper aus.

    Pearce verstaute sein Wasser und machte sich auf die Suche nach einer Straße.

    Diese würde unweigerlich in die Zivilisation führen. Früher oder später.

    Im Aufstehen griff er in den Lederbeutel an der Hüfte. In seinen Händen glitten die zwei Taler und zehn Kupfer leicht hin und her. Das würde ihm zumindest gewährleisten, dass er sich in einem Gasthaus auf seiner Route ein gutes Mahl gönnen konnte.

    Anfangs waren es noch 14 Taler gewesen, doch die Information über den Soldaten hatte ihn recht viel gekostet. Dazu noch der Lederwams und seine erste richtige schwarze Lederhose. All das war ins Geld gegangen.

    Fürs erste würde es reichen, wenn er es gescheit anstellen würde.

    Nach kurzer Wegstrecke durch die Tannen fand er noch vor Einbruch der Dunkelheit Kies der ihm im Mondlicht entgegen schien.

    »Am Anfang war das Ende.

    Zumindest ein Teil davon. »

    Dachte sich Priester Pitarni als er in sein Fruchtsorbet biss.  Süß, wanderte der zitronige Geschmack an Gaumen hinab. Ein Dessert zum Anfang des Essens erwies sich doch nicht als das wahre Glück. Neben sich am Tisch huschten seine Augen über die Grünen Uniformen der Soldaten des Königs. Anscheinend waren diese grade erst angekommen. Das sah er an dem vielen Schlamm auf ihren Gamaschen.

    Diese würden den aufständischen Bauern das Fürchten lehren. Der silberne Totenkopf auf ihren Tschakos sprach darüber Bände. Für jeden Toten gab es einen Knochen mehr neben dem scheinenden Schädel. Dies war zumindest die Legende die sich das Volk erzählte.

    Wären die Narren doch nicht auf die Idee gekommen zu rebellieren, aber nein, sie wussten es besser. Was war schon ein Kind, für die Armee und den letzten Sohn auf dem Hof zu haben, für ein kleiner Preis um am Leben zu bleiben.

    Doch sie mussten sich ja dagegen wehren. Was für eine dumme Idee. Die Königlichen Truppen würden alle Aufmüpfigen niederstrecken. Ohne Gnade. Wenigstens einen von ihnen würde er jetzt noch warnen. Dieser schien ein kluger Mann zu sein. Er hielt sich raus aus Kämpfen, bestellte sorgsam seinen Hof und zwei liebenswürdige Kinder, neben einer guten Frau hatte er auch. Dachte sich der Pater während er mit dem Kupfer in seiner Tasche spielte.

    »Bedienung. Zahlen.« Kam es aus seinem Mund.

    Die Kupfer in der Hand reichte er der Schankmagd.

    Schnellen Schrittes machte er sich am Wegesrand auf in die anbrechende Nacht. Ein Kauz krächzte durch das Schwarz. Ein Stechen zog kurz seinen Brustkorb. Kurz schloss er die Augen. Seine Hand glitt an seine reichlich gefüllte Brust. Im nächsten Moment sank der Leib des Padres ins feuchte Gras.

    Endlich hatte Gra’wulf es geschafft. Er war in die Höhle des Löwen gegangen. Wobei ein Löwe recht harmlos war. Löwen haben auch keine Tendenz in Höhlen zu leben. Eher in der Savanne. Aber das wusste er nicht.

    Heute Nacht würde er das Monster seiner Kindheit endgültig zur Strecke bringen.

    Seine Äxte waren nicht mehr so scharf wie am Anfang seines Auszuges in die Fremde, jedoch ausreichend stark genug um einen Stein zu spalten. Der Schöpfer seiner nächtlichen Alpträume würde den morgigen Tag nicht mehr erleben. Am Horizont bahnte sich mit einem Flirren ein Blitz den Weg in das Erdreich.

    Gra’wulf lies seine Äxte in seine Hände gleiten. Vieles hatte er dafür ertragen müssen. Blut lief an seinem Bein herab. Heute Nacht würde es zu Ende gehen.

