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Last Minute ins Glück
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Last Minute ins Glück

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About this ebook

Jenna - Liebespechvogel - Sommer ist jung, hübsch und »allways« in »Trouble«. Denn das Leben einer Freelancerin ist alles andere als »easy to use«!

Kurz vor einer geplanten Autorenlesung in Österreich springt eine ihrer Kolleginnen ab, während die andere erkrankt. Die Aussicht auf eine einsame und seeehr lange Autofahrt zwingt Jenna quasi dazu, einen Last-Minute-Flug nach Wien zu buchen ...

Welch Glück sie dort erwartet und wie schnell die junge Frau ihren Namen zu Jenna - verliebt-bis-in-die-Zehenspitzen - Sommer ändert, erfahrt ihr in »Last Minute ins Glück
LanguageDeutsch
Release dateNov 3, 2014
ISBN9783738663860
Last Minute ins Glück
Author

Maya L. Heyes

Jung, zuweilen naiv, aber immer mit Herz und Seele bei der Sache: Das ist die genauste Beschreibung dieser Frau, die mit unzähligen Träumen und einer Menge Bücher mit ihrer Familie im Frankfurter Raum wohnt. Weitere Bücher dieser Autorin: Seelenrausch - Die Bürde der Engel - Maya L. Heyes Zeilen unserer Liebe - Maya L. Heyes als Patricia Adam Last Minute ins Glück - Maya L. Heyes als Patricia Adam Mein ist dein Herz ... - Maya L. Heyes als Patricia Adam H(e)ar(t)d Beat - Maya L. Heyes als Janessa Bears Two H(e)ar(t)d Beats - Maya L. Heyes als Janessa Bears Three H(e)ar(t)d Beats - Maya L. Heyes als Janessa Bears Instagram: m.j.hhb Bei Twitter: @MayaLHeyes Bei Facebook: http://www.facebook.com/maya.heyes Bei Google+: http://plus.google.com/+JanessaBearsHHBorigin Webseiten: www.Maya-Heyes.de www.THG-Verlag.de www.Jane-Bears.de

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    Book preview

    Last Minute ins Glück - Maya L. Heyes

    Roman

    Impressum

    Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform

    1. Auflage November 2014

    © 2014 Maya L. Heyes

    www.maya-heyes.de

    Ein Werk aus der THG-Buchschmiede

    www.THG-Verlag.de

    Lektorat: Michèle Rösner & Susan Dimter

    Korrektorat:

    Co. Korrektorat: Valentina Kramer

    Umschlaggestaltung & Satz: © Heyes Design

    www.maya-heyes.de

    ISBN: 978-3-73866386-0

    Alle Rechte vorbehalten

    Dies ist eine fast wahre Geschichte, bei der die meisten Namen und Orte zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte verändert wurden.

    Inhalt

    Prolog

    Kapitel 1 - Jenna

    Kapitel 2 - Lean

    Kapitel 3 - Jenna

    Kapitel 4 - Lean

    Kapitel 5 - Jenna

    Kapitel 6 - Lean

    Kapitel 7 - Jenna

    Kapitel 8 - Lean

    Kapitel 9 - Jenna

    Kapitel 10 - Lean

    Kapitel 11 - Jenna

    Kapitel 12 - Lean

    Kapitel 13 - Jenna

    Kapitel 14 - Lean

    Kapitel 15 - Jenna

    Kapitel 16 - Lean

    Kapitel 17 - Jenna

    Kapitel 18 - Lean

    Kapitel 19 - Jenna

    Kapitel 20 - Lean

    Kapitel 21 - Jenna

    Kapitel 22 - Lean

    Kapitel 23 - Jenna

    Kapitel 24 - Lean

    Kapitel 25 - Jenna

    Kapitel 26 - Lean

    Kapitel 27 - Jenna

    Kapitel 28 - Lean

    Kapitel 29 - Jenna

    Kapitel 30 - Lean

    Kapitel 31 - Jenna

    Kapitel 32 - Lean

    Kapitel 33 - Jenna

    Epilog

    Danke

    Weitere Bücher von Maya L. Heyes

    Lesenswerte Autoren

    Prolog

    Herbstwetter, Kälte und Regen Ade! Sonne, Freude, Meer und Strand, ich komme!

