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Legenden von Obscuritas: Herrscher über die Finsternis
Legenden von Obscuritas: Herrscher über die Finsternis
Legenden von Obscuritas: Herrscher über die Finsternis
Ebook470 pages6 hours

Legenden von Obscuritas: Herrscher über die Finsternis

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About this ebook

„Nichts ist sich näher als Licht und Schatten ...“

Es steht schlecht um die Licht- und die Schattenwelt. Die Mächte des Bösen scheinen sich trotz aller Bemühungen der mutigen Brüder, Flo und Basti, immer schneller zu manifestieren und die Oberhand zu gewinnen. Es bleibt nur noch ein einziger Ausweg. Sie müssen so schnell wie möglich das sagenumwobene Relikt finden, welches lediglich in einer uralten Prophezeiung erwähnt wird. Die Hinweise auf der Suche danach bleiben jedoch verschleiert und schwer zu deuten, sodass die jungen Helden lernen müssen auf ihr Herz zu hören und dem Schicksal zu vertrauen ...
LanguageDeutsch
Release dateJan 29, 2015
ISBN9783738693218
Legenden von Obscuritas: Herrscher über die Finsternis
Author

Alex-O. Szasz

Alex-O. Szasz, 1988 geboren, war schon seit frühester Kindheit von allem fasziniert, was mit Fabelwesen, Magie und Mythen zusammenhing. Bereits in sehr jungen Jahren war er kreativ tätig, indem er sich eigene Geschichten ausdachte und dazu Karikaturen zeichnete. Im Alter von 14 begann er schließlich mit der Arbeit an der mystischen Welt von Obscuritas, welche er immer weiter ausbaute, vertiefte und nicht nur in Worten, sondern auch in Illustrationen festhielt.

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    Legenden von Obscuritas - Alex-O. Szasz

    Über den Autor:

    Alex-O. Szasz, 1988 geboren, war schon seit frühester Kindheit von allem fasziniert, was mit Fabelwesen, Magie und Mythen zusammenhing. Bereits in sehr jungen Jahren war er kreativ tätig, indem er sich eigene Geschichten ausdachte und dazu Karikaturen zeichnete. Im Alter von 14 begann er schließlich mit der Arbeit an der mystischen Welt von Obscuritas, welche er immer weiter ausbaute, vertiefte und nicht nur in Worten, sondern auch in Illustrationen festhielt.

    Die Schattenwelt und ihre 25 Königreiche

    Die wichtigsten Orte

    Inhalt – Buch III: Herrscher über die Finsternis

    Kapitel I: Feuer und Eis

    ~ Flo gegen Ira

    ~ Vertrauen und Zweifel

    ~ Der Flug ins Ungewisse

    ~ Der musizierende Händler

    ~ Das gespaltene Königreich

    ~ Verschollen im Eis

    ~ Ein ungewöhnliches Team

    Kapitel II: Ominöse Machenschaften

    ~ Das Geheimnis der Villa

    ~ Eine traurige Zusammenkunft

    ~ Die Pläne der Organisation

    ~ Vereint

    ~ Bastian in der Schattenwelt

    Kapitel III: Am See Myova

    ~ Gefahr im Anflug

    ~ Die Kraft der Erde

    ~ Der Wasserdämon

    ~ Im Zwiespalt

    ~ Das Schützen-Duell

    ~ Die Macht des Feuers

    Kapitel IV: Das Schicksal der Welten

    ~ Getrennte Wege

    ~ Im Nebel der Vorsehung

    ~ Das verschollene Königreich

    ~ Ein mühsamer Aufstieg

    ~ Der Augenblick der Wahrheit

    ~ Die Entscheidung

    ~ Das Relikt

    Epilog: Die wahre neue Ära

    ~ Im Fluss der Zeit

    ~ Die Hoffnung Luinitors

    ~ Das Denkmal der Weißmagierin

    ~ Licht und Schatten

    Kapitel I: Feuer und Eis

    Flo gegen Ira

    „Wieso?!, hallte meine verbitterte Stimme laut durch den mystischen Raum: „Wieso habt Ihr gelogen?!

    „Weil du es sonst nicht zugelassen hättest", gab die Alte ruhig zurück.

    „Natürlich nicht, verflixt nochmal!, in jenem Moment war es mir einfach nicht mehr möglich, mich zu beherrschen, sodass ich Trauer und Wut freien Lauf ließ: „Ich hätte niemals gewollt, dass sie so etwas tut!

    „Du nicht. Sie schon."

    „Aber letztendlich hat es ja nicht einmal so geklappt, wie sie es geplant hatte! Das ist einfach nicht fair! Aizy hat sich quasi umsonst geopfert. Sie konnte ihren Sohn... meinen Vater... nicht retten..."

    „Dennoch war es ihr freier Wille."

    Die weise Elfe saß wiedermal vor der Kugel auf dem Altar in ihrem geheimen Raum. Ich hatte nicht anders gekonnt, als sofort zu ihr zu fliegen und sie zur Rede zu stellen, denn immerhin war sie es gewesen, die meiner ehemaligen Magielehrerin jenen unheilvollen Zauber beigebracht hatte. Trotz meiner wüsten Anschuldigungen schien sie allerdings völlig gelassen zu bleiben.

