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Transfer von Studienreformprojekten für die Mathematik in der Ingenieurausbildung
Transfer von Studienreformprojekten für die Mathematik in der Ingenieurausbildung
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Transfer von Studienreformprojekten für die Mathematik in der Ingenieurausbildung

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Das Themenheft enthält insgesamt 14 Beiträge; davon sind sechs wissenschaftliche Beiträge und acht Werkstattberichte. Die Beiträge widmen sich einem breiten Spektrum an Fragestellungen zur Mathematikausbildung in den Ingenieurwissen- schaften und bilden darin die Vielfalt der Reformansätze an Universitäten und Hochschulen in Deutschland und Österreich ab. Inhaltliche Schwerpunkte bei den Beiträgen in diesem Heft sind in drei Richtungen zu erkennen – einmal im Bereich der mathematischen Vorkurse sowie zur Begleitung der Studierenden im ersten Studienjahr, dann beim Einsatz aktivierender Lehr-Lernformen und schließlich bei der curricularen Verzahnung von mathematischer Theorie mit ingenieurwissen- schaftlichen Anwendungen. Dass dabei unterschiedliche Ansätze zur Lösung der anstehenden Herausforderungen gewählt werden, macht den Reiz dieses Themenhefts aus.
LanguageDeutsch
Release dateNov 14, 2014
ISBN9783738664164
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    Book preview

    Transfer von Studienreformprojekten für die Mathematik in der Ingenieurausbildung - Books on Demand

    Riegler

    Vorwort

    Als wissenschaftliches Publikationsorgan des Vereins Forum neue Medien in der Lehre Austria kommt der Zeitschrift für Hochschulentwicklung besondere Bedeutung zu. Zum einen, weil sie aktuelle Themen der Hochschulentwicklung in den Bereichen Studien und Lehre aufgreift und somit als deutschsprachige, vor allem aber auch österreichische Plattform zum Austausch für Wissenschafter/innen, Praktiker/innen, Hochschulentwickler/innen und Hochschuldidaktiker/innen dient. Zum anderen, weil die ZFHE als Open-Access-Zeitschrift konzipiert und daher für alle Interessierten als elektronische Publikation frei und kostenlos verfügbar ist.

    2013 verzeichnete das Portal www.zfhe.at durchschnittlich 2.100 Besucher/innen pro Monat. Gleichzeitig hat sich die Zeitschrift mittlerweile einen fixen Platz unter den hundert besten deutschsprachigen Wissenschaftspublikationen laut Google Scholar Metrics gesichert.

    Dieser Erfolg ist einerseits dem international besetzten Editorial Board sowie den wechselnden Herausgeberinnen und Herausgebern zu verdanken, die mit viel Engagement dafür sorgen, dass jährlich mindestens vier Ausgaben erscheinen. Andererseits gewährleistet das österreichische Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft durch seine kontinuierliche Förderung das langfristige Bestehen der Zeitschrift. Im Wissen, dass es die Zeitschrift ohne diese finanzielle Unterstützung nicht gäbe, möchten wir uns dafür besonders herzlich bedanken.

    Das vorliegende Themenheft der ZFHE „Transfer von Studienreformprojekten für die Mathematik in der Ingenieurausbildung" versammelt in 14 Beiträgen Erfahrungen, empirische Befunde, Projektkonzepte und Ergebnisse von Evaluationen, die den Austausch sowie Transfer von Problemlösungen und Studienreformen in der Mathematik für Ingenieurwissenschaften zum Ziel haben.

    Seit der Ausgabe 9/3 ist die ZFHE auch in gedruckter Form erhältlich und beispielsweise über Amazon beziehbar. Als Verein Forum neue Medien in der Lehre Austria freuen wir uns, das Thema „Hochschulentwicklung" durch diese gelungene Ergänzung zur elektronischen Publikation noch breiter in der wissenschaftlichen Community verankern zu können.

    In diesem Sinn wünschen wir Ihnen viel Freude bei der Lektüre der vorliegenden Ausgabe!

