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Falle Familie: Dissoziative Persönlichkeitsstörung
Falle Familie: Dissoziative Persönlichkeitsstörung
Falle Familie: Dissoziative Persönlichkeitsstörung
Ebook239 pages3 hours

Falle Familie: Dissoziative Persönlichkeitsstörung

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About this ebook

Dieses Buch erzählt den Aufarbeitungsprozess und den Therapieverlauf einer posttraumatischen Belastungsstörung aufgrund des sexuellen Missbrauchs in der Kindheit. Es ist Anfangs in Tagebuchform geschrieben und beschreibt, dass es für die Autorin so war, als würde es jetzt erst geschehen. Ebenso beschreibt es Ihre innere Zerrissenheit, Unsicherheit und Verzweiflung. Wie sie sich immer noch als Kind fühlte, obwohl Sie schon erwachsen war.
Die Emotionen und Erinnerungen der Kindheit waren aufgrund der Traumata wie eingefroren und konnten sich erst heute lösen.
So eine Kindheit kann man nur gefühllos und ohne Erinnerung überleben.
LanguageDeutsch
Release dateAug 15, 2014
ISBN9783735768209
Falle Familie: Dissoziative Persönlichkeitsstörung
Author

Gisela Meisje

Gisela Meisje ist 1970 in Deutschland geboren. Sie ist als 4. Kind von 5 Geschwistern zur Welt gekommen. Abschluss der 10. Klasse und Ausbildung zur Wirtschaftskauffrau. Danach diverse Arbeitsstellen als Verwaltungsfachkraft. Familie hat sie aufgrund der Vergangenheit nicht gründen können.

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    Book preview

    Falle Familie - Gisela Meisje

    Liebe

    Ich bin nicht verrückt

    Wie soll ein Missbrauchsopfer in den Augen derer Aussehen die normal sind. Ein Opfer wird sich nie als normal oder dazugehörig fühlen. Was ist normal? Ich weiß es nicht, denn ich war ein Opfer. Innerlich zerrissen, gequält, gedemütigt und nicht ernst genommen seit ich denken kann. Wie kann ein Mensch das Verbrechen nur fassen, erzählen. Oft nur den Ausweg des Selbstmordes vor Augen. Zukunftsplanung? Was ist das? So habe ich bis zu meinem Zusammenbruch und Therapie gedacht. Das Gefühl und die Wahrnehmung, dass jeder nur schlecht von mir redet und denkt. Für mich war es absolut real. Das mir jeder nur etwas antun möchte, mich verletzen will, dass die Menschen mich verachten und verabscheuen. Im Grunde will doch keiner was mit mir zu tun haben. Und wenn, dann mich nur ausnutzen, benutzen und über mich lachen. Dass dies aber alles nur mein Empfinden und Erlebtes in der Kindheit war und dass ich selber so über mich gedacht habe, war und ist eine Erkenntnis die mir sehr schwer gefallen ist. All dies habe ich in meiner Kindheit erlebt und konnte mich doch nicht daran erinnern. Und doch hat es mich bis heute verfolgt. Die unglaublichen Mordgedanken die ich Frauen gegenüber und mir gegenüber hatte. Ich habe mir schon überlegt wie ich sie alle umbringe und dann mich. Ich bin froh diesem Impuls nicht nachgegeben zu haben und den Mut hatte mir Hilfe zu holen. Das war ein wirklich harter Kampf zu erkennen, dass ich mich so sehr gehasst habe, dass ich die Menschen und mich selber verachtet habe. Bis zur Therapie konnte ich mich nicht als Mensch empfinden. Ich hab mich nur als Ungeheuer wahrnehmen können. Ein Ungeheuer das meine Familie aus mir gemacht hat. Ich war total verängstigt und hatte Angst nochmal verletzt zu werden, dass ich mich ja nur von der Welt zurückziehen konnte. In eine Welt die für mich einen Sinn ergab, eine Welt ohne Gewalt, Hass und Wut. Ich weiß selber nicht so recht wie ich bis heute so überleben konnte. Denn bisher habe ich nur überlebt. Meine Seele war gestorben.