    „Ich hatte ihr lediglich gesagt, dass ich spürte, wie sich ihr eine bedeutende Chance nähern würde. Schon allein an ihrer Aura konnte ich erkennen, dass sie nun bereit dafür war. Dennoch hatte ich sie eindringlich vor dem Zauber und seinen Folgen gewarnt. Aizylef wusste genau was sie tat und war sogar überglücklich, dass sie ihre Bestimmung gefunden hatte."

    „Ihre Bestimmung zu sterben?!", fuhr ich die Elfe entsetzt an.

    „Wir alle müssen einmal von dieser Welt scheiden, Junge. Ich weiß zwar nicht genau, was diese Weißmagierin für eine Bürde mit sich herumgetragen hat, doch ich konnte überdeutlich erkennen, dass es ihr innigster Wunsch war, sich von der Last, welche sie quälte, zu befreien. Sie war sogar bereit, ihr Leben zu geben, um diejenigen zu schützen, welche sie liebte."

    „Das sehe ich einfach nicht ein! Es musste doch auch einen anderen Weg geben, um Schattenelfenmagie umzukehren!"

    „Leider ist dem aber nicht so, meinte das Orakel in ernstem Ton: „Es war nicht gelogen, als ich sagte, dass selbst ich keinen Einblick in die sagenumwobenen Künste dieses Volkes habe. Ich weiß lediglich soviel, dass es Dunkelelfen unter anderem auch möglich sein soll Gefühle zu manipulieren. Solch mächtige Zauberei geht sogar über gewöhnliche Besessenheit oder Körperkontrolle hinaus und verlangt dementsprechend auch gewisse Tribute. Die Umkehrung solch finsterer Magie erfordert darum ebenfalls große Opfer, in diesem Fall das Leben desjenigen, der den Gegenzauber einsetzen will.

    „Toll!, rief ich zynisch: „Wenn das so ist, dann sagt mir, wie dieser tolle Zauber funktioniert und ich wende ihn an meinem Vater an. Der hat die Pläne des Urdämons schon mal durchkreuzt und ist viel mächtiger als ich...

    Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen packte mich auch schon eine Hand an der Schulter und wirbelte mich herum. Ich sah in die empörten, schwarzen Augen der Schwertkämpferin, welche ich gebeten hatte sich erst mal nicht einzumischen. Im nächsten Moment hallte auch schon das Echo ihrer Ohrfeige durch den heiligen Raum. In letzter Zeit schien ich solcherlei Dinge offenbar magisch anzuziehen...

    „Sag so etwas nie wieder! Verstanden?!", meinte das Mädchen mit bebender Stimme.

    Ich rieb mir lediglich, die Wange und schaute beschämt zur Seite. Sie hatte ja Recht... Eigentlich sollte ich mich zusammenreißen, doch es ging einfach nicht in meinen Schädel, weshalb Aizy uns verlassen hatte müssen...

    „Du bist ein guter Junge, sprach die Elfenoma warmherzig, als sie auf einmal direkt vor mir stand: „Ich verstehe, dass dich großer Schmerz plagt, doch du hast ebenfalls eine schwere Bürde zu tragen und darfst es dir deshalb leider nicht erlauben, dich gehen zu lassen. Du musst dich weiter für die spirituelle Welt öffnen und einsehen, dass manche Dinge einfach unvermeidbar sind... Was den Elfenzauber betrifft, wirst du sicherlich auch einsehen, dass du momentan nicht mal in der Lage wärst, solch mächtige Magie einzusetzen. Es ist nicht mal sicher, ob du überhaupt jemals fähig dazu sein könntest. Aizylef war da eine Ausnahme... Magierinnen wie sie gibt es nicht viele auf der Welt. Sie war weise und ihr Herz war für Dinge empfänglich, von welchen die meisten Magier nicht einmal träumen könnten.

    In der Tat... Aizy war ebenfalls eine Auserkorene gewesen. Die erste Dimensionswandlerin. Eine unheimlich talentierte und überaus mächtige Magierin. Obwohl sie sich auf die Weißmagie spezialisiert hatte, wäre es ihr ein Leichtes gewesen, mit einem ausgebildeten Kampfmagier mitzuhalten. Sie war sogar zum Teil in der Lage gewesen die Elemente zu kontrollieren und Stürme sowie gesamte Gewitter herauf zu beschwören. Sie war allerdings nicht nur sehr stark gewesen, sondern auch klug, weise, tapfer und gutmütig. Bis zuletzt hatte sie alles gegeben, um gegen das Böse anzukämpfen. Aizy hatte Ira und mir den Großteil ihrer Energie geliehen und war dennoch imstande gewesen, einen Zauber einzusetzen, welcher für gewöhnlich nur mächtigen Elfen gelang. Nichtmal der Urdämon selbst hatte sie aufhalten können. Letztendlich war ihr Plan wirklich nur an einem dummen Zufall gescheitert... oder wie sie sagen würde... am Schicksal.

    Ich atmete tief durch, bevor ich schließlich resignierend antwortete: „Ich weiß. Sie war letztendlich doch zufrieden, obwohl sie Erik nicht befreien konnte. Ihr Glaube an das Schicksal blieb ungetrübt bis zum Schluss und ich habe ihr versprochen, dass ich ihrem Beispiel folgen werde. Darum ist es unter anderem auch mein Ziel, meinen Vater irgendwie aus dem Bann Sidarvas zu befreien, selbst wenn es unmöglich erscheint. Ich will meinen Glauben an das Gute in ihm auch niemals aufgeben!"

