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Tod unterm Leuchtturm: Unfassbare Geschichten
Tod unterm Leuchtturm: Unfassbare Geschichten
Tod unterm Leuchtturm: Unfassbare Geschichten
Ebook470 pages6 hours

Tod unterm Leuchtturm: Unfassbare Geschichten

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About this ebook

Wenn nichts mehr ist, wie es scheint, wenn alles verwischt und unklar ist, dann sind wieder die Geister los! Auch in diesem Werk erleben die Protagonisten Dinge, die im ersten Moment nicht zu erklären sind. Es handelt sich um erfundene Geschichten und tatsächliche Berichte aus dem Leben. Und jede Story deutet an, dass es manchmal von Vorteil sein kann, wenn es für unerklärbare Phänomene keine Erklärung geben mag. So ist es eben verständlich, dass in beinahe jeder Lebenssituation ganz plötzlich unfassbare Vorgänge zu beobachten sind, Vorgänge, die sicherlich zum Nachdenken anregen mögen, die allerdings immer wieder spannend sind.
LanguageDeutsch
Release dateOct 6, 2014
ISBN9783735770882
Tod unterm Leuchtturm: Unfassbare Geschichten
Author

Nick Living

Nick schreibt schon seit vielen Jahren. Waren es anfangs unzählige Gedichte, kamen später auch dutzende Kindergeschichten und Fantasy-Stories hinzu. Das Leben liegt auf der Straße, so sieht Nick die Welt. Von großartigem Theater hält er nichts - er schreibt lieber im Verborgenen. Man muss die Augen offenhalten, dann findet man immer etwas. Doch man muss sensibel sein, um manch wundersame Kleinigkeit zu bemerken, so Nicks Devise. Die Stille macht‘s, dann kommen die Ideen wie von selbst. Und so ist alles, was Nick auf seinem Lebensweg entdeckt, -irgendwie- eine Geschichte oder auch ein Gedicht. Nicks Welt sind die Worte, die gesprochenen und die geschriebenen.

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    Book preview

    Tod unterm Leuchtturm - Nick Living

    INHALT

    Die Tote im Haus

    Ring der Hoffnung

    Lisas Garten

    Die Lüge

    Die sonderbare Mrs. Smith

    Die Fremde im Lift

    Der schwarze Mann

    Timmis Geschenk

    Dämonen der Vergangenheit

    Petras Traum

    Höllenfahrt

    Tom

    Vermisst

    Joy

    Gerda

    Das Buch

    Das Oberhemd

    Eine Berliner Romanze

    Sharon

    Totenschiff

    Fremdsprachenkurs

    Der Weihnachtsbaum

    Das Haus im Schnee

    Mein schönstes Geschenk

    Lottogewinn

    Schneemenschen

    Das alte Ehepaar

    Der Auftritt seines Lebens

    Die Gedenktafel

    Das alte Auto

    Fische

    Gefährliches Bad

    Der Schornsteinfeger

    Zeit unseres Lebens

    Der alte Ring

    Buch-Raub

    Zwischenfall

    Anitas Wunder

    Der Edelstein

    Lilians Besuch

    Blumige Heilung

    Der Lauf

    Der Fremde

    Das Amulett

    Die alte Schreibmaschine

    Das Beste im Leben

    Mutters Licht

    Nach dem Regen

    Verfolgt

    Geisterschiff

    Der Geist von Eddas Cove

    Graffiti

    Waldspaziergang

    Träume

    Stich im Herz

    Jims Entdeckung

    Engel der Träume

    Die Harfenistin

    Seltsamer Unfall

    Glatteis

    Winchester

    Lia

    Der Sprung

    Schwarzer Rauch

    Babyklappe

    Auf der Reise

    Die Zigeunerin

    Engel des Glücks

    Wiedersehen

    Koma

    Die böse Schwester

    Großmutters Spiegel

    Ende einer Reise

    Sein größter Kampf

    Stille Nacht

    Die Gitarre

    Die Träne des Engels

    Der mystische Zauber

    Der Flachmann

    Klassentreffen

    Der letzte Gast

    Der Schneider

    Engel der Hoffnung

    Der nächtliche Gast

    Min Min Lichter

    Geisterbahn

    Das Klavier

    Goldstrand

    Zeitsprung

    Besessen

    Der Fremde

    Die Schreibmaschine

    Telefax

    Tod unterm Leuchtturm

    Gruselkino

    Die Tote im Haus

    Seit drei Tagen wohnte Lisa Campbell nun schon in ihrer wunderschönen Dachgeschosswohnung und fühlte sich pudelwohl. Bis zu jenem denkwürdigen Tage, an welchem sich ihr bisher so schönes Leben wendete. Wie jeden Morgen wachte sie erst gegen neun Uhr auf und bereitete sich einen wohlschmeckenden Kaffee zu. Der würzige Duft des frisch gerösteten Toastes verbreitete eine wirklich gemütliche Atmosphäre.

