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Kreuz und Quer
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Ebook314 pages2 hours

Kreuz und Quer

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About this ebook

Der Autor berichtet von seinen abenteuerlichen Touren, kreuz und quer, von Nahost (Vorderasien) bis nach Afghanistan am Hindukusch. Sie führen ihn durch ein Geflecht von unterschiedlichen Glaubensrichtungen, gesellschaftlichen Ansichten, Sitten und Gebräuchen.
Erleben Sie in seinen Schilderungen Teile der Welt, die heute nicht mehr oder nur noch unter großen Risiken zu bereisen sind.
Sehen Sie die Welt mit den Augen eines langjährigen Weltenbummlers, der schon fast überall auf der Welt war und auch die Menschen aus den entlegensten Winkeln der Erde kennen und schätzen gelernt hat.
LanguageDeutsch
Release dateJul 13, 2015
ISBN9783738673746
Kreuz und Quer
Author

Siggi Sawall

Der Wuppertaler Autor Siggi Sawall hat bereits mehr als 190 Länder und Gebiete der Erde bereist. Das vorliegende Buch ist der neunte Band seiner Buchreihe, in der er die Welt zwischen Nord- und Südpol aus seiner ganz persönlichen Sichtweise beschreibt.

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    Kreuz und Quer - Siggi Sawall

    begreifen.

    Saudi Arabien

    Flughafen Frankfurt/Main.

    Am Eincheckschalter der „Saudi Arabian Airlines" erscheinen auffallend viele Fluggäste in traditionell saudischer Kleidung.

    Tief verschleierte Frauen betrachten die Welt durch einen Sehschlitz und sind von der Fußspitze bis zum Kopf vollkommen eingehüllt.

    Doch bei der Passkontrolle lüften sie ihren Gesichtsschleier. Nach den internationalen Vorschriften wird jeder Fluggast genau identifiziert.

    Sie werden von ihren Ehemännern begleitet, denn ohne sie hätten sie nicht Saudi-Arabien verlassen dürfen.

    Gebetsraum im Flugzeug der Saudi Arabian Airlines

    Für gläubige Moslems befindet sich im hinteren Teil des Fliegers der „Saudi Arabian Airlines" ein Gebetsraum.

    An seiner Stirnseite befindet sich ein rechteckiger Kasten, in dem eine Magnettafel mit großem Zeiger deutlich in Richtung Mekka zeigt.

    Gebetsraum im Flugzeug der „Saudi Arabian Airlines"

    Außerdem befindet sich an der Stirnseite der Gebetsteppich. Mekka ist der heiligste Ort der Moslems.

    Die Anzeige in Richtung Mekka geschieht unabhängig vom Flugverlauf, der ausschließlich nach nautischen Gesichtspunkten erfolgt.

    Vor dem Gebetsraum sitzen im Block die verschleierten Frauen mit ihren Ehemännern.

    In der Mitte des Flugzeugs sitzt eine islamische Pilgergruppe aus Köln.

    Sie besuchen die heiligen islamischen Stätten Mekka und Medina.

    In Medina ist der Prophet Mohammed verstorben und die islamische Glaubensbewegung entstanden.

    Neben mir im Flugzeug sitzt ein rundlicher Saudi in weißem Gewand und mit einem rot-weißen Tuch auf dem Kopf.

    Kaum dass er sitzt, da schläft er auch schon und schnarcht lautstark.

    Das Röhren und Pfeifen hört erst auf, als er erwacht.

    Sofort spricht er mich an und fragt, woher ich komme und ob ich in Saudi-Arabien berufstätig sei.

    Er bedauert, dass in Deutschland so „oberflächlich gelebt werde und kritisiert, dass mit dem Wort „Islam vor allem die „Vielweiberei und Unterdrückung der arabischen Frauen verstanden werde, als würde man sie „unter Verschluss halten.

    Am Himmel ziehen die ersten Wölkchen auf und die Sonnenstrahlen werden schwächer. Die Sonne „verblasst" und geht unter.

    Der Himmel verfärbt sich in ein Mosaik gelblich-rosaroter Streifen.

    Es wird dunkel, Himmel und Erde verschmelzen. Nur das aufblitzende Licht am Ende der Tragfläche ist noch zu sehen.

    Nach fünf Stunden und zehn Minuten Flugzeit landet die Maschine sicher in der Hafenstadt Jeddah am Roten Meer.

    Für den Weiterflug zur Hauptstadt Riad müssen wir uns auschecken und wieder neu einchecken.

    Pass- und Zollkontrolle. Die Einfuhr von alkoholischen Getränken ist verboten, denn im Land herrscht ein absolutes Alkoholverbot.

