Der verschmähte Liebesbrief – Ein Groschenroman
By Eva Bolsani
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About this ebook
Doch in dem kleinen, verschlafenen Örtchen inmitten romantischer Weinberge warten nicht nur schöne Kindheitserinnerungen auf Jess. Auch ihre erste große Liebe hat sie in den Sommerferien hier getroffen. Doch der Traumprinz war nicht interessiert und bescherte der jungen Jessica ihren ersten großen Liebeskummer.
Dumm nur, dass Luke – das Ziel ihrer mädchenhaften Schwärmerei – als erfolgreicher Geschäftsmann immer noch in der Gegend weilt. Ausgerechnet Luke ist Jessicas erster großer Kunde bei ihren vorsichtigen Schritten in die Selbstständigkeit. Was weniger schlimm wäre, wenn sie von dem erwachsenen Mann nicht ebenso fasziniert wäre wie zehn Jahre zuvor von dem Jungen.
Doch kann sie einem Mann vertrauen, der sie früher so schmählich behandelt hat? Ist Luke wirklich an ihr interessiert oder nur auf ein kurzes Abenteuer aus?
Eva Bolsani
Schon früh war Eva für Geschichten aller Art zu begeistern – seien es jene, die ihre Mutter ihr vor dem Schlafengehen vorlas, oder jene, die sie sich selbst ausdachte und mit ihren Stofftieren nachspielte. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert: Der Bus kommt nicht, das Wartezimmer ist überfüllt? Alles kein Problem, endlich genug Zeit, neue Figuren zu erfinden und diese in ein weiteres Abenteuer zu stürzen. Irgendwann kam bei Eva der Wunsch auf, diese Geschichten aufzuschreiben. Und so entsteht nach und nach eine Sammlung kleiner, romantischer Erzählungen, bestens geeignet, um für kurze Zeit dem Alltag zu entfliehen. Wenn Sie mögen, begleiten sie Evas Heldinnen und Helden auf der Suche nach der großen Liebe. Währenddessen sitzt die Autorin in einem kleinen Bauernhof im Allgäu an ihrem Schreibtisch und erfindet einen neuen Charakter, der sich gerade die bange Frage stellt: »Liebt er mich auch?«
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Book preview
Der verschmähte Liebesbrief – Ein Groschenroman - Eva Bolsani
Inhaltsverzeichnis
Der verschmähte Liebesbrief – Ein Groschenroman
18. August 2014
2. September 2014
Sommer 2004
5. September 2014
8. September 2014
Sommer 2004
10. September 2014
13. September 2014
15. September 2014
Sommer 2004
16. September 2014
18. September 2014
20. September 2014
Sommer 2004
22. September 2014
25. September 2014
26. September 2014
Sommer 2004
27. September 2014
30. September 2014
3. Oktober 2014
4. Oktober 2014
5. Oktober 2014
Impressum
Der verschmähte Liebesbrief – Ein Groschenroman
Copyright: © 2015 Eva Bolsani
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN: 9783734752933
Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand, Norderstedt
Umschlagillustration
Pärchen: © olly - Fotolia.com
Landschaft: © Sergii Figurnyi - Fotolia.com
www.evabolsani.de
info@evabolsani.de
https://www.facebook.com/evabolsani.autorin
18. August 2014
Endlich gelang es der Sonne, die hartnäckigen Regenwolken zu verdrängen. Ihre Strahlen brachen sich in den regenfeuchten Weinbergen links und rechts der Straße und verwandelten diese in einen Glitzerwald.
Jess kniff die Augen zusammen, nahm den Fuß jedoch nicht vom Gaspedal. Sie hatte ihren altersschwachen, rotbraunen Ford nicht umsonst nach der Schildkröte Kassiopeia benannt. Den Schwung würden sie für die nächste Steigung benötigen.
»Und jetzt ein Song der norwegischen Band Katzenjammer, ›I will dance‹!«, quakte die Stimme des Moderators aus dem Radio. Jess drehte die Lautstärke hoch und kurbelte das Fenster herunter. Einer ihrer Lieblingssongs, wie schön! Der Fahrtwind blies ihr die langen, braunen Haare ins Gesicht. Jess lachte und sang lauthals und ziemlich schräg mit.
In diesem Moment war alles vergessen. Bert, ihr Exchef, der sich nun schon auf dem Weg nach Ibiza befand, um dort mit seinem Lebensgefährten eine Bar zu eröffnen. Ihr Exfreund, der sich gerade mit einer anderen im Bett wälzte. Die Tatsache, dass tatsächlich all’ ihre Habseligkeiten in die rostige Kassiopeia gepasst hatten.
Nach dem Anruf ihrer Tante hatte Jess beschlossen, dass ab sofort alles wieder gut werden würde. Auch wenn sie das Tante Carla nicht direkt auf die Nase binden würde. Schließlich wollte sie lieber als die edle Retterin im Café eintreffen, die eigens herbeigeeilt war, um der Tante nach ihrem Sturz von einer Leiter zur Seite zu stehen. Obwohl Jess natürlich in jedem Fall in das kleine Dorf Kupfingen gereist wäre, um Carla zu helfen, auch ohne die prekäre Situation, in der sie sich befand.