    Sich nur auf sich selber zu verlassen, keine Hilfe von anderen annehmen zu können und keinen Kontakt mit anderen Menschen zu haben. Natürlich hatte ich auch ein paar oberflächliche Freundschaften, die aber nie sehr lange gehalten haben. Ich konnte ja nichts von mir erzählen. Ohne Vergangenheit hat man keine Zukunft und ohne Vergangenheit hat man keine Persönlichkeit. Ich hab mich ja nur anpassen können um ja nichts falsch zu machen und um dazu zu gehören. Bis vor kurzem hat dies alles irgendwie funktioniert. Und dann? Das Gefühl alle Reden schlecht von mir, schauen mich seltsam an. Ich konnte Wirklichkeit und Vergangenheit nicht auseinander halten. Ich habe sofort angefangen zu weinen und wollte sterben bis ich zitternd und weinend zusammen gebrochen bin.

    Ich möchte mit diesem Buch meinen Therapieverlauf erzählen und anderen Opfern Mut machen, dass man es schaffen kann die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Wieder am Leben teilhaben zu können ohne sich zu verkriechen, sich verstecken zu müssen, immer vorsichtig zu sein und einfach freier auf die Menschen zugehen zu können. Die Menschen sind doch freundlicher und einfühlsamer als ich dachte. Dies ist das erste Mal in meinem Leben, das ich so ausführlich über mich erzähle, denn bisher habe ich so gut wie nichts über mich erzählt. Im wahrsten Sinne des Wortes habe ich meine Sprache verloren und habe sie mir langsam zurück erobert. Ich hatte mich so über angepasst um ja nicht aufzufallen, habe nur ja und amen gesagt und nur das nötigste gesprochen und doch war mir innerlich immer klar das hier was nicht stimmt. Das ich im Grunde meines Herzens nicht so bin. Es gab eine Zeit wo ich gern geredet und gelacht habe und von einem Augenblick zum anderen war ich nicht mehr ich.

    Ich möchte mit meinem Lebenslauf bei Einweisung in eine Tagesklinik Anfang Juni 2008 beginnen. Zu diesem Zeitpunkt war ich 37 Jahre alt und habe mich doch wie 6 Jahre gefühlt. Dementsprechend sah auch meine Handschrift aus, welche täglich anders war und erst jetzt zum Ende hin gleich ist. Dies soll aufzeigen wie ich angefangen habe, Menschen als Menschen zu sehen. Zu sehen, dass auch diese Probleme haben und Gefühle. Zu lernen Menschen einzuschätzen und meine eigene Meinung zu entwickeln. Zu lernen, dass es Gefühle wie Hass und Wut gibt die ich nicht auf mich richten muss. Zu lernen, dass ich nicht für alles verantwortlich bin. Zu lernen, dass ich es Wert bin geliebt zu werden und das ich andere Menschen mögen darf. Sämtliche Namen sind aus Personenrechtsgründen geändert. Alle meine Mitstreiter in der Therapie waren da, weil sie in der Welt nicht mehr klar gekommen sind.

    Wenn die Seele aus dem Gleichgewicht ist, sieht man es jemanden nicht gleich an. Dies äußert sich in Ängsten. Man geht nicht mehr aus dem Haus, kann kein Auto mehr fahren, kann niemanden mehr vertrauen und kann nicht mehr auf Arbeit gehen. Man ist teilweise wie gelähmt. Die einen sagen, dass ist eine Depression, die anderen wieder dies ist ein Burnout und andere das ist eine posttraumatische Belastungsstörung. Wie man es auch nennen will, irgendwann im Leben gab es mal eine Situation in der man unfähig war zu denken und zu handeln. Man war wie gelähmt und die Hilflosigkeit war so enorm groß. So war es bei mir. Bisher konnte ich mir nicht vorstellen, dass es auch anderen so geht, obwohl diese keine Gewalterfahrungen gemacht haben.