    Der Donner rollte über ihn hinweg. Mit aller gebotenen Vorsicht schlich sich der Barbar weiter die Treppen hinauf. An einem offenen Türrahmen hoch oben im Turm sah er sein Ziel.

    Der Nekromant hatte sein grausames Ritual begonnen. Blaue Flammen schossen aus seinen Händen nach oben.

    Ein leichter kalter Schauer zog sich über den Rücken von Gra’wulf. Seine Hand umschloss fest den Schaft der Axt.

    Mit einem lauten Schrei warf er seinen Körper durch die angelehnte Tür.

    Nicht weit von dem leblosen Leib des Paters rennt ein kleiner Junge, so schnell ihn seine kurzen Füße tragen, auf einen Hof zu. Die barfüßigen Schritte bohren sich in das Feld auf dem sich grüne Blätter an der Sonne laben. Seine grünen Hosen sind durch den aufgewirbelten Schmutz schon am unteren Ende braun. Die Hühner weichen seinem Lauf aus. Wenige Ellen vor einem großen stämmigen Mann, mit einem langen Bart kommt das Kind zum Stehen.

    Seine Kleidung ist nichts weiter als verschmutztes Leinen. Seine Hände sind braun wie die Erde, die sie bestellen. Am Horizont begann sich die erste der beiden Sonnen auf ihren täglichen Weg zu machen.

    »Pearce,  was hab ich dir übers Rennen gesagt?«

    »Nicht sobald ich aus dem Wald heraus bin, Vater.«, hechelt dabei der Junge. »Aber Herr Vater dies ist ein Notfall.«

    »Welche Art davon?«

    »Ein Priester liegt am Wegesrand, kurz hinter ihm waren ganz viele Soldaten in grünen Uniformen.«

    Eine Frau schlägt auf dem kleinen Hof das Feuerholz klein. Erste graue Haare ziehen sich durch ihr nachtschwarzes Haar. Umgeben von Holzscheiten wandert ihre Hand nach oben und lässt den Axt Kopf durch den Restbaum gleiten. Ihr grüner Arbeitsrock ist voller Holzsplitter gesprenkelt.

    In der Ferne wieherten Pferde.

    Er winkt seiner Mutter zu. Sein Vater schaut zu dem Jungen. Er lächelt.

    Der Galopp der Pferde wird lauter. Mit klimpern und klappern erreichen sie den Hof.  Ohne zu stoppen zieht der erste Reiter seinen Säbel.

    Der Streich zieht durch den Hals und der Kopf der Bäuerin fällt zu Boden.

    Für den kleinen Jungen läuft die Zeit langsamer.  Ihre leblosen Augen schauen schreiend den Jungen an.

    »Mama!«, brüllt Pearce in die still stehende Luft. Einer der Berittenen zieht seine Armbrust. Der Bolzen grinst dem Jungen tief ins Gesicht.

    Im nächste Moment wirft sich der Vater über ihn. Über dem Jungen zuckt er noch kurz zusammen. Pearce schaut nach oben und sieht wie liebevolle Augen, langsam immer glasiger werden. Der Kopf des Jungen fällt zur Seite. Seine Augen sind weit geöffnet. Er schaut auf sein Zuhause.

    Brandpfeile bahnen sich einen Weg in das Dach und in den Schober. Im Haus hört er seinen kleinen Bruder schreien. Immer lauter. Dann hört er nichts mehr, während die Flammen schon bis zum obersten Geschoss reichen.

    Die grünen Reiter ziehen weiter. Sie lachen. Leise hört er noch den Kavalleristen, »ich hätte mir mehr Widerstand erwartet.«, freudig sprechen.

    Alles um den kleinen Jungen wird dunkel. Als er wieder seine Augen öffnet steht der Mond groß am Himmel.

    Die runde helle Scheibe erreichte das Ende Firmament seiner Runde. Lange hatte Pearce zum Mond geschaut. Seine beiden Ledertaschen hatte er an ein kleines eisernes Kreuz am Wegesrand gehängt.