Sie freute sich schon auf das Kuchenbacken und natürlich auf das Wiedersehen mit Carla. Hoffentlich hatte die Tante nicht zu sehr unter dem gebrochenen Bein zu leiden. Das Bild einer resoluten, tatkräftigen Frau hatte sich in den unzähligen Sommerferien, die Jess bei Carla verbracht hatte, in ihr Gedächtnis eingebrannt. Als hilflose Kranke konnte sich Jess ihre Tante gar nicht vorstellen.
Sie lächelte. Fast meinte sie, die brennende Sonne auf ihren Armen und Beinen zu spüren, Carla zu hören, die alte Schlager trällerte, und natürlich den Duft von frischem Gebäck und Schokolade zu riechen, der unaufhaltsam aus der Küche von Carlas Café drang.
Die letzte Strophe des Liedes begann.
»… moving oooon«, sang Jess aus voller Kehle.
Leider sah Kassiopeia das mit dem »Moving« irgendwie anders. Immer langsamer kroch der Wagen den vor ihnen liegenden Hügel hoch.
»Fahr …«, beschwor Jess das Gefährt, doch zu spät. Der Motor gab noch ein letztes, hässliches Rumpeln von sich, das Radio verstummte. Zwar war die Steigung geschafft, doch hier schien Endstation zu sein.
»Verdammt!« Jess hämmerte auf das Lenkrad ein und verfluchte den untreuen Wagen. »Ich hab doch gesagt, ab jetzt wird alles gut. Da kannst du doch nicht einfach so stehen bleiben.«
Doch weder das Gezeter noch die Versuche, das Auto wieder zu starten, riefen irgendeine Reaktion hervor. Jess stieg aus.
»Verdammt!«, wiederholte sie und trat in die Luft.
Das Auto zu treten hatte sie sich abgewöhnt. Schmerzende Zehen würden wenig hilfreich dabei sein, wenn sie das kleine Dorf Kupfingen erreichen wollte, das friedlich vor ihr im Tal lag. Und Kassiopeia würde sich sowieso nur durch eine sündteure Behandlung in einer Autowerkstatt wieder zum Leben erwecken lassen.
Zu dumm auch, dass die Weinlese noch nicht begonnen hatte. Mit einem knackigen jungen Retter war also eher nicht zu rechnen. Obwohl Jess in ihrer Situation auch mit Frankenstein persönlich vorlieb genommen hätte, sofern dieser über einen fahrbaren Untersatz verfügt hätte.
Doch so wie es aussah, würde Carlas Retterin Kupfingen wohl zu Fuß erreichen. Mit einem letzten verächtlichen Blick auf ihr Auto drehte Jess sich um und marschierte los.
***
Das schrille Klingeln des Telefons durchschnitt die nachmittägliche Stille des Büros. Inmitten altehrwürdiger Antiquitäten wirkte der hochmoderne Apparat wie ein Fremdkörper. Doch trotz des aufdringlichen Tons gelang es ihm nicht, die Aufmerksamkeit von Ludwig Kupfenbrunner zu erlangen. Obwohl das Läuten immer penetranter wurde und das Display die hilfreiche Information »Rudolf ruft an« anzeigte, konnte Luke sich kaum von den vor ihm liegenden Papieren lösen. Nicht einmal im Büro seines Vaters konnte man in Ruhe ein bis zwei Stunden an einem Konzept arbeiten! Dabei hatte er so einige Ideen, wie die hauseigene Weinmarke noch profitabler vermarktet werden könnte. Er müsste sie nur endlich mal zu Papier bringen. Reichlich abwesend griff er nach dem Hörer und meldete sich ungnädig mit einem:
»Ich wollte nicht gestört werden.«
Er hatte allerdings nicht erwartet, angeschrien zu werden.
»Luke! Bist du das?!«
Luke atmete einmal tief durch, ehe es ihm gelang, ganz ruhig zu antworten.
»Rudi. Das Telefon wurde erfunden, damit man eben nicht von New York bis nach Kupfenbrunn brüllen muss, wenn man sich unterhalten will.«
»Gut, dass ich dich erwische«, erwiderte sein Bruder ungerührt, zum Glück etwas leiser. »Ich hab’s schon im Restaurant und in deiner Firma probiert.«
Großartig, hoffentlich würde sich keiner seiner Mitarbeiter am nächsten Tag mit geplatztem Trommelfell krankmelden.
»Scheinst ja eine ziemliche Sehnsucht nach deinem Bruder zu haben.«
»Ich habe dir etwas wirklich Wichtiges mitzuteilen. Ich werde heiraten.«
Für einen Augenblick verschlug es Luke die Sprache.