    Endlich – nach gefühlten fünfzig Äonen – darf auch ich mich einmal zu den Glücklichen dazuzählen, die kaum im Jahreszeitenwechsel angekommen einen kleinen Abstecher zurück in den Sommer unternehmen. Aber Fortuna hat mich nicht einfach nur angelacht, sie hat mich tatsächlich auf einen Plausch eingeladen und dabei gleich schön dick aufgetragen. Denn ich – Jenna aka Johanna Lana Sommer – durfte mir gestern einen Last-Minute-Flug nach Fuerteventura buchen und werde diesmal nicht alleine reisen ...

    Nachdem mein Koffer vertrauensvoll in die Obhut der Fluggesellschaft abgegeben wurde und ich barfuß durch die Sicherheitsschleuse gegangen bin, beeile ich mich sämtliches, vorher herausgelegtes Hab und Gut zurück in die Tasche zu stopfen und in meine pinkfarbenen Pumps zu schlüpfen.

    Wie üblich, wenn ich mich beeile, klingelt mein Handy, ich sehe das in meinem Beruf vielsagende »Anonym« und melde mich ebenfalls wie gehabt nach zwei tiefen Atemzügen mit meinem Nachnamen.

    »Sommer?«

    »Wiesner ...«, höre ich zur Antwort und spüre, wie der ruhige, mir vertraute und schmerzlich vermisste Bariton warm und sanft in mir widerhallt. »Und? Bist du schon aufgeregt?«

    Ich kann gar nicht anders, als meine Anspannung auszuatmen und mein Innerstes stattdessen mit Vorfreude zu füllen, die meine Mundwinkel auf der Stelle nach oben schiebt. »Lass mich raten, du vermutest, dass ich kalte Füße habe?«

    Ein tiefes, samtraues Lachen ertönt, welches trotz der verzerrenden Eigenschaft des Telefons unter meine Haut krabbelt. »Falsch. Ich sehe es!«

    Sehen?

    Wie kann er das denn sehen?

    Ist er etwa da? Das kann nicht sein. Seine Maschine landet doch erst in zwanzig Minuten!

    Leichte Aufregung macht sich in meinem Inneren breit, als ich mich umdrehe und den Blick so lange schweifen lasse, bis dieser an dem richtigen Mann hängen bleibt.

    Eigentlich erwarte ich, dass mein Herz einmal aussetzt, zu rasen beginnt oder dass die vielen Flugzeuge hinter der bodentiefen Glasfront auch eine kleine Runde in meinem Bauch einlegen. Doch nichts dergleichen geschieht. Ihn jetzt schon wiederzusehen lässt lediglich pure Freude aufkommen.

    Beim Anblick seines Dreitagebarts erinnere ich mich sofort an das angenehme Kribbeln, welchen dieser auf meiner empfindlichen Haut hinterlassen kann, daran, wie weich seine Lippen sind und ... wie toll es ist, in seinen Armen zu liegen. Es gab keinen Mann zuvor, der mir dasselbe Gefühl geben konnte, eine Empfindung wie eine Zuversicht, die mir sagt, dass ich mich für nichts zu schämen bräuchte, weil er mich so annimmt, wie Gott mich schuf.

    Sein Lächeln und den weichen Ausdruck seiner braunen Augen verinnerlichend frage ich mich, ob auch er an die zwei leidenschaftlichen Augenblicke zurückdenkt, in denen wir ausschließlich unsere Körper miteinander sprechen ließen. Und während meine Sinne sich an dem Andenkenpool bedienen und dadurch scheinbar unter seine Kleidung gleiten, schwelge ich in der Vorfreude auf seine Reaktion, wenn ich ihm gleich gestehe, dass ich ihn wie eigens von ihm prophezeit vermisst habe und diese gemeinsame Reise dazu nutzen will, um ihn besser kennenzulernen.

    Jene Empfindungen rauben mir auch den Atem, weshalb mein an ihn durch das Telefon geschicktes »Hey, schöner Mann!« kaum mehr als ein Flüstern ist.