    „Weiße Worte, junger Held. Aizylef wäre jetzt zweifellos sehr stolz auf dich. Das uralte Orakel lächelte und holte auf einmal einen länglichen, weißen Beutel hervor. „Sie bat mich dies für sie aufzubewahren und es dir zu überreichen.

    Typisch... die weise Magierin hatte haargenau gewusst, dass ich als aller erstes das Orakel aufsuchen würde. Neugierig nahm ich nun Aizys Vermächtnis entgegen und holte einen silbernen Gegenstand heraus. Augenblicklich überkamen mich wieder alte Erinnerungen, während Tränen meine Wangen herunter flossen. Ich konnte nichts dagegen tun... Sie hatte mir also ihre Flöte vererbt.

    Anschließend wandte sich die Elfenoma der Schwertkämpferin zu: „Vielleicht sollten wir uns nun anderen Angelegenheiten widmen... Wir beide kennen uns noch nicht, junge Dame, aber schon allein dein Schwert hat mir viel über dich verraten."

    Ira blieb mit verschränkten Armen vor der Alten stehen und meinte nur: „Wenn das so ist, dann wäre es vielleicht angebrachter, Gleichheit zu schaffen, indem Ihr Euch als erstes vorstellt und mir ebenfalls einige Dinge verratet..." Dieses Mädchen war einfach nicht mehr zu retten! Nicht einmal dem weisen Orakel zollte sie irgendeine Form des Respekts... klar, immerhin handelte es sich ja auch um eine Elfe.

    Letztere lachte allerdings nur amüsiert und antwortete: „In der Tat, da hast du wohl Recht, Ira – so lautet doch dein Name, wenn ich mich recht erinnere?"

    „Ganz genau. Dass Ihr die Großmutter des Grünschopfs und nebenbei noch ein recht weises Orakel sein müsst, hab ich selbst auch schon mitbekommen, also können wir uns das sparen. Aber die ganze Sache mit Verensis und was es Euch über mich sagt, hätte ich trotzdem gerne erklärt."

    „Du bist ja ziemlich direkt, doch dafür kommen wir immerhin ohne Zeit zu verlieren zu den Themen, welche für die beiden Dimensionen von großer Bedeutung sind. Dass deine Klinge keine gewöhnliche Waffe ist, weißt du ja offenbar bereits. Ihre Kräfte sind uralt und ebenso mysteriös, wie umfangreich. Das Schwert Verensis ist daher nicht nur in der Lage das Böse abzuwehren, sondern auch den Menschen zu ihrer wahren Bestimmung zu verhelfen. Auch dir, junge Dame, wird die Klinge der Wahrheit einmal dein Schicksal offenbaren!"

    „Na klasse..., wandte sich das sarkastische Mädchen gelangweilt vom Orakel ab: „So weit waren wir auch schon. Das gleiche hat mein Vater zu mir gesagt, als er mir das Schwert überließ.

    „Dann kennst du sicherlich auch schon deine Bestimmung, oder?"

    Langsam drehte Ira sich wieder um und meinte nur kleinlaut: „Nicht direkt... nein..."

    Die Elfe lächelte: „Liegt das nicht auf der Hand? Du musst mit Hilfe der antiken Klinge einen neuen Herrscher für Tizerius finden."

    „Was?!, rief die Schwertkämpferin empört: „Wieso denn ich? Wie soll ich das bitte anstellen?!

    „Das wird dir dein Herz offenbaren, wenn es so weit ist."

    „Toll!, meinte Ira zynisch: „Das ist ja sehr hilfreich. Danke!

    „Willkommen in meiner Welt...", grinste ich sie an. Dann fiel mir allerdings noch etwas ein, sodass ich mich wieder an die weise Elfe wandte:

    „Verensis ist wirklich unheimlich stark. Es hat uns vor allen versammelten Mächten des Bösen, ja sogar vor dem Urdämon selbst beschützt! So was hab ich noch nie erlebt! Wäre es mit diesen besonderen Kräften nicht irgendwie möglich Umralux aufzuhalten?"

    „Nein, niemals, lautete die Antwort des Orakels: „Keine Waffe der beiden Welten vermag das zu vollbringen, was allein dem sagenumwobenen Relikt bestimmt ist. Letzteres stammt nämlich aus der Zeit, als die Dimensionen noch vereint gewesen waren. Wir können uns nicht einmal annähernd vorstellen, wie mächtig es ist. Die Klinge der Wahrheit hingegen kann das Böse lediglich enttarnen und abwehren, nicht jedoch besiegen. Was aber im Moment viel wichtiger ist... Wie habt ihr es geschafft, die Kräfte des Schwertes zu nutzen? So was ist eigentlich nur einem wahren Herrscher möglich, welcher von der antiken Waffe auch als solcher anerkannt worden ist.

    „Unser ehemaliger König Laviel hat dies vollbracht, antwortete Ira stolz und nostalgisch zugleich: „ Oder besser gesagt sein Geist...