    Plötzlich vernahm sie einen Schrei. Er musste aus dem Treppenhaus gekommen sein. Lisa wunderte sich, denn sie hatte auch ihr Radio eingeschaltet und immer wieder wurde die laufende Sendung von diversen Kurznachrichten unterbrochen. Möglicherweise handelte es sich um eine solche Meldung. Doch ein merkwürdiges Gefühl, vielleicht auch eine innere Unruhe ließ sie einfach nicht mehr los. Sie schlich zu ihrer Wohnungstür und schaute neugierig durch den Türspion. Erschrocken wich sie zurück. Auf der Treppe lag eine Frau. Hastig öffnete sie die Tür und stürzte zu dieser Frau. Deren Gesicht war blutüberströmt und auf den Stufen verteilte sich ein blutiges Rinnsal. Lisa rief sofort die Polizei. Die erschien schnell und der Notarzt konnte nur noch den Tod der fremden Frau feststellen. Nun war es also dahin mit der Ruhe und der Gemütlichkeit, die sich Lisa in ihrem neuen Domizil in Los Angeles erträumt hatte. Mit einem solch schlimmen Vorfall hatte sie wahrlich nicht gerechnet. Am nächsten Morgen erfuhr sie aus der Zeitung, dass diese Frau angeblich Selbstmord verübt haben sollte. Sie wollte die Zeitung schon weglegen, da musste sie an den Schrei dieser Frau denken. Wieso hatte sie so geschrien, wenn sie sich doch selbst umgebracht hatte? Und wieso suchte sie sich für ihr Ableben ausgerechnet die Treppe vor Lisas Wohnung aus? Nein, da konnte etwas nicht stimmen. Lisa beschlich ein sonderbares Gefühl – war es vielleicht Mord, der sich da vor ihrer Türe ereignet hatte? Eigentlich wollte sie sich mit solch bösartigen Dingen überhaupt nicht beschäftigen. Doch ihr Großvater, der einst selbst Polizist war, hatte immer gesagt: „Wenn Dir etwas spanisch vorkommt, dann gehe der Sache nach. Die Toten haben es verdient." Und weil Lisa noch einige Tage Urlaub hatte, begann sie, das Treppenhaus zu untersuchen. Sie betrachtete sich die Stufen und den kleinen Vorraum, an welchen auch die Nachbarwohnung grenzte. Die fremde Frau, soviel stand fest, wohnte nicht in dieser Wohnung. Sie musste zu Besuch gewesen sein. Im Polizeibericht, den man im Internet nachlesen konnte, stand, dass die Frau angeblich einen Abschiedsbrief hinterlassen haben sollte. Sie wollte aus dem Leben scheiden und stürzte sich die Treppen hinunter. Allerdings waren es ja nur vier Stufen, die die Fremde hinuntergestürzt war.

    Und sie hatte sich nicht das Genick gebrochen. Woran also starb sie und wieso starb sie überhaupt? Und warum wurden die Ermittlungen so schnell eingestellt? Lisa setzte sich auf die Stufen und schaute nachdenklich zur Wohnungstür der Nachbarwohnung. Irgendetwas lag auf dem Fußabstreicher vor der Tür. Lisa ging zur Tür und hob es auf. Es sah aus wie ein Stück von einem Fell. Es sah sehr sonderbar aus und glich irgendwie einem Mäusefell.

    Aber wieso kam ausgerechnet ein solches Mäusefell vor diese Tür? Nachdenklich lief Lisa die Stufen hinab.

    Zwischen dem Geländer und den Stufen hatte sich ein Papierfetzen verklemmt. Lisa hob ihn auf und betrachtete ihn von allen Seiten. Es war eine Todesanzeige, allerdings eine sehr alte.

    Eine junge Frau wurde ermordet. Allerdings konnte man nur diesen einen Satz lesen, der Rest war nicht mehr zu erkennen. Ein wenig enttäuscht begab sich Lisa in ihre Wohnung zurück. Am Vormittag rief sie bei der Hausverwaltung an. Sie wollte sich nach dem Mieter der Nachbarwohnung erkundigen. Doch der Verwalter meinte, dass die Wohnung seit längerer Zeit leer stand.

    Aber wie konnte das sein? Demzufolge war die Tote auch nicht zu Besuch in der Nachbarwohnung. Oder sie wollte diese Wohnung anmieten-das war aber auch schon beinahe die letzte Möglichkeit, die noch übrig blieb. Der Verwalter meinte, dass es bisher keinen Interessenten für die Wohnung gab. Lisa bekundete, Interesse an der Nachbarwohnung zu haben und wollte sie sich ansehen. Die Hausverwaltung war einverstanden und Lisa holte sich den Schlüssel für die Wohnung. Als sie die Wohnung betrat, bemerkte sie den abgestandenen üblen Geruch. Noch einmal las sie den aktuellen Zeitungsartikel über die tote fremde Frau.

    Da stand nichts über den Grund des Besuches der Frau in jenem Haus. Und wenn sie nicht zu Besuch in diesem Hause war, warum war sie dann hier? In der Küche der Wohnung entdeckte Lisa wieder dieses seltsame Fell, wie sie es schon im Treppenhaus vorfand. Und weil sie einfach keinen Anhaltspunkt fand, der sie auf eine Spur hätte bringen können, nahm sie sich etwas vor.

    Sie wollte die folgende Nacht in dieser Wohnung verbringen, um herauszufinden, was da vor sich ging. Sie blies sich eine Luftmatratze auf und legte sie in eine Ecke des Wohnzimmers. Als es dunkel wurde, begab sie sich in die Nachbarwohnung und legte sich auf ihre Luftmatratze. Neben der Matratze hatte sie sich eine Taschenlampe gelegt, sodass sie sofort nachsehen konnte, wenn etwas passierte. Schließlich brach die Nacht herein und Lisa bereute längst ihren Entschluss, die Nacht in dieser leeren kalten Wohnung zu verbringen. Sie brauchte nur ihre Matratze zu nehmen und in ihre eigene Wohnung hinüber zu gehen. Doch die Neugier war stärker als die Angst vor etwas Unbekanntem. Und so hielt sie durch.