    »Hey, schöne Frau!«, antwortet die Verkörperung meiner neuerdings sehr detailreichen Träume und erhebt sich von deren Sitzplatz. Gespannte Erwartung bringt das Adrenalin dazu, sich mit den Glückshormonen zu vermischen und mir einen belebenden Schuss zu geben, doch die Wirkung dieser Dopingspritze soll nur von kurzer Dauer sein und vergeht mit einem Schlag, als jemand seitlich hinter mir »Hallo, Sweetheart!« ruft.

    Es müssen erst einige Sekunden verstreichen, bis ich begreife, dass ich mir die Stimme keineswegs eingebildet habe und dass es Susan ist, die gerade auf mich zukommt, und nicht etwa eine Fata Morgana.

    Wie, woher und warum?

    Hieß es nicht ursprünglich, dass diese Reise für zwei gedacht ist?

    Nur für ihn und mich?

    »Sie kommt mit?«, hauche ich meine Frage ins Telefon, sehe, wie mein Gegenüber mit den Schultern zuckt und reumütig den Blick senkt.

    »Es tut mir leid. Ich habe es auch erst vor einer Stunde erfahren und sie nicht mehr abwimm...«

    Weiter kommt er nicht, weil ich vorher auflege, das Handy hastig in meine Tasche stecke und meine Freundin in eine herzliche Umarmung schließe. »Hallo, Susan! Ich wusste ja gar nicht, dass du mitkommen willst!«

    »Das soll ja auch so sein, was wäre das ansonsten für eine Überraschung?«

    Na, diese ist dir wahrlich »gelungen«!, richte ich in Gedanken an sie und wimmere innerlich. Doch eine gute Erziehung und eine noch bessere Portion Selbstdisziplin sorgen dafür, dass ich nach außen hin völlig gelassen bleibe und anstelle einer Miene das breiteste Lächeln aufsetze, welches derzeit verfügbar ist.

    Sue nimmt ihren Ehrenplatz in unserer Mitte ein, hakt sich bei uns beiden unter und zieht uns in Richtung des Gates. Und trotz der überdeutlichen Wahrnehmung des eindringlichen Blickes, welchen ich über ihren Kopf hinweg zugeworfen bekomme, ermahne ich mich, den Blickkontakt tunlichst zu meiden.

    »Na los, Leute, lächelt doch mal!«, verlangt sie nach einer eingehenden Musterung zu beiden Seiten. »Wir haben nicht umsonst Last Minute ins Glück gebucht ...«

    Last minute ins Desaster würde es meiner Meinung nach besser treffen, ich würde aber eher meine Zunge verschlucken, als es laut auszusprechen. Im Augenblick gibt es nur noch eine einzige Frage, die es zu klären gibt: Womit habe ich das verdient?

    Blöd, dass die Antwort eigentlich auf der Hand liegt: Wer gemein genug ist, um die eigene Freundin zu betrügen, sollte sich nicht wundern, wenn auch sie einen aufs Kreuz legt. Denn es heißt nicht umsonst, dass es nichts Gewöhnlicheres auf Erden gibt, als jemanden zu betrügen und im Anschluss dazu betrogen zu werden.

    Aber Sie fragen sich jetzt bestimmt, wie ich – eine im Grunde brave, liebenswürdige, treue Seele – dazu gekommen bin, so etwas Heimtückisches zu machen?

    Nun, das war in etwa so ...

    Kapitel 1 - Jenna

    Kaomas Lambada trällert aus den kleinen Ohrstöpseln, mit deren Hilfe ich den Flughafenlärm und somit meine eigene Aufregung bezüglich der anstehenden Reise ausblende. Den kurz vor knapp – wenige Stunden vor dem Flug – erstandenen quietscheentengelben Koffer, welchen ich anstelle von Kleidung mit Büchern gefüllt habe, ziehe ich den Rollen sei Dank hinter mir her, während die Trageschlaufe meiner ebenfalls mit geschriebenen Worten prall gefüllten Schultertasche gefühlsmäßig gerade dabei ist, mein Schlüsselbein entzweizubrechen.

