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Unter den Lebenden: PsyCop, #1
Unter den Lebenden: PsyCop, #1
Unter den Lebenden: PsyCop, #1
Ebook139 pages3 hours

Unter den Lebenden: PsyCop, #1

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About this ebook

Medium Victor Bayne, übersinnlich begabter Ermittler beim Psi-Corps der Polizei von Chicago, hält sich am liebsten diskret im Hintergrund, um keine unerwünschte Aufmerksamkeit auf die Tatsache zu lenken, dass er schwul ist.

Als er bei der Abschiedsparty seines früheren Partners mit dem gut aussehenden Jacob Marks anbandelt, einem PsyCop ohne paranormale Begabung ( auch „Stiff“ genannt) aus einem anderen Dezernat, scheinen die Dinge eine Wende zum Besseren zu nehmen. Doch da taucht ein unheimlicher Serienkiller auf – offenbar ein Mann mit tausend Gesichtern, denn alle Zeugen beschreiben ihn unterschiedlich.

Mordfälle aufzuklären ist ein Kinderspiel, wenn man die Opfer fragen kann, wer der Täter war. Aber dieser Mörder hinterlässt keine Geister.

LanguageDeutsch
PublisherJCP Books LLC
Release dateNov 18, 2014
ISBN9781935540717
Unter den Lebenden: PsyCop, #1
Author

Jordan Castillo Price

Author and artist Jordan Castillo Price writes paranormal sci-fi thrillers colored by her time in the Midwest, from inner city Chicago, to various cities across southern Wisconsin. She’s settled in a 1910 Cape Cod near Lake Michigan with tons of character and a plethora of bizarre spiders. Any disembodied noises, she’s decided, will be blamed on the ice maker.Jordan is best known as the author of the PsyCop series, an unfolding tale of paranormal mystery and suspense starring Victor Bayne, a gay medium who's plagued by ghostly visitations.

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    Unter den Lebenden - Jordan Castillo Price

    Unter den Lebenden

    Ein Kurzroman aus der PsyCop-Reihe

    PsyCop 1

    Jordan Castillo Price

    Unter den Lebenden. Copyright©2014 Jordan Castillo Price. Alle Rechte vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung dieses Werks, auch auszugsweise, bedarf der ausdrücklichen schriftlichen Genehmigung der Autorin. Ausgenommen sind kurze Zitate im Rahmen von Buchkritiken und Reviews.

    Titel der Originalausgabe: Among The Living (English Edition). Copyright ©2006 Jordan Castillo Price.

    Übersetzt von Feliz Faber

    Cover: Design von Jordan Castillo Price

    ISBN: 978-1-935540-71-7

    JCP Books LLC: www.jcpbooks.com

    1.0

    Kapitel 1

    Es gab einmal eine Zeit, da wärst du zum Arzt gegangen und hättest gesagt, dass du Stimmen hörst, und man hätte bei dir eine Schizophrenie diagnostiziert, dich unter starke Medikamente gesetzt und dich in ein gemütliches Irrenhaus gesperrt, damit du dir und anderen keinen Schaden zufügen kannst.

    Heutzutage wirst du erst einmal auf übersinnliche Fähigkeiten getestet.

    Maurice war ein zweiundsechzigjähriger Schwarzer, der heute, bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand, viel mehr graue Haare hatte als bei unserer ersten Begegnung. Wir hatten uns nie so nahe gestanden wie andere Partner im Fünften Bezirk. Wir gingen nach unserer Schicht nicht zusammen auf einen Schnaps und ein Bier in die Kneipe. Wir besuchten einander nicht zu Hause, um uns gemeinsam ein Spiel im Fernsehen anzusehen. Wir luden uns nicht gegenseitig zu Familienfeiern ein – nicht, dass ich überhaupt so was wie Familie hätte.

    Vielleicht lag es an der unterschiedlichen Hautfarbe. Oder am Altersunterschied. Doch obwohl uns keine tiefe Seelenverwandtschaft miteinander verband, würde ich die Zusammenarbeit mit ihm vermissen.

    Ich stand hinter der Kochinsel und sah durch die Glastür, die zur Terrasse führte, wie Maurice draußen vorbeischlenderte. Er lachte, als er versuchte, ein Coors Light, einen Styroporteller mit Bratwurst und einen kleinen Stapel CDs gleichzeitig zu tragen. Seine Fröhlichkeit wirkte echt. Er war wohl wirklich bereit für den Ruhestand – nicht so wie andere, von denen man manchmal hört, die ihrer jahrelangen Berufserfahrung zum Trotz aus dem Dienst gedrängt werden, um einem jungen Hüpfer Platz zu machen, der für das halbe Gehalt arbeitet.