    Als es kurz nach Mitternacht war, wollte sie doch wieder in ihre Wohnung zurück. Zu ungemütlich und zu kalt war es geworden. Schlaftrunken stand sie auf und wollte die Wohnung verlassen, da fuhr eine eiskalte Windbö durch die Räume. Lisa blieb wie angewurzelt stehen. Es war beinahe so, als hätte jemand die Wohnungstür geöffnet. Doch es war niemand zu sehen. Plötzlich knackte es laut und die Fenster sprangen auf. Der kalte Wind blies in die Zimmer und Lisa lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Sie nahm ihre Luftmatratze und postierte sich hinter einer Tür. Die Luftmatratze nutzte sie als Schutzschild. Immer heftiger blies der Wind in die Wohnung und Lisa wusste nicht mehr so genau, was sie davon halten sollte. Auch hatte sie den starken Drang davon zu rennen, nur die Neugier hielt so noch am Ort. Plötzlich gellten grelle Schreie durch die Nacht und irgendwelche Tiere flogen durch die Räume. Dann wurde es still und Lisa dachte schon, dass nun alles wieder vorüber sei. Doch da blitzte ein feuerrotes Licht inmitten des Wohnzimmers auf. Lisa erschrak und aus dem roten Licht entstieg eine furchterregende Gestalt. Sie sah aus wie ein riesiges Monster-Krokodil oder etwas, das aussah wie ein Krokodil, nur es stand aufrecht. Und es spukte Feuer.

    Aus seinem langgezogenen Maul stoben grelle Flammen in den Raum und seine Augen blitzten feuerrot auf. Es roch angebrannt und übel, beinahe wie Schwefel. Der gesamte Raum leuchtete nun dunkelrot und das Monster stand im Raum und spie unablässig Feuer. Lisa hatte große Angst und sie traute sich kaum, Luft zu holen. Das Monster starrte in ihre Richtung und sie war kurz davor, die Nerven zu verlieren.

    Doch sie wusste, dass sie durchhalten- und diesen entsetzlichen Moment aushalten musste. Das Monster fauchte und zischte und Dutzende Fledermäuse kamen durch die offenen Fenster ins Innere des Raumes. Sie setzten sich im Kreis um das Monster und schrien markerschütternd. Die gesamte Szene ähnelte einem Horrorfilm im Fernsehen. Nur es war real. Plötzlich verwandelten sich die Fledermäuse in Menschen … in Frauen … Lisa erschrak …all diese fremden Frauen ähnelten der Toten … sie waren ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich. Wie konnte so etwas nur möglich sein? Lisa war vollkommen irritiert, doch sie wusste nun wenigstens, dass das rätselhafte Fell, welches sie im Treppenhaus und in der Wohnung vorfand, von den Fledermäusen stammte. Aber welche Verbindung gab es zwischen den Fledermäusen, dem Monster und der Toten? Lisa wusste nicht mehr weiter. Ihr war auch bewusst, dass sie ihre Beobachtungen niemandem mitteilen konnte.

    Es würde ihr kein Mensch glauben. Sie wollte noch darüber nachdenken, da verwandelte sich auch das Monster in einen Menschen. Es war ein Mann, der in einem schwarzen Umhang auf einem großen schwarzen Stein stand. Die Fledermäuse waren mucksmäuschenstill, und als der Fremde undefinierbare Laute äußerte, stoben die Fledermäuse auf und davon. Schreiend und krächzend flogen sie aus den Fenstern in den dunklen Nachthimmel hinein. Der fremde unheimliche Mann schaute sich nach allen Seiten um, beinahe so, als würde er ahnen, dass er nicht allein im Zimmer war. Doch dann verwandelte er sich wieder in das grässliche Monster und flog ebenfalls durch ein offenes Fenster davon. Die Fenster schlugen zu und es wurde still … totenstill. Lisa fiel ein tonnenschwerer Stein vom Herzen.

    Was konnte das nur gewesen sein? Hatte sie sich das alles am Ende nur eingebildet? Aber es war doch alles so real! Weil nichts mehr geschah, nahm sie ihre Luftmatratze und verschwand schnellstens aus der gespenstischen Wohnung. Doch das Erlebnis ließ sie einfach nicht mehr los. Was war da nur geschehen? Und warum hatte man so schnell von einem Selbstmord gesprochen, der möglicherweise gar keiner war? Warum gab es keinerlei Ermittlungen und an wen sollte sie sich wenden, um über ihr mysteriöses Erlebnis zu sprechen? Im Erdgeschoss des Hauses lebte eine alte Dame … Mrs.

    Sheffield. Gegen Mittag ging sie zu Mrs. Sheffield und bat sie um ein Gespräch. Die alte Dame bat Lisa höflich in ihre Wohnung, und als Lisa ihr von dem merkwürdigen Erlebnis in der Nacht berichtete, wurde Mrs. Sheffield sehr schweigsam. Dann setzte sie sich auf ihr gemütliches Sofa und begann zu erzählen: „Wissen Sie, dieses Haus ist schon sehr alt. Ich war beinahe die erste Mieterin, die hier einzog. Und immer wieder waren da diese Spukgeschichten, die mir meine ehemalige Nachbarin berichtete. Ich glaubte ihr nicht, doch sie ließ sich nicht davon abbringen. Angeblich wäre das Haus verflucht und ein böser Geist würde sein Unwesen hier treiben. Ich wollte das nicht glauben. Aber ich weiß, dass hier einst ein alter Friedhof war, bevor man das Haus gebaut hatte. Nicht alle Gräber wurden beseitigt und einige Skelette sollen sich noch unter dem Fundament befinden. Auch das des alten Mr.