    „Das ist in der Tat keine alltägliche Sache, gab die Alte nachdenklich zu: „Ich habe schon unheimlich viel von dem großartigen, gütigen und weisen Laviel Tizerius gehört, doch wenn er selbst nach seinem Tode noch solche Wunder vollbringen kann, so muss er wirklich einer der außergewöhnlichsten Herrscher in der Geschichte von Obscuritas gewesen sein.

    „Es ist eine Schande, dass dieser teuflische Dämon jetzt in seinem Körper haust!, meinte die Schwertkämpferin verbittert: „Ist es nicht möglich Umbralux auszutreiben, sodass der echte Laviel wieder König von Tizerius werden kann?

    Das weiße Orakel sah Ira nun betrübt an und antwortete: „Es tut mir wirklich Leid, aber das wird wohl niemals wieder möglich sein. Zum einen ist der Urdämon einfach zu mächtig und zum anderen befürchte ich, dass die Seele eures Königs bereits im Jenseits ist."

    „Wie bitte?!, fuhr das aufbrausende Mädchen die Elfe an: „Aber er ist mir persönlich erschienen! Und ich habe auch deutlich seine Präsenz in Verensis gespürt! Er war auf jeden Fall bei uns!

    „In jenem Moment war er das sicherlich..., gab die Alte zu: „Doch er hat die Kräfte der Klinge der Wahrheit beschworen, um euch zu beschützen, nicht wahr? Glaubt ihr etwa, dass solche Macht ohne Weiteres genutzt werden kann? Wie Florian bereits richtig erkannt hat, ist es schier unglaublich, dass die finsteren Kräfte des Urdämons überhaupt abgewehrt werden konnten. Ich bin sicher, selbst der Geist Laviels hat dies nicht allzu lange ausgehalten, habe ich recht? Wir schauten nur bedrückt zu Boden, woraufhin die Elfenoma fortfuhr: „Genau wie jede übermächtige Form der Magie verlangt auch der Einsatz von Verensis´ Kräften gewisse Opfer. Darum vermute ich stark, dass diese Aktion die letzte Handlung eures Königs gewesen war."

    „Das darf einfach nicht wahr sein!, rief Ira deprimiert: „Jetzt hab ich nach so langer Zeit endlich wieder Hoffnung für Tizerius verspürt und schon wird sie mir weggenommen!

    „Für dich, junge Dame, gilt dasselbe wie für unseren Helden hier. Lass Trauer und Verzweiflung niemals deinen Blick trüben. Was denkst du denn, weshalb Laviel sein Letztes gegeben hat, um euch zu retten? Er Tat es zweifellos aus genau demselben Grund, wie die Weißmagierin auch... Sie beide sahen in euch die Hoffnung der zwei Welten. Ihr habt zwar eine schwere Bürde zu tragen, doch sie wurde keinem von euch ohne Grund auferlegt. Letztendlich sind wir alle nichts weiter als Auserwählte des Schicksals. Wir alle müssen unser Bestes geben und unsere Bestimmung erfüllen. Laviel und Aizylef haben die ihre bis zuletzt nicht aufgegeben und nun ist es an euch, ihr Werk zu vollenden und die Mächte der Finsternis endgültig zu verbannen!"

    Ich war wie immer ergriffen von den weisen Worten des Orakels, doch auch Ira schien von ihnen berührt worden zu sein. Die alte Elfe verstand es wirklich, einem Mut zu machen.

    „Danke!, meinte ich schließlich: „Vielen Dank für Euren Beistand.

    Die dunkelblaue Sonne der Schattenwelt warf ihre wärmenden Strahlen auf uns herab, als wir in einer violettfarbenen Wiese in der Nähe eines plätschernden Flusses lagen. Das Licht des kuriosen Himmelskörpers blendete zwar nicht, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund war es mir dennoch nicht möglich direkt hinein zu sehen, ohne Augenflimmern und Kopfschmerzen zu bekommen.

    Seltsam. Zumindest eine kurze Sekunde lang war mir tatsächlich alles absolut friedlich vorgekommen, so als gäbe es gar keinen teuflischen Dämon und keine Bedrohung für die Dimensionen. Weit und breit war nichts zu hören, außer dem Gezwitscher schattenweltlicher Vögel und einigen anderen Lauten der Natur von Obscuritas.

    Neben mir lag die Schwertkämpferin, welche ihre Augen geschlossen hatte und dicht hinter uns ruhte sich auch unser neuer, drachischer Reisegefährte aus.

    Nachdem wir den weißen Tempel wieder verlassen hatten, waren wir auch schon unterwegs ins Königreich Tizerius gewesen. Adoraqu hatte darauf bestanden, uns bei der Queste gegen das Böse beistehen zu dürfen, um so seine durch die Schattenelfe angeschlagene Drachenehre wiederherzustellen. Dank ihm hatte sich unsere Mobilität fast schon ins Grenzenlose gesteigert. Den Sattel hatten wir der Bequemlichkeit halber auf seinem Rücken lassen dürfen, doch von den Zügeln war der edle, schwarze Drache nun befreit worden, da er immerhin kein niederes Tier, sondern ein erhabenes Wesen war. Außerdem mussten wir ihn ohnehin nicht manuell lenken, sondern konnten uns getrost auf den Autopiloten verlassen, indem wir ihm lediglich sagten, wo wir hin wollten.