    Aus einem kleinen Beutel breitete er all die kleinen Knochen der Ratte aus.

    Der Beschwörer konzentrierte sich auf die Seele des Nagetiers.

    In all dem Licht schaute er nach unten zu all den anderen Wesen, wie Hunde, Katzen, Ratten, Mäuse. Eben alles was nicht höher war als sein Knie.

    Er konzentrierte sein inneres Auge stärker auf die Erinnerungen mit der Ratte. Wie sie sich das Essen geteilt und in seinen Arm gekuschelt hatte als das Schiff ein paar Eisschollen umfuhr.

    Eine Ratte aus einem ganzen Pulk richtete sich auf und fing an zu schnüffeln. Zurück auf allen vieren machte sie sich auf den Weg zu Pearce.

    Er öffnete seine Hand. Die Ratte stieg darauf. Behutsam legte er die Rattenseele auf ihren Körper. Im weißen Licht versuchte er die Punkte zu verbinden.

    Für einen kurzen Moment, nicht länger als ein Blitz, schien das Leben wieder in den skelettierten Fellträger einzutauchen. Die Knochen kehrten zu ihren eigenen Plätzen zurück, wie ein Magnet mit einem Südpol zu seinem Nordpol.

    Sein Wille schien zu wirken. Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob er alles richtig gemacht hatte.

    Mit der Frage im Kopf brachen die Rattenknochen auseinander. Pearce lies seinen Kopf sinken.

    Er musste sie doch aneinander fixieren können ohne dass sie dabei ihre Beweglichkeit verlieren würden.

    Mit der Handfläche fuhr er über die Knochen um noch die Erinnerung bei sich in seinem Körper zu speichern. Leblos lagen erneut die Knochen vor ihm.

    Erst Tage später bekam er die Antwort für sein Problem als eine Gruppe Schausteller an ihm vorbeizog. Diese hatten in ihrem Tross mehrere Marionettenspieler die mit ihren an Fäden befestigten Gefährten sich mehrstimmig über ihre Stücke unterhielten.

    Das war seine Lösung, alles was er jetzt noch brauchte war passendes Werkzeug um die Knochen zu durchbohren. Vor allem musste es klein sein.

    Der Weg zog sich noch viele Kilometer vor sich hin. In der Dunkelheit ging er langsamer als es ihm lieb war, obwohl sich seine Augen daran schon gewöhnt hatten.

    »Mein Fürst, sind wir bald an unserem Ziel?« Murmelt es aus dem Beutel an Pearces Hüfte hervor.

    »Robert das kann ich euch grad nicht genau sagen.« Sprach er fast mit sich selbst.

    Nach weiteren 20 Minuten Marsch kamen sie an einem Gasthof der sich hinter vielen dichten Eichen versteckte. Gott sei Dank hatte er das Licht einer Postkutsche gesehen, das er kurz hinter einer Eiche aufblitzen sah.

    Bei seiner Ankunft wunderte er sich über den  Namen des Hofes.

    Ein Baum mit den groben Linien einer Postkutsche dahinter war über dem Türstock angebracht. Gasthaus Zur Unauffindbaren Postkutsche. Ein guter Name. Man würde es auch kaum finden, wenn man nicht wusste wo es sich befand.

    Mehrere Kutschen standen vor dem Eingang. Ebenso viele Knechte kümmerten sich wohlwollend um die Pferde indem sie diese striegelten oder Futtersäcke umbanden. Eine Gruppe von Kutschern stand um eine größere Postkutsche die scheint’s in Salz eingelegte Güter transportierte. Weiter hinter den Eingang entleerten gerade die Fahrer ihre Blasen. Ihre Bärte hatten die verschiedensten Formen, von hängend bis über die Haare gebunden. Viele von ihnen schienen auch mehrere Baumstämme gestemmt zu haben, da ihre Oberarme die doppelte Größe von Pearces Oberschenkeln hatten. Der Geruch von Urin verbunden mit Matsch zog zu dem Nekromanten. Das wenige Brot stieg Pearce fast wieder im Hals nach oben.

