Ausbildungs-(r)Evolution: Die Ausbildung von Millennials im Garten-und Landschaftsbau 2.0
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Pirmin Müller-Bernhardt
Pirmin Müller-Bernhardt, geb. 1967 in Berlin aufgewachsen in der Lüneburger Heide hat seine Ausbildung zum Gärtner in den 80er Jahren absolviert. Von 1990-94 für eine Berliner Garten- und Landschaftsbaufirma gearbeitet und 1994-96 die 2-jährige Fachschule in Hannover Ahlem als Techniker abgeschlossen. Anschließend hat der Autor während er in einem Kinder- und Jugendheim gearbeitet hat, sein Studium der Sozialwissenschaften als Diplom-Sozialpädagoge beendet. Seit 2010 arbeitet der Autor in der Berufs-Ausbildung von jungen Menschen im Bereich Garten- und Landschaftsbau. Selbst Ausbilder in einer BaE-Kooperationsausbildung und auch als Mentor für Auszubildende, hat Müller-Bernhardt einen intensiven Einblick sowohl in die Sozialisation junger Menschen, als aber auch in betriebliche Ausbildungsstrukturen ausbildender Firmen.
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Book preview
Ausbildungs-(r)Evolution - Pirmin Müller-Bernhardt
ist.
Teil 1 Gedanken zum Stand der Dinge
Im Teil 1 dieses Buches mache ich mir Gedanken über den Stand der Dinge. Mein subjektiver Stand der Dinge.
Im Teil 2 dieses Buches möchte ich eine Antwort geben, eine Vision darstellen, wie Ausbildung im Jahr 202X aussehen kann oder besser, aussehen sollte.
Was sind eigentlich Millennials?
Unter Millennials versteht man die Gruppe von jungen Menschen, die ihre Sozialisation im 21. Jahrhundert hat(te). Andere Bezeichnungen der gleichen jungen Menschen sind z.B. „Generation Y, „Gen Y
oder auch „Digital natives". Egal wie man sie nennt, eines muss man sich bei der jetzigen Generation, die auf den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt strömt beachten und verstehen; für keine Generation zuvor gab es so viele Möglichkeiten sich zu entwickeln, zu sozialisieren und zu orientieren. Dies mit all seinen Vorzügen, Chancen und Möglichkeiten, aber auch mit all seinen Schwierigkeiten und Gefahren.
Die Generation der Millennials zeichnet sich aber vor allem durch eines aus; noch nie hat die Sozialisation durch das Elternhaus so eine geringe Rolle gespielt, noch nie hat Netzwerk / digitales Netzwerk / Peer-Education in der Sozialisation so eine große Rolle gespielt.
Das Klagen der Ausbildungsbetriebe
Mit einer gewissen Regelmäßigkeit höre ich immer wieder von den ausbildenden Betrieben des Garten- und Landschaftsbaus das Klagen über die Bewerber. Die jungen Menschen können sich nicht mehr adäquat in der Muttersprache ausdrücken, von der Rechtschreibung ganz zu schweigen. Bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund sieht es häufig noch schlechter aus. Auf das Thema Rechnen angesprochen, würden Bewerber erschreckt zurückweichen. Selbst für das Kleine-Ein-mal-Eins wird der Taschenrechner in Anspruch genommen oder das Tool des Handys. Flächen-, Volumen- und Massenberechnung würde man schon gar nicht mehr abfragen, weil man die Ergebnisse schon vorweg kenne. Die Allgemeinbildung beziehe sich auf Facebook-Inhalte, Fußball und Musikgruppen der bevorzugten Stilrichtung / Genres. Besonders beklagt wird jedoch, dass junge Menschen von heute nur selten handwerkliches Geschick mitbringen, kaum Hobbys hätten, die mit dem Beruf in Verbindung stünden, körperlich häufig unfit seien. Hinzu kommt, dass viele junge Menschen keinerlei Vorstellung von dem Beruf des Landschaftsgärtners haben, wenig motiviert sind, keine Leidenschaft besäßen und die sozialen Verhaltensweisen häufig so dissozial sind, dass man die Bewerber gerne erst einmal zu einem Verhaltenstherapeuten schicken würde. Dieses Klagen über die jungen Menschen, die in das Arbeitsleben treten wollen, höre ich regelmäßig von Chefs, Ausbildern und Vorarbeitern des GaLaBaus.
Ein desolates Bild von den jungen Menschen, auf die sich der GaLaBau zukünftig stützen soll.
Wenn man mal davon absieht, dass die positiven Erkenntnisse und Erfahrungen bei der Azubiwahl häufig nicht berichtet werden, muss man dennoch den ausbildenden Betrieben bescheinigen: „Ja! Ihr habt Recht… so sind sie… die Azubis."