    Murdock. Es war der Friedhofsverwalter, der angeblich mit dem Teufel im Bunde gestanden haben sollte. Man sagte, dass dessen Geist jedes Mal an seinem Todestag durch dieses Haus fliegen soll." Lisa war sprachlos. Sie starrte die alte Mrs. Sheffield an und wusste gar nicht, was sie dazu sagen sollte. Für sie stand fest, das Monster, dieser fremde Mann … das musste der alte Mr. Murdock gewesen sein. Aber wer war die Tote? Mrs. Sheffield konnte sich auch keinen Reim auf die tote Frau machen. Und Lisa musste glauben, was ihr die alte Dame da erzählte.

    Doch sie wollte mehr über diesen sonderbaren Mr. Murdock erfahren. Und so bat sie Mrs. Sheffield, ihr doch noch mehr über den alten Friedhofsverwalter zu erzählen. Mrs. Sheffield aber konnte ihr nicht weiter helfen. Sie hatte keine weiteren Informationen für Lisa. Ein wenig betrübt verließ sie Mrs. Sheffield und stand ratlos im Treppenhaus. Sie wollte in den Keller gehen, um dort nach einem Hinweis zu suchen. Nachdenklich stieg sie die alte Kellertreppe hinab. In dem engen Kellergang war es feucht und modrig. Doch sie konnte einfach nichts Merkwürdiges entdecken. Da fiel ihr Blick auf einen alten Schornstein. Er war mit einem Brett vernagelt. Lisa zog ein wenig an dem morschen Brett und es fiel knackend auf den Boden. Dahinter, teilweise von Schutt bedeckt, verbarg sich ein dickes altes Buch. Vorsichtig zog es Lisa unter dem Schutt hervor und befreite es von all dem Schmutz. Als sie es aufschlug, entdeckte sie Dutzende Fotos darin … das Buch war ein altes Fotoalbum! Die alten vergilben Bilder zeigten einen schwarz gekleideten Mann. Darunter entzifferte Lisa dessen Namen … es war Mr. Murdock! Und neben Mr.

    Murdock war die Tote aus dem Treppenhaus abgebildet … Lisa erschrak … es war Mrs. Murdock, seine Ehefrau! Neben dem Bild von Murdocks Frau befand sich ein handschriftlicher, nahezu unleserlicher Text. Lisa versuchte, die vergilbten Schriftzeichen zu entziffern. Schließlich las sie: „Es war Mr. Murdock, der seine Frau ermordet hat. In der Sekunde ihres Todes verfluchte sie ihn, er möge bis an sein Lebensende als bösartiges Monster durch die Nacht irren. Niemals mehr sollte er zur Ruhe kommen, denn er hatte einst seine Seele dem Teufel verschrieben. Nur, um das Erbe seiner Frau, dieses alte Haus in Besitz nehmen zu können. Wer dies Buch liest, wird erfahren, wie es wirklich war!" Lisa konnte nicht mehr weiter lesen, denn die Schrift war einfach nicht mehr zu erkennen. Irgendwer hatte unterschrieben, und schon bald ahnte Lisa, wer das alles aufgeschrieben hatte. Als sie aus dem Keller in ihre Wohnung gehen wollte, kam ihr Mrs.

    Sheffield entgegen. Sie lächelte Lisa recht merkwürdig an, und als Lisa ihr das alte Buch zeigte, blitzten Mrs. Sheffields Augen plötzlich feuerrot auf, und auf ihrer linken Schulter saß eine graue Fledermaus …

    Ring der Hoffnung

    Es war die Zeit nach dem Tode seiner geliebten Ehefrau Jenny. Jeden Tag besuchte Peter ihr Grab auf dem kleinen Friedhof in Everly-Stokes. Weinend saß er an ihrem Grab und dachte an die vielen schönen Jahre, die sie gemeinsam hatten. Jenny hatte einfach alles, was man sich nur vorstellen konnte: Ein liebevolles Gesicht, große Augen und eine faszinierende Art. Peter konnte nicht verstehen, dass das alles nun zu Ende war. Aber die Krankheit war stärker als sie und nun blieb ihm nur dieser naturbelassene kleine Stein mit dem eingravierten Namen. Er verfiel immer mehr und immer öfter kam er an diesen tränenreichen Ort, der sich schon tief in seinen Lebensrhythmus eingegraben hatte. Ben, der Friedhofsverwalter sprach mit ihm, fragte ihn, ob er Hilfe brauchte.

    Doch Peter winkte nur ab und sagte, dass ihm wohl niemand mehr helfen konnte. Und so trottete er eines Abends mal wieder den steinigen Weg von seiner winzigen Farm bis zu Jennys Grab.

    Er wünschte sich so sehr, dass seine Träume wahr würden und er Jenny wiedersehen könnte. Er würde ihr sogar ins Jenseits folgen, wenn er nur bei ihr sein dürfte. Als er sich auf den Baumstumpf neben Jennys Grab setzte, vernahm er plötzlich ihre Stimme: „Weine nicht, mein Liebster., sprach sie leise, „Ich bin Dir so nah. Nie wirst Du allein sein, denn ich bin tief in Deinem Herzen. Doch schau, eine Stunde werde ich noch einmal für Dich da sein. Peter wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sah, wie Jenny in ihrer ganzen Schönheit lächelnd hinter dem Stein erwuchs. Lebensecht stand sie schließlich vor ihm und hatte Tränen in ihren wunderschönen Augen.

