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Quellenbuch zur krankenpflegerischen Tätigkeit der Basler Missionarinnen in Asien und Afrika ende 19. und anfangs 20. Jahrhundert
Quellenbuch zur krankenpflegerischen Tätigkeit der Basler Missionarinnen in Asien und Afrika ende 19. und anfangs 20. Jahrhundert
Quellenbuch zur krankenpflegerischen Tätigkeit der Basler Missionarinnen in Asien und Afrika ende 19. und anfangs 20. Jahrhundert
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Quellenbuch zur krankenpflegerischen Tätigkeit der Basler Missionarinnen in Asien und Afrika ende 19. und anfangs 20. Jahrhundert

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...“aber trotzdem ist der Dienst an den Kranken wohl der herrlichste, den es gibt.“.
Fremdes und Vertrautes, das waren lebensbestimmende Motive der Basler Missionskrankenschwestern, die als unverheiratete Frauen einen Teil ihres Lebens in fernen Ländern verbrachten und Grenzen überschritten, in einer Zeit, in welcher der Grenzstein für Frauen genau markiert war. Mutig und entschlossen stellten sie sich den Herausforderungen im fremden Land und wurden in der Regel auch nicht enttäuscht, im Gegenteil sie vollbrachten “aussergewöhnliches”.
Dieses Quellenbuch eröffnet den Zugang zu diesem wichtigen kapitel der Pflegegschichte. Gleichzeitig mit den missionarischen Quellen werden Originaltexte über die krankenpflegerische Tätigkeit von Missionskrankenschwestern vorgestellt. In der Tat sind entsprechende Untersuchungen zu diesem Thema bis heute rar. Trotz des expliziten Bezuges zu Missionskrankenschwestern geht es nicht eigentlich darum, ausschliesslich „Frauenquellen“ darzustellen. Der Zugang zu den Frauen erschliesst sich vielmehr auf indirektem Weg über die Männer; deshalb werden „Männerquellen“ genauso berücksichtigt.
Somit geben die hier ausgewählten, verschiedenen Originaldokumente einen guten Einblick in die Geschichte und den Werdegang von Missionskrankenschwestern.
Das Buch eignet sich hervorrragend für die Arbeit in Wissenschaft, Schule und Ausbildung.
LanguageDeutsch
Release dateOct 9, 2014
ISBN9783735714244
Quellenbuch zur krankenpflegerischen Tätigkeit der Basler Missionarinnen in Asien und Afrika ende 19. und anfangs 20. Jahrhundert

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    Quellenbuch zur krankenpflegerischen Tätigkeit der Basler Missionarinnen in Asien und Afrika ende 19. und anfangs 20. Jahrhundert - Gabriela Hofstetter

    –pflegerinnen

    1. FÜR UND WIDER DIE FRAUENMISSION


    (Evangelisches Missionsmagazin, 1884, S. 184-185)

    „Sollte man aber etwa daran denken, eine zukünftige Zenanamissionsjungfrau in einem Missionsspital zu beschäftigen, so würde dies wiederum mehr zu einer Umgehung als zur Erreichung der Heidenfrauen führen. Ich will nicht davon reden, dass man in den ca. 12 Spitälern, die jetzt schon in Malabar existieren, fast nur männliche Krankenpfleger und Diener anstellt und anstellen kann. Auch in einem Missionsspital, wo männliche und weibliche Kranke sind, gienge die Anstellung von europäischen Jungfrauen absolut (?) nicht an. Man müsste ein Spital speziell für Frauen einrichten und NB. in jedem Fall die Medizin, Kost usw., sowie jetzt die Regierung auch thut, gratis verabreichen, um überhaupt Patienten zu kriegen. Allein, weshalb soll man unseren weiblichen Gemeindegliedern die Gelegenheit abschneiden, sich und den Christen unter einander auch durch Krankenpflege Handreichung zu thun! Sobald es die Europäer thun, halten sich die schwarzen Christen erfahrungsgemäss dieser Pflicht für entbunden.

    Ein Missionsspital aber, würde eben ohne allen Zweifel eine neue Auflage der Gemeindeunterstützung und Armenversorgung werden und vielleicht auch eine Taufbewerbermaschine für das zweite Jahrhundert unsrer indischen Mission. Da würde es eben viele kranke oder krank sein wollende Gemeindeglieder oder Taufbewerber geben, welche in Krankenhaus und Armenhaus nebst Medizin auch Nahrung, Kleidung, Obdach und ein bequemes Leben von der Mission erhalten wollen. Man würde wohl dieselben Erfahrungen machen, die man auch in der Missionsökonomie gemacht hat. Dass sonach ein deutsches Fräulein sich bei solcher Art von Zenanamissionsarbeit nicht befriedigt fühlen könnte und sich möglichst bald hinaussehnen würde, bedarf wohl keines Beweises."