    Ich hatte Ira und Adoraqu erzählt, was alles nach jenem schicksalhaften Tag geschehen war, als uns das Dimensionstor verschlungen hatte. Sie wussten nun von meinen Erlebnissen in der Lichtwelt, von dem Glanzschwert und den Lichtsplittern, von meiner Odyssee durch Luinitor und auch von Falks Mission im Zynober-Gebirge. Außerdem hatte ich die beiden über Aizys Geheimnis aufgeklärt. Selbst der schlagfertigen Schwertkämpferin war an dieser Stelle die Spucke weggeblieben. Tja, es war eben nicht leicht zu glauben, dass diese Frau in der Gestalt einer Einundzwanzigjährigen tatsächlich meine Großmutter gewesen sein sollte.

    Nun befanden wir uns allerdings bereits gar nicht mehr all zu weit von Aizys Heimatdorf entfernt... vielleicht noch ein oder zwei Drachenflugstunden. Genau genommen gab es keinen triftigen Grund für dieses Reiseziel, doch ich hielt es irgendwie für richtig die wenigen Vertrauten der Magierin, über ihr selbstloses und mutiges Opfer aufzuklären. Ja, sogar bei der Colleth-Farm hatten wir unterwegs kurz halt gemacht um die traurige aber notwendige Botschaft zu überbringen. Zumindest diejenigen, welche Aizys Lebensgeschichte kannten, sollten von ihrer Tapferkeit und ihrer Hingabe erfahren. Im Dorf würde ich dem Weisen des Tempels davon berichten und anschließend auch noch der alten Dame, welche uns damals in ihrem kleinen Gasthaus aufgenommen hatte. Laut meiner Magielehrerin waren die beiden alte Freundinnen gewesen. Außerdem lebte sie ja in der Achtundachtzigsten Hauptstadt, welche nur einen kleinen Drachensprung von dem Dorf entfernt lag.

    Momentan hatten wir ohnehin nichts anderes zu tun, denn Falk würden wir in den Zynober-Bergen niemals finden und ohne Basti konnten wir uns auch nicht auf die Suche nach dem nächsten Lichtsplitter machen. Ich hatte das Orakel zwar darum gebeten zumindest einen Versuch zu starten eine telepathische Verbindung in die Lichtwelt herzustellen, doch sie hatte lediglich gemeint, dass so etwas nur ganz besonderen Auserkorenen möglich sei, wie eben beispielsweise Aizy. Mir blieb also keine andere Wahl, als vorerst meine Sorgen zu verdrängen und darauf zu vertrauen, dass sich mein Bruderherz bald wieder melden würde.

    „HA!" Iras Schrei riss mich aus meinen Gedanken und plötzlich bemerkte ich auch, dass ich eine Klinge vor der Nase hatte... und zwar Verensis!

    „Was zum..., faselte ich verdutzt: „Was soll das, Ira?!

    „Zieh deine Waffe, Loran!", sprach sie todernst.

    „Drehst du jetzt völlig durch?! Außerdem dachte ich, du hättest dir endlich meinen wahren Namen eingeprägt!"

    Dann grinste sie schelmisch: „Du brauchst Training. Und ich ebenso. Ich war viel zu lange in dieser modrigen Zelle, deshalb wird es Zeit, dass ich mich wieder in Form bringe. Das ist außerdem auch eine gute Gelegenheit mir zu zeigen, was du bisher so gelernt hast. Dieses Mädchen hatte echt Hummeln im Hintern! Konnte sie denn nicht ein einziges mal einfach nur entspannen, ohne gleich ans Training oder sonst welche mühseligen Aktionen zu denken? „Na komm schon du Faulpelz! Deine Schwertkampf-Trainerin fordert dich zu einem Test heraus!

    „Aber Ira... Willst du wirklich mit scharfen Waffen kämpfen? Ich meine... wir sind doch keine Gegner... ich könnte dich verletzten!"

    „Hahaha! Ist das dein Ernst?!, lachte das übermütige Mädchen spöttisch: „Der zukünftigen Schwertkampfmeisterin wirst du niemals auch nur ein Haar krümmen können! Ich glaube eher dass du selber Angst hast verletzt zu werden, aber keine Sorge, ich werde behutsam vorgehen. Du musst also lediglich aufpassen, dass du dich nicht mit deinem eigenen Schwert schneidest. Oh, diese eingebildete, provokante... Ich stand auf und zückte nun tatsächlich meine schwarze Klinge.

    „Ich bin bei weitem nicht mehr der tollpatschige Junge von früher!", antwortete ich in ernstem Tonfall.

    „Dann zeig mir was du drauf hast!, rief Ira höhnisch und sprang mit einem großen Satz nach hinten um etwas Abstand zu gewinnen: „Greif mich an! Du kannst mich ohnehin nicht treffen!

    „Das muss ich auch nicht!", brüllte ich und rannte auf sie zu. Mittlerweile kannte ich ihre Bewegungen im Kampf sehr gut, teils vom Training her und teils von der Beobachtung ihrer Kämpfe. Ich täuschte also einen vertikalen Hieb von oben vor, um sogleich in einer schnellen bogenförmigen Bewegung von unten anzugreifen und meine Gegnerin anschließend zu entwaffnen. Doch was war das? Anstatt Verensis aus ihren Händen zu katapultieren, wurde mein Dunkelschwert zu Boden gedrückt!