    Als ich innehalte und das gute, schwarzweise »Converse«-Stück für einen Augenblick anhebe, um meinen Nacken zu entlasten, kommt mir plötzlich die Aussage meiner besten Freundin Nelo in den Sinn: »Du bist wirklich buchverrückt, Jenna!«

    »Warum das denn?«, erkundigte ich mich leicht geistesabwesend und fragte mich, ob ich mehr Sachen in den bereits zum Platzen gefüllten Koffer reingestopft bekomme, wenn ich diese entweder auf ein Buchformat zusammenfalte oder aber zu kleinen Rollen zusammendrehe.

    »So wie ich dich kenne, denkst du gerade darüber nach, worauf du verzichten kannst, denn wer sonst würde eher auf Schuhe und Ersatzsachen verzichten, als auf Bücher?«

    »Schuhe? Pft ... Wer braucht so was?«, habe ich sie daraufhin gefragt und das Telefon mit nunmehr eingeschaltetem Lautsprecher auf den Boden gelegt.

    Nelo lachte laut auf. »Jenna und Hosen? Ach Quatsch!«, zischte sie gespielt abfällig und betonte wie immer das »tsch« am Ende. »Schicke Unterhosen tun’s doch auch!«

    »Eben!«, stimmte ich auf der Stelle voller Ernst zu, riss meinen Blick von dem schweren Puzzle und fokussierte ihn stattdessen auf die Frau im Spiegel.

    Sie – also ich – schaute gestresst aus, trug wie immer eine ihrer Sporthosen, ein viel zu weites TOP und als Krönung dazu eine Frisur à la alter Hausbesen, dafür aber null Make-up.

    »Soll ich dir was sagen?«, fragte ich. »Du hast mich jetzt auf eine Idee gebracht! Ich nehme nur eine Unterhose mit, weil man die ja im Fall der Fälle wenden kann. Im Übrigen lasse ich auch alles andere Zuhause. Die Schminke trage ich im Gesicht und meine Dreadlocks sind groß genug, um die Haarbürste in ihnen zu transportieren.«

    Exakt eine Sekunde war verstrichen, bis wir beide losprusteten und ich mich samt aufgehobenem Telefon auf den Rücken legte. Meine Bauchmuskeln krampften sich schmerzhaft zusammen, als Nelo immer wieder nachlegte, mich gedanklich in einen Wollstrickpulli, obendrauf in ein Abendkleid und im Anschluss dazu in einen Bademantel steckte.

    Unabhängig davon, wie verrückt das Bild in meinem Kopf wurde, stimmte ich allem zu, und dies führte unweigerlich dazu, dass wir den typischen »Hör auf, ich hab Pipi in den Augen und mach mir gleich in die Hosen«-Ausruf austauschen mussten.

    »Bitte ... Kriege ich davon ein Foto ...?«, winselte Nelo dann zwischen zwei Lachkrämpfen und ich sah förmlich vor mir, wie sie sich in ebendiesem Augenblick die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischt.

    Zunächst wortlos nickte ich die weiße Schlafzimmerdecke an. »Sobald ich fertig bin – also mit den Nerven –, schicke ich dir eins.«

    Ein Kichern und leises Grunzen später äußerte Nelo noch einen Wunsch. »Okay! Aber mach bitte möglichst ein ›Ganzkörperspiegel-Selfie‹!«

    »Jawohl!«, gelobte ich feierlich, wobei nur noch die Fingerspitzen meiner rechten Hand an den Schläfen fehlten, um den militärischen Gruß zu perfektionieren. »Und nun wünsche ich dir was, mein Schatz.«

    »Ich dir auch! Und falls wir uns morgen nicht mehr lesen, hab gaaaaaaaaaanz viel Spaß im Ösiland!«

    »Wir hören beziehungsweise lesen uns. Gute Nacht, Süße!«

    Je humorvoller die Theorie, desto schwerer ist sie in der Umsetzung. Noch bevor ich aufgelegt hatte, stand sowohl für mich wie auch für meine Freundin fest, dass ich diese zum Spaß gemachten Versprechen brechen werde. Zum einen habe ich selbstverständlich saubere Unterwäsche eingepackt, wenngleich in der Tat keine einzige Hose. Zum anderen habe ich meine braunen Haare geglättet und den Kamm zusammen mit der Kulturtasche in den Koffer gepackt. Deswegen gab es auch nicht viel, was ich hätte fotografieren können.

