Neues verkehrswissenschaftliches Journal NVJ - Ausgabe 8: Knotenkapazität - Bewertungsverfahren für das mikroskopische Leistungsverhalten und die Engpasserkennung im spurgeführten Verkehr (RePlan)
By Ullrich Martin, Yong Cui, Fabian Hantsch and
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Ullrich Martin
Ullrich Martin war nach verschiedenen Tätigkeiten im Eisenbahnbereich und an der TU Braunschweig von 1998 bis 2001 Universitätsprofessor am Lehr- und Forschungsgebiet Verkehrsbau- und Verkehrssystemtechnik der Universität Leipzig. Seit 2001 ist er als Universitätsprofessor am Institut für Eisenbahn und Verkehrswesen und Verkehrswissenschaftliches Institut der Universität Stuttgart tätig.
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Neues verkehrswissenschaftliches Journal NVJ - Ausgabe 8 - Ullrich Martin
Leistungsuntersuchung
1 Einleitung
1.1 Ziel und Aufgabenstellung
Eisenbahnknoten¹ spielen als leistungsbestimmende Elemente eine wichtige Rolle in der Eisenbahninfrastruktur, weil Engpässe meistens in jenen Knoten auftreten, die die Betriebsqualität und Kapazität der Infrastruktur maßgebend vermindern. Wegen z. T. äußerst komplexer Strukturen ist der Aufwand zur Bewertung der Knoten nicht zu unterschätzen. Es ist dazu ein Beschreibungsmodell für die Eisenbahninfrastruktur erforderlich, durch welches komplexe Gleisstrukturen übersichtlich strukturiert und der gesamte Untersuchungsraum zur Ermittlung der Qualitätskenngrößen aufgeteilt werden kann. Die bereits existierenden verschiedenen Modelle zur Beschreibung einer Eisenbahninfrastruktur sind allerdings nur teilweise für Leistungsuntersuchungen geeignet. Um ein neues Beschreibungsmodell für Belegungselemente² im Rahmen des Projekts RePlan zu entwickeln, werden die vorhandenen Eisenbahninfrastrukturmodelle analysiert, einander gegenübergestellt und in Bezug auf die Eignung für den Projektkontext geprüft.
Ebenso existieren bereits eine Reihe von Methoden bzw. Verfahren, die Kenngrößen der Leistungsfähigkeit und Kapazität einer Infrastruktur ermitteln und bewerten. Um einen geeigneten Ansatz speziell zur Bewertung der Bahnhofs- bzw. Knotenkapazität zu entwickeln, werden die möglichen Anwendungsgebiete und Beschränkungen der existierenden Methoden und Verfahren zur Leistungsuntersuchung als Grundlage analysiert. Basierend auf dem entwickelten Beschreibungsmodell der Eisenbahninfrastruktur wird ein Ansatz zur Berechnung der Knotenkapazität³ unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Belegungselementen erarbeitet, auf dessen Grundlage die zu untersuchenden Kenngrößen ermittelt werden. Anhand dieser Kenngrößen stellt sich die Frage, wie die Kapazität und Qualität der zu untersuchenden Knoten bewertet werden können. Zur Beantwortung dieser Frage werden die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Kenngrößen analysiert, um daraus ein geeignetes Bewertungsverfahren für die Knotenkapazität abzuleiten.
1.2 Strukturierung der Dokumentation
In Kapitel 2 werden der derzeitige Forschungsstand bei Leistungsuntersuchungen und Bewertungen für Eisenbahnknoten sowie offene Fragen diskutiert.
Im darauf folgenden Kapitel 2 wird der Ablauf der Projektbearbeitung vorgestellt.
Ein Überblick der Aufgaben bei allgemeingültigen Leistungsuntersuchungen wird in Kapitel 2 schematisch angegeben.
Daran anschließend werden die heute existierenden Modelle für die Beschreibung der Infrastruktur in Bahnhöfen und Knoten und das neu entwickelte Beschreibungsmodell in Kapitel 2 vorgestellt.
Basierend auf diesem neuen Beschreibungsmodell werden neue Berechnungsund Bewertungsverfahren für das mikroskopische Leistungsverhalten entwickelt, die in Kapitel 2 erläutert werden.
Kapitel 2 beschreibt einen neuen Ansatz zur Identifizierung und Priorisierung von Engpässen, die oftmals die Kapazität der Knoten entscheidend beeinträchtigen.
Das Grundkonzept zur softwareunterstützten Umsetzung des im Rahmen des Projekts entwickelten Bewertungsverfahrens und die wichtigen implementierten Funktionalitäten im Programm PULEIV (Programm zur Untersuchung des Leistungsverhaltens) werden in Kapitel 2 dargestellt.
Abschließend werden in Kapitel 2 die aktuellen Forschungsergebnisse und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zusammengefasst.