    „Verflixt! Wieso hat das nicht geklappt?!", ärgerte ich mich über das jähe Ende dieser Runde.

    Abermals lachte die Schwertkämpferin auf: „Du hast zwei Fehler begangen. Erstens hast du vernachlässigt, dass meine Klinge nicht nur viel schwerer ist, als deine, sondern auch länger, was die Hebelwirkung in deinem kleinen Trick erheblich beeinflusst. Und zweitens hast du scheinbar ernsthaft angenommen, ich würde so leichtfertig auf eine Technik hereinfallen, welche ich dir persönlich beigebracht habe."

    Stimmt... Womöglich hatte sie recht damit, dass ich sie niemals auch nur antasten könnte, selbst wenn sie nicht mal annähernd hundert Prozent geben würde. Es sei denn...

    „Ich habe aber auch eigene Kampfstrategien entwickelt", grinste ich und ging wieder in Angriffsposition.

    „Na da bin ich aber mal gespannt, meinte das zynisch lächelnde Mädchen. Abermals lief ich auf sie zu. Diesmal machte ich es genau umgekehrt und täuschte eine Attacke von unten vor, um im letzten Moment doch noch von oben zuzuschlagen. Wieder klirrte es laut und diesmal war Verensis´ Gewicht eher nachteilhaft für meine Gegnerin. Dennoch schaffte sie es meinem Hieb stand zu halten und grinste: „Viel zu durchschaubar!

    „Von wegen!", gab ich nur höhnisch zurück und stieß ihr meine linke Handfläche entgegen. Da mich Iras Langschwert auf Abstand hielt, reichte mein Arm natürlich gerade mal weit genug, um meine Hand kurz vor ihrem Bauch zum stehen zu bringen. Im selben Moment entfesselte ich die magische Energie, die ich angesammelt hatte und erzeugte eine dicke Zauberblase, welche sogleich wieder zerplatzte und Ira rückwärts zu Boden fallen lies. Im nächsten Moment war sie es nun, die meine Klinge vor der Nase hatte.

    Sie sah zunächst ziemlich verdutzt aus, doch dann meinte sie:

    „Unterschätze niemals deinen Gegner, selbst wenn er schon am Boden liegt."

    Noch bevor ich überhaupt realisieren konnte, was sie genau meinte, hatte sie mir auch schon mit einem blitzschnellen Kick von unten her die Beine zur Seite getreten sodass ich direkt neben sie fiel. Keine Sekunde später hatte sie sich auch schon einmal umgedreht, sodass sie auf mir lag und mir ihre Klinge an die Kehle halten konnte. Ich war somit kampfunfähig... wiedermal...

    „Das war hinterhältig!", protestierte ich.

    „Wie du mir, so ich dir, grinste die Schwertkämpferin frech: „Wer hat denn hier mit den miesen Tricks angefangen?

    „Das ist eben meine Technik. Sie hat mich schon oft gerettet."

    „Na ja ich muss wirklich zugeben, dass ich noch nie jemanden erlebt habe, der in einem Kampf den Blasenzauber anwendet, lachte sie spöttisch, doch dann wechselte ihr Blick in eine Mischung aus neckend und ernsthaft: „Andererseits ist es auch kreativ... fast schon gerissen... und sogar irgendwie verspottend. Vielleicht sollte ich mir deinen Trick auch aneignen.

    „In der Lichtwelt bezeichnet man so was als Diebstahl geistigen Eigentums", antwortete ich frech.

    „Wir sind hier aber nicht in der Lichtwelt", gab sie grinsend zurück.

    Wir lächelten uns nur gegenseitig an und sahen uns in die Augen. Eigentlich hätte es mich beunruhigen müssen, dass Ira offenbar vergessen hatte, dass sie mir Verensis´ scharfe Schneide immer noch an den Hals hielt, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund war mir das in jenem Moment egal. Ich war in Gedanken versunken, da mir der Traum von damals wieder in den Sinn kam, als wir alle im weißen Tempel übernachtet hatten. Dieser liebliche Duft... es war tatsächlich derselbe, den ich auch jetzt wieder vernahm. Auch mein Herz klopfte genau so schnell wie zu jener Zeit. Ob es wohl am Training und der sprichwörtlichen Hitze des Gefechts lag? Egal! Im Moment hätte ich zweifellos noch ewig einfach nur im Gras liegen können, von mir aus auch mit vorgehaltener Klinge. So lange ich nur weiterhin in die unendlich dunklen, tiefen und mysteriösen Augen dieses Mädchens sehen durfte, war mir alles egal...

    „NEEEEIIIINNNN!", durchschnitt urplötzlich eine laute, allerdings klare Stimme die Stille. Ehe wir uns versahen, wurden Ira und ich auch schon von einer kleinen Flutwelle mitgerissen und umhergeschleudert wie in einer Waschmaschine. Kurz darauf erlangte ich meinen Atem wieder und sah wie die Klinge der Wahrheit durch die Luft segelte und knapp neben mir im Boden stecken blieb. Auch mein Dunkelschwert lag nicht all zu weit von mir entfernt. Und Ira?

