Madonnen
By Klaus Carl
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Madonnen - Klaus Carl
Maria mit dem Jesuskind zwischen Konstantin und Justinian, Anonym, 10. Jh.
Glasmosaik. Hagia Sohpia, Konstantinopel (Istanbul)
Einführung
Das Bild der Madonna ist seit fast zweitausend Jahren in der Kunst der westlichen Welt fest verankert. In all diesen von europäischem Geist geprägten Kulturen verkörpert die Madonna in reinster Form bedingungslose Liebe und wird als mitfühlende und versöhnende Nährmutter aller Christen verstanden. Sie wird aber auch als die liebende Mutter und als Beschützerin der gesamten Menschheit gesehen.
Die Marienverehrung beruht auf dem Glauben, dass nur Maria allein Schmerz, Leidenschaften und Glück der Menschen wirklich verstehen kann; sie tröstet, verzeiht und vermittelt und ist das Bindeglied zwischen den Menschen und ihrem Gott. Sie wurde als Königin des Himmels, Mutter aller Menschen und als die Verkörperung des Mitleidens verehrt, darüber hinaus verkörpert sie Selbstlosigkeit, Demut und Fürsorge und steht für die weibliche Spiritualität in der Christenheit.
Sie wird auch als „Jungfrau Maria, „Unsere Liebe Frau
, als „Himmelskönigin und „Gesegnete Mutter Gottes
verehrt. Durch viele Jahrhunderte hindurch hat die Madonna Tausende von Künstlern inspiriert, die unzählige Stunden an ihrer Darstellung gearbeitet haben und dabei verschiedene Stile, Materialien und Techniken verwendeten. Dieser riesige Fundus von Kunstwerken stellt ein wichtiges kulturelles Erbe dar und repräsentiert eine noch heute die Welt beherrschende gesellschaftliche Macht.
Madonnenbilder füllen Museen, Galerien, Paläste und private Sammlungen. Die im Lauf der Jahrhunderte entstandenen Bilder der Jungfrau Maria sind Ausdruck der wechselnden Auslegungen von Glaubensinhalten, Mythen, Ikonographie und Symbolik der jeweiligen Zeit. Heute bedeutet Maria für den Einzelnen jeweils etwas Anderes. Dennoch erreicht ihre universale Botschaft bedingungsloser Liebe alle Menschen.
Den Beweis für die Marienverehrung in der Gegenwart liefern die immer wieder auftauchenden Meldungen über Marienerscheinungen auf der ganzen Erde und ihre auffällige Präsenz im Internet. Marienbilder sind vielen Menschen auf diesem Planeten vertraut. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die sich im Lauf der Jahrhunderte ständig veränderte, an Bedeutung verlor oder zunahm, hatte direkten Einfluss auf die Rolle der Madonna, die ebenfalls auf immer neue Weise verstanden und interpretiert wurde.
Der Streit um Marias zum Dogma erhobene göttliche Natur, um ihre traditionellen oder geheimen Symbole und deren Ursprünge dauert unter Theologen, Philosophen und Soziologen auch im neuen Jahrtausend an. Wenn auch moderne Künstler nicht länger verpflichtet sind, religiöse Bilder zu schaffen, werden viele, besonders Frauen, häufig von Marias traditioneller oder im heutigen Sinn offener verstandenen Rolle inspiriert. Bei der Schaffung ihrer Werke entscheiden sie sich oft für neue künstlerische Ausdrucksformen.
Die Jungfrau von Vladimir, Anonym, 12. Jh.
Tempera auf Holz, 78 x 55 cm. Galerie Trétiakov, Moskau
Madonna Rucellai, Duccio di Buoninsegna, 1285
Tempera auf Holz, 450 x 290 cm. Uffizien, Florenz
Madonna der Barmherzigkeit, Simone Martini, 1308-1310
Tempera auf Holz, 154 x 84 cm. Pinacoteca Nazionale, Siena
Die Verkündigung - mit dem hl. Ansanus, der hl. Marguerite und vier Propheten, Simone Martini et Lippo Memmi, 1333
Enthärtet auf Holz, 184 x 210 cm. Uffizien, Florenz
Die Jungfrau mit dem Kind, Lorenzo Veneziano, 1356-1372
Malerei auf Holz, 126 x 56 cm. Musée du Louvre, Paris
Die Jungfrau mit dem Kind, Luca Signorelli, um 1390
Öl auf Holz, 170 x 117,5 cm. Uffizien, Florenz
Die Geschichte der Theologie im Lauf der Jahrhunderte zeigt die ständigen Wandlungen der Präsenz Marias. Wissenschaftler stimmen darin überein, dass es im Frühchristentum auch andere herausragende Gestalten weiblicher Spiritualität gab, wie etwa die heilige Sophia, die als der weibliche Aspekt des komplexen christlichen Gottes verstanden wurde. Hagia Sophia stellte die göttliche Weisheit dar und wurde als kongenialer Schöpfergott, zusammen