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Das Geheimnis von Schloss Gramsee
Das Geheimnis von Schloss Gramsee
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Das Geheimnis von Schloss Gramsee

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About this ebook

Agnes Seibold kann ihr Glück nicht fassen: In der 10-Millionen-Euro-Show hat sie den Hauptgewinn abgeräumt! Zusammen mit ihrem Mann Achim und ihren fünf Töchtern erfüllt sie sich ihren Kindheitstraum: ein eigenes Schloss! Das Anwesen ist rasch gefunden. Doch kaum hat sich die Familie auf Schloss Gramsee eingerichtet, geschehen dort seltsame Dinge. Lichter zucken durchs Zimmer, Nebel wabert aus dem Schrank, Blut tropft von der Decke. Eines Nachts sitzt plötzlich ein Junge auf dem Bett der jüngsten Tochter Aurora, offenbar der Geist eines Kindes, das im Pestjahr 1349 auf Schloss Gramsee verhungert ist. Aurora spürt seiner Geschichte nach und kommt bald einem noch viel größeren Geheimnis auf die Spur...


Ein spannendes, nicht allzu unheimliches Buch mit witzigen Dialogen.
Westfälische Nachrichten

Pete Smith erzählt die Geschichte der ostdeutschen Großfamilie, die auf ein reales Gespenst trifft, gruselig, spannend und mit einer überraschenden Wendung.
Anzeiger Sankt Gallen
LanguageDeutsch
Release dateJan 16, 2015
ISBN9783738669602
Das Geheimnis von Schloss Gramsee
Author

Pete Smith

Pete Smith is a Technical Architect and data warehouse specialist with a wide range of expertise from application analysis, design and development through to database design, administration and tuning. This experience covers 19 years in the IT industry, 14 of which are specifically on Oracle platforms and demonstrates a high degree of longevity and familiarity with the Oracle database server and associated products. Qualified to degree level, Pete has worked for many years as an independent Oracle consultant and, more recently, in a senior position as a Principal consultant with Oracle UK; Pete now works for a specialist UK IT consultancy.

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    Das Geheimnis von Schloss Gramsee - Pete Smith

    Pete Smith

    wurde 1960 als Sohn einer Spanierin und eines Engländers in Soest geboren. An der Universität Münster studierte er Germanistik, Philosophie und Publizistik. Er schreibt Kinder- und Jugendbücher, Essays und Romane, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, unter anderem mit dem Robert-Gernhardt-Preis des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Er lebt in Frankfurt am Main.

    Für Joshua

    Inhalt

    Die Zehn-Millionen-Euro-Frage

    Ein echtes Schloss – was sonst?

    Die große Klage

    Schloss Gramsee

    Ein Traum wie echt

    Nebel im Schrank

    Chronik einer dunklen Zeit

    Der Edle von Estoríl

    Tante Gundula und andere Katastrophen

    Träume und Schäume

    Stadtarchivar Seipold

    Ein Gespenst auf Abwegen?

    Das Kellerzimmer

    Laurenz Graf Wittenbecher

    Heiligabend

    Fünf Weihnachtsmänner, zwei Engel und ein toter Rabe

    Die Zehn-Millionen-Euro-Frage

    Wie oft hatte sie davon geträumt?

    Jetzt galt es. Die letzte Frage.

    Alles oder nichts.

    Agnes Seibold hockte auf ihrem riesigen Thron und blinzelte in die Kamera. Die Scheinwerfer im Studio blendeten sie so sehr, dass sie das Publikum nur verschwommen wahrnahm. Aber das grelle Licht störte sie gar nicht so sehr. Weitaus schlimmer empfand sie diese sengende Hitze! Agnes Seibold schwitzte, wie sie noch nie in ihrem Leben geschwitzt hatte. Ihre weiße Bluse, die sie sich extra für ihren großen Fernsehauftritt zugelegt hatte, klebte an ihr wie eine zweite Haut. Schweißtropfen rannen an ihrem Gesicht herab und ihre feuchten Hände rutschten die metallenen Armlehnen rauf und runter, als wollten sie sie polieren.

    Einen Augenblick lang dachte Agnes an die freundliche Maskenbildnerin, die vorhin so viel Puder und Schminke verschwendet hatte, um sie aufzuhübschen, und die bei ihrem Anblick jetzt vermutlich der Verzweiflung nah war. Sie dachte an ihren Mann und ihre fünf Mädchen, die unsichtbar für sie im Publikum saßen und ihr in diesem Moment sicher ganz fest die Daumen drückten. Sie dachte an die Freunde in ihrer Heimatstadt Zerbst und an die Millionen Fernsehzuschauer, die ihr seit bald einer Stunde ins schweißnasse Gesicht starrten. Sie hielt die Luft an, atmete langsam aus und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche:

    Die letzte Frage. Alles oder nichts.