    „ARRRRGH! Verdammt!", fluchte sie panisch und hustete zwischendurch etwas Wasser aus. Die Schwertkämpferin befand sich einige Meter hoch in der Luft in dem flüssigen Würgegriff eines transparenten Tentakels.

    „Oh nein!, rief ich entsetzt: „Grundgütiger, Ny! Lass sie sofort herunter!

    „Bist du verrückt?!, antwortete diese schockiert: „Sie wird dich bloß wieder angreifen und mit ihrer Waffe bedrohen! Der Tentakel schien Ira allmählich die Luft abzuschnüren sodass diese keinen Laut mehr von sich geben konnte und nur noch wie wild in der Luft strampelte. Aus heiterem Himmel durchtrennte eine zackige, pfeilförmige Schwanzspitze den wässrigen Fangarm, sodass die durchnässte Schwerkämpferin herunter fiel. Ehe ich reagieren konnte, landete sie auch schon auf Adoraqus weichem Flügel.

    'Eine Wasserfee sollte es besser wissen, als grundlos irgendwelche Menschen zu attackieren!', grollte die erhabene Stimme des schwarzen Drachen durch die Luft.

    „Auch das noch!, meinte Ny alarmiert: „Bist du etwa auch ein Gegner von Held Florian?

    „Nein, nein nein..., versuchte ich schnell zu erklären: „Du verstehst das falsch...

    „HUAAAA!", hallte Iras Kampfschrei durch die Luft und schon sauste eine entflammte Faust auf die Wasserfee zu, welche sich immer noch in ihrer Krakenform befand. Der Aufprall ließ eine große Fontäne aufspritzen und löste zugleich eine heftige Schockwelle aus Wasserdampf aus.

    „Nein! Ny!", schrie ich erschrocken und rannte ebenfalls einige Schritte in den seichten Teil des Flusses hinein.

    Auf einmal erhob sich eine durchsichtige, mädchenhafte Gestalt aus dem Wasser. Ich war erleichtert zu sehen, dass Ira die insektengroße, leuchtende Fee nicht erwischt hatte, doch nun standen sich beide kampfbereit gegenüber. Ich trat schlichtend dazwischen, doch da packte mich Ny auch schon am Arm und wollte mich wegzerren. Ira reagierte um so schneller und ergriff meinen anderen Arm.

    „Lass ihn sofort los, du Monster!", kreischte die Schwertkämpferin zornig.

    „Nein! Lass du ihn los, du miese Attentäterin!", gab diese ebenso sturköpfig zurück. Beide zerrten an mir, sodass ich wortwörtlich hin und her gerissen war.

    „Schluss jetzt! Verflixt nochmal!", brüllte ich so laut ich nur konnte. Die zwei Streithühner sahen mich nun fragend an.

    „Loran! Das Ding hat uns angegriffen!", protestierte Ira verständnislos.

    „Aber sie hat dich mit dem Schwert bedroht!", meinte Ny nun empört.

    Ich atmete nochmal tief durch und gab den erstbesten Satz von mir, der mir in jenem verrückten Augenblick einfiel:

    „Es ist nicht so, wie es aussieht..."

    Szenen – MISSVERSTÄNDNIS

    Vertrauen und Zweifel

    Typisch! Ich hatte Ira und Adoraqu natürlich von allen möglichen Aspekten meiner letzten Abenteuer erzählt, sogar von belanglosen Kleinigkeiten, wie himmlisch beispielsweise das Essen in der Lichtwelt nach so langer Zeit geschmeckt hatte, aber die übereifrige Wasserfee hatte ich wiedermal zu erwähnen vergessen. Nun durfte ich die mir selbst eingebrockte Suppe wieder auslöffeln und erst mal klare Verhältnisse schaffen.

    Das klatschende Geräusch hallte laut durch die Luft, als Ira sich die Hand vor die Stirn schlug und langsam an ihrem Gesicht hinunter gleiten ließ, während sie nur meinte: „Du bist ja noch schlimmer als dieser perverse Elf..."

    „W-Was?!", stotterte ich irritiert.

    Womöglich war es nur Einbildung, doch ich glaubte die feurige Aura ihres Zorns auf meiner Haut spüren zu können. Außerdem glitt die Hand in ihrem Gesicht nun schon so weit hinunter, dass ich bereits wieder ihre Augen sehen konnte und diese machten mir in jenem Moment mehr Angst als es Zabuls dämonischer Blick damals vermocht hatte.

    „Tu nicht so scheinheilig!, sagte sie bedrohlich und eiskalt, was mich kurz zusammenzucken ließ: „Der grüne Gnom hat damals zumindest eine vermeintliche Maid in Not gerettet, auch wenn es sich um eine Elfe – nein, sogar eine Schattenelfe – gehandelt hatte. Aber du kommst hier plötzlich mit einer wildfremden Wasserfee angetanzt, welche du zu allem Überfluss auch noch gleich in unsere Gruppe aufnimmst, bloß weil sie sich in so etwas ähnliches, wie ein menschliches Wesen mit ein paar Kurven verwandeln kann?!