    Peter stand auf und umarmte sie. Die beiden küssten sich und es war, als sei Jenny nie von ihm gegangen. Gleichzeitig veränderte sich auch die Umwelt.

    Wie ein Fächer klappte die traurige Welt auf dem Friedhof zusammen und einer sich öffnenden Jalousie gleich breitete sich eine neue, sonnige Welt um die beiden aus. Peter konnte nicht fassen, was er da sah. Wie war nur all das möglich? Er wollte etwas sagen, doch Jenny legte ihren Finger auf seine Lippen und flüsterte: „Sag nichts. Genieße es nur." Und die beiden setzten sich in das frische duftende Gras und schauten sich unentwegt an. Ein lauer Wind wehte um sie herum und der azurblaue Himmel war wie eine unendliche Woge des Glücks, welche die beiden da überspannte. Peter wünschte sich, mit Jenny zusammen im Farm-Haus zu sein und den Tag so ablaufen zu lassen, wie es früher immer war.

    Und so geschah es. Alles, was er sich wünschte, wurde wahr. Das Pferdegespann, die Farm, die Felder … und Jenny. Sie durchlebten noch einmal den gesamten Tag, den sie sonst auch erlebten. Und Peter fühlte sich so gut, wenngleich er immer wusste, dass es nur ein schöner Traum war. Aber vielleicht konnte er Jenny ja nun für immer behalten und dieser Traum endete nicht mehr. Doch obwohl Jenny lächelte und nichts ihre Freude über diesen wahr gewordenen Traum zu trüben vermochte, schien sie irgendetwas zu belasten. Als der Abend kam, wurde sie immer ernster und lächelte gar nicht mehr. Peter wusste nicht, wie er seine junge Frau noch aufmuntern konnte. Es gelang ihm einfach nicht, und als es Mitternacht war, sagte sie: „Ich muss nun wieder fort. Wir hatten nur diesen einen wunderschönen Tag. Doch hier, nimm diesen Ring als Erinnerung an mich. Er wird Dir immer sagen, dass ich bei Dir bin. Er ist wie mein Herz, so klar und rein und so ehrlich und voller Liebe. Es ist der Ring der Hoffnung.

    Doch nun- Adieu mein Liebster." Vor Peters Augen löste sie sich in Luft auf und nur der Ring in seinen Händen kündete von dem wundersamen Traum, den er soeben erleben durfte. Die schöne Landschaft, der gesamte Traum klappte wie ein Fächer in sich zusammen und Peter fand sich in der einsam traurigen Welt seiner tristen Wirklichkeiten wieder. Verzweifelt saß er an Jennys Grab und weinte bitterlich.

    Er hatte das Gefühl und den immer stärker werdenden Drang, seiner jungen Frau zu folgen. Dorthin, wo vielleicht alles besser war und wo die alten Träume wahr werden könnten. Dieses traurige Leben ohne Jenny hielt er einfach nicht mehr aus. So lief er den langen Weg bis zu einem Abhang. Dort ging es tief hinunter und unten war nichts als eine steinige Wüste. Er nahm den Ring und steckte ihn an seinen kleinen Finger. Dann sprang er in die Tiefe. Doch als er so nach unten flog, flog auch sein bisheriges Leben wie ein Film an ihm vorüber. Er sah seine Kindheit, die Mutter und all die vielen Jahre, die er zu Hause in Pennsylvania verbrachte. Seine Mutter hatte ihm immer gesagt: „Junge, gebe niemals auf.

    Egal, wie schlimm es auch kommt. Meine Hoffnung wird dich überall begleiten." Und dann sah er Jenny, ihr Grab und wie er mit ihr zusammen diesen allerletzten Tag verbrachte. Er spürte die Wärme in seinem Herzen und in diesem Ring, den er an seinem Finger trug. Und er wusste, dass es nun vorbei wäre mit all dem Leben und er in den Tod hinab tauchen würde. Ob er dort wohl seine Jenny wiederfinden könnte? Er fiel und fiel und er wunderte sich schon, denn er hätte doch längst dort unten, auf den harten Felsen aufschlagen müssen. Aber es geschah nicht, denn er flog immer weiter. Und als er an seine Hand schaute, bemerkte er, dass der Ring an seinem Finger hell aufblitzte und wie ein strahlender Stern am nächtlichen Firmament leuchtete. Er flog über das steinige Tal und fiel nicht auf all die spitzen Felsen. Er blieb am Leben und er hatte es längst bereut, sterben zu wollen. Und plötzlich, wie aus dem Nichts tauchte vor ihm ein kleiner Junge auf. Er mochte wohl so etwa sieben Jahre alt sein. Er stand blinzelnd vor ihm und erst jetzt bemerkte Peter, dass er gelandet war … auf der Blumenwiese hinter seinem Haus. Die hatte Jenny einst angelegt und der kleine Junge fragte ihn, ob er Jennys Mann sei. Peter nickte ungläubig und der Kleine meinte, dass er Jennys Sohn sei. Peter bekam einen gehörigen Schrecken. Er verstand nicht, was ihm der kleine Junge da gesagt hatte.