    Martin Ebner und Stephan Waba

    Präsidenten des Vereins Forum neue Medien in der Lehre Austria

    Herold DEHLING¹ (Bochum), Katherine ROEGNER (Berlin) & Marco WINZKER (St. Augustin)

    Editorial: Transfer von Studienreformprojekten für die Mathematik in der Ingenieurausbildung

    1 Mathematik in der Ingenieurausbildung: Nadelöhr oder Schlüssel zum Erfolg?

    An Universitäten und Fachhochschulen ist die Mathematik-Ausbildung eines der Nadelöhre für angehende Ingenieurinnen und Ingenieure. Viele Studierende der Ingenieurwissenschaften scheitern in den ersten Studiensemestern an den Anforderungen der Mathematik. Lehrende, Fach- und Hochschuldidaktiker/innen und zunehmend auch Fachvertretungen und Verbände stellen sich die Frage, was an den Fakultäten und Fachbereichen getan werden kann, damit Studierende ihre mathematischen Fähigkeiten vergrößern und den anspruchsvollen Studienweg zur Ingenieurin oder zum Ingenieur meistern können (DERBOVEN & WINKER, 2010; HEUBLEIN, RICHTER, SCHMELZER & SOMMER, 2012).

    Universitäten und Hochschulen in Deutschland, Österreich und anderen europäischen Ländern haben Projekte, Brückenkurse und andere Lösungsvarianten in die Praxis umgesetzt. Oft sind ihre Aktivitäten in den Rahmen der größeren Studienreformbemühungen zur Verbesserung in den MINT-Studien eingebettet. Der Transfer der Projekterkenntnisse und damit die Vergrößerung des Nutzens für die Praxis sind gewünscht. Doch welche Rahmenbedingungen fördern den Transfer von Erkenntnissen und Best-Practice Modellen?

    Einen Transfer erfolgreicher Projekte fördert Lehren – das Bündnis für Hochschullehre. Auf dessen Initiative hat sich das Lehren Kolleg Mathematik in den Ingenieurwissenschaften für die Dauer von einem Jahr (2013) gebildet. Lehrende aus sechs Studienreformprojekten haben im Lehren Kolleg unterstützt von Expertinnen und Experten der Lehr- und Lernforschung ihre Ursachenbeschreibungen und Reformansätze, ihre Erfahrungen und bisherigen Ergebnisse ausgetauscht und gemeinsame didaktische Prinzipien unter Wahrung der Unterschiede in Inhalt und Form der einzelnen Projekte beschrieben.

    Auch an anderen Hochschulen werden Projekte zur Förderung der Mathematik in den Ingenieurwissenschaften durchgeführt. Mit unterschiedlichen Schwerpunkten fördern die Projekte das aktive Lernen ihrer Studierenden, d. h. die Lehrformen und Studienangebote ermöglichen den Studierenden, über den vermittelten Stoff zu reden, mathematische Zusammenhänge aufzuschreiben, Erkenntnisse eigenständig anzuwenden und Übungsaufgaben zu lösen. In vielen Projektansätzen intensivieren Lehrende ihren Kontakt zu den Studierenden, ermutigen die Kooperation unter den Studierenden und sorgen für eine verbindlichere Lehr-Lernumgebung mit gut ausgebildeten Tutorinnen und Tutoren, mit technisch unterstützten Lernplattformen sowie mit zeitnahen Rückmeldungen zu Lernerfolgen und weiteren Lernschritten.

    Vor diesem Hintergrund richtete das Lehren Kolleg in Kooperation mit dem HRK Projekt Nexus im April 2014 in Hannover eine Transfertagung „Abgucken erlaubt! Transfer von Studienreformprojekten zur Mathematik in der Ingenieurausbildung" aus. Diese Tagung adressierte die zahlreichen ebenfalls an Problemlösungen und Studienreformen in der Mathematik für Ingenieurwissenschaften befassten Akteurinnen und Akteure, lud zum Austausch ein und sollte bereits während der Tagung zu Kooperationen anstiften.

    Das vorliegende Themenheft der ZFHE „Transfer von Studienreformprojekten für die Mathematik in der Ingenieurausbildung" setzt den Austausch fort. Die Autorinnen und Autoren dieses Themenhefts haben sich zum Ziel gesetzt, ihre Erfahrungen in der Mathematikausbildung für Ingenieurinnen und Ingenieure, ihre empirischen Befunde, ihre Projektkonzepte und die Ergebnisse ihrer Evaluationen mit anderen zu teilen und so zum Transfer ihrer Projekte beizutragen.

