Der krumme Baum Alois: Eine Geschichte über Authentizität, Ziele, Erfolg und die Liebe zum Leben
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About this ebook
Mit der Zeit jedoch verliert sie mehr und mehr die Leidenschaft. Tief in sich fühlt sie eine neue Bestimmung, träumt sie von einem anderen Leben. Aber die Realität hält sie gefangen und lässt ihr keine Wahl, als weiter zu funktionieren, wie es von ihr erwartet wird.
Eines Tages entbrennt ein heftiger Streit zwischen Gloria und ihrer Mutter. Sie läuft davon und trifft im Wald auf eine sonderbare alte Frau, die ihr die lebensverändernde Geschichte vom krummen Baum Alois erzählt...
Alexandra Glander
Alexandra Glander, geboren 1973, lebt in Österreich, Nähe Wien. Schon seit ihrer Kindheit ist das kreative Schaffen in Wort und Bild die eigentliche Leidenschaft der Autorin, die sie über viele Jahre nur im Privaten lebte. Familie und Freunde animierten sie schließlich, Teile ihrer Arbeit öffentlich zu machen. 2009 stellte sie erstmals im Rahmen einer Vernissage ihre Bilder vor. 2011 publizierte sie ihr erstes Buch mit dem Titel „Leo – Das tollpatschige Schaf“. Alexandra Glanders Traum ist, dass jeder Mensch sein einzigartiges Talent – seine Gabe – lebt und leben darf. Dieser Traum spiegelt sich in ihren Geschichten wider. Es sind tiefsinnige, gefühlvolle Erzählungen, die auf subtile Weise das individuelle Menschsein und die damit einhergehenden Herausforderungen durch Bewertung, Verurteilung und Intoleranz aufarbeiten. Die darin verborgenen Weisheiten und subjektiven Wahrheiten offenbaren sich dem Leser erst bei näherer Betrachtung und möchten dazu aufrufen, das eigene Herz für die Individualität und Vielfältigkeit des Menschseins zu öffnen. Alexandra Glander, Intuitivtrainerin, Buchautorin & Kreativer Geist, www.alexandraglander.at
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Book preview
Der krumme Baum Alois - Alexandra Glander
Kierkegaard
Gloria erzählt…
Es ist Sonnabend. Ein arbeitsreicher, erfüllter Tag liegt hinter mir.
Ich sitze, gemeinsam mit meinen Hunden „August, „Aristo
, „Alois, „Lucinda
und „Old Lady", zu Füßen des Baumes, den ich vor fünf Jahren hier gepflanzt habe.
Ein laues, warmes Lüftchen weht. Die Wiese ist eingehüllt in ein gold-oranges Licht. Die Fenster unserer Blockhütte, die zwischen dem Wald und dieser, von Blumen übersäten, Wiese liegt, reflektieren das Licht der untergehenden Sonne. Es sieht fast so aus, als würde das Haus lachen. Ich atme tief den Duft der Blumen ein, höre das Summen der Bienen und genieße das Trällern der Vögel.
Ich bin jetzt 23 Jahre alt und blicke, obwohl ich noch so jung bin, auf ein intensives Leben zurück.
Ein Leben, in dem ich vor allem die letzten Jahre nicht mehr gelebt, sondern nur mehr funktioniert habe.
Die meisten Menschen, die heute zu mir kommen, fühlen sich genauso, wie ich mich damals fühlte. Eine Maschine. Ein funktionierender Mensch. Ohne Freude. Ohne Liebe.
Seit ich mein altes Leben aufgegeben habe und hier, gemeinsam mit meinen Hunden, lebe, weiß ich wieder, was es heißt, zu leben.
Ich tue Dinge, die mir Spaß machen und mein Herz erfreuen. Ich trainiere Hunde und lehre Menschen den respektvollen und liebevollen Umgang mit ihren Tieren.
Ich halte Vorträge und biete Seminare an.
Anfangs sind die Menschen ausschließlich zu mir gekommen, weil sie neugierig waren, was ein ehemaliges Model überhaupt zu sagen hat oder, außer ihrer Schönheit, anbieten kann. Zu Beginn gab es jede Menge Vorurteile, aber ich gab nicht auf und hielt an meinem Vorhaben, mein Leben neu zu gestalten, fest.
Meine Vorträge und Seminare über Tierpflege, Tierkommunikation und Tiergesundheit wurden immer besser gebucht. Die Vorurteile verschwanden.
In den letzten Monaten kommen vermehrt Menschen mit Anfragen zu mir, bei denen es nicht ausschließlich um ihre Tiere geht, sondern um sie selbst. Sie sagen, ich bin ein Vorbild für sie und ich sage: „Ich bin, wer ich bin. Mehr musst du auch nicht sein."