    Jenny hatte einen Sohn? Der kleine Mann beteuerte, die Wahrheit zu sagen und sprach: „Ja, ich bin Benji. Mutter wusste nicht, dass mich Vater mit sich genommen hatte. Doch er starb vor wenigen Tagen. Nun muss jemand anderes für mich sorgen. Du bist doch Jennys neuer Mann? Sorgst Du nun für mich?" Peter starrte den Kleinen mit großen Augen an und konnte noch immer nicht glauben, was er da hörte. Jenny hatte also ein Kind, bevor sie ihn kennengelernt hatte. Warum hatte sie nie etwas davon gesagt? Er nahm den Kleinen mit ins Haus, und als Benji seine kleine Kinderhand hervorstreckte, bekam Peter den Schock seines Lebens. An Benjis kleinem Finger steckte genau der gleiche Ring, den er von Jenny in seinem Traum bekommen hatte. Er hielt seinen Ring dicht neben Benjis Ring. Und es gab nichts, was die beiden Ringe unterschied. Einer war immer schöner als der andere. Sie funkelten und blinkten, dass Peter fassungslos schwieg. Benji aber schien gar nicht von Jenny sprechen zu wollen, obwohl sie seine Mutter war. Und Peter erzählte ihm nicht, dass sie tot war und er tagtäglich zu ihr ans Grab ging. Er ging auch nur noch dorthin, wenn Benji schlief. Der Kleine sollte nichts von Peters Trauer und Jennys Tod mitbekommen. Er zog Benji groß und die beiden wurden ein unerschütterliches Team. Zusammen erlebten sie all die vielen Abenteuer, die er mit Jenny nicht mehr erleben konnte. Und so vergingen die Jahre. Peters Trauer über seine Jenny wurde von Benjis Anwesenheit überlagert. Dennoch vergaß er seine Frau nicht. Er zog Benji jedoch groß, als sei er sein richtiger Vater. Da war wieder soviel Liebe und soviel Kraft und auch Hoffnung in seinem einst so traurigen Haus. Und eines Tages nahm er Benji mit zu Jennys Grab. Doch der mittlerweile vierzehnjährige Junge wunderte sich gar nicht, dass seine Mutter tot war. Er schien wohl schon von ihrem damaligen Ableben gewusst zu haben. Als Peter Benji endlich daraufhin ansprach, entgegnete ihm der Junge: „Ich weiß, dass meine Mutter tot ist. Sie starb noch, bevor ich mit meinem Vater verunglückte. Doch sie gab mir einst diesen wunderschönen Ring. Wer ihn besitzt, so meinte sie, wird niemals mehr einsam oder traurig sein.

    Denn es ist der Ring der Hoffnung und der Liebe. Peter konnte nicht fassen, was ihm Benji da sagte. Dieser Junge wusste also auch von dem Ring. Er zeigte Benji seinen Ring und die beiden waren glücklich, dass sie dieses Andenken an Jenny besaßen. Doch dann holte Benji eine alte Zeitung aus seinem Rucksack. Er schlug sie auf und gab sie Peter. Fassungslos las Peter den großen Artikel, unter dem Benjis Bild und das seines toten Vaters abgebildet war: „Bei einem schweren Autounfall auf dem Highway ist in den späten Nachtstunden ein Vater mit seinem kleinen Sohn tödlich verunglückt …

    Lisas Garten

    Lisa Fisher liebte Pflanzen über alles. Erst kürzlich bezog sie ein kleines, einsam gelegenes Haus am Stadtrand von Los Angeles und legte sich einen ansehnlichen Garten zu. Dort konnte sie ihrer Liebe ungehindert nachgehen. Doch sie umgab ein sonderbares Geheimnis. Denn immer, wenn sie sich in einen Mann verliebte, dauerte es gar nicht lange, verschwand der Liebste auf Nimmerwiedersehen.

    Mrs. Steele, die ein stattliches Anwesen nicht weit von Lisas Haus besaß, schien sich als Lebensaufgabe die Beobachtung von Lisas Grundstück gesetzt zu haben. Da sie es überdrüssig war, die Millionen ihres vor zehn Jahren verstorbenen Ehemannes auszugeben, widmete sie sich ab sofort der Beobachtung von Lisas Grundstück. Und natürlich wunderte sie sich, dass sie Dutzende junger Männer in Lisas Haus hineingehen sah, aber keinen Einzigen wieder hinaus. Das fand sie schon sehr merkwürdig. Die schlimmsten Befürchtungen plagten sie und sie wusste nicht, ob sie zur Polizei gehen sollte oder nicht. Doch weil sie so eine Art Berufung in der Beobachtung des Hauses sah, wollte sie noch einige stichhaltige Beweise sichern. Eines Abends bemerkte sie, wie Lisa mal wieder von einem jungen Mann nach Hause gebracht wurde. Die beiden lachten und schienen eine Menge Spaß zu haben. Fröhlich tanzend sprangen sie ins Haus und Mrs. Steele holte ihr Nachtsichtgerät, um Genaueres sehen zu können. Doch es war einfach nichts Außergewöhnliches zu entdecken. Nur, dass sie den jungen Mann nie wieder sah. Dafür wurde der Garten hinter Lisas Haus immer stattlicher. Die wunderschönsten Bäume gediehen dort und Mrs.

    Steele wollte mehr über diese Bäume erfahren. Unter einem Vorwand sprach sie Lisa an und interessierte sich scheinbar sehr für die Bäume im Garten. Lisa war es zwar gar nicht so recht, dass Mrs. Steele so hartnäckig nachfragte, doch sie ließ sich auf Mrs. Steeles Interesse ein und führte sie in den Garten. Solch wunderschöne Bäume hatte Mrs. Steele wahrlich noch nie zuvor gesehen. Es war eine Pracht und Mrs. Steele wollte natürlich mehr über die Gewächse erfahren. Sie hatte sich wohl zum Ziel gesetzt, Lisa auszufragen, aber Lisa schwieg und verriet nichts. Stattdessen komplimentierte sie die ein wenig verwirrte Mrs. Steele aus dem Haus. Die hatte nichts Eiligeres zu tun, als zur Lokalpresse zu gehen und von Lisas Garten zu schwärmen. Sie wollte damit erreichen, dass ein Reporter den Garten etwas näher unter die sprichwörtliche Lupe nahm. Doch das Ganze ging nach hinten los und der Journalist, mit dem sie sich unterhielt, wollte nichts von Lisas Garten wissen.