    2 Die Beiträge dieses Themenhefts

    Das Themenheft enthält insgesamt 14 Beiträge; davon sind sechs wissenschaftliche Beiträge und acht Werkstattberichte. Die Beiträge widmen sich einem breiten Spektrum an Fragestellungen zur Mathematikausbildung in den Ingenieurwissenschaften und bilden darin die Vielfalt der Reformansätze an Universitäten und Hochschulen in Deutschland und Österreich ab. Inhaltliche Schwerpunkte bei den Beiträgen in diesem Heft sind in drei Richtungen zu erkennen – einmal im Bereich der mathematischen Vorkurse sowie zur Begleitung der Studierenden im ersten Studienjahr, dann beim Einsatz aktivierender Lehr-Lernformen und schließlich bei der curricularen Verzahnung von mathematischer Theorie mit ingenieurwissenschaftlichen Anwendungen. Dass dabei unterschiedliche Ansätze zur Lösung der anstehenden Herausforderungen gewählt werden, macht den Reiz dieses Themenhefts aus.

    Ronja Kürten, Gilbert Greefrath, Thilo Harth und Martin Pott-Langemeyer berichten in ihrem Beitrag „Die Rechenbrücke – ein fachbereichsübergreifendes Forschungs- und Entwicklungsprojekt" über ein Kooperationsprojekt der Fachhochschule Münster mit dem Institut für Didaktik der Mathematik der Universität Münster zur Entwicklung von Unterstützungsmaßnahmen für Studierende im ersten Studienjahr, die mit nicht ausreichenden fachlichen und methodischen Kompetenzen im Fach Mathematik zur Hochschule kommen.

    Herold Dehling, Eva Glasmachers, Birgit Griese, Jörg Härterich und Michael Kallweit berichten in ihrem Beitrag „MP² – Mathe/Plus/Praxis: Strategien zur Vorbeugung gegen Studienabbruch" über ein Projekt des Servicezentrums Mathematik der Ruhr-Universität Bochum zur Vermeidung von unnötigem Studienabbruch in den Ingenieurwissenschaften, das auf Vermittlung von Lern- und Arbeitstechniken für ein erfolgreiches Studium sowie auf Förderung der Motivation durch Praxisbezug ausgerichtet ist.

    Eva Decker und Barbara Meier berichten in ihrem Werkstattbericht „Mathe-App als Aktivierungsunterstützung beim Studienstart" über ein Projekt der Hochschule Offenburg, in dem eine Mathe-App für Smartphones entwickelt wurde, mit der sich Studierende in den Übungen Hilfe für die Bearbeitung von Aufgaben geben lassen können.

    Mike Scherfner und Stephan Lehmich berichten in ihrem Werkstattbericht „Über die ‚Vorkurs-Brücke‘ in die Mathematik-Werkstatt" über ein Projekt der Hochschule Bochum, in dem Studierende durch passgenaue Vorkurse und umfangreiche, E-learning-unterstützte Betreuung in einem Lernzentrum mathematische Defizite ausgleichen können.

    Gerda Fiedler, Gudrun Henn und Karin Melcher stellen in ihrem Werkstattbericht „ANPAK – ein semesterbegleitender Anpassungskurs" ein Projekt der Fachhochschule Aachen vor, in dem Studierenden mit erheblichen mathematischen Defiziten empfohlen wird, sich im ersten Semester im Rahmen eines intensiven Vorkurses auf die Behebung ihrer Defizite zu konzentrieren und dafür auch eine Studienzeitverlängerung in Kauf zu nehmen.

    Andreas Körner, Stefanie Winkler, Carina Pöll und Felix Breitenecker berichten in ihrem Werkstattbericht „Erlangen von Verständnis und Erlernen von Fertigkeiten in der Mathematik einmal anders" über ein Studienreformprojekt an der Fakultät für Elektrotechnik der TU Wien, das sich zum Ziel gesetzt hat, durch aktivierende Lehr-Lernformen zu einem tieferen Verständnis und nachhaltigen Erlernen von Fertigkeiten in der Mathematikausbildung beizutragen.

    Katherine Roegner und Michael Heimann stellen in ihrem Werkstattbericht „UniPlus: Transfer eines umfassenden Studienreformprojektes" die Ergebnisse eines Reformprojekts an der TU Berlin vor, in dem durch Einsatz von E-Learning die Studierenden in einer Massenveranstaltung zu aktivem Lernen und kontinuierlicher Beschäftigung mit dem Vorlesungsstoff angeregt werden.

    Kathrin Wolf, Antje Nissler, Edda Eich-Soellner und Rainer Fischer stellen in ihrem Beitrag „Mitmachen erwünscht – aktivierende Lehre mit Peer Instruction und Just-in-Time Teaching" ein Curriculumreformprojekt der Hochschule München vor, das auf einer Kombination von selbstständigen und interaktiven Lehr-Lernformen beruht und die Studierenden zu aktivem Lernen anregen soll.