Viele von ihnen wissen nicht mehr, wer sie sind. Sie haben ihre Wurzeln vergessen. Sie kennen ihre eigenen, einzigartigen Fähigkeiten nicht. Sie haben die Verbindung zu ihrem Herzen und somit zu sich selbst verloren.
Und alle haben sie Angst. Angst davor, sie selbst zu sein.
Die meisten lernen schon früh, dass sie nicht sie selbst sein können. Es werden ihnen Ziele und Träume aufgetragen, die sie leben sollen.
Um des Erfolgs und des Glücks willen, denn jeder Mensch möchte erfolgreich und glücklich sein.
Doch was ist Erfolg? Was ist Glück? Was ist gut für uns? Was ist gut für dich? Was ist gut für mich? Geht es denn in meinem Leben nicht um mich? Wer, außer mir, lebt mein Leben? Was, wenn ich lebe, wie ich mich fühle? Was, wenn ich lebe, wer ich bin? Doch woher weiß ich, wer ich bin? Und was werden die anderen dazu sagen?
Immer mehr Menschen stellen sich diese oder ähnliche Fragen.
Ich stellte mir diese Fragen auch.
Niemals werde ich den Tag vergessen, an dem sich für mich alles veränderte. Die Anzeichen, dass das Leben, das ich lebte, nur mehr eine Qual war, häuften sich, doch ich bemerkte es anfangs nicht. Bis zu jener Begegnung mit einer sonderbaren alten Frau, die mir eine Geschichte erzählte. Einfach nur eine Geschichte.
Ich erinnere mich noch genau an die letzten beiden Tage vor dieser Begegnung:
Ich öffnete die Haustüre und rief meiner Mutter, die in der Küche war, zu: „Ich gehe noch zum Tierheim, Mutter. Bis später!"
„Komm‘ ja nicht zu spät zurück, Gloria! Du musst heute früh ins Bett. Der Termin morgen ist sehr wichtig für dich und entscheidend für deine Zukunft", ermahnte mich meine Mutter, bevor ich das Haus verließ.
„Ja, ja! Ich weiß", motzte ich und schloss die Haustüre hinter mir.
Es war ein heißer Tag. Die Sonne brannte auf meinen Rücken, keine einzige Wolke trübte den Himmel. Ich fragte mich, wie es den Tieren im Tierheim bei diesen Temperaturen erging. Ich freute mich, endlich wieder ein wenig Zeit zu haben, um sie zu besuchen. Es war schon mehr als einen Monat her, dass ich dort war. Wie schnell doch die Zeit vergeht.
Auf meinem Weg hielt ich am Eis-Laden an.
„Einen Vanille-Shake mit Kiwi und viel Eis, bitte", sagte ich zum Verkäufer. Meine Kehle war ausgetrocknet, der Shake war jetzt genau das Richtige.
„Bitteschön, die Dame!", sagte der Mann und reichte mir den Shake. Ich bezahlte, nahm das wunderbar kühle Getränk und machte mich auf den Weg zum Tierheim.
Wie so oft in den letzten Wochen, wenn ich alleine war und Zeit für mich hatte, zog mein Leben an mir vorbei:
An meinem 3. Geburtstag fuhr meine Mutter mit mir ins nahegelegene Kaufhaus, in dem es viele tolle Bekleidungsgeschäfte gab. Zur Feier des Tages durfte ich mir selbst ein neues Kleid aussuchen.
Als wir das erste Geschäft betraten, fiel mein Blick sofort auf ein hellblaues Kleid mit weißen Rüschen und zarten, weißen Blümchen. Ganz aufgeregt probierte ich es an und zeigte es stolz meiner Mutter. Ich posierte und ging wie ein Supermodel auf und ab. Dann entdeckte ich noch ein Kleid, das mir gefiel. Ich schnappte es, huschte in die Garderobe, zog mich um und präsentierte auch dieses mit vollem Einsatz. Und dann sah ich noch eines und noch eines. Alle probierte ich an und führte sie meiner Mutter vor. Es war so lustig! Ich stolzierte. Ich tänzelte. Ich hüpfte. Ich schnitt Grimassen. So ging das über eine Stunde lang. Ich sah so viele Kleider, die mir gefielen. Meine Mutter lachte. Sie hatte sichtlich Spaß mit mir. Es war schön, sie so zu sehen. Schon lange hatte sie nicht mehr so herzlich gelacht wie an diesem Tag.
Ich hatte gerade ein weiteres Kleid angezogen und kam