    Lebenslauf bei Beginn der Tagesklinik

    Ich weiß, dass ich am 27.08.1970 geboren wurde. Über die Geburtsumstände kann ich nichts sagen, weiß ich nicht. In der Vorschule ob man Schultauglich ist, weiß ich nur, dass ich nichts sagen konnte und alles falsch gemacht habe. Mein Vater hat mich dann zu Hause am Arm ins Kinderzimmer gezerrt und gesagt wie man nur so dumm sein kann. Den Kindergarten habe ich, glaube ich, nur 1 Jahr besucht. Man hat einmal im Kindergarten vergessen mich abzuholen. Beim Besuch eines Kinos mit dem Kindergarten habe ich mich nicht getraut zu sagen, dass ich mal auf die Toilette muss, sodass ich in die Hosen gekackt habe. Meine Mutter hat mich dann abgeholt und war nicht streng zu mir. Schön war, dass ich noch 4 Geschwister zum Spielen hatte. Meine Mutter ist verstorben, da war ich 6 Jahre alt. Sie war eines Tages einfach nicht mehr da. Ich dachte sie ist nicht wieder gekommen, da mein kleiner Bruder und ich sehr oft gestritten haben und Sie meinen Vater nicht mehr mochte. Nachdem meine Mutter verstorben war, war ich eine Zeit lang bei meinem Cousin.

    Zu der Beziehung meiner Eltern weiß ich nicht viel, nur das es oft Streit gab, da meine Mutter angeblich nichts konnte. Zu Hause war kein offenes Verhältnis, eher immer ängstlich den Vater nicht zu verärgern. Es wurde darauf Wert gelegt, dass wir immer ordentlich angezogen waren und der Haushalt in Ordnung war. Finanziell war alles okay. Wir hatten alles was man brauchte. Vater hat oft getrunken und war dann komisch. Zu meinem kleinen Bruder hatte ich ein gutes Verhältnis, auch wenn wir uns oft gestritten haben. Nach dem Tod der Mutter hat meine Schwester die Erziehung und den Haushalt übernommen. Zu meinen 2 älteren Brüdern hatte ich ein distanziertes aber freundschaftliches Verhältnis. Sie haben mich in der Schule beschützt, wenn andere Jungs frech zu mir waren. Zu meinen Mitschülern hatte ich ein freundschaftliches Verhältnis. In der Grundschule hatte ich viele Freunde. Ich war anerkannt. Nach der Grundschule sind wir umgezogen. Auch dort war ich akzeptiert, jedoch sehr ruhig und zurückgezogen. Nach anfänglicher Scheu habe ich auch hier Freunde gefunden. Die Lehrer waren für mich nur Lehrer. Hatte kein besonderes Interesse an etwas und begabt war ich auch nicht. Besonders nicht in Mathe. Ich habe die 10. Klasse der POS mit befriedigend abgeschlossen. Berufswunsch hatte ich keinen, war mir egal. Mein Vater hat sich dann dafür eingesetzt, dass ich den Beruf der Wirtschaftskauffrau erlernen konnte und nicht Näherin werden musste. Im Lehrbetrieb wurde ich übernommen und war gemocht. Durch meine ruhige Art war ich akzeptiert, war aber immer darauf bedacht, nichts von mir preis zugeben. Nach dem Tod der Mutter hat mein Vater meine Schwester und mich missbraucht. Ich war 6/7 Jahre alt, bevor ich in die Schule kam, da kam mein Vater das erste Mal zu mir. Ich hatte nackt geschlafen, da ich Sonnenbrand hatte. Er hat mich vom Doppelstockbett runter geholt und angefangen an mir rum zu lecken. Wo meine Schwester war, weiß ich nicht. Es ist immer passiert wenn sie nicht da war. Ansonsten musste sie dran glauben.

    Meinen ersten Sex mit einem Jungen hatte ich, als ich 16 Jahre alt war. Ich war betrunken und er hat mich abgeschleppt. Meine erste feste Beziehung hatte ich mit 33. Davor keine Beziehung und kein Sex. Die Beziehung war schwierig. Bis ich verstanden habe dass er mich nur heiraten wollte um in Deutschland zu bleiben, war ich pleite und hatte 2 Kredite. Ich sehe mich in Zukunft mit keinem Mann zusammenleben.

    Ich habe keine Familie.