    Der Hexer ging zur Pforte. Eine magere Frau, die mehr Haare auf den Zähnen als auf dem Schopf trug, tauchte hervor. Mit ihrer Nase hätte man Granit schneiden könne, so klein war diese. Dazu noch große Augen die gegen den Rest des Körpers, wie zwei herausstehende Monde wirkten.

    »Wenn ich ihr wärt, würde ich dort nicht hingehen.«

    »Warum nicht?«

    »Nun an diesem Ort wird gespurt wenn es die Wirtin will. Egal was ihr macht.«

    »Mir ist mein Schlaf wichtiger als die Regeln.«

    »Euer Fehler, werter Mann.«

    Dann stieg die Dame in eine der langen Kutschen ein. Pearce zählte viele Achsen und noch mehr Pferde.

    Der Hexer betrat das dreistöckige Haus. Im Flur kam ihm der Geruch von frisch gebratenem Fleisch entgegen, vermischt mit Alkoholdämpfen die in der Luft schwebten. Das Ganze vermischte sich mit dem schweißigen Dampf des Schankzimmers. Ein süßer Duft von dicken, süßen Pfannkuchen, geräuchertem Fisch und frisch gegrilltem Ochsen waberte durch die Tür als er diese öffnete.

    Als er in den Gästebereich betrat, sah er noch mehr Postkutscher. Alle tranken sie aus  ihren Bierhumpen. Einige schauten aus der Ferne in den Kamin wo die Flammen ihren hitzigen Tanz abhielten.

    Die einzige schwarze Gestalt ging an die Theke am Eingang des Raumes. Hunderte Tierschädel hängen an den Wänden und schauten leer auf die Gäste.

    »Was verlangt ihr für ein Bier und eine große Ochsenhaxe?« fragte Pearce.

    »Fünf Kupfer, Schnuckelchen.«

    Ah, wieder so ein harmloses Wort. Er war der Nekromant und kein Schnuckelchen. Aber gut, sie war nur eine Magd. Später, wenn er seine Armee haben würde, käme sie nicht umhin ihm zu dienen, malte sich der Nekromant in seiner Vorstellung aus. Warum sollte er sie also seine Macht spüren lassen. Sie wollte ihm ja nicht schaden, also würde er es über sich ergehen lassen.

    Bier floss aus dem Fass direkt in die Humpen.

    »Gut, nehme ich.« Schoss es aus ihm heraus.

    »Gut, dann sucht einen Platz. Ich bringe es euch dann vorbei, Schnuckelchen.« Die Magd reichte ihm seinen Humpen.

    Pearce suchte sich einen Platz nah am Feuer. Das Leder seiner Rüstung wurde angenehm warm. Einen Moment später hatte er die größten Knödel, in einer dunklen Sauce schwimmend, mitsamt einer Haxe auf dem Teller, die jeden Riesen satt gemacht hätte. Gemütlich griff der Hexer zu.

    Als sein Magen nicht mehr wollte, zog der Blick des Hexers in die knisternde Glut.

    Wärme. Hitze. Feuer. Feuer überall.

    Das Haus in dem er aufgewachsen war, brannte lichterloh. In seinen Ohren klingen noch die Schreie von seinen Geschwistern, die es nicht hinaus geschafft hatten. Sein Vater lag über ihm. Ein Pfeil steckte in seinem Rücken. Doch die Spitze hatte sich bis zur Brust des Jungen durchgebohrt. Ein blutiger Fleck auf dem Hemd markierte den Austritt aus dem Körper. Die Pfeilspitze hatte sein Hemd über dem Hemd durchgeschnitten. So zog er einen kleinen roten Faden nach sich als er unter seinem Vater herauskroch.

    Lange kniete er vor seinem Vater. Sein allertiefster Wunsch war, das er sich wieder rühren würde, doch das tat er nicht. Ein kleiner Sturzbach der Trauer entlud sich über dem Körper seines Beschützers.