    Wer interessierte sich schon für harmlose Bäume und Pflanzen, denn die fraßen schließlich keine Menschen und waren viel zu unspektakulär. So musste Mrs. Steele wohl oder übel wieder nach Hause fahren. Doch ihre Neugierde war derart stark, dass sie sich wieder auf die Lauer legte. Wieder lief sie zu Lisas Grundstück und spähte den Garten aus. So bemerkte sie nicht, wie sich die Dunkelheit über die Gegend legte. Es wurde kalt und windig und Mrs. Steele fröstelte sehr. Sie wollte schon wieder nach Hause gehen, da vernahm sie ein seltsames Singen. Es kam aus Lisas Garten, und als Mrs. Steele zwischen den dichten Hecken aufs Grundstück schaute, sah sie Lisa mit einem Kerzenleuchter in der Hand zwischen den Bäumen umher tanzen. Dabei sang sie in den hellsten Tönen. Doch was war das … Mrs. Steele glaubte, einer Sinnestäuschung zu unterliegen … die Bäume verwandelten sich in junge Männer. Zusammen mit Lisa tanzten sie auf der Wiese und schienen sich recht zu amüsieren. Plötzlich schlug die ferne Kirchturmuhr zur Mitternacht.

    Die jungen Männer verwandelten sich in furchtbare Monster und Lisa schwebte wie ein leuchtender Geist über der grausigen Szene. Mrs. Steele fuhr die Angst in die Glieder, doch sie konnte sich nicht abwenden. Sie musste wissen, was in diesem Garten vor sich ging. Und so starrte sie ungehindert zu dem mysteriösen Treiben. Lisa hatte sich unterdessen in ein feuerspeiendes Ungetüm verwandelt und die Monster um sie herum sprangen im Rhythmus des Liedes, welches sie noch immer sang, auf und nieder. Was für ein furchterregendes Schauspiel. Es glich einem teuflischen Theaterstück, nur mit dem einen Unterschied: Alles war real! Mrs. Steele musste sich am metallenen Gitter des Zaunes festhalten, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Doch ihre Neugierde war grenzenlos. Schließlich war es ein Uhr. Die Monster verwandelten sich wieder in Bäume und Lisa in die schöne junge Frau, die sie sonst immer war. Sie nahm den Kerzenleuchter, den sie auf der Wiese abgestellt hatte und schritt ins Haus zurück. Dann wurde es still. Auch Mrs. Steele ging nach Hause und wusste nicht, was sie nun tun sollte. Unmöglich konnte sie die Polizei informieren. Niemand würde ihr glauben. Da hatte sie eine Idee! In der Nähe befand sich ein Friedhof. Dort lief sie hin und entwendete von einem Grab ein hölzernes Kreuz. Sie nahm es an sich und schlich sich zu Lisas Grundstück. Durch ein Loch im Zaun gelangte sie auf die Wiese. Sie legte das Kreuz zwischen die Bäume und versteckte sich hinter einer hohen Hecke. Doch als sie eine Weile ausgeharrt hatte und nichts passierte, holte sie das Kreuz wieder zurück. Sie fand es sehr komisch, dass das Kreuz nicht die erwünschte Wirkung erbrachte und die bösen Geister vertrieb. Schnell brachte sie das Kreuz zum Friedhof zurück und überlegte, was sie sonst noch tun könnte. Doch so sehr sie sich auch ihren Kopf zerbrach, es fiel ihr einfach nichts ein! Und so legte sie sich ins Bett. Aber vor Nervosität konnte sie einfach nicht schlafen. Unruhig wälzte sie sich in ihrem Bett herum und plötzlich wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie wollte Lisa zur Rede stellen. Was nutzten all die vielen Beobachtungen und die heimlichen Aktionen, wenn doch nichts dabei herauskäme. Vielleicht versteckte sich hinter all dem bösen Zauber etwas ganz anders? Gleich am nächsten Morgen, und nachdem sie sich ein wenig frisch gemacht hatte, lief sie zu Lisa. Die öffnete ahnungslos die Tür und Mrs. Steele bat um ein Gespräch. Die beiden begaben sich in den Garten und setzten sich auf eine Bank zwischen den Bäumen. Mrs. Steele schaute sich argwöhnisch um. Was wäre, wenn sich die Monster wieder zeigten? Sie nahm all ihren Mut zusammen und äußerte ehrlich und ohne Umschweife ihr Anliegen. Als sie fertig war, schluchzte Lisa.

