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Die Schöpfung war kein Gottesspaß: Kurzfassung der wahren Abläufe in zwölf Akten
Die Schöpfung war kein Gottesspaß: Kurzfassung der wahren Abläufe in zwölf Akten
Die Schöpfung war kein Gottesspaß: Kurzfassung der wahren Abläufe in zwölf Akten
Ebook298 pages2 hours

Die Schöpfung war kein Gottesspaß: Kurzfassung der wahren Abläufe in zwölf Akten

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About this ebook

Laut biblischer Schöpfungsgeschichte war der Herr sehr angetan von seinem Werk und gönnte sich die Sonntagsruhe. Das erwies sich angesichts irdischen Murkses und Leides als ziemlich mutig, weshalb Wohlmeinende die Schaffung von Weltall, Erde und Mensch eher niederen Göttern (oder Demiurgen) zuordnen. Als Gottes Schöpfung bliebe dann die geistige Welt, die Er den Menschen in der jüdischen und christlichen Religion, der mit der griechischen Antike nachhaltig einsetzenden Kunst und den rechtlichen Disziplinen vermittelt, welche Macht und rohe Gewalt einhegen. Die Diskurse zwischen Transzendenz und Unterwelt sowie deren Gegenzüge könnten stark gerafft wie in den folgenden zwölf Akten angedeutet abgelaufen sein ...
LanguageDeutsch
Release dateJan 16, 2015
ISBN9783735713650
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    Die Schöpfung war kein Gottesspaß - Horst Kratzmann

    Akt

    1. AKT

    1. SZENE

    Matt erleuchteter Raum mit Fenster zum Weltall

    (Schwärze und Milchstraßen)

    LUZIFER (strahlend): Es ist vollbracht! Der Weltenkern platzt, gebiert ohn’ Ende neue Welten … (Schaut genauer hin) Die Milchstraße hier vorn begehrt mein besonderes Augenmerk, (nimmt ein Vergrößerungsglas) und der kleine blaue Edelstein an ihrem Rande ist, so scheint’s, ein ausnehmend edles Werk; (sucht) ein gleiches kann ich nicht entdecken. (Leicht umwölkt) Wie aber wird der Geist Gottes reagieren, dem ich zuvorkam? (Trotzig) Warum sollte ich nicht mich und folglich das verwirklichen, was ich mir selber zutraue? (Etwas gezwungen fröhlich) Was da ist, ist gut und besser allemal als das, was nicht da ist.

    SATAN (hinter einer Wand): Der eitle Stümper hat’s gewagt; nun muß ich meinen Einsatz planen. Wirken kann ich nur, wenn jener vor mir tätig war, denn eig’nes Werk ist mir versagt. Doch welch’ ein Aufwand, um einen Planeten zum Juwel zu formen – und das offenkundig noch aus schierem Zufall … Aber in aufgesetzter Götterlaune braucht er sich um Kosten und Nutzen nicht zu kümmern.

    DIABOLOS (hinter einer anderen Wand, kopfschüttelnd): Erst klaut er Gott das Material, dann verpfuscht er Ihm die Idee, und schließlich richtet er daraus nur nutzlose Klumpen und Haufen zu: Der Urknall als verfrüht gezündetes Feuerwerk. (Händereibend) Jetzt darf auch ich ohne Seine strenge Aufsicht in dieser Sandkiste spielen … Was ist das?

    LUZIFER (hebt die Hände): Gott, erhöre mich, Gott, erhöre mich, wende dich zu meiner Gabe! (Lauscht, läßt resignierend die Hände sinken)

    SATAN (tritt hervor): Ruf’ lauter! Schläft Er vielleicht, oder hat Ihm dein Werk schon die Sprache verschlagen?

    LUZIFER (entsetzt): Hebe dich von mir, Satan. Hier ist deines Bleibens nicht.

    SATAN: Oh doch, ich werde fortan dein Partner und Teilhaber sein … und meinen Beitrag zu deiner … Schöpfung leisten.

    LUZIFER: Du impotenter Spielverderber und arroganter Trittbrettfahrer – du bist allein im Zerstören und Verneinen groß.

    SATAN (zuckt grinsend mit den Achseln): Das sind nun einmal meine Funktionen – neben anderen …

    LUZIFER (trotzig): Ich dagegen meine, daß für mein Ego und zu meinem Ergötzen jetzt Leben auf die Erde kommen soll. Ich kann mehr als große Kugeln formen!