    Krachend fiel das Haus in sich zusammen. Ein komischer Geruch lief in die kindliche Nase. Ein Gestank den er nicht mehr aus seinem Kopf kriegen würde.

    Mit rot verheulten Augen richtete er sich auf. Vor dem Schober lag seine Mutter. Der abgeschlagene Kopf schaut glasig auf das Kind.

    Pearce versuchte nicht hinzusehen. Durch das was er sah, begann es fürchterlich in ihm zu brodeln. Wer auch immer dafür verantwortlich war. Er würde es dem Verantwortlichen bis auf den letzten Blutstropfen heimzahlen. Das schwor er sich. Dann rannte er in den Wald.

    Erst als seine Füße schmerzten, legte er sich an eine tote Baumwurzel.

    Sein Kopf lag immer noch auf der Lehne als er wieder die Augen öffnete. Immer noch war er in dem Gasthaus. Sein Humpen war immer noch fast voll. Nur die Schaumkrone hatte sich schon lange im Bier aufgelöst. Selbst seine Mahlzeit war schon für ihn abgeräumt worden. Pearce nahm einen großen Schluck zu sich und ertränkte darin das Vergangene.

    Müdigkeit übernahm ihn. Mit trägen Schritten ging er wieder an die Theke.

    Die Bedienung war grade dabei ein neues Fass anzustechen.

    »Werte Dame, wo kann man hier nächtigen?«

    Mit einem Ploppen stieß sie den Zapfhahn in das runde Holz.

    »Oben auf dem Stock für einen Silber die Nacht. Doch im Stall und wenn ihr euch zu mir legen wollt, dies ist umsonst. Doch müsst ihr noch wissen dass wir hier ein ordentliches Gasthaus sind. Zur letzten Stunde des Tages gehen wir alle in unsere verdiente Bettruhe. Niemand macht hier irgend etwas. Wollt ihr noch das Zimmer?«

    Ein kleiner Schock fuhr durch Pearce, der ihn wieder wacher machte.

    Er hob kurz den Finger. Dann schaute er in den Beutel den er dem toten am Wegesrand abgenommen hatte. Zwei Silber waren in seiner Hand und schauten ihn glitzernd an.

    »Das Zimmer es ist.« Antwortete er.

    »Sobald ein Zimmer frei ist, sage ich euch Bescheid.« Antwortete gelassen die Frau.

    »Karl, schau mal nach nem Zimmer für den jungen Herrn!« Fing die Bedienung an zu schreien, während sie wieder einen neuen Bierhumpen aufgoss. Vögel am Ende des Waldes stießen von dem Lärm in den Himmel.

    »Was? Ein Zimmer. Willst du dich etwa umbringen?« Schrie es zurück vom anderen Ende des Hofes.

    »Schau doch einfach, du Dummbatz!« Kam wieder ihre Antwort.

    Pearce verkroch sich derweil hinter seinem Bierhumpen und schob sich zurück in den Stuhl ans wärmende Feuer.

    Knarzend hörte er kurze Zeit später jemanden die Treppen hochsteigen. Kaum eine Minute später eine Türe aufgehen und dann klang es so als würden mehrere Personen die Treppe herunterfallen.

    »Euer Zimmer ist nun fertig.« Sprach die Wirtin ruhig den Nekromanten an.

    Pearce erhob sich und stieg über zwei Körper die betrunken im Flur lagen, in sein gemietetes Reich.

    Im Zimmer angekommen stellte er  wie in Trance den Humpen und den Beutel mit dem Schädel auf einen kleinen Tisch am Fenster. Eine halbe Kerze brannte sich darauf durch die Nacht. Müde setzte er sich auf Stroh gefüllte Laken, indem er fast darin versank.

    Der Leinenstoff roch noch etwas nach menschlichem Schweiß. Aber dem Nekromanten war das egal. Immerhin würde er seit langer Zeit endlich wieder angenehm schlafen können.