    Ich fühle mich unwohl auf Arbeit. Ende Dezember 2007 hatte ich einen Satz zu einer Kollegin gesagt, welcher dann die Firma die Runde machte. So war mein Eindruck. Nach dem Versuch es zu klären, kam mir Unverständnis entgegen. Man sagte mir, da ist nichts bzw. es wird nichts Schlechtes über dich erzählt, du bildest dir das nur ein. Jedoch wussten alle von diesem Satz. Ich hab die Welt nicht mehr verstanden und fühlte mich wie ein kleines, dummes Kind. Nie wird mir geglaubt. Außer einer Kollegin die meine Reaktion nachvollziehen kann, bin ich jetzt die bekloppte. Ich bin oft den Tränen nahe, was meine Kollegen jetzt nicht mehr verstehen. Ich leiste im Moment nicht so viel wie sonst und möchte einfach nur in meinen vier Wänden zu Hause sein. Dann geht es mir etwas besser. Das Gefühl von heute hatte ich schon mit 20. Nur war ich da arbeitslos und konnte mich verkriechen. Ich bin eine kleine, dünne Dumme, zwar niedlich aber nichts Besonderes. Ich kann anderen gut zu hören. Verständnis aufbringen. Mich kann man Tag und Nacht anrufen. Ich bin immer zur Stelle. Ich kann nicht offen mit Menschen umgehen, was mich langsam nervt. Habe Hemmungen andere um Hilfe zu bitten. In meinem engsten Freundeskreis versuche ich so offen wie möglich zu sein. Auch mal zu fragen ob wir was zusammen unternehmen. Ansonsten bin ich sehr zurückhaltend anderen Menschen gegenüber.

    Tagesberichte - Die ersten Schritte zur Erholung

    Montag 2.6.8

    Erst mal bin ich froh nicht auf Arbeit sein zu müssen, nur ob eine Tagesklinik das richtige für mich ist? Ich habe das Gefühl verrückt zu sein. Die Empfangsdame ist sehr nett und bringt mich zur Therapiegruppe. Ich komme in einen Raum in dem ein großer Tisch steht, um den viele fremde Menschen sitzen und sich unterhalten und lachen. Ich denke mir, hä die sind doch alle so lebendig. Ich bin erstaunt wie normal hier alle aussehen. Die Empfangsdame übergibt mich den für diese Woche zuständigen verantwortlichen. Na toll, das ist doch ein Mann? Hab ich mir natürlich nur gedacht. Was macht ein Mann hier. Ich hab damit gerechnet nur Frauen vorzufinden. Er zeigt mir die Räumlichkeiten. Dies ist der Aufenthaltsraum in dem auch zusammen gefrühstückt und zu Mittag gegessen wird. Nebenan ist dann die Küche. Jeder einzelne hat hier seine Aufgaben welche wöchentlich wechseln. Anfang der Woche wird dann anhand eines Essensplanes das Mittagessen der ganzen Woche zusammengestellt. Die Einweisung beruhigt mich etwas. Neben dem Aufenthaltsraum ist das Gruppengesprächszimmer. Er erklärt mir, dass jeden Montag um 8 Uhr erst mal Visite ist, wo jeder über sein Wochenende erzählt und wie es für denjenigen diese Woche weiter gehen soll. Scheiße denke ich, so viele Menschen und dann auch noch Ärzte? So habe ich mir es nicht vorgestellt. Es ist 8 Uhr und alle begeben sich in das Gruppenzimmer. Sie stellen die Stühle in einen Kreis und setzen sich. Ich setze mich ganz nach außen. Die Therapeuten kommen herein und setzen sich uns gegenüber. Ich komme mir wie auf einer Anklagebank vor. Stelle jedoch fest, dass die Therapeuten recht freundlich sind und ich entspanne mich etwas. Die Leiterin der Tagesklinik begrüßt uns freundlich und jeder einzelne fängt an über sein Wochenende zu erzählen. In der Zeit schaue ich mir die Therapeuten etwas genauer an. Auch hier wieder ein Mann mit dabei? Irgendwie seltsam. Die Therapeutinnen sehen freundlich aus und hören scheinbar interessiert zu. Ich höre zwar das die anderen über sich erzählen, habe aber mehr Angst das ich gleich an der Reihe bin. Was erzähle ich nur weshalb ich hier bin. Die anderen erzählen über ihr Wochenende und ich frage mich weshalb sie dann hier sind. Sie leben ihr Leben doch scheinbar ganz normal? Dann bin ich an der Reihe und erzähle dass ich auf Arbeit nicht mehr zu Rande komme und dass es am Missbrauch in der Kindheit liegt. Irgendwie war mir klar, dass das die Ursache ist. Ich wollte das so gar nicht sagen, kam aber unbewusst aus mir heraus. Dann kamen mir die Tränen und ein Mitstreiter reichte mir ein Taschentuch. Dann wurde noch eingeteilt wer für die Küche verantwortlich ist, für den Einkauf, für den Müll und wer die Hauptverantwortung hat. Das heißt dafür zu sorgen, dass alle zu Therapiebeginn pünktlich da sind und das dieser der Schlüsselverantwortliche ist. Dann gingen wir zum Aufenthaltsraum zum Frühstücken. Ich bin froh, dass alle normal sind und bin erstaunt dass man hier Kaffee, Brötchen, Wurst und Marmelade bekommt. Ich wurde nett aufgenommen und schau mir das alles erst mal an. Um 10 Uhr dann das erste Gruppengespräch. Alle sitzen im Kreis und warten auf die Therapeuten. Ich wundere mich, dass meine Mitstreiter 2 Stühle hin gestellt haben. Natürlich hab ich nur mit einem Therapeuten gerechnet. Und wer kommt herein? Natürlich eine Therapeutin und der Therapeut von heute Morgen. Ich bin verwundert, komme aber schnell dahinter was damit bezweckt wurde. Eltern bestehen ja nun mal aus Mutter und Vater und jeder nimmt bewusst oder unbewusst eine Übertragung vor. Und da wir alle hier sind, weil in unserem Elternhaus so einiges nicht stimmte, soll wohl eine männliche und eine weibliche Autorität im Gruppengespräch eine Rolle spielen. Blöd bin ich ja nicht.