    DIABOLOS (tritt hervor): Euer Gottheit treten Ihr Werk also schon an die Evolution ab …

    2. SZENE

    Feierlicher Raum für Gipfeltreffen

    Stimme des Herrn

    Erzengel

    ERZENGEL: Ihr habt das Flehen gehört?

    STIMME: Hören ist nicht erhören …

    ERZENGEL: Lassen Euch Urknall und Milchstraßen denn kalt?

    STIMME: Sie stehen für eine zwar variable, aber hirntote Entwicklung der Materie. Was soll ein armer Teufel ohne mich denn mehr zustande bringen?

    ERZENGEL: Also keine Schöpfung?

    STIMME: Die kann nur aus meinem Geist entstehen.

    ERZENGEL: In späteren Zeiten werden die neuen Bewohner in Schöpfungsgeschichten Euch als den Urheber darstellen.

    STIMME: Vor dem Sieg der Naturwissenschaften bleibt ihnen kaum etwas anderes übrig. Ich gelte eben als der »oben im Himmel«, der alles lenkt – und damit auch sie.

    ERZENGEL: So seid Ihr nicht allmächtig?

    STIMME: Göttliche Präsenz muß sich nicht in der Realisierung der Fähigkeit beweisen, aus diesen Milchstraßen wieder einen Matschklumpen zu formen.

    ERZENGEL: Aber irgendwie müßt Ihr in den Menschen das Gefühl schlechthinniger Abhängigkeit von Euch wecken.

    STIMME: Das wird mein Problem sein …

    3. SZENE

    Großer unaufgeräumter Raum, teils Studierzimmer,

    teils Laboratorium. An einer Seitenwand Beckmanns Bilder

    »Luftballon mit Windmühle«, »Triptychon«,

    »Kinder des Zwielichts«, »Die Nacht«

    LUZIFER (gelangweilt und beunruhigt): Sterne und Welten habe ich geformt und wieder ex- und implodieren lassen, habe Fluten, Feuerstürme, Erdbeben, Weltuntergänge auf Sternen und Planeten inszeniert. Aber die leere Imposanz des Weltalls reizt mich nicht mehr. Wenn die Menschen als meine liebsten Geschöpfe nicht wären …

    SATAN: Ein Edelstein macht keine Krone, ein Zufallswerk allein ist noch kein Grund zum Stolz, und die Menschen sind Zwerge.

    LUZIFER (erregt): Ich handelte, und diese Welt ist da, legitimiert durch sich selbst. Basta!

    SATAN: Der Herr wird aber nicht lachen wie Kaiser Wilhelm über den Hauptmann von Köpenick und seine »Legitimation«. Es fehlen Seine Glückwünsche!

    LUZIFER (schluckt): Courage kann auf sie verzichten.

    SATAN: Von der sprich besser erst, wenn du Seinen Zorn über deine tapsige Weltentöpferei ausgestanden hast! (Höhnisch) Er wollte gewiß schwelgen: »Vollendet ist das große Werk; der Schöpfer sieht’s und freuet sich …« und dann hören: »Alles lobe seinen Namen; denn er allein ist hoch erhaben!« Das hast du Ihm verpfuscht.

    LUZIFER (traurig): Wie prachtvoll hatte ich mir meine schmucke blau-weiße Kugel vorgestellt! Tatsächlich entstehen vielerorts Wüste und Ödland, überall gibt es arme, kranke, gemordete, unglückliche Menschen, Gestalten, die nur Dulder und Sklaven sind. Zum Opfer bestimmt ist die halbe Tierwelt, weil sie von der anderen Hälfte gefressen wird.

    SATAN: Was sag’ ich denn dazu? Der Katzenjammer fängt schon an. (Nachäffend) Ich find’ es dort in vielem herzlich schlecht. Der Menschen viele dauern mich in ihren Jammertagen, ich mag sogar die armen selbst nicht plagen.

    LUZIFER: In dieser Welt, vom Paradiese fern, sind meine Lieblinge selten glücklich. Zwischen ihren schlechteren Kumpanen und der harten Umwelt werden sie langsam, aber stetig und unweigerlich aufgerieben und in den Tod getrieben. Das ist deine Schuld!