Das Klagen der Auszubildenden
Als Mentor für Auszubildende im Garten- und Landschaftsbau unterhalte mich viel mit den Azubis, wenn sie während der Überbetrieblichen Ausbildung bei uns sind. Und auch hier höre ich das Klagen von jungen Menschen zu Beginn der Ausbildung, währenddessen und auch nach der Prüfung. Viele Klagen bereits darüber, dass sie nicht ermitteln konnten, welche Betriebe Ausbildungsplätze anbieten. Auf den entsprechenden Internetseiten und den dortigen Jobbörsen, sind Jobangebote / Ausbildungsplatzangebote nur selten zu finden. In Hamburg haben sich von rund 70 Ausbildungsbetrieben, die beim Fachverband organisiert sind, nur 2 – 3 Betriebe bei www.landschadtgaertner.com in die Ausbildungsbörse eingetragen. Die bundesweite Recherche ergab stets, dass dort 10 – bis 30 Ausbildungsstellen aufgeführt sind.
Die Aufnahmekriterien einzelner GaLaBau Betriebe seien häufig nicht erfüllbar. Realschulabschluss mit einem Notendurchschnitt von 2,0 und in den Fächern Mathe und Deutsch mindestens eine 2. Das Klagen geht dann zu Beginn der Ausbildung häufig in die Richtung weiter, dass sie sich den Beruf völlig anders vorgestellt hätten und der Betrieb ganz andere Arbeiten ausführen würde, als man in den Gartensendungen des Fernsehens gesehen hätte.
Befragungen der Azubis zum Ende des ersten Ausbildungsjahres beim Fachverband in Hamburg hat dann ergeben, dass die Auszubildenden beklagen, dass der jeweilige Ausbilder im Betrieb zu wenig Zeit hat, sich nicht wirklich kümmern würde. Man würde nur für billige Arbeit herangezogen werden; unter Ausbildung verstehen viele etwas ganz anderes. Spreche ich die Azubis auf die eigene Verantwortung zur Gestaltung der eigenen Ausbildung an, sehe ich häufig in ratlose Gesichter, denn vielen ist nicht bewusst, dass sie jetzt in einer Berufsausbildung sind und Eigenverantwortung zeigen müssen und nicht mehr in der Schule sind, wo ihnen alles „vorgekaut" wird.
Auf meine obligatorische Frage zum Ende der Ausbildung und kurz danach, ob sich die Prüflinge nach bestandener Prüfung für genug ausgebildet empfinden, um auf den Baustellen vollwertig arbeiten zu können und den Ansprüchen des Betriebes zu genügen, antworten die meisten mit einem klaren „Nein".
Lässt man mal außer Acht, welche Anteile die Auszubildenden an einer schlechten Ausbildung selbst zu verantworten haben, muss man auch den Auszubildenden bescheinigen: Ja! – ihr habt Recht, Ausbildung hat in vielen Betrieben nicht den Stellenwert, den sie haben sollte.
Das Klagen anderer Beteiligter
Die Bundesagentur klagt über die jungen Menschen, Lehrer der Berufsschule klagen über die Azubis, die Ausbilder der überbetrieblichen Ausbildung klagen und manchmal klagen auch die Eltern.
Fassen wir zusammen wodurch Ausbildung häufig gekennzeichnet ist, dann steht das Wort „Klagen" an oberster Stelle. Es wird aber nicht nur über den Azubi geklagt, auch gegenseitige Schuldzuweisungen, eigene Rechtfertigungen und unklare Verantwortlichkeiten sind häufig festzustellen.
Kommunikation zwischen den Milieus
Als Leser werden sie sicherlich sagen: „Da muss man doch nur miteinander reden."
Sicher, Kommunikation ist häufig eine Lösung bei der Bewältigung von Problemen, das wird keiner bestreiten. Gut ist auch, wenn gegenseitige Erwartungen miteinander abgeglichen werden. Immer vorausgesetzt, jeder weiß um die Probleme und hat auch eine Vorstellung davon, dass sein Gegenüber andere Erwartungshaltungen haben könnte. Dies ist aber leider häufig nicht der Fall. Vieles wird als selbstverständlich empfunden und weil „allgemeingültig und selbstverständlich, nicht kommuniziert. Vieles wird als „Basics
vorausgesetzt, während für das Gegenüber dieselben Verhaltensweisen nicht einmal der Überlegung wert ist.
Bereits durch diesen Mini-Exkurs wird deutlich, dass Kommunikation schwierig ist, wenn zwei Gesprächspartner eine „andere Sprache" sprechen.
Junge Menschen kommen aus einem ganz anderen Milieu. Sie sind anders sozialisiert, haben andere Sichtweisen, andere Vorstellungen und andere Verhaltensweisen als der 48-jährige Vorarbeiter, der seit 25 Jahren im Betrieb sein Geld