    Maurice legte die CDs auf einen unordentlichen, schiefen Stapel neben einem blechern klingenden Ghettoblaster und leerte sein Bier in einem Zug. Ich fragte mich, ob der Ruhestand ihn wohl dazu verleiten würde, langsam in den Suff abzugleiten. Aber dann fühlte ich mich ein bisschen schuldig, das überhaupt zu denken. Denn Maurice hatte nie, wirklich niemals auch nur den kleinsten Kommentar zu meinen Auracel abgegeben – ganz gleich, ob ich welche genommen hatte, ob sie mir ausgegangen waren oder ob ich mit den Nachwehen eines Wochenendes kämpfte, an dem ich „versehentlich" die doppelte oder dreifache Dosis geschluckt hatte. Nichts.

    Vielleicht war das der eigentliche Grund, warum ich ihn so sehr vermissen würde.

    Ich wandte mich von der Terrasse ab und ging den Flur entlang wieder zurück. Auf der Suche nach der Toilette erwischte ich die falsche Tür und stolperte in ein Zimmer voller schwarzer Teenager, hauptsächlich Jungs, die auf der Stelle verstummten. Ich nickte ihnen zu – freundlich, wie ich hoffte, nicht dass sie mich etwa für ein grusliges weißes Arschloch hielten – und ging dann weiter Richtung Keller, da mir wieder eingefallen war, dass es dort neben Maurices selten genutzter Schreinerwerkstatt ein Gäste-WC gab.

    „Das ist er, Victor Bayne, flüsterte einer von den Jugendlichen laut genug für mein normales Gehör. Mit meinem sechsten Sinn hätte ich die Worte sowieso nicht wahrgenommen, da ich ziemlich tief in einem angenehm dicken Auracel-Nebel steckte. Außerdem ist mein übersinnliches Gehör nicht besonders gut. „Er war der Partner von meinem Dad beim Spuk-Trupp.

    Ich musste schwer an mich halten, um nicht gleich wieder in das Zimmer zurückzugehen und Maurices Sohn zu sagen, dass sein Vater bei diesem Ausdruck wahrscheinlich an die Decke gehen würde. Aber das hätte ja doch nur zu langatmigen Diskussionen über Bürgerrechte geführt, bla bla bla. Außerdem wäre ich spätestens damit ganz sicher als grusliges weißes Arschloch rübergekommen, kein Zweifel.

    Am Treppenabgang zum Keller tastete ich auf der Suche nach dem Lichtschalter eine ganze Weile an der Wand herum bevor mir klar wurde, dass das Licht unten schon brannte. Ich nahm mir vor, Maurice gleich am Montag dezent darauf hinzuweisen, dass es auch Glühbirnen mit mehr als 40 Watt gab. Nur dass Maurice am Montag nicht da sein würde. Verdammt.

    Sobald meine Augen sich an das diffuse Licht gewöhnt hatten, sprang ich immer zwei Stufen auf einmal die Kellertreppe runter. Ich konnte mir schon denken, was Maurices Sohn seinen Freunden und Cousins gerade über mich erzählte. Schließlich war im Team Maurice/Victor ganz eindeutig ich der mit den übernatürlichen Kräften, da Maurice ungefähr so übersinnlich begabt war wie eine Ziegelmauer. Worauf er verdammt stolz war.

    Jede Einheit der Abteilung für paranormale Ermittlungen besteht aus einem Zweierteam, in dem immer ein Partner medial veranlagt ist, der andere nicht. Die Psis – die übersinnlich begabten Cops – machen logischerweise den ganzen paranormalen Kram. Und die Stiffs (hey, die Bezeichnung stammt nicht von mir) sind immun gegen jede übernatürliche Beeinflussung durch irgendwelche mit dem sechsten Sinn begabte Kriminelle. Am Anfang konnte ich mich nur schwer daran gewöhnen, ständig mit einem Typen herumzuhängen, der ungefähr so viele Schwingungen von sich gab wie ein Schinkensandwich vom Vortag. Aber nachdem ich mich erst einmal damit abgefunden hatte, sah ich mit der Zeit auch den praktischen Nutzen einer solchen Partnerschaft ein.

    Auf halbem Weg die Treppe hinab griff ich in meine Jeanstasche und fand dort eine Auracel-Tablette zwischen Fusseln und alten Kaugummipapierchen. Ich kramte noch ein bisschen herum, konnte aber nur die eine ausfindig machen. Ich hatte doch drei mitgebracht. Hatte ich etwa schon zwei genommen? Ich konnte mich nur an die eine im Auto erinnern. Ach ja, und eine hatte ich geschluckt, als Sergeant Warwick gerade hereinkam. Welche Ironie. Pillen einzuwerfen, praktisch unter den Augen von jemandem, der mich von meinem kostbaren Nachschub abschneiden konnte.