    SATAN: Das also steckt dahinter: Du wolltest schöne Menschen an der Riviera oder in der Südsee haben! Da muß ich mit Mördern und Betrügern, mit Hungersnöten und giftigen Schlangen die Spezies und ihr Umfeld leider vervollständigen (lacht).

    LUZIFER: Der Neid treibt dich, weil du dich nicht getraut hast.

    SATAN: Zeitweise habe ich deinen Schneid bewundert, zugegeben, doch zum Neiden gibt es schlechthin nichts. Ich weide mich am Anblick der Häßlichen und am Auftreten der Dummen, beobachte genußvoll, wie die Tiere einander auffressen und die Menschen sich in Krankheiten quälen und im Tode verzweifeln. Ihre fleischlichen Begierden sind überaus vergnüglich zu begleiten, verfolgen sie doch den zusätzlichen Zweck, die Qual und Last des Erdenlebens ins Unendliche zu verlängern. Nein, mir gefällt die Welt erst jetzt – und so.

    LUZIFER: Für dich habe ich mich nicht ins Zeug gelegt.

    SATAN (zuckt mit den Schultern): Tu as travaillé pour le Roi de l’Enfer.

    LUZIFER: Du vergißt dennoch den wahren Souverän: Ick heff dat Küken sülben utbrödt; ick kann dat Küken ok den Hals umdrein.

    SATAN: Den Kraftakt bringst du nicht auf, und das irdische Omelette kannst du jedenfalls nicht in seine Zutaten zurückverwandeln.

    DIABOLOS (tritt hervor): Kollegen, ich bin zu allem Überfluß auch noch da! Als Herr des Zufalls und der Katastrophen garantiere ich, daß eure triste Schöpfungsblockade sich löst, daß nichts vorherbestimmt ist und daß man auf der Erde nicht nur gefährlich, sondern auch in spannenden Zeiten lebt.

    LUZIFER: Wie Parasiten klammert ihr euch an den einzigen Leistungsträger.

    DIABOLOS: Sei Realist und kein Streber! Ich hätte die Ordnung, die Er plante, Seine Noten von »gut« bis »sehr gut« und Seinen Logos, der vernünftig macht und das Chaos verhindert, nicht ertragen. Sein Paradies hätte mich unendlich gelangweilt – um wie viel mehr tut’s dein platter Abklatsch! Aber nichts für ungut … was wäre die Welt ohne euch Pioniere? (Kichernd) Die Orden bekommen später wir Profiteure …

    SATAN: Mehr als gehobene Biomechanik könnt ihr beide nicht leisten.

    DIABOLOS: Immerhin, wir haben jetzt einen Übungsplatz für alles Chaotische. Der erleichtert Nachbesserungen, die Evolution erhält einen neuen Antrieb, und wir erleben ständig etwas Neues.

    LUZIFER (hoffnungsvoll): Du liebst den Fortschritt?

    DIABOLOS: Gewiß nicht in dem positiven Sinne, an den du denkst. Nur gibt es häufig ohne Zufall oder höhere Gewalt keine Erkenntnisse und ohne Erkenntnisse keine Innovationen für Krieg und Frieden … nur unendliche Langeweile. Also mische ich die Welt auf.

    SATAN (zu Luzifer): Als wir uns selbständig machten, war doch klar, daß wir Lust und Spaß haben wollten. Die bekommen wir auch, und zwar ohne Ihn!

    DIABOLOS (zu Luzifer): In uns ist ein alogischer, blinder, rastloser Drang, uns treibt unersättliche Seinsgier. Wenn du das als negativ empfindet, bist du zu bedauern.

    LUZIFER: Um euch ging es gar nicht, ich war am Zuge, und ich kapituliere lieber vor Ihm als vor euch (geht ab).

    DIABOLOS (zu Satan): Als Spannungspol zu Ihm ist er nicht zu gebrauchen. Wir müssen ihn unter Kontrolle halten (beide ab).

    4. SZENE

    Feierlicher Raum für Gipfeltreffen

    Stimme des Herrn

    Erzengel

    ERZENGEL: Würdet Ihr die Kapitulation annehmen?

    STIMME: Gemeinhin beendet die Übergabe einen Krieg und leitet den Frieden ein. Wo wurde hier gekämpft, und wie soll ein Frieden aussehen?