    Gabriela Bender und Kathrin Thiele stellen in ihrem Werkstattbericht „Feedback und formative Assessments in der Mathematikvorlesung" ein Projekt der Hochschule Ostfalia vor, in dem mit Hilfe von Feedback und formativen Assessmentmethoden die aktive Beteiligung der Studierenden in den Veranstaltungen gefördert und zugleich das mathematische Konzeptverständnis verbessert werden soll.

    Paul Wolf und Rolf Biehler berichten in ihrem Beitrag „Entwicklung und Erprobung anwendungsorientierter Aufgaben für Ingenieurstudienanfänger/innen" über die Ergebnisse eines Projekts an der Universität Paderborn, in dem geeignete anwendungsorientierte Übungsaufgaben für die Ingenieurmathematik entwickelt und dann in der Praxis erprobt wurden.

    Benjamin Ditzel, Jörg Dahlkemper, Karin Landenfeld und Wolfgang Renz stellen in ihrem Beitrag „Integratives Grundstudium in den Ingenieurwissenschaften durch Themenwochen – vom Konzept zur Umsetzung" vor, wie im Rahmen des neuen Studiengangs „Erneuerbare Energien" an der Hochschule Hamburg Anwendungsbezug der Mathematikausbildung zu einem ingenieurwissenschaftlichen Kernfach durch einen Themenwochen-Rhythmus erreicht wird.

    Mario Schmitz, Johannes Creutziger und Holger Pehlgrimm stellen in ihrem Werkstattbericht „Was hat denn das mit Holz zu tun?" ein Curriculumreformprojekt des Studiengangs „Holztechnik" der Hochschule Eberswalde vor, in dem ausgehend von einer Kompetenzanalyse eine Synchronisierung der Vermittlung der mathematischen Inhalte mit den Erfordernissen in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern angestrebt wird.

    Rafael Dahmen und Walter Freyn stellen in ihrem Werkstattbericht „Treffpunkt Mathematik: ein interdisziplinärer Ansatz zur curricularen Verankerung der Grundlagenausbildung Mathematik in den INT-Fächern" ein Projekt der TU Darmstadt vor, in dem in einer motivationsfördernden Ergänzungsveranstaltung Bezüge zwischen den Mathematikvorlesungen und den ingenieurwissenschaftlichen Fächern aufgezeigt werden.

    Peter Riegler untersucht in seinem Beitrag „Schwellenkonzepte, Konzeptwandel und die Krise der Mathematikausbildung", wie die fachdidaktische Fehlkonzeptforschung einen Schlüssel zum Verständnis der Schwierigkeiten beim Transfer von Studienreformprojekten liefern und zugleich zu deren Überwindung beitragen kann.

    3 Literaturverzeichnis

    Lehren Kolleg 2013. Mathematik in der Ingenieurausbildung.

    http://www.lehrehochn.de/mathing/, Stand vom 16. Oktober 2014.

    Derboven, W. & Winker, G. (2010). „Tausend Formeln und dahinter keine Welt".

    Eine geschlechtersensitive Studie zum Studienabbruch in den Ingenieurwissenschaften. Beiträge zur Hochschulforschung, 32(1), 56-78.

    Heublein, U., Richter, J., Schmelzer, R. & Sommer, D. (2012). Die Entwicklung der Schwund- und Studienabbruchquoten an den deutschen Hochschulen.

    Statistische Berechnungen auf der Basis des Absolventenjahrgangs 2010. HIS: Forum Hochschule 3/2012. Hannover: HIS.

    4 Dank

    Die Gastherausgeber/in dieses Themenhefts danken dem Bündnis Lehren und insbesondere Frau Dr. Antje Mansbrügge für das Aufgreifen des Themas „Mathematik in den Ingenieurwissenschaften für das Kollegjahr 2013. Wir danken der Kollegleitung, vor allem Herrn Prof. Dr. Wilfried Müller und Frau Mag. Doris Carstensen, für die sehr anregenden Kollegtreffen und der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S., der Joachim Herz Stiftung, der Nordmetall-Stiftung, der VolkswagenStiftung sowie dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft für die finanzielle Förderung. Wir danken dem HRK Projekt Nexus und dem Bündnis Lehren für die Ausrichtung der Tagung „Abgucken erlaubt! Transfer von Studienreformprojekten in der Ingenieurausbildung und schließlich der ZFHE für die Gelegenheit zur Herausgabe dieses Themenhefts.