    Doch was sie dann sagte, konnte Mrs. Steele beinahe nicht glauben. Mit trauriger Miene hob Lisa zu sprechen an: „Ach wissen Sie. Sie sind so ehrlich, aber Sie können mir ja doch nicht helfen. Einst hatte ich meine Seele dem Teufel verschrieben, weil ich meinen Mann Jim, der schwer an Krebs erkrankt war, nicht verlieren wollte. Der Teufel kam und ich gab ihm mein Versprechen, dass sobald Jim wieder gesunden würde, meine Seele zur Verfügung stünde. So geschah es. Jim wurde gesund und der Teufel holte sich meine Seele. Doch er hatte gelogen. Als er in einer Wolke aus Schwefeldämpfen verschwand, verwandelte er Jim in einen Baum. Und jede Nacht, wenn die Uhr Zwölf zeigte, verwandelte er uns in bösartige Monster, die ihm huldigen sollten. Und das Schlimmste war, dass alle meine Liebsten, die ich später kennenlernte, das gleiche Schicksal ereilte."

    Mrs. Steele starrte fassungslos in Lisas Gesicht und bemerkte schockiert, dass nicht eine Träne über Lisas Wangen rollte. Sie wunderte sich darüber und sprach Lisa daraufhin an. Doch Lisa winkte nur ab und meinte, dass sie seit dem Erscheinen des Teufels nicht eine einzige Träne weinen konnte. Da wurde Mrs. Steele so traurig, dass sie selbst bitterlich zu weinen begann. Sie umarmte Lisa und dabei tropften Ihre Tränen auf Lisas Gesicht. Und es war unfassbar, aber Lisa konnte endlich wieder richtig weinen. Und die Schleusen öffneten sich wie riesige Tore. Lisa weinte und weinte und konnte sich einfach nicht mehr beruhigen. Der grausame Zauber schien langsam zu brechen und Lisas Tränen benetzten den Boden, sickerten ins Wurzelwerk all der vielen sonderbaren Bäume in ihrem Garten. Da geschah ein unglaubliches Wunder. Die Bäume verwandelten sich in junge gut aussehende Männer. Und unter all den vielen jungen Männern, die ihr Glück allesamt nicht fassen konnten, war auch Jim, Lisas Mann. Er fiel Lisa um den Hals und die beiden weinten vor Glück. Der böse Zauber war gebrochen und an den Stellen, wo einst die vielen Bäume standen, gediehen die allerschönsten Blumen. Ein Duft von Frühling und Liebe zog durch den Garten und Mrs. Steele war heilfroh, dass sie Lisa auf diese so einfache Art und Weise helfen konnte. In Lisas Haus kehrte das Glück zurück und der Teufel schien für immer vertrieben. Eines Nachts, als Mrs. Steele wieder einmal schlecht schlafen konnte, war es ihr, als ob sie ein Geräusch hörte. Es musste ganz aus ihrer Nähe kommen.

    Und als sie ihre Augen aufschlug, stand ein sonderbares Wesen hinter der Gardine ihres Schlafzimmerfensters. Vorsichtig schob sie sich aus ihrem Bett und bemerkte einen feuerroten Lichtschein, welcher zwischen den wehenden Gardinenschals hindurchschimmerte. Und das Lied war das gleiche, welches Lisa einst in ihrem Garten gesungen hatte. Ängstlich schlich Mrs.

    Steele zum Fenster, um nachzusehen, was es mit dem seltsamen Gesang und dem vermeintlichen Licht auf sich hatte. Da bemerkte sie etwas, dass am vergangenen Tag noch nicht da war. Es war ein riesiger, rot schimmernder Baum, der genau vor ihrem Fenster stand …

    Die Lüge

    Und sie bewegt sich doch! Mit diesem Spruch hatte es Galileo Galilei den Menschen gezeigt. Die Erde ist rund und bewegt sich um ein Zentralgestirn, die Sonne. Aber … ist das wirklich so?

    Atlanta, 2. Dezember 1997

    Tony Clauß arbeitete sehr erfolgreich in der Forschung und hatte gerade erst einen wichtigen Meilenstein in seiner Arbeit erreicht. Nach langen und entbehrungsreichen Jahren der Forschung war es ihm gelungen, einen Generator zu entwickeln, der ein künstliches Schwerefeld erzeugte. Dies war vor allem für die Weltraumfahrt von allergrößter Bedeutung. Mit diesem neuartigen Generator war es nun endlich möglich, Menschen auf langen Weltraumflügen nicht mehr der Schwerelosigkeit auszusetzen. An diesem denkwürdigen Tage sollte er den Generator in eine Weltraumrakete einbauen, die dann zu einem Testflug ins All aufsteigen sollte. Allerdings handelte es sich dabei um ein privat finanziertes Projekt, welches auf einem abgesperrten Gelände bei Atlanta durchgeführt wurde. Tony hatte sich bei Mr. Potter, dem Leiter des Experimentes angemeldet, der ihm die Rakete zeigen wollte. Als Tony bei Potter eintraf, war dieser gerade nicht vor Ort und Tony sollte eigenständig mit den Arbeiten beginnen. Die Rakete befand sich in einem Silo, der tief in die Erde eingelassen war.

    Tony brauchte nur durch eine Schleuse in die obere Sektion der Rakete, wo sich der Nutzlastbehälter befand. Er bot gerade so viel Platz, um die nötigen Computer und den neuen Generator unterzubringen. Der Teststart war für den Abend vorgesehen. Tony zog sich einen Schutzanzug über und betrat die Kapsel. Hinter sich schloss sich die Luke und riegelte den engen Raum hermetisch ab. Die seltsame Stille wurde nur durch ein leises Summen unterbrochen und vorn unter einem Bullauge befanden sich die Computer, die in regelmäßigen Abständen bunte Lichter aufflackern ließen. Tony kniete zwischen all der aufwendigen Elektronik, um den Generator anzuschließen. Es gelang und mit seinem mobilen PC schaltete er das Gerät ein. Doch plötzlich geschah

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