    2. PROTOKOLLSITZUNG DES KOMITES VOM MITTWOCH, 17. JANUAR 1894


    (Archiv Basler Mission: Komiteeprotokoll vom 17. Januar 1894, § 35)

    Frl. Vogel Stuttgart 12. I; vgl. § 3 Bruder Schulers Braut spricht selber die Bereitwilligkeit aus, einen geburtshilflichen Kurs mitzumachen, was das Komite begrüsst.

    Bei diesem Anlass werden die prinzipiellen Gedanken über die Teilnahme von Bräuten an solche Kurse ausgetauscht, und Inspektor beantragt, den Entwurf eines zu druckenden Schriftstücks auszuarbeiten, worin die Stellung des Komites zu den geburtshilflichen Kursen wiederlegt ist. Es wird darin auszuprobieren sein, 1) wie wichtig es ist, dass Missionsfrauen sowohl den europäischen Schwestern als auch den eingeborenen Frauen bei Geburten die oft für Leben oder Tod entscheidende Hilfe leisten können; 2) dass aber, wie das Komite völlig ausklemmt, nicht jedes Mädchen die richtige körperliche Kraft und innere Freudigkeit für diese Sache besitze und es daher jeder Braut freistehen solle, sich die allerdings sehr wünschenswerte Hebammenausbildung zu erwerben oder nicht.

    3. KÖNIGL. WÜRTTEMBG. LANDES-HEBAMMEN-SCHULE

    HEBAMMENZEUGNIS VON FRÄULEIN MATHILDE KALMBACH, 31. JANUAR 1898


    (Archiv Basler Mission: Schwesternverzeichnis Nr. 46/Mathilde Kalmbach)

    Königl. Württembg. Landes-Hebammenschule

    Nachdem die Hebammenschülerin Mathilde Kalmbach von Überberg, o/a Nagold einen vollständigen Unterrichtskurs in der Hebammenkunst an der Lehranstalt zu Stuttgart durchgemacht hat u. auch über die Pflichten u. das Verhalten der Hebammen in ihrem Dienste gehörig belehrt worden ist, hat sie bei der am 27. u. 28. Januar bestandenen Prüfung

    im theoretischen Teil: sehr gute Kenntnisse

    im praktischen Teil: sehr gute Kenntnisse gezeigt,

    im Betragen das Zeugnis sehr gut

    im Fleiss das Zeugnis sehr gut erhalten.

    Derselben wird hiernach das Zeugnis I. Klasse erteilt u. sie zur Übung der Hebammenkunst in ihrem ganzen Umfang ermächtigt, ihr die Erlaubnis erteilt, auf ärztliche Verordnung beim weiblichen Geschlecht zu schröpfen.

    Stuttgart, d. 31. Januar 1898

    Mitglied des Medizinischen Kollegiums: — Direktor:

    gez. Kocher — gez. Dr. Walcher

    4. FRÄULEIN L. MÜLLER, KALIKUT, DEN 25. MÄRZ 1903


    (Archiv Basler Mission: Y. 5: Mitteilungen aus der Basler Frauenmission, Nr. 4, Juli 1903, S. 60-62)

    Habe ich morgens 9 Uhr meinen Munschi absolviert, so greife ich flugs nach meinem Sonnenhut und gehe hinüber in unsern Spital. Die Arbeit ist schon in vollem Gange, und es ist ein buntes Bild, das sich mir bietet. Die Veranda ist voll von Männern, Frauen und Kindern jeden Alters, die alle auf Linderung ihrer Schmerzen und Heilung ihrer Gebrechen warten. Aber es kann eben nur eins ums andere untersucht und beraten werden, und immer strömen wieder neue Leute herein, so dass es für manche eine lange Wartezeit gibt. Aber diese Wartezeit sollte den Leutchen nicht gar so lästig sein, steht doch den Männern, unser lieber alter Katechist, der sie mit ganzem Eifer und aller Freundlichkeit einladet, zum Wunderarzt Jesus zu kommen, um bei ihm Heilung und Frieden für Leib und Seele zu finden. Zu den Frauen hat sich unsere bewährte Bibelfrau Maria gesetzt. Sie liest ihnen eine biblische Geschichte vor, die sie nachher mit beredeter Zunge auslegt.

    Ich lasse meine Augen über die bunte Gesellschaft schweifen, um zu sehen, wo meine Hilfe am nötigsten ist. Gerade vor dem Eingang ins Konsultationszimmer ist von aussen her eine Tragbahre angelehnt. In dieser haben vier Männer ein etwa 6jähriges Büblein gebracht. Als sie es das erste Mal brachten, war sein Körperchen dick mit Wasser angefüllt, die Beine fest geschwollen, die Arme hingegen wie ein paar dünne Stecken an den unförmigen Körper, und das Gesichtchen sah so elend aus. Das Kind wurde jeden zweiten Tag gebracht, und nun hat sich das Wasser fast verloren, die Beine sind lange nicht mehr so geschwollen, und der kleine Bursche sieht viel heller aus seinen Augen. Die Leute sind so dankbar. Einmal brachten sie einen Korb Gemüse, und neulich kam der Vater mit einem lebendig eingefangenen Hasen an einer Schnur.