    Nur eines traf ein: Ich war noch vor meinem Abflug aus Frankfurt gestresst, übermüdet und dementsprechend wie angekündigt fertig mit den Nerven. Dazu kam zuerst ein Gate-Wechsel fünfzehn Minuten vor Abflug nach München, anschließend eine Verspätung um fünfundvierzig Minuten, derentwegen ich beinahe den Anschlussflug nach Wien verpasst hätte, dem folgte ein in vielerlei Hinsicht turbulenter Flug und im Anschluss dazu die kurze Fahrt in einem schwarzen Bentley zu dem Flugzeug, den ich eine Stunde später verlassen und zeitgleich erstmals österreichischen Boden betreten habe.

    Nun, da wären wir also!

    Als ob ich ein VIP-Fluggast wäre, begleitet mich die Chefstewardess bis zum Ausgang, wo mich der leicht verdatterte Gesichtsausdruck meiner zweiten Freundin und Kollegin Susan in Empfang nimmt.

    »Hallo, Süße!«, begrüßt sie mich, sobald der erste Schock nachlässt, und zieht mich in eine herzliche Umarmung, in die ich entkräftet hineinsinke.

    »Hallo, Liebes! Mann, wenn du wüsstest, wie froh ich bin, heil angekommen zu sein!«, gestehe ich und mustere sie erst danach.

    Ihr langes, dunkles Haar hat sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden, die dunklen Augen wie immer schön durch ordentliche Kajalstriche in Szene gesetzt und die schlanke, aber dennoch kurvenreiche Statur in schicke Kleidung gepackt.

    »Der Flug war anstrengend, oder?«, rät sie, deutet dann aber ohne eine Antwort abzuwarten auf den gelben Koffer hinter mir. »Süß! Gab es den auch in einer weniger auffälligen Farbe?«

    »Ja, klar, gab es das!«, nicke ich und werfe meinem neuerdings besten und liebsten Stück einen sicherlich nahezu zärtlich besorgten Blick zu. »Aber ich bin im Nachhinein mehr als zufrieden mit meiner Wahl, welche glücklicherweise auf ihn gefallen ist. Dieser Farbe haben wir zu verdanken, dass er uns nicht abhandengekommen ist. Nicht auszumalen, was wir andernfalls gemacht hätten ...«

    »Oh, ohne unsere Bücher brauchen wir da morgen überhaupt nicht aufzutauchen. Recht hast du!«, versteht sie auf Anhieb und rümpft genauso die Nase, wie es für sie üblich und kennzeichnend ist, bevor sie mir ein strahlendes Lächeln schenkt. »Na, was ist?«, fragt sie nun. »Sollen wir zwei hübschen heimfahren und dem gekühlten Champagner Gesellschaft leisten?«

    »Sofa, Nüsschen und Alk?«, bedenke ich und verfluche den Umstand, dass die Fähigkeit sich zu teleportieren mir vergönnt bleibt. Nur gut, dass es niemanden mehr gibt, der mir den meist überschwänglichen Ausdruck meiner Gefühle verbieten könnte, weshalb ich Susan einen freundschaftlich verliebten Blick zuwerfe und meine Hand auf ihrer Armbeuge ablege.

    »Das war eine gute Idee von mir, huh?«, rät sie grinsend.

    »Aber so was von!«, erwidere ich. »Wärst du ein Mann, stünden deine Chancen, mich ins Bett zu kriegen, allein deswegen bereits siebzig zu dreißig!«

    Sue lacht schallend auf. »Ich werde es mir merken und deine Gebrauchsanleitung den richtigen Leuten anvertrauen«, verspricht sie, bevor wir in die septemberliche Abendkälte Wiens hinaustreten und uns auf den Weg zum Parkplatz machen.

    Ein jeder Autor teilt mal bewusst, mal unbewusst alle Leute aus seiner Umgebung in drei Gruppen auf: Kunden, Kollegen und Kontrahenten.

    Zu der ersten Gruppe – die aus Kunden besteht – gehören sowohl alle Leser wie auch Lektoren, Korrektoren, Freunde und Verleger.