    ERZENGEL: Künftige Zeiten würden vielleicht eine Art »Marshall-Plan« für die geplagte Menschheit ins Auge fassen …

    STIMME: Der wird nicht reichen. Ich fürchte, mein Lieber, mein bisheriger Haftungsausschluß wird in einer Haftungsgemeinschaft enden … irgendwann …

    ERZENGEL: Au weh, das wird teuer …

    4. SZENE

    Matt erleuchteter Raum (wie in der 1. Szene)

    Luzifer

    Satan

    Diabolos

    SATAN (zu Luzifer): Ich mache dir des lieben Friedens halber einen Vorschlag, um deinem Begehren nach Ordnung, Ausgleich, was weiß ich …

    LUZIFER: … nach Schutz meiner Leute, nach Anerkennung meiner Schöpfungsleistung …

    SATAN (kopfschüttelnd zu sich): Wie defensiv diese bürgerlichen Götter immer argumentieren …, (laut) also gut: … nach Würdigung Deiner großen Leistung nachzukommen: Wie im Reißverschlußverfahren führen wir unsere beiden Gefolgschaften zusammen. Wenn ich Hitler oder Stalin auf die Welt schicke, so beglückst du sie mit Albert Schweitzer und Mutter Teresa. Du produzierst Monarchen, Herrscher, freie Bürger, ich züchte Tyrannen, Sklaven und Knechte. Mutter Courage trifft auf ein Modepüppchen, dem Genie tritt der Idiot entgegen, und so weiter. Dazwischen liegt die breite Masse derer, die entweder ein bißchen schwach, dümmlich und käuflich sind oder ein wenig wacker, fleißig und brav.

    LUZIFER: Wo ist bei dieser halben Machtübernehme dein Entgegenkommen?

    SATAN: Ich verzichte auf die totale Hölle hier und akzeptiere das Kondominium … (zu sich) vorerst.

    LUZIFER: So spricht der Räuber, der zunächst nur die halbe Beute fortschleppen kann.

    SATAN: Bitte, dann laß mich weitermachen …

    DIABOLOS: Obacht! M i r wird es obliegen, diese saubere Verteilung umzuwirbeln und die höhere Moral des Zufalls ins Spiel zu bringen.

    LUZIFER: Ich hatte mir mein Unternehmen fröhlicher und heiterer vorgestellt. Sind wenigstens einige Menschen zufrieden?

    SATAN: Daß du nicht Gott bist, merkt man schnell. Wer fragt nach der Meinung der Menschen?

    LUZIFER: Warum soll ich als Göttergleicher mir nicht Dank, Lob und Opfer bringen lassen?

    SATAN (schneidend): Ich mache Opfer, aber erwarte keine! Wo bleibt dein Gefühl für »göttliche« Distanz? – Wir sind uns also einig?!

    LUZIFER: … Jaa … (Besorgt, zu sich) Ich werde mich um mein Werk kümmern müssen; Lebensumstände, Behausung und Verpflegung sind dort gar zu dürftig. Warte, bis ich die Menschen gewinne …

    6. SZENE

    Unwirtliche Gegend mit Höhle

    Faust

    Satan

    Höhlenmensch

    FAUST (als Steinzeitmensch, eingeschlossen in der Höhle): Weh! Steck’ ich in dem Kerker noch? Verfluchtes dumpfes Mauerloch. (Will einen Stein heben, um hinaus zu gelangen) Hier ist es dunkel, und dunkel ist’s in meiner Seele.

    HÖHLENMENSCH: Erwartest du Erleuchtung von draußen? Es ist trostlos und gefährlich dort; hier sind wir wenigstens sicher.

    FAUST: Es können doch das schlichte Vegetieren in einer Höhle und die Jagd nach ein wenig Nahrung nicht alles sein. Ich ertrage diese Öde nicht; ich brauche das Gespräch, den verbindenden Gedanken, eine Zukunft … (verzweifelt) eine Beschäftigung!

    SATAN (haut ihm von oben den Stein auf den Kopf): Du hast alles, was du brauchst und was ich dir zubillige (verschwindet).

    HÖHLENMENSCH (beleidigt zu Faust): Ich als dein Retter zähle wohl nicht? Geh’ auf die Jagd; das Fleisch nähert sich dem Ende, und ein Pelz zum Kleiden fehlt mir auch. Damit bist du ausgelastet …

    5. SZENE

    Großer unaufgeräumter Raum (wie in der 3. Szene), darin Bühne eines Marionettentheaters, von hinten gesehen

    Luzifer

    Satan

    Diabolos

    Stimme des Erzengels

    (Luzifer und Satan hantieren mit nicht sichtbaren Marionettenpuppen, Diabolos versucht, sich einzumischen)

    SATAN (zu Luzifer): Macht es nicht Spaß, wie wir hier mit unseren Puppen gegeneinander antreten?

