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Nr. 8 und die sterbende Welt: Dystopie in einer SF-Geschichte
Nr. 8 und die sterbende Welt: Dystopie in einer SF-Geschichte
Nr. 8 und die sterbende Welt: Dystopie in einer SF-Geschichte
Ebook135 pages1 hour

Nr. 8 und die sterbende Welt: Dystopie in einer SF-Geschichte

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About this ebook

Was hat ein 14-jähriger Junge mit dem Untergang seiner Welt zu tun? Ist er tatsächlich daran schuld? Und kann er die Katastrophe verhindern?
LanguageDeutsch
Release dateMar 16, 2015
ISBN9783734773365
Nr. 8 und die sterbende Welt: Dystopie in einer SF-Geschichte
Author

Jonna Bott

Jonna Bott nimmt sich immer die Zeit, um Menschen und die Motive ihres Handelns zu verstehen. Trotzdem sind die Figuren in Jonna Botts Werken stets eigenständige Charaktere und niemals Abbilder realer Personen.

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    Book preview

    Nr. 8 und die sterbende Welt - Jonna Bott

    Inhaltsverzeichnis

    Nr. 8 und die sterbende Welt

    1.

    2.

    3.

    4.

    5.

    6.

    7.

    8.

    9.

    10.

    11.

    12.

    13.

    14.

    15.

    16.

    17.

    18.

    19.

    20.

    21.

    22.

    23.

    24.

    25.

    26.

    27.

    Impressum

    Nr. 8 und die sterbende Welt

    Jonna Bott 

    1.

    Manchmal wird eine Katastrophe nur durch eine dumme Kleinigkeit ausgelöst. Es kommt vor, dass niemand die Tragweite dieser Bagatelle abschätzen oder gar erahnen kann.

    Ab und zu weiß der Verursacher nicht einmal davon.

    So wie der Junge mit der Nummer 14 15 1/ 8.

    Zahlen, die ihm seit seiner Geburt vertraut waren. Sie leuchteten und wirkten wie merkwürdige Fremdkörper auf der schwarzen Anzeigetafel, die vor dem Jungen an der Wand mit den Werbebildern hing. Kaltes weißes Licht strömte von der Decke herab, hüllte ihn ein, sezierte seinen Körper, den Geist.

    14 15 1/ 8.

    Das war seine Bezeichnung. In Grün. Beruhigend. Sollte es wohl sein. Es war die Farbe der Gelassenheit, der Harmonie. Aber ihn regte sie auf. Seine Nerven waren angespannt wie immer, wenn er mit den Umerziehungsräumen, kurz U-Räume genannt, zu tun hatte.

    Wozu wurde er hierher bestellt?

    Was mochte nicht stimmen?

    Und wie lange wartete er schon?

    Seine Beine fühlten sich an, als wären sie verwurzelt. Er musste bald einen Wadenkrampf bekommen. Es wäre besser, auf dem dünnen, aber reißfesten Bodenbelag ein paar Schritte hin und her zu laufen. Doch der Junge konnte es nicht tun.

    Die Unsichtbaren beobachteten ihn. Er spürte es. Sie belauerten jede seiner Bewegungen.

    Pure Paranoia. Wo waren denn hier Kameras?

    Sein Blick wanderte unauffällig von einer Ecke zur anderen.

    Nichts. Überall befanden sich nur glatte Wände. Es gab keinen Hinweis auf Sensoren, Mikrolinsen oder dem ganzen technischen Kram, der dazu gehörte.

    Aber der Junge hatte Gerüchte gehört, dass die, von denen man besser nicht sprach, hervorragende Geräte besaßen. Solche, die keiner bemerkte, die jedoch trotzdem jede Einzelheit registrierten. Die Unsichtbaren, deren Aktionen die Welt lenkten, entdeckten bestimmt die Angst in seinen Augen, deuteten seinen Gesichtsausdruck, seine Körpersprache. Ja, diese da, die waren perfekt, Experten in solchen Sachen.

    Der Junge versuchte, so harmlos wie möglich zu wirken. Seine Gesichtszüge sollten neutral sein. Nicht unsicher oder gar aggressiv. Eher verwundert. Oder neugierig.

    Ja. Aber nicht zu neugierig.

    Was für Schlüsse konnten die Mächtigen sonst daraus ziehen?

    Ein Lächeln? Nein. Auf keinen Fall. Würden sie dann nicht glauben, man habe ihre Technik durchschaut und mache sich über sie lustig? Der Junge mochte gar nicht an die Folgen denken.

    Gerüchte. Es gab so viele. Vage. Nebelhaft. Voller Ungereimtheiten. Verschwommen. Und gerade dadurch beängstigend.

    Er fühlte, wie sein Gesicht erstarrte. Die Karte in der Hand war glitschig und fleckig vom Schweiß geworden. Der Junge wischte das Stück Plastik rasch an seinem Blouson ab.

    14 15 1/ 8.

    Die Nummer stand auch auf der Brust. Für jeden sichtbar. 

    Manchmal verspürte der Junge den Wunsch, die aufgesetzte Folie abzureißen. Er wollte die Nummer nicht vor sich hertragen. Dann nämlich fühlte er sich nackt, fast wie ein Gegenstand, ein Stück Inventar.

    Aber diese Zahl diente der Registrierung, der Identifikation. Natürlich sah der Junge es ein, schließlich hatte jeder eine Nummer, die mal kürzer oder länger war. Auch er schaute immer zuerst auf das Schildchen, bevor er mit jemanden sprach.  

    Nur seine Freunde nannten ihn anders, nämlich Nr. 8, nach der letzten Ziffer. Die gefiel ihm auch besser, als die komplette Zahl.