»Wieso das denn?«
Natürlich wusste er, dass sein Bruder kein Kind mehr war, sondern ein erwachsener Mann, der recht erfolgreich in New York als Grafiker arbeitete. Aber heiraten? War der Kerl dafür nicht noch etwas zu jung?
»Eigentlich habe ich mit Glückwünschen gerechnet.« Das klang ziemlich verschnupft, und Luke verkniff sich die Frage nach einer Schwangerschaft der Braut.
»Du willst tatsächlich mit deiner Rosetta den Rest deines Lebens verbringen?«
»Rowena. Und genauer gesagt kann ich es mir nicht vorstellen, auch nur einen einzigen Tag meines restlichen Lebens ohne sie zu verbringen. Sie ist einfach die Richtige.«
»Hören Sie, wer auch immer Sie sind, lassen Sie bitte meinen Bruder frei.«
Rudi lachte.
»Ich merke schon, du hast keine Ahnung, wovon ich spreche. Und ich dachte, zwischen dir und dieser Christine habe es auch richtig gefunkt?«
»Nun, nachdem Christine feststellen musste, dass ich meine Firma nicht in irgendeine angesagte Metropole verlegen werde, sondern – wie nannte sie das: als fetter Landjunker in Kupfenbrunn enden will, waren die Funken schnell erloschen.«
»Schade. Aber die richtige Frau wird sich schon noch finden.«
»Überhaupt eine Frau wäre mal wieder nett. Auch wenn ich es bisher recht erfolgreich vermieden habe, fett zu werden, als Landjunker vögelt man nicht ständig in der Gegend rum.«
»Da siehst du es. Da haben wir uns beide so kurz nach unserer wilden Jugend doch noch zu hochanständigen Männern entwickelt. Aber um das festzustellen, hätte ich nicht anrufen müssen. Ich wollte dich um etwas bitten.«
»Immer raus damit.«
»Rowena und ich würden gerne auf Kupfenbrunn heiraten. Aber von New York aus lässt sich das schlecht organisieren. Würdest du das mit Vater übernehmen? Wir dachten so an den vierten Oktober.«
»Und als Flitterwochen seht ihr euch dann noch ganz Europa in zehn Tagen an? Wird wirklich Zeit, dass du mal wieder heimkommst, bevor du völlig amerikanisiert bist. Aber das mit der Hochzeit geht natürlich klar.«
»Super. Ich melde mich, sobald wir wissen, wann wir anreisen können. See you, Luke.«
»Bis bald. Und Rudi …«
»Ja?«
»Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung.«
***
Jess war froh, dass sie für die Fahrt bequeme Jeans und Turnschuhe angezogen hatte, der Weg von ihrem Auto bis zu Carlas Café war doch ziemlich lang. Zwar hatten einige biedere Familienkutschen sie überholt, doch keine hatte Anstalten gemacht, Jess ein Stück mitzunehmen.
Das Café ihrer Tante sah aus wie immer. Obwohl die Sonnenschirme geschlossen und Tische und Stühle zusammengeklappt waren, sorgten die liebevoll bepflanzten Töpfe dennoch für einen gemütlichen Eindruck. Jess ließ sich von dem Schild »Vorübergehend geschlossen« nicht beeindrucken. Tatsächlich ließ sich die Eingangstüre öffnen und kündigte mit einem leisen Klingeln ihre Ankunft an. Sofort fühlte sie sich in ihre Kindheit zurückversetzt. Die wenigen weißen Holztische und Bänke waren sorgfältig mit Kissen und Spitzendeckchen dekoriert, Orchideen sorgten für Farbtupfer, und eine geschickte Beleuchtung tauchte alles in ein warmes Licht. Und inmitten dieser gemütlichen Atmosphäre saß ihr Empfangskomitee bei Kaffee und Keksen: Ihre Tante, ein wenig grauer geworden und mit noch mehr Lachfältchen um die Augen, hatte das eingegipste Bein hochgelegt; neben ihr ihre beste Freundin Mathilda im unvermeidlichen Twinset, die Haare zu einer turmhohen Frisur toupiert. Wäre das Gipsbein nicht gewesen, Jess hätte fast glauben können, dass die beiden all die Jahre, die sie nicht hier gewesen war, einfach so sitzen geblieben waren. Einen Moment starrten sich alle an, dann redeten sie wild durcheinander.
»Bin ich froh, hier zu sein.«
»Komm her, Kind, lass dich umarmen.«
»Bist du groß geworden, Jessica.«
Jess lachte und umarmte die beiden Damen, bevor sie sich zu ihnen an den Tisch setzte.
»Was ist denn das?« Sie zeigte auf die aufgerissene Packung auf dem Tisch. »Kekse aus dem Supermarkt in Carlas Café?«
»Ich kann einfach nicht lange stehen, mit dem Bein«, seufzte Carla, »und der einzige Versuch, etwas zu backen, den Mathilda und Sina