    „Sind Sie bereit, Agnes?, fragte der Moderator und sah über den Rand seiner Brille zu ihr hoch. Agnes nickte stumm. „Also dann, hier ist sie – die Zehn-Millionen-Euro-Frage!

    Aus den Lautsprechern dröhnte dramatische Musik, die in einen Tusch überging, der unerwartet abbrach. Mit einem Mal war es so still im Saal, dass Agnes Seibold glaubte, ihren eigenen Herzschlag hören zu können. Wie von weit her drang schließlich die Stimme des Moderators an ihr Ohr:

    „Was trug der 14. Earl of Carlisle in Händen, als er seiner Königin, Queen Mary, das letzte Mal unter die Augen trat?"

    Nach einem endlosen Augenblick der Stille ging ein Raunen durchs Publikum, in dem Fassungslosigkeit, aber auch Unmut mitklang: Wie um alles in der Welt sollte ein normaler Mensch auf solch eine Frage die Antwort erraten?

    Der 14. Earl of Carlisle! Die meisten Zuschauer hatten weder eine Ahnung, was ein Earl war noch wo Carlisle lag, geschweige denn, was der 14. Vertreter dieser seltsamen Gattung in Händen hielt, als er einer Königin namens Mary zum letzten Mal begegnet war! Nein, ein solches Ende hatte die Kandidatin nicht verdient! Bis zu jenem Moment hatte sie alle neun Fragen ohne zu zögern beantwortet, selbst dass Ouagadougou die Hauptstadt von Burkina Faso ist, hatte sie gewusst – und nun das! Winzig sah sie aus auf ihrem riesigen Thron! Und einsam, unendlich einsam. Jetzt hatte sie alles verloren – denn das war ja das Motto der Show: Alles oder nichts. Nach einer solchen Leistung mit nichts nach Hause geschickt zu werden – das war nicht fair!

    Und Agnes?

    Die sah auf den Moderator herab und fühlte sich plötzlich federleicht. Keineswegs dachte sie in diesem Augenblick an die neun voraufgegangenen, teils kniffeligen Fragen, die sie allesamt korrekt beantwortet hatte. Und einsam fühlte sie sich schon gar nicht. Agnes Seibold hatte ganz andere Probleme. Nur mühsam unterdrückte sie den Drang, laut loszujubeln. Oder sich vor Lachen zu schütteln. Oder aus lauter Übermut von ihrem Thron zu hüpfen und anderthalb Meter tiefer mit gebrochenen Beinen oder verrenkten Gliedern auf der metallenen Bühne zu landen.

    Alles verloren?

    Von wegen – alles gewonnen! Agnes kannte die Antwort. Oh ja, sie war sich ganz sicher. Sie wusste, dass Queen Mary nach jener schicksalhaften Begegnung mit dem 14. Earl of Carlisle – einem stolzen Edelmann aus dem Südwesten Englands, der der Königin einst sehr nahe gestanden hatte – einen Herzinfarkt erlitten hatte. Zumindest ließ sich das aus den Chroniken so deuten. Queen Mary war vor Entsetzen gestorben, wie ein Diener offenbar glaubhaft bezeugte, der sie sterbend fand und aus ihrem Mund das schreckliche Geheimnis erfuhr. Der Earl nämlich lebte gar nicht mehr, als er seine Königin in jener Nacht heimsuchte, ja, er konnte schlichtweg nicht mehr leben: Auf Marys eigenen Befehl hin war er geköpft worden, weil er einer anderen den Hof gemacht hatte!

    „Als der 14. Earl of Carlisle, begann Agnes Seibold mit feierlicher Stimme und blickte dabei in jene Richtung, in der sie ihre Lieben vermutete, „am 21. August des Jahres 1558 nachts um halb zwei die Schlafgemächer seiner Königin und Geliebten, Queen Mary, betrat, trug er seinen eigenen Kopf in Händen, den der königliche Henker ihm am Morgen des vergangenen Tages abgeschlagen hatte.

    Der Moderator blickte seiner Kandidatin ungläubig ins rosige, schweißnasse Gesicht. Die Zuschauer im Studio hielten den Atem an. Ebenso jene Millionen, die daheim gebannt auf ihre Bildschirme starrten. Es knisterte, die Spannung war mit Händen zu greifen. Dann verzog der Moderator sein Gesicht zu einem gekünstelten Lächeln, die Musik setzte wieder ein und im selben Moment brach ein unbeschreiblicher Jubelsturm los.

    „Die Antwort ist absolut richtig!, verkündete der Moderator, während vom Studiohimmel goldenes Lametta auf Agnes herab regnete. „In diesem Augenblick, liebe Agnes, sind Sie um sage und schreibe zehn Millionen Euro reicher!