    Herausgeber/in

    Prof. Dr. Herold DEHLING || Fakultät für Mathematik, Ruhr-Universität Bochum || Universitätsstraße 150, D-44780 Bochum

    www.rub.de/ffm/Lehrstuehle/Lehrstuhl-XII/dehling

    herold.dehling@rub.de

    Dr. Katherine ROEGNER || Technische Universität Berlin || Straße des 17. Juni 136, D-10623 Berlin

    www.math.tu-berlin.de

    roegner@math.tu-berlin.de

    Prof. Dr. Marco WINZKER || Projektleiter des Qualitätspakt Lehre Projekts „Pro-MINT-us" der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg || Grantham-Allee 20, D-53757 Sankt Augustin

    www.h-brs.de/Pro_MINT_us

    marco.winzker@h-brs.de


    ¹ E-Mail: herold.dehling@rub.de

    Ronja KÜRTEN², Gilbert GREEFRATH, Thilo HARTH & Martin POTT-LANGEMEYER (Münster)

    Die Rechenbrücke – ein fachbereichsübergreifendes Forschungs- und Entwicklungsprojekt

    Zusammenfassung

    „Eigentlich fehlen unseren Studierenden vor allem Rechenfertigkeiten aus der Sekundarstufe I, bevor sie mit dem Ingenieurstudium beginnen können."

    Dieses Zitat eines Mathematikprofessors beschreibt die Ausgangssituation an der Fachhochschule Münster zur Initiierung eines fachbereichsübergreifenden Brückenangebots im Bereich Mathematik. Das Projekt Rechenbrücke baut auf Erfahrungen mit diversen Unterstützungskonzepten an der Hochschule auf und nutzt von Anfang an mathematikdidaktische Expertise zur Etablierung eines neuen, umfassenden Konzepts, das nachfolgend vorgestellt wird. Darüber hinaus können erste Evaluationsergebnisse aus der Pilotstudie präsentiert werden.

    Schlüsselwörter

    Vorkurs, Übergang Schule–Hochschule, Studieneingangsphase, Mathematik

    Rechenbrücke – A joint research and development project of five university departments

    Abstract

    Actually, it’s mostly the computational skills taught at school that our students lack at the beginning of their engineering studies. This quote from a professor of mathematics provides an accurate characterisation of the typical situation at the University of Applied Sciences Münster, which led to the initiation of an interdisciplinary mathematics bridge supported by five departments. The Rechenbrücke project is based on experience with diverse student support measures at the university level, as well as expertise in the area of mathematical education. This knowledge was used to establish a new, comprehensive concept, which is introduced in this paper. In addition, the paper presents the initial results of a pilot study.

    Keywords

    preparatory class, secondary-tertiary transition, introductory study phase, mathematics

    1 Einleitung

    Das Projekt Rechenbrücke ist ein Kooperationsprojekt von fünf Fachbereichen der Ingenieurwissenschaften und dem Institut für technische Betriebswirtschaft (ITB) der Fachhochschule Münster sowie dem Institut für Didaktik der Mathematik und der Informatik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. In diesem Projekt, Laufzeit von Januar 2013 bis Juni 2016, werden unterschiedliche Unterstützungsmaßnahmen im Bereich Mathematik für angehende Studierende sowie Studierende des ersten Studienjahrs der Ingenieurwissenschaften der Fachhochschule Münster entwickelt und evaluiert. Es wird mit Mitteln des „Bund-Länder-Programms für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre" finanziert. Im Folgenden werden zunächst die Ziele und die Ausgangslage des Projekts dargestellt. Anschließend wird die Konzeption der Maßnahmen vorgestellt. Es folgen ausgewählte Untersuchungsmethoden zur Wirkung des Projekts sowie erste Ergebnisse.