    Als sich seine Augen schlossen hörte er es an der Wand zum Flur hin rascheln.

    Seine Augen schnellten auf. Zögerlich stand er wieder auf.

    Mit einem gezielten Griff nahm er Robert aus seinem Beutel, rammte den Kiefer in den Schädel und legte ihn auf den Tisch. Aus dem Fenster heraus sah er die Lichter der ankommenden Postkutschen.

    Mit leeren Augen musterte Robert den Raum. Der Nekromant legte sich zurück in sein Stroh gefülltes Nest.

    »Mein Fürst, was gedenkt ihr zu tun?«

    »Das weiß ich noch nicht so genau.«

    »Aber mein Fürst, ihr müsst doch einen Plan haben.«

    »Noch habe ich keinen. Außer ihr könnt mir sagen wo sich eure Armee befand. Dann könnte ich zumindest etwas versuchen.«

    »Lasst mich überlegen mein Fürst.«

    Je mehr Robert sprach umso mehr bewegte sich der Schädel an die Tischkante.

    »Zuerst muss ich auf jeden Fall euch und den kleinen Racker zusammenflicken.«

    »Das scheint doch schon mal ein guter Schritt zu sein mein Fürst. Was gedenkt ihr weiter zu tun?«

    »Das übliche. Leben, versuchen nicht zu sterben und im besten Falle freier zu leben.«

    »Frei zu sein, wird aber schwer mein Fürst.

    »Ich habe nie behauptet, dass dies leicht sein wird.«

    »In meiner Einheit fühlte ich mich frei. Soweit ich mich erinnere.«

    »Ja? Warum das? Gebt mir Antwort.«

    »Ich will es versuchen, mein Fürst.« Sagte der Schädel, der fast vom Tisch gefallen wäre wenn ihn sein Herr ihn nicht kurz davor im Flug noch abgefangen hätte.

    »Habt dank, mein Fürst.« Pearce legte den Schädel an die Wand am Ende der kleinen Tafel.

    »Meine Einheit war gut. Jeder durfte so verrückt sein wie er nur wollte. Alles was man machen musste war zu richtigen Zeit am richtigen Ort sein.«

    »Im Kampf.«

    »Wohl eher denn in den Tavernen und hiesigen Tanzhäusern.«

    »Ihr erinnert euch daran, aber nicht wo eure Einheit verloren gegangen ist?«

    »Nun man muss sich  zuweilen doch auf die schönen Sachen im Leben konzentrieren.«

    »Da ist was dran, aber eine Armee zu haben die auf mein Kommando hört wäre mir dienlicher.«

    »Mein Fürst ich werde versuchen mich zu erinnern. Meine Schuld ist noch nicht abgegolten dass ihr mich wieder zurückgebracht habt.«

    »Hier wird nicht mehr gesprochen! Jetzt ist Ruhezeit!« Schallte es hinter der Tür laut hervor.

    Pearce lies sich nur ungern den Mund verbieten. Immerhin hatte er ja für das Zimmer bezahlt.

    »Gute Frau, ich lass mir doch von niemandem sagen wann ich zu schlafen habe.« Schrie der Nekromant nach draußen.

    »Dies ist unser Haus und nicht eures! Wenn es euch nicht gut genug ist dann schlaft doch woanders!«

    »Ich bin willens hier zu schlafen gute Frau, aber noch nicht jetzt!!« Machte Pearce nochmal deutlich.

    »Soll ich euch eine scheuern dass ihr besser schlafen könnt!«

    »Nein, ihr seid auch nicht meine Mutter!«

    »Noch ein Wort das ich von euch vernehm und es gibt Morgen kein Frühstück für euch.«

    »Ist ja gut. Wenn es euer Wille ist.« Pearce gab nach. Vor allem die Option auf eine warme Mahlzeit am Tag wollte er seinem Magen nicht entgehen lassen.