    Ein echtes Schloss – was sonst?

    „Zehn Millionen Euro, murmelte Achim Seibold und sah seine Frau kopfschüttelnd an. „Was nun?

    Agnes antwortete nicht. Nach den vergangenen zwei höchst turbulenten Tagen war sie erst einmal froh, mit ihren Lieben wieder allein zu sein und sich weder verstellen noch pausenlos Hände schütteln zu müssen. Die Stille in ihrer kleinen, gemütlichen Wohnung tat ihr gut.

    Direkt nach der Quiz-Show hatte es im Berliner Luxushotel Adlon unweit des Brandenburger Tors eine große Party zu Ehren der frisch gebackenen Millionärin gegeben. Die Leute vom Fernsehen hatten sich nicht lumpen lassen und ein Wahnsinns-Buffet ausgerichtet mit Leckereien, die Agnes und ihre Familie nur aus Hochglanz-Magazinen kannten. Der Champagner floss in Strömen und die komplette Bigband des Senders wurde aufgeboten, um der Zehn-Millionen-Euro-Frau kräftig den Marsch zu blasen.

    Bis in die frühen Morgenstunden hatten sie gefeiert und dabei etliche Stars und Sternchen kennen gelernt, mit denen sie sich gleich alle geduzt hatten, denn das war in der Show-Welt so üblich. Achim hatte sogar einmal mit seinem „Goldstück", wie er Agnes neuerdings nannte, getanzt, was er üblicherweise nur dann tat, wenn er sehr, sehr glücklich oder sehr, sehr beschwipst war.

    Am frühen Morgen wurden ihnen bereits die ersten Anrufe in ihre verschwenderisch große Suite im Adlon durchgestellt. Alle Welt wollte der zehnfachen Millionärin gratulieren: Freunde, Verwandte, Bekannte, Arbeitskollegen, Nachbarn, selbst einige Schulfreundinnen der Mädchen. So verbrachten sie die letzten Stunden in ihrem Luxusappartement fast nur noch am Telefon.

    Auch daheim in Zerbst, jener kleinen Stadt zwischen Magdeburg und Wittenberg, in der die Seibolds seit fast 20 Jahren lebten, ebbte der Strom der Gratulanten nicht ab. Die meisten Besucher schneiten unangemeldet herein. Einen ganzen Tag lang wimmelte es nur so von Menschen in der gemütlichen Fünf-Raum-Mietwohnung zwei Steinwürfe vom Bahnhof entfernt. Darunter waren sogar Leute, die Agnes noch nie gesehen hatte, die jedoch steif und fest behaupteten, ihre besten Freunde zu sein: „Mensch, Agnes, wenn du wüsstest, wie oft ich an dich gedacht habe..."

    Am späten Nachmittag schützte Agnes Kopfschmerzen vor und verkroch sich auf ihr Zimmer. Erst als der letzte Gast gegangen war, kehrte sie zu ihren Lieben zurück, stopfte das Telefon unters Sofakissen und suchte Ablenkung in einem Roman.

    Jetzt saßen sie am Esstisch im Wohnzimmer und ließen sich statt Garnelen an Honigsalbei Graubrot mit Frischkäse schmecken.

    „Wir könnten uns ein Heimkino einrichten", schlug Ambra vor.

    „Jep, in jedem Zimmer eins", warf ihre Zwillingsschwester Apollonia ein.

    „Und natürlich ein eigenes Tablet für meine süßen Schwestern, erklärte Annabella, die Älteste, „damit ich meinem nicht mehr ewig hinterher rennen muss.

    „Ich bräuchte dringendst ein neues Smartphone, meldete sich Alicia zu Wort. „Aber das wisst ihr ja.

    Ihre Mutter verdrehte die Augen. Sie hatte kein Verständnis für die Technikversessenheit ihrer Töchter, von denen ihr ständig eine in den Ohren lag, dass das Display ihres Smartphones zu klein, der Familiencomputer zu langsam oder der Fernseher zu alt sei, und dabei stets auf eine ihrer Freundinnen verwies, deren Eltern ihr hart erarbeitetes Geld offenbar allesamt nur dafür ausgaben, die immer neuen Wünsche ihrer Töchter zu befriedigen.

    „Müssen wir denn jetzt gar nicht mehr sparen?", fragte Aurora.

    Agnes Seibold lächelte. Ihre jüngste Tochter war ganz anders als ihre vier Schwestern. Wenn man Aurora einen spannenden Schmöker in die Hand drückte, konnte es passieren, dass man sie Tage lang nicht zu Gesicht bekam. Mit ihren zehn Jahren hatte sie wahrscheinlich schon mehr Bücher verschlungen als Annabella und Alicia

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