    Das Gruppengespräch war für mich anstrengend, zu zuhören was andere für Probleme haben ist aufwühlend. Ich versuche dabei über mich nachzudenken. Getraue aber nicht meine Meinung dazu zu sagen und das ärgert mich. Aber es ist ja auch der erste Tag. Und dann war mein erstes Gruppengespräch auch schon zu Ende. Ich denke, hier kann ich vorerst bleiben. Nach einer Stunde Mittagspause ging es dann mit einer Entspannungsübung im Gruppenraum weiter. Bei der Entspannungsübung war ich total verkrampft. An mehr kann ich mich nicht erinnern, da meine Aufnahmefähigkeit ausgeschöpft war.

    Das Spiel am Nachmittag war für mich langweilig, da ich irgendwie keinen Spaß dabei empfand.

    Dienstag 3.6.8

    Heute kam ich ausgeschlafen und es ging mir eigentlich gut. Gehöre ich wirklich hierher? Kann es mir helfen meine Traurigkeit zu verlieren? Habe eher das Gefühl es wird schlechter.

    Die Kindheitsgeschichte einer Mitstreiterin hat mich am Ende ziemlich aufgewühlt. Sah Ähnlichkeit bzw. das Gefühl dumm zu sein und dachte an meine Kindheit. Will ich mich daran erinnern? Kann ich darüber reden? Vor so vielen Menschen. Sie sind alle ganz nett. Mit einzelnen kann ich so auch reden. Bin mir aber unsicher wie ich auf die Leute zugehen soll oder kann.

    Die Musiktherapie war gut. Muss noch herausfinden wozu es gut sein soll. Zum Schluss war mein Kopf ziemlich voll und leer zugleich. Konnte zum Schluss nicht mit singen. Ich weiß nicht, ob ich mir alles bloß einrede oder bin ich wirklich so traurig. Wollte ich am Ende den Leuten auf Arbeit nur aus dem Weg gehen? Bisher bin ich doch klar gekommen. Warum jetzt nicht mehr?