    In dem kleinen Raum, in dem ich mit meiner Gehilfin die Frauen und Kinder verbinde, haben sich auch schon die Stammgäste eingefunden. Am Boden sitzt ein altes Mapla = Mütterchen und lächelt mir freundlich entgegen. Sie kommt schon bald zwei Monate Tag für Tag zum Verbinden. Anfangs hatte sie einen furchtbar schlimmen Finger. Auf irgend eine Weise ist ihr der halbe Finger abhanden gekommen. Die Wundfläche war in einem schauderhaften Zustand und verbreitete einen Geruch, der einem beinahe die Fassung raubte. Seitdem kam sie nun treulich Tag für Tag und hielt die Schmerzen, die man ihr hie und da verursachen musste, tapfer aus, so dass ihr Finger jetzt schön im heilen begriffen ist.

    Dort in der Ecke steht mein besonderer Freund, ein kleiner Mapla = Bursche. Er guckt mit seinen schelmischen Augen zu mir herüber, ob die Reihe noch nicht an ihn komme. Eigentlich verdient er meine Zufriedenheit erst seit kurzem, denn bis vor wenigen Tagen schrie er aus vollem Halse, sobald ich anfing seinen Verband loszumachen. Er hatte einen schlimmen Abszess an der Hand. Und da half kein freundliches Wort und kein drohendes Gesicht, er schrie eben bis der Verband fertig war. Seit einigen Tagen hat sich nun seine Hand gebessert, und er scheint es auf einmal unter seiner Würde zu halten, zu schreien, und erscheint er jetzt sehr selbstständig allein, während ihn vorher seine Mutter begleitete.

    Dann sind auch noch zwei ganz Kleine da. Das eine hat einen Abszess am Hinterkopf, das andere einen unter dem Arm. Da gibt es natürlich herzzerreissendes Geschrei und Gestrampel, bis der Verband sitzt; wissen doch die kleinen Patienten auch gar nicht, warum die bösen Leute sie so plagen. Doch bald sind sie getröstet und werden von ihren zärtlichen Müttern geliebkost und heimgetragen.

    Nun ist mein kleines Zimmer auf einmal leer, aber draussen auf der Veranda sind noch viele. Dort steht ein 10-jähriger Bub mit seiner Mutter. Er hat sich die Schulter ausgerenkt, und ausserdem hat er noch ein Geschwür unter dem Arm. Da ist ein anderer kleiner Junge, dem beim Spielen ein Auge schwer verletzt worden ist. Er ist ein tapferer kleiner Bursche und zuckt nie beim Verbinden. Ja wenn man an ihm vorbeigeht, strahlt er einen mit dem unverbundenen Auge glücklich an. Das arme Kind weiss nicht, dass das eine Auge wahrscheinlich verloren ist.

    Mein kleiner Musikmeister ist auch da und thront auf Grossmutters Hüfte. Er ist ein herziger, zehn Monate alter Junge, der wegen seiner krummen Füsschen wohl zwei Monate im Spital war. Da hat er dann gar oft meiner Gehilfin, die im Spital ihr Zimmer hat, ein langes Schlaflied gesungen, wofür sie ihm jenen Schmeichelnamen gab. Und der Musikmeister ist er geblieben. Aber trotz allem Schreien ist er mein erkorener Liebling. Wenn einen der kleine schwarze Lockenkopf mit den schwarzen Augen so herzig ansieht, so muss man ihn lieb haben. Er war ja auch lange bei uns, bis seine operierten Füsschen heil waren. Die Grossmutter bringt ihn noch alle paar Tage, denn der kleine Mann hat Husten und Fieber. Überhaupt wird er, seit er daheim ist, immer elender, dass man ihn am Ende wieder ins Spital nehmen muss.

    Wenn ich zwischen dem Verbinden Zeit habe, so gehe ich hinüber in unser Frauenspital, Bethlehem, um die Frauen fertig zu machen und meine kleinen braunen Kindchen zu baden. Es sind selten mehr als zwei Frauen auf einmal da.

    Gegen ½12 Uhr lichtet sich allmählich das Getriebe auf der Veranda. Doch was kommt denn dort noch? Am Ende ein Schwerkranker? Was wollen wohl all die vielen Leute? Zwölf erwachsene Männer bringen einen Knaben, der aber nicht sterbenskrank ist, sondern stramm an seines Vaters Hand einhergeht. Er hat nur einen Polypen in der Nase, der bald entfernt ist, und fröhlich zieht er mit seiner Eskorte wieder ab.

    Jetzt ist die Veranda ganz leer, und wir verlassen den Schauplatz unserer Morgenarbeit und gehen zum Frühstück. Nachmittags von 3 Uhr an ist das Spital wieder offen für Hilfsuchende von auswärts, doch kommen nicht so viele wie am Morgen.

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