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Kleine Reise
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Kleine Reise

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Otto Julius Bierbaum (* 28. Juni 1865 in Grünberg in Schlesien; † 1. Februar 1910 in Dresden), auch bekannt unter den Pseudonymen Martin Möbius und Simplicissimus, war ein deutscher Journalist, Redakteur, Schriftsteller und Librettist. 1902 unternimmt Otto Julius Bierbaum gemeinsam mit seiner Gattin eine Autoreise von Berlin nach Italien und wird damit in zweifacher Hinsicht zum Pionier. Erstens gilt er als der erste Deutsche, der Italien mit einem Automobil bereist und dabei die Alpen überquert hat; zweitens schildert er 1903 diese Autorundfahrt in seiner Empfindsamen Reise im Automobil von Berlin nach Sorrent und zeichnet zugleich ein zeitgenössisches, für die damalige Zeit modernes Italienbild, weit abseits von Goethes ästhetischer Italienreise. Im Zuge seiner Reisen zieht es den Autor und Reisejournalisten in den folgenden Jahren immer wieder nach Südtirol. Biografische Bedeutung für Bierbaum hat Schloss Englar in Eppan: Hier lebt er für einige Jahre und ist literarisch äußerst produktiv. (Auszug aus Wikipedia)
LanguageDeutsch
Release dateDec 27, 2015
ISBN9783956769863
Kleine Reise
Author

Otto Julius Bierbaum

Otto Julius Bierbaum (* 28. Juni 1865 in Grünberg in Schlesien; † 1. Februar 1910 in Dresden, auch bekannt unter den Pseudonymen Martin Möbius und Simplicissimus, war ein deutscher Journalist, Redakteur, Schriftsteller und Librettist. (Wikipedia)

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    Kleine Reise - Otto Julius Bierbaum

    Kleine Reise

    Ich hatte mich mehr als vier Monate lang den wildesten und schädlichsten nächtlichen Ausschweifungen ergeben, denen ein Mensch unterliegen kann, wenn die natürliche Anlage zum Laster des Arbeitens bei ihm mächtiger ist als die Gabe bedachtsamen Maßhaltens. Es war so weit gekommen, daß ich früh um acht ins Bett ging und nachmittags um vier aufstand. Mitternacht war für mich Mittag geworden, und ich vernahm sowohl die nächtlich schluchzende Nachtigall wie die morgendlich tirilierende Lerche, nicht zu vergessen das biedere Käuzchen, das so seltsam klagt, wenn es verliebt oder hungrig ist. So viel Musik geht auf die Nerven. Ein guter Freund (meine Frau) drückt mir ein Köfferchen und etwas Reisegeld in die Hand, zitierte die Lehren von Nervenärzten der verschiedensten wissenschaftlichen Ueberzeugungen, die aber alle darauf hinausliefen, daß der Mensch in der Nacht schlafen soll, und setzte mich mit diesen Worten vor die Tür:

    Fahre wohl! – Wieso? fragte ich; ich sehe kein Automobil, und ich würde mich selbst Lügen strafen, wenn ich mit der Eisenbahn reiste. Ich bin doch kein Frachtstück. – Du sollst auch nicht zu deinem Vergnügen, sondern zur Strafe reisen, antwortete der grausame Freund, und außerdem macht es einen besseren Eindruck, wenn du mit der Eisenbahn fährst. Die dritte Klasse wird am wenigsten übelgenommen.

    So trabe ich mit meinem Köfferchen ab. Es war halb sieben Uhr abends, und ich hatte schreckliches Heimweh nach meinem Schreibtische. Aber ich wußte: Umkehr war ausgeschlossen. Sämtliche Fallbrücken meines Schlosses (ich habe bekanntlich ein Schloß) waren sofort hochgezogen worden, und wenn ich im Hemd und auf den Knien um Einlaß gewimmert hätte, man (man!) würde mir die Zunge des Hohnes gezeigt haben.

    Also stieg ich in den »Nahpersonenzug«, wie man jetzt in München die Vorortzüge heißt, weil darin die Personen oft sehr nahe beieinander sitzen.

    Das erste Ziel meiner Reise war München. Da ich die Tour Pasing-München etwa alle zehn Tage mache, erlebe ich auf ihr nichts mehr. Nur die selten betretene Ferne spendet Abenteuer. Doch erschien es mir merkwürdig und als ein gutes Omen, daß von Pasing bis Laim (sprich: Loam, das m nasal) niemand den Walzer aus der Lustigen Witwe summte. Dafür stieg

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