    Zu der zweiten – die alle Kollegen beherbergt – zählen Blogger, andere Autoren, Journalisten und erste Betas.

    Die letzte Gruppe setzt sich aus dem Rest zusammen, weil jeder, der nicht dein Leser oder ebenfalls ein Autor ist, wird dich früher oder später für dein Tun verurteilen. Am meisten waren mir die Leute zuwider, die sich irgendwann hinstellen und den berühmten Satz »Ach, so einen Roman wollte ich auch schon mal schreiben!« an den Mann bringen.

    Früher habe ich noch den Versuch unternommen, klarzustellen, dass einen Roman zu schreiben harte Arbeit ist, die gerade in der heutigen Zeit neben einer eventuellen Wortgewandtheit auch noch Durchhaltevermögen und eiserne Disziplin voraussetzt. Heutzutage weiß ich es besser, lächle stur und sage: »Lass es mich wissen, wenn er fertig ist!«

    Sue gehört eindeutig in die zweite Kategorie, wobei wir auch unsere Bücher gegenlesen und von daher immer genug Gesprächsstoff haben. Und wenn es nicht gerade um ein neues Buch geht, dann um das Ranking auf den Verkaufsplattformen, mögliche und angestrebte Werbemaßnahmen, schlechte und gute Rezensionen und um die Blogkontakte. Deswegen merke ich weder, wie die Zeit verrinnt, noch kriege ich etwas von der Schönheit Wiens mit, als wir auf dem Weg nach Mödling daran vorbeifahren. Erst als wir parken, erlaube ich es unserer Umgebung, in meinen Aufmerksamkeitsradius zu rutschen.

    Neidlos, dafür aber mit steigender Neugierde bewundere ich die ordentlich gestutzten Hecken, mit weißen Steinplatten ausgelegten Gehwege und schmiedeeisernen Tore. Auch ohne einen Blick ins Innere der Häuser zu werfen, weiß ich, dass hier nur wohlhabende Leute leben.

    »Vorsicht Stufen!«, warnt mich Sue, öffnet eines der Tore und geht mir voraus die Treppe hinauf. Kaum die Glastüren aufgesperrt und mich eingelassen, werde ich grob eingewiesen, wo was ist, bekomme Hausschuhe angeboten, werde zig Mal nach meinem Befinden befragt und muss tatsächlich zuerst anschauen, ob das Bett so in Ordnung geht, bevor sie mich ins große Wohnzimmer führt und auf dem Sofa Platz nehmen lässt.

    Zugegeben: Erst hier beginne ich mit der eigentlichen Erforschung meiner Umgebung, stelle fest, dass das Mauerwerk selbst alt, die Einrichtung aber sehr modern gewählt ist und dass die Fenster alle sehr groß und die Holzrahmen dunkel sind.

    Die luftigen, hellen Vorhänge bauschen sich auf, sobald Susan eines der Fenster aufmacht und sich eine Zigarette anzündet, und ich beobachte wie gebannt, wie sie diese zwischen ihren manikürten Fingern einklemmt, eine Flasche »Frizzante« öffnet und zwei Sektflöten füllt.

    »Auf dein Kommen!«, prostet sie mir anschließend zu.

    »Auf unser Gelingen!«, antworte ich möglichst leise und stoße mit ihr an.

    »Warum flüsterst du?«, fragt Sue, lehnt sich vor, zieht das Schälchen mit den Nüssen näher heran und nimmt sich eine Handvoll raus.

    »Ich will deinen Mann nicht aufwecken.«

    Lächelnd winkt sie ab. »Unsinn! Der hört uns nicht.«

    »Sicher?«, hake ich nach.

    »Absolut! In unserem Schlafzimmer hört man nichts von dem, was hier los ist. Selbst wenn Leander spielt ...« Sie deutet mit dem Kinn auf das Klavier zu meiner Linken.

    »Oh, dann ist ja gut!«, atme ich erleichtert aus.

    Kurzerhand stehe ich auf und fahre mit den Fingern über die glatte, schwarze Oberfläche des in meinen Augen schönsten Musikinstruments, seit es elektronische Pianos gibt. »Ich finde es zum Dahinschmelzen, wenn Männer

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