    2 Das Projekt Rechenbrücke

    2.1 Projektziele aus Sicht der Hochschule

    Ein wichtiges Ziel der Fachhochschule Münster ist es, den Anteil Studierender zu erhöhen, die das Studium in der Regelstudienzeit abschließen, sowie eine geringe Abbrecherquote zu erreichen. Zielgruppe des Projekts Rechenbrücke sind insbesondere die Studierenden, die mit nicht ausreichenden methodischen und fachlichen Kenntnissen im Fach Mathematik zur Hochschule kommen. Diese Zielsetzungen sind nicht neu. Mit dem Projekt Rechenbrücke ist jedoch ein umfassender Ansatz verbunden, der

    die mathematikdidaktische Expertise von Anfang an einbezieht, um aktuelle Forschungsergebnisse an anderen Standorten zu berücksichtigen bzw. im Projekt valide wissenschaftliche Erkenntnisse begleitend zu gewinnen;

    kritisch hinterfragt, inwieweit der hohe und auf Dauer nicht gesicherte finanzielle Aufwand für Mathematiktutorien nachhaltiger implementiert werden kann;

    die fachbereichsübergreifende Perspektive nutzt, um ein gemeinsames Verständnis von fachlich und methodisch-didaktisch adäquaten Hilfestellungen und Strukturen am Standort Steinfurt zu etablieren;

    die Mathematik-Professorinnen und -Professoren gemeinsam ihr Vorlesungskonzept im Sinne einer methodisch-didaktischen Weiterentwicklung hinterfragen lässt und auch zur Suche nach innovativen Lehrkonzepten an anderen Standorten einlädt;

    schließlich individuelle Unterstützungsmaßzahmen für Studienanfänger/innen mit zunehmend heterogenen Vorkenntnissen entwickelt.

    2.2 Ausgangssituation in den beteiligten Fachbereichen

    Am Campus Steinfurt der Fachhochschule Münster sind die Fachbereiche Chemieingenieurwesen, Elektrotechnik und Informatik, Energie-Gebäude-Umwelt, Maschinenbau, Physikalische Technik sowie das ITB beheimatet. Alle genannten Einrichtungen kooperieren in dem hier beschriebenen Projekt Rechenbrücke.

    Die etwa 900 Erstsemesterstudierenden in Steinfurt besuchen die für ihren jeweiligen Studiengang vorgesehene Lehrveranstaltung Mathematik I. Insgesamt existieren sechs unterschiedlich akzentuierte Veranstaltungen, die von sechs verschiedenen Dozierenden durchgeführt werden. In der Vergangenheit unternahmen die Fachbereiche individuelle Bestrebungen – wie etwa die Durchführung begleitender Mathe-Tutorien oder die Einrichtung eines Vorkurses, in dem Studieninhalte quasi im Schnelldurchgang vorweggenommen wurden –, die bei vielen Erstsemesterstudierenden zu beobachtenden mathematischen Schwierigkeiten zu überwinden.

    In einem aus Qualitätsverbesserungsmitteln finanzierten gemeinsamen Vorläuferprojekt haben die Fachbereiche Chemieingenieurwesen und Physikalische Technik die Ursachen für die Mathematik-Probleme bei Studienbeginn systematischer untersucht und dabei festgestellt, dass für viele Erstsemesterstudierende fehlende Rechengrundfertigkeiten aus der Sekundarstufe I und mangelnde Übung ein großes Problem darstellen (Sommersemester 2010: Ergebnisse aus Befragungen von Tutorinnen und Tutoren und Studierenden, die das Mathematiktutorium besucht haben, sowie Auswertung der Ergebnisse im KNOSPE-Test des Jahrgangs, vgl. KNOSPE, 2011). Nun sollen durch die Neukonzeptionierung eines fachbereichsübergreifenden Mathematik-Vorkurses die Rechenfertigkeiten der Erstsemesterstudierenden verbessert werden.

    2.3 Erhebung des Status quo

    In Einzelinterviews mit den verantwortlichen Mathematikdozentinnen und -dozenten der verschiedenen Fachbereiche wurden zur Projektbeginn fachbereichsübergreifende Schwierigkeiten der Studierenden aus Sicht der Hochschullehrer/innen erhoben.

    Alle befragten Hochschullehrer/innen benannten fehlende Fertigkeiten aus der Schulmathematik, insbesondere der Sekundarstufe I. Bruchrechnen, Gleichungsumformungen und Potenzrechnungen sind Beispiele für Inhalte, die von den Studienanfängerinnen und -anfängern nicht beherrscht werden. Viele Studierende versuchen nach Meinung der Mehrheit der befragten Professorinnen und Professoren nicht, die mathematischen Verfahren zu verstehen, sondern wenden eher auswendiggelernte Schemata an. Das Fehlen von geeigneten Lernstrategien für die Hochschule wird ebenfalls von mehreren Dozierenden genannt. Zusammen mit geringer Motivation für die Beschäftigung mit der Mathematik und fehlendem Bewusstsein für vorhandene Defizite

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