    Ich steckte die Auracel in den Mund, riss die Toilettentür auf und vermied gerade noch einen Zusammenstoß mit Detective Jacob Marks, dem Wunderknaben des Sittendezernats vom Zwölften Bezirk.

    Er war ein Bild von einem Mann, groß, dunkelhaarig, mit dunklen Augen, einem sorgfältig getrimmten Kinnbart und einer Kurzhaarfrisur, die immer aussah wie frisch vom Friseur. Schon aus der Ferne hatte er immer kräftig gewirkt, wenn ich ihn bei Pressekonferenzen zu hochkarätigen Fällen hocherhobenen Hauptes im Hintergrund stehen sah, während sein Sergeant im Blitzlichtgewitter der Fotografen und Kameraleute seine Arbeit lobte. Aber aus nächster Nähe bemerkte ich, dass er mindestens doppelt so breit war wie ich. Und ja, das waren alles nur Muskeln.

    Ich glaube, ich habe mich entschuldigt und bin ein, zwei Schritte zurückgestolpert. Die Auracel, die ich auf der Treppe genommen hatte, klebte mir am Gaumen. Ich schluckte angestrengt; wenn sich der geschmacklose Gelatineüberzug der Tablette erst einmal aufgelöst hatte, würde ich das eklige, bittere Zeug voll abbekommen. Die Auracel rührte sich nicht vom Fleck.

    „Soso, sagte Marks, wobei er mit seiner schwellenden Heldenbrust geschickt meinen Schultern auswich, während er sich an mir vorbeimanövrierte. Ich stand nur da, glotzte ihn an und versuchte, nicht zu ersticken. „Hast deinen Stiff verloren.

    Ganz schön krass von ihm, so von Maurice zu reden. Aber jeder Kommentar dazu blieb mir irgendwo in der Nähe der letzten Auracel im Halse stecken. Denn genau da wurde mir klar, dass Marks nicht nur wusste, wer ich war und was ich machte, sondern auch noch mit mir zu flirten schien. Detective Marks – schwul? Wer hätte das gedacht? Außerdem war er selber auch ein Stiff.

    Oder vielleicht war er auch nur ein dummer Wichser und ich war von den zwei Auracel und ein paar Krümeln der dritten schon so high, dass ich mir den flirtenden Unterton nur einbildete.

    Ich zuckte die Achseln und zog eine Augenbraue hoch. Es ging doch nichts über Unverbindlichkeit. Vor allem, wenn ich lediglich Zugriff auf fünf Sinne hatte, denen auch noch die Randschärfe fehlte.

    Marks lehnte sich an Maurices Werkbank und verschränkte die Arme vor der Brust. In dieser Haltung betrug sein Umfang das Dreifache von meinem; sein enges schwarzes T-Shirt spannte so straff über seinen Oberarmmuskeln, dass es wahrscheinlich am liebsten nachgegeben hätte. „Schon einen neuen Partner in Aussicht?"

    Ich überlegte, ob „Partner ebenfalls flirtend gemeint sein konnte, im Sinne von „Sexpartner. Aber selbst mein Auracel-vernebelter Verstand kapierte, dass das ziemlich weit hergeholt war. Ich konnte mich nirgendwo anlehnen, also steckte ich die Hände in die Hosentaschen und zog ein wenig die Schultern hoch – eine Angewohnheit aus meiner Schulzeit, als ich immer der größte in meiner Klasse gewesen war. Marks war so groß wie ich. Das mochte ich an einem Mann. „Alles noch streng geheim, sagte ich, wobei ich verspätet dafür dankbar war, dass meine Zunge bei den letzten paar Worten nicht stolperte. „Ich glaube, es gab an die hundert Bewerber.

    Marks legte den Kopf schief und musterte mich. Die Bitterkeit des Auracel breitete sich in meinem Mund aus. Ich schluckte krampfhaft. So viel zum Thema Unverbindlichkeit. „Wahrscheinlich eher an die tausend, sagte Marks, „aber neunzig Prozent davon werden immer schon vor dem Bewerbungsgespräch ausgesiebt.

    Tausend Leute wollten die „normale" Hälfte einer Psi-Corps-Einheit werden, und auch noch beim Morddezernat? Ich hätte mich vermutlich geschmeichelt gefühlt, wäre ich nicht gerade am Ersticken gewesen.

    Ich unterdrückte ein Husten und schluckte noch drei–, viermal trocken. Meine Wimpern fühlten sich feucht an.

    Jacob Marks stieß sich von der Werkbank ab und schob sich ganz nah an mich heran. „Was hast du da im Mund?, fragte er. Seine Stimme war ein tiefes, erotisches Schnurren. Er umfasste mein Gesicht, zwängte seine Zunge in meinen Mund und strich damit an der Innenseite meiner Oberlippe entlang. „Auracel? Ist das nicht das stärkste Antiparapsychotikum, das es gibt?

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