    Schlagartig spürte ich die Röte in mein Gesicht steigen. Ich wollte etwas erwidern, lauthals protestieren, mich gegen diese wüsten Anschuldigungen und Anspielungen wehren, doch in jenem Augenblick war ich zu überrumpelt um auch nur ein Wort heraus zu bringen.

    „Hey!, fiel Ny nun schnippisch ein: „Willst du mich etwa beleidigen? Die Menschenform ist die beste, die ich auf Lager habe! Außerdem arbeite ich noch an meinen Verwandlungsfähigkeiten, nur um das klarzustellen! Und überhaupt... so lange du dich nicht selber in etwas Besseres verwandeln kannst, hast du auch nicht das Recht mich zu kritisieren!

    Die Schwertkämpferin sah das flüssige Mädchen einen Atemzug lang nur verdutzt an, bevor sie schließlich wutentbrannt aufstand und keifte: „Was willst du elendes Insekt damit sagen?!"

    Oh das war gar nicht gut... Das mit dem 'in etwas Besseres verwandeln' hatte Ira offensichtlich auch in den falschen Hals bekommen.

    „Jetzt bezeichnest du mich auch noch als 'Insekt'!, empörte sich die Wasserfee und erhob ihren Körper durch eine sprudelnde Fontäne einige Meter über den Boden: „Wie kannst du es nur wagen, die erhabene Quellhüterin Ny dermaßen zu beleidigen?! Da war sie wieder, die selbstbewusste und aufbrausende Persönlichkeit der ungewöhnlichen Fee.

    Die nicht weniger reizbare Schwertkämpferin zog ihre Waffe.

    „Beruhigt euch! Ich hab gesagt, ihr sollt nicht kämpfen!", rief ich abermals laut und stellte mich zwischen die beiden.

    „Dieser eingebildeten Wassergöre muss mal jemand Manieren beibringen!", zischte das zornige Mädchen und rannte mit entflammter Klinge an mir vorbei und auf Ny zu, welche nun ihre Krakenform angenommen hatte.

    Diese hatte sie offenbar bereits ein wenig verbessert, denn immerhin schaffte sie nun sogar vier Tentakel. Einer davon wollte schon nach Ira greifen, doch diese wich gekonnt aus und sprang dem plumpen Rumpf ihrer Widersacherin entgegen. Noch in der Luft kamen ihr zwei weitere Fangarme entgegen. Mit einem horizontalen Hieb, welcher eine große, feurige Druckwelle auslöste, verwandelte sie diese in Wasserdampf und landete gekonnt auf einem Felsen, welcher aus dem Fluss ragte. Abermals fing Verensis Feuer und Ira machte sich zum nächsten Angriff bereit.

    Ny hingegen umzingelte die Schwertkämpferin nun indem sie die verbleibenden beiden Tentakel spiralförmig wie wässrige Schlangen um ihre Gegnerin kreisen ließ. Ehe ihr diese zu Nahe kommen konnten drehte sich Ira einmal mit einem Rundumhieb um ihre eigene Achse, sodass ihre heiße Attacke auch die letzten beiden Fangarme unschädlich machte. Mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht sprang sie nun von ihrem Felsen herab in den Fluss, dessen Pegel ihr an jener Stelle bis knapp unter die Knie reichte und stürmte – so schnell es ihr im Wasser möglich war – auf den verbleibenden Krakenrumpf zu.

    Doch plötzlich stockte sie! Ihre Beine... sie waren auf einmal eingefroren! Die Schwertkämpferin war zwar nur kurzzeitig irritiert von diesem unerwarteten Manöver der Wasserfee, doch dies reichte Ny auch schon aus, um Ira entgegen zu gleiten und sie zu rammen... oder besser gesagt mit sich zu reißen! Wie eine kleine Flutwelle spülte die Fee das hilflose Mädchen bis an das Ufer des Flusses und sogar noch einige Meter weiter.

    Patschnass richtete sich die Schwertkämpferin langsam wieder auf und ihre Augen brannten nun förmlich vor Zorn. Explosionsartig strömte der Wasserdampf von der breiten Klinge, als diese trotz der Feuchtigkeit wieder Feuer fing. Das wutentbrannte Mädchen wollte bereits wieder auf Ny zu stürmen, welche nun genug Zeit gehabt hatte, um alle vier Fangarme zu regenerieren, als ich mich mit gezogenem Dunkelschwert vor sie stellte.

    „Es reicht jetzt, Ira! Dieser Kampf bringt keinem was, also lass es gut sein! Ernst blickte ich ihr tief in die glühenden Augen und machte eine kurze Pause, bevor ich schließlich etwas sanfter weiter sprach: „Du verstehst das absolut falsch. Auch Ny hat das vorhin nicht so gemeint...

    „Doch, hab ich!", fiel mir die Wasserfee von hinten ins Wort.

    „Du hältst jetzt auch mal die Klappe!, gab ich irritiert und genervt zurück, bevor ich schließlich so gefasst wie möglich weiter sprach: „Hör mir bitte zu und ich werde dir und Ny nochmal alles genau erklären, okay?

    Die völlig durchnässte Schwertkämpferin sah mich immer noch zornig an. Als ich nur einen einzigen Schritt auf sie zu ging, stampfte sie mit einem Fuß auf den Boden und schlagartig kam mir eine warme, allerdings gewaltige Druckwelle aus

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