    LUZIFER: Jaaa, aber meine einzigartige Rolle ist dahin.

    STIMME: Vertreter der Unterwelt zu mir …

    LUZIFER: Endlich, Er will mich erhören! Eine Audienz … oder vielleicht ein Konzil?

    SATAN: Meint der uns? Will Er ein Gipfeltreffen mit mir?

    DIABOLOS: Gute Gelegenheit für ein Pokerspiel mit der anderen Seite …

    STIMME: … zur Untersuchung!

    2. AKT

    6. SZENE

    Feierlicher Raum für Gipfeltreffen

    Stimme des Herrn

    Erzengel

    ERZENGEL: Die Fürsten dieser Welt haben ihre Bataillone nach Tüchtigkeit und Charakter geordnet – so, wie jeder sie jeweils versteht …

    STIMME: Und wer wird ihr Gegner sein?

    ERZENGEL: … Ich sehe eigentlich nur einen Bürgerkrieg …

    STIMME: … hinter dem sich ein Stellvertreterkrieg gegen mich verbirgt. Umso hoffnungsloser ist die Lage für die aufgestellten Menschen, weil so ein Frieden unter ihnen niemals einkehren kann.

    ERZENGEL: Was habt Ihr vor?

    STIMME: Ich möchte Elemente meiner Vorstellungen von meiner Welt in die irdischen Konfrontationen einbringen und diesen Nichtsnutzen einmal zeigen, zu was der wahre Meister fähig ist. Zugleich vermittle ich dadurch den Menschen die Perspektiven meiner anderen, besseren und gnadenbringenden Welt. Das wird ihnen übrigens auch die Langeweile vertreiben.

    ERZENGEL: Also keine tabula rasa mit totalem Neubeginn?

    STIMME: Damit zeigte ich keinen Respekt vor dem gequälten Menschengeschlecht, und für die drei Teufel wäre es nicht hinreichend frustrierend.

    2. SZENE

    Matt erleuchteter Raum. Im Hintergrund ein

    Fenster mit Blick auf das Weltall und die Erde

    (vom Mond aus gesehen, im Halbschatten)

    LUZIFER (zum Erzengel): Wie schön, oh Großer, daß Ihr Euch endlich naht und fragt, wie alles sich bei uns befinde. Ich weiß, daß Ihr mich ungern seht, den Übereifrigen aus dem Gesinde.

    ERZENGEL: Glaub’ unsereinem, dieses Ganze (zeigt auf das Fenster) ist nur für den Olymp gemacht. Du wähnest dich in ew’gem Glanze, den Menschen tauget einzig Tag und Nacht.

    LUZIFER: Kommt Ihr nur nörgelnd anzuklagen? Ist wirklich auf der Erde Euch nichts recht?

    ERZENGEL: Nein, Kerl! Ich finde es dort öd’ und herzlich schlecht. Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen. Ich sehe nur, wie sie sich ständig plagen.

    DIABOLOS: Der Menschen Fähigkeiten mögen leicht erschlaffen, sie kämen bald zur unbedingten Ruh’. So geb’ ich gern mein Pech und Glück dazu, was reizt und treibt und kann als Zufall wirken.

    ERZENGEL: Genug, der Verse wegen steht ihr nicht vor mir. Ich spreche für den Geist des Herrn und Seine Vollkommenheit, die eure Welt entbehrt. Sie stammt aus Sünde, ist nicht Sünde, doch ein Torso und so kleingehalten, daß sie besser nie entstanden wäre.

    LUZIFER: Aber sie ist immerhin ein Anfang!

    ERZENGEL: Wie ein zerschlag’nes Ei der Anfang eines neuen Vogels ist? »Ein großer Aufwand, schmählich! ist vertan …«. Noch im Gipfel ihrer Intelligenz sind die Menschen unselbständig, weil ihnen mit dem Geist jene Souveränität gegenüber der Welt abgeht, die einen Menschen erst zur Person und zum Gotteskind macht.

    LUZIFER (pikiert): Es ist eine existierende Welt und besser

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