    Ein Fleck auf der Karte war hartnäckig, ein stumpfer Schatten auf der makellos glatten Fläche. Stärkeres Reiben half nicht, ihn zu beseitigen.

    Es knisterte. Elektrostatische Aufladung. Auch das noch!

    Konnten dadurch die Daten gelöscht werden? Welche denn? Ein Zittern durchlief den Körper des Jungen. Er wusste zu wenig.

    Was ging hier vor?

    Schnell wagte er einen Blick nach hinten, doch dort befand sich bloß die Wand. Der Raum war gerade groß genug, um nicht sofort Platzangst zu bekommen. Erst später.  

    Linkerhand befand sich die Tür, durch die der Junge eingetreten war. Er sah von ihr nur noch eine feine Linie, die kaum von der Wand zu unterscheiden war.

    Hoffentlich kam er hier wieder hinaus, wenn ihn die Unsichtbaren abgefertigt hatten. Doch was wäre, wenn die Tür geschlossen bliebe? Weil sie es wollten?

    Er schwitzte noch mehr.

    Die Karte! Sie war nass. Wenn sie nun herunter fiel? Gerade, wenn man mit ihm sprach? Wohin würde er dann gebracht werden?

    Türen! Sie hatten es in sich. Wie in den Computerspielen des letzten Jahrhunderts. Sie erschienen plötzlich, wenn er etwas falsch machte oder sagte.

    Jede war ein Schicksal.

    Welches würde ihm zustehen?

    Nur nicht weiterdenken. Woran auch? Genaues wusste er sowieso nicht. Alles war Animation. Scheinwelt. Seine Welt. Undurchschaubar.

    Was wollten die Unsichtbaren von ihm? Wie sollte er reagieren?

    Bloß nicht versagen!

    2.

    Er wartete immer noch.  

    Seine Finger bogen, verformten das Plastikstückchen.  

    Plötzlich erschrak er, denn ihm war nicht sofort aufgefallen, dass ein rotes Flimmern neben seiner Nummer erschienen war. Es bedeutete, näher zu treten. Eine Aufforderung. Man lernte diese Art der beginnenden Kommunikation bereits im Kleinkindalter.

    Aber trotzdem. War er so unwichtig, dass sie dazu keine Worte benutzten, nur dieses blöde Flackern?

    Es verunsicherte ihn. Es machte ihn klein. Der Schweißgeruch, den sein Körper verströmte, hing schwer und unangenehm in der Luft des Raumes. Hatten die Unsichtbaren auch dafür Sensoren?

    Der Junge bewegte schwerfällig seine Beine einen Schritt voran.

    Bedeutete ein weiterer, dass man verschwinden würde? Nr. 8 unterdrückte den Drang, die Wand anzufassen, sie abzutasten.

    War sie stabil oder würde sie vor ihm zurückweichen? Und ihn mitnehmen, durch den entstehenden Sog?

    Diese furchtbaren Dinge, die man sich erzählt hatte. Früher.

    U-Räume waren Machtinseln. Hier drinnen konnte alles geschehen. Die Leere täuschte. Sie waren technisch auf dem höchsten Stand eingerichtet. Fortschritt gleich Perfektion. Man sah jedoch nichts davon.

    Ein Trick. Klar. Um Nr. 8 wie alle anderen, die es betraf, in Sicherheit zu wiegen. 

    Der Junge erinnerte sich an das Gespräch zweier Männer, das er einmal aufgeschnappt hatte. Sie sprachen über die U-Räume, ereiferten sich über Abmahnungen, über elektrische Schläge, über das gefürchtete Gehirnscannen bis hin zur Folterung. Manche der Bestellten verschwanden sogar.

    Nein. Viele.

    Wie die wenigen Leute auf der Standardstraße vor ihm zurückgeprallt waren, als er seinen, ihm zugewiesenen U-Raum angepeilt hatte. Die Blicke verrieten alles. Angst oder auch nur Unwohlsein. Misstrauen. Ja, das vor allem.  

    Der Junge hatte sich wie ein Aussätziger gefühlt, der seine Krankheit an die anderen weitergeben konnte. Es war schrecklich gewesen. Sie hatten ihn angeguckt und dann die Augen  abgewandt, als könne er sie mitnehmen. In die Ungewissheit, in das Nirgendwo. Auffallend war auch, dass sich die Schritte der Leute immer beschleunigten.

    Weg von dem Jungen.

    Hatte er überhaupt eine Wahl gehabt? Was wäre passiert, wenn er der Aufforderung nicht gefolgt wäre?

    Es war undenkbar. Die Umerziehungsräume regierten das öffentliche Leben, aber auch das private.

    Er dachte an seine Streiche zurück. Es war gar nicht lange her, vielleicht zwei Jahre. Jetzt musste er vierzehn sein. Glaubte er wenigstens.

    Die üblichen Spiele seiner Altersgenossen waren albern und langweilig gewesen. Lieber dachten sich seine Kumpels und er eigene aus.

    Zum Beispiel das Jonglieren mit Informationen. Hier einige Daten löschen, da ein paar andere einschleusen. Jedoch konnten sie nicht verfolgen, was weiter geschah und das machte dann keinen Spaß mehr.

    Aber das letzte Spiel, das sie sich ausgedacht hatten, war prima gewesen. Türenpieks nannten sie es.

    Sie waren zu viert und knackten mit Leichtigkeit die automatisch steuerbaren Wohnungstüren der ganzen Stadt. Und überall legten sie eine künstliche rote Orchidee nieder. Als Entschuldigung. Die Jungen hatten sich fast totgelacht über die entstandene Verwirrung.

    Eigentlich war nur er es gewesen. Wie ein Cowboy stellte er

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