    »Und Licht aus! Ich sehe den Kerzenschein unter jeder Tür.«

    Pearce schlich zur Kerze und blies diese aus. Dunkelheit machte sich um ihn herum breit. Kurz blieb er stehen bis sich seine Augen an die Nacht gewöhnt hatten. Als er die Umrisse grob erkannte machte er sich wieder auf den Weg in sein Bett.

    »Mein Fürst.« Flüsterte Robert so gut es ging für einen Untoten.

    »Ja, Robert.«

    »Danke und genießt euren Schlaf.«

    »Ihr genauso Robert.« Flüsterte Pearce zurück.

    Am nächsten Morgen ging der Nekromant ausgeschlafen und erfreut runter in die Gaststube. Von draußen lärmten die Postkutschen in die Gaststube.

    Dieselben Gäste von gestern hatten sich an denselben Plätzen wie am vorherigen Tag gesetzt.

    Pearce wandte sich an die Wirtin.

    »Gute Frau, wo kann man hier sich etwas anfertigen lassen?«

    »Meint ihr harten Stahl? Oder was soll es sein Schnuckelchen?«

    »Ich brauche etwas feines Werkzeug. Für…«

    Der Nekromant überlegte. «Für… für… mein Hobby.«

    »Oh, was macht ihr denn.«

    »Totenbeschwörung, Weltherrschaft und Fersengeldgeber.«

    »Hahaha, ihr seid lustig. Seit ihr euch sicher dass ihr nicht von einer Junkerszunft seid?«

    »Nein gute Frau, ich mein das ernst.«

    »Schnuckelchen, für Weltherrschaft seit ihr doch viel zu süß.«

    »Ihr werdet es noch sehen.«

    »Was werde ich noch sehen?«

    »Wie ich die Welt verändern werde.«

    »Das möchte ich erleben.«

    »Gut, wo finde ich denn nun Hilfe für mein Anliegen.«

    »Dies ist leicht. Am See hinter unserer Stätte wohnt mein Bruder. Mit seiner Schmiede betreut er die Kutschen der hier vorbeikommenden Fahrer. Im besten Falle kann euch dieser helfen.«

    «Habt dank, dafür gute Frau.«

    Der Nekromant ging zu den Speisen, die auf einem großen eichenen Holztisch aufgetischt waren. Grade als er sich an den Tisch stellte fingen die Mägde an abzuräumen.

    »Die Frühstückszeit ist leider um, probiert es doch morgen wieder.«

    »Aber- aber- ich habe doch mit Frühstück gebucht.«

    «Nun ihr seid leider zu spät gekommen. Frühstück gibt es nur bis zur vierten Kerze.«

    Die letzte Kerze auf dem Kerzenständer in der Mitte des Tisches erlosch in diesem Moment.

    »Das ist doch kein Service.«

    »Doch, dies ist es. Ihr habt leider nur zu lange geschlafen. Drum kommt morgen wieder.«

    »Morgen kann ich nicht mehr hier sein.«

    »Dann habt ihr leider Pech gehabt.«

    Der Magen des Beschwörers knurrte.

    Schweren Herzens verließ er den leeren Tisch und ging hinaus in die Natur.

    Vögel zwitscherten, Pferde trabten und galoppierten um den Beschwörer herum. Wie eine Bestie die darauf wartete ihr Opfer zu verschlingen erklang sein Magen.

    Über eine kleine Waldstraße erreichte der Beschwörer den See von dem die Wirtin gesprochen hatte. Weiter hinter erblickte er den aufsteigenden Rauch der sich von einem zweimannshohen Schornstein löste.

    Pearce ging weiter.

    An der Schmiede angekommen, musterte der Nekromant das kleine Häuschen. Rhythmische Klänge von aufeinanderprallenden Metall lockte den Hexer weiter voran. Lange Zeit musterte er den Schmied der in seiner Arbeit vertieft seinen Beobachter gar nicht bemerkt hatte.

    Die Verwandtschaft in diesen Graden schien äußerst hoch zu sein, dachte sich Pearce als er den Schmied erblickte.

    Von der Statur her war dieser auch nicht

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1