¹ Betriebsstellen, in denen mindestens zwei Strecken verknüpft sind.
² Ein Belegungselement ist ein gerichteter oder ungerichteter Teil der befahrbaren Infrastruktur.
³ Der im ursprünglichen Projektantrag definierte Begriff „Bahnhofskapazität wird in der gesamten Projektbearbeitung im Sinne einer umfassenderen Anwendbarkeit zum Begriff der „Knotenkapazität
erweitert.
2 Motivation
2.1 Stand der Forschung
Nach jahrzehntelanger Entwicklung der Infrastruktur im spurgeführten Verkehr gibt es in Europa immer weniger reale Möglichkeiten für einen extensiven Neubau von Strecken und Knoten. Die Herausforderung liegt darin, die vorhandene Infrastruktur möglichst intensiv und intelligent zu nutzen und die maximale Auslastung zu erreichen, ohne dabei die Betriebsqualität zu vermindern. Wegen der komplexen Struktur des Eisenbahnnetzes sind Engpassbereiche, die die Kapazität der Eisenbahninfrastruktur sehr stark beeinträchtigen können, nicht vollständig vermeidbar. Solche Engpässe entstehen oftmals in Eisenbahnknoten, die komplexe Gleisstrukturen aufweisen. Neben der Frage, wo die Engpässe in bestehenden Infrastrukturen liegen, ist (über die Aufgabenstellung in diesem Projekt hinaus) auch die Frage nach den Ursachen für diese Engpassbereiche zu klären.
Zur Beantwortung dieser Fragestellungen werden Leistungsuntersuchungen durchgeführt, mit denen bestimmte Kenngrößen für Netzelemente⁴ ermittelt werden. In [FENGLER, 2007] wurde eine einheitliche Methodik zur Untersuchung von Eisenbahnknoten vorgeschlagen, in der die Vorgehensweise der strukturierten Knotenanalyse beschrieben wurde. Bei dieser Methodik werden Knotenuntersuchungen in Leistungsuntersuchungen von Infrastrukturen, Fahrten, verkehrlichen Beziehungen und Betriebsprogrammen unterteilt. Für Infrastrukturen mit komplexen Gleisstrukturen können Simulationsverfahren bei Leistungsuntersuchungen die Realität des Bahnbetriebs abbilden und statistisch gesicherte Ergebnisse liefern. Eine wichtige Voraussetzung für die Engpassanalyse besteht darin, die Infrastruktur vor der Leistungsuntersuchung in hinreichend feine Belegungselemente zu unterteilen, die dann anhand geeigneter Kenngrößen bewertet werden. In [RADTKE, 2008] und [SIEFER, 2010] werden makroskopische und mikroskopische Infrastrukturmodellierungen vorgestellt. Ein Ansatz zur Umwandlung der zwischen mikroskopischen und makroskopischen Infrastrukturmodellen optimierten Fahrpläne für langfristige Planungen und Fahrplansimulationen wurde in [BORNDÖRFER, 2010] entwickelt.
Bei Leistungsuntersuchungen werden verschiedene Kenngrößen für unterschiedliche Anwendungsgebiete bestimmt und zur Bildung geeigneter Indikatoren verwendet. Bei einer mittlerweile allgemein anerkannten Methode wird der optimale Leistungsbereich als Leistungskenngröße aus der Wartezeitfunktion abgeleitet. Dieser Ansatz wurde von Hertel und Ludwig [HERTEL, 1987] für zweigleisige Eisenbahnstrecken entwickelt. In der Diplomarbeit von Bosse [BOSSE, 1995] wurde das Verfahren verbessert und im Zusammenspiel mit Simulationsverfahren angewandt. In der Dissertation [SCHMIDT, 2009] wird eine Weiterentwicklung dieses Ansatzes vorgestellt. Die globale Kenngröße „optimaler Leistungsbereich wird bei Leistungsuntersuchungen als globaler Indikator dafür herangezogen, wie viele Züge sich in einem zu untersuchenden gut ausgelasteten Eisenbahnnetz bewegen sollten, ohne dass die Betriebsqualität signifikant eingeschränkt wird. Neben Leistungskenngrößen dienen Qualitätskenngrößen zur betriebsprogrammabhängigen Qualitätsbeschreibung von Eisenbahnnetzen. Wartezeit und Pünktlichkeitsgrad [DB NETZ AG, 405 (2008)] sind Maßstäbe der Qualitätskenngrößen, mit denen die Qualität des Eisenbahnbetriebs z. B. in vier verschiedenen Stufen bewertet wird. Die wirtschaftliche Kenngröße „Transportimpulsdifferenz
wurde in [OETTING, 2005] entwickelt und bewertet eine Strecke unter betriebswirtschaftlichen