    Mittwoch 4.6.8

    Heute war ein anstrengender aber guter Tag. Das ich in der KBT (Körperbewegungstraining), nur auf gegenüber stehen so reagiere, hätte ich mir nicht vorstellen können. Hab mich heute richtig wohl in der Gruppe gefühlt. Warum hab ich auf Aurelias Blick so reagiert? Hab ich meine Schwester gesehen? Das beschäftigt mich, da ich doch mit ihr über den Missbrauch gesprochen habe. Dürfte doch erledigt sein. Irgendwie habe ich Angst meine Wut, meinen Hass, meine Ohnmacht und Hilflosigkeit heraus zulassen. Ich bin jetzt Erwachsen und kein Kind mehr. Ich kann nein sagen.

    Das Rollenspiel war interessant und aufwühlend zugleich. Das jemand über den Tod nachdenkt ist schwierig. Einerseits will Kristin leben, das spürt man ganz deutlich und einerseits aufgeben. Die Gestaltungstherapie (Malen) war gut. Das malen hat mich irgendwie erleichtert. Es konkret zu machen, fällt mir nicht leicht. Ich möchte ja nur lernen mit der Schande zu leben vom eigenen Vater missbraucht wurden zu sein. Es soll endlich wieder in den Hintergrund treten und mein Leben nicht behindern. Trotzdem bin ich jetzt nicht so am Boden oder traurig wie in den letzten beiden Tagen.

    Donnerstag 5.6.8

    Die KBT heute war gut. Teilweise kann ich mich hinein versetzen was gewollt ist. Andererseits bin ich immer nur bei mir und was ich fühle. Zum Bsp. hat Detlef gesagt, dass er keine Angst hat und ich habe verstanden er hat Angst. Obwohl ich mir sicher bin eine Angst gespürt zu haben. Alles noch ein bisschen Chaos für mich. Jetzt fühle ich das und dann im nächsten Moment…

    Am Anfang vom Yoga hab ich mich wohl gefühlt und am Schluss war ich unruhig. Ich kann mich nicht fallen lassen. Das ist mir klar geworden und unsportlich bin ich auch:)

    Habe mich heute auch mit Jochen in der Mittagspause unterhalten. Aller Anfang ist schwer. Hab auch ein paar Worte mit Detlef reden können. Die Gestaltungstherapie ist schon erstaunlich, was man aus einer Zeichnung alles heraus lesen kann. Das ich in die Zukunft als Frau zurück möchte, wo ich schon einmal war, stimmt. Ich möchte meine innere Ruhe finden und mein Leben mit mehr Menschen gestalten.

    Freitag 6.6.8

    Heute bin ich mal wieder Anteilslos, in mich gekehrt und möchte mich verkriechen. Ein Teil möchte mitarbeiten, ein anderer nicht. Lieschen kann ich verstehen, dass es ihr schwer fällt über den Missbrauch bzw. Vergewaltigung zu sprechen. Habe Sie nach der Visite kurz angesprochen. Sie blendet es aber teilweise aus und ist noch nicht bereit darüber zu sprechen. Im Gruppengespräch war ich nicht ganz anwesend und kann nicht viel darüber schreiben. Ich möchte heute keine Gefühle in mir hochkommen lassen.

    Montag 9.6.8

    Die Visite und das Gruppengespräch waren gut. Was ich nicht verstehe, dass ich nicht so empfinde wie die anderen. Vom Kopf her kann ich nachvollziehen was Aurelia und Kristin in Bezug auf ihre Brüder bzw. Bruder empfinden und doch hab ich keine Empfindungen. Und wenn ich die nicht habe, wie kann ich mich in die Gruppe einbringen? Ich bin froh, dass Laura in der Gruppe ist. Sie ist ein offener und fröhlicher Mensch und manchmal nachdenklich. Stefanie wünsche ich für morgen einen guten Tag und das Sie nicht so nervös ist. Ich bemerke, dass ich langsam Kontakt zu den anderen aufnehme und das ist ein gutes Gefühl. Der Sport tat richtig gut, und der Kopf war frei. Ich konnte zulassen das ich Laura mit dem Ball massieren konnte und umgekehrt.

    Dienstag 10.6.8

    Der Patientenclub war ok. Irgendwie traut sich keiner groß was zu sagen. Ich auch nicht. Ich glaube zu viele Therapeuten. Hemmt irgendwie die Gruppe oder mich? Die Massage danach war lustig. Aurelia hat so herzhaft gelacht. War schön, und Jochen war wie ein kleiner

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