    Auch die Einfuhr pornografischer Hefte ist nicht erlaubt.

    Der Weiterflug zur Hauptstadt erfolgt um 23.00 Uhr.

    Wie üblich stellt sich der Flugkapitän über das Mikrofon vor und wünscht einen guten Flug.

    Dann spricht er in Arabisch ein Gebet, das mir mein neuer Sitznachbar übersetzt.

    Der Flugkapitän betet zu Allah, dass der Flug unfallfrei verlaufen und das Flugzeug nicht abstürzen solle.

    Ob er vergessen hat, sein Mikrofon abzuschalten? Jedenfalls kein Gebet für schwache Nerven!

    Es erfolgt die Durchsage, dass die Handys während des Fluges ausgeschaltet bleiben müssen. Wer dagegen verstößt, wird mit 100 Peitschenhieben bestraft.

    Seit 2013 muss bei einigen Fluggesellschaften das Handy nicht mehr ausgeschaltet werden.

    Das wird in Zukunft in 10.000 Meter Höhe wie auf einem Jahrmarkt zugehen, wenn man sich den Speisezettel eines Fremden für das Wochenende anhören muss. Wer will schon wissen, wie dieser aussehen soll?

    Die Saudis sehen die technischen Errungenschaften zwiespältig. Sie fürchten zum Beispiel, dass das Internet eine Infiltration schlechter Moral ist. Die staatlichen Stellen in dem konservativen Land fürchten den Missbrauch.

    Knowhow in der Ölindustrie ja, aber nicht im gesellschaftlichen Bereich.

    Ankunft auf dem „König Khalid-Flughafen in Riad um 01.00 Uhr nachts. Übersetzt heißt „Er-Riad (auch „Riad genannt, „die Gärten oder „Paradies".

    Paradiesisch ist jedenfalls die Ausstattung des Flughafens: echte Blumen und Blumenkreationen, Pflanzen, blühende Sträucher und Bäume, die aus Europa eingeflogen wurden. Kurz: ein unbeschreiblicher Luxus im Wüstenwind.

    Vom Flughafen bis zum Hotel sind es 25 Kilometer.

    Doch die Nacht ist kurz. Schon um 05.15 Uhr breitet sich über die Dächer der Stadt ein Stimmenwirrwarr aus. Es sind die Stimmen der Muezzine (Rufer zum Gebet).

    Die Muezzine haben in der Regel keine anderen Aufgaben, als fünfmal am Tag die Gläubigen aufzurufen, zu Allah zu beten.

    Um 09.00 Uhr morgens ist es trockenheiß. Ein leichter Wüstenwind zieht durch die Straßen.

    Im Laufe des Tages wird es wärmer und wärmer.

    Ofenwarme Temperaturen am Abend. Die Wüstenstadt „glüht".

    Warum liegt die Hauptstadt Riad in der Wüste?

    Hier lebt seit dem 18. Jahrhundert der Stamm der Saud. Abseits der üblichen Handelswege gingen sie auf Beutezug und überfielen Handelskarawanen.

    Die Beute wurde dann unter den Stammesangehörigen aufgeteilt.

    Unter Führung von Abd al-Aziz ibn Saud (kurz: Ibn Saud), wurden die zentralarabischen Beduinenstämme zusammengeschlossen. Doch bald kam es zu Zerwürfnissen und Kämpfen.

    Ibn Saud flüchtete nach Kuwait und führte von dort aus einen Kampf um die Rückkehr in seine Heimat. Er ließ sich 1902 zum König ausrufen und gründete am 23. September 1932 das Königreich Saudi-Arabien. Die Saudis festigten ihre Macht, und das bis heute.

    Noch zählen etwa 6.000 Prinzessinnen und Prinzen zu den Nachkommen Ibn Sauds. Wie damals teilen sie sich auch heute anteilmäßig den Gewinn aus dem Erdöl-Geschäft. So sollen möglicherweise Neid und dadurch entstehende Konflikte vermieden werden.

    Der größte Teil aus dem Öl- und Gasgeschäft geht in den Staatshaushalt, aus dem die Einheimischen versorgt werden.

    Die Bevölkerung des Landes zählt knapp 30 Millionen Einwohner, von denen etwa die Hälfte jünger als 15 Jahre ist. 90 Prozent der Einwohner sind arabischer Abstammung. In dem 2.150.000 Quadratkilometer großen Land leben auf einem Quadratkilometer 12 Menschen, in Deutschland sind es 226 Menschen.

    Der König hat das Land fest im Griff.

    Er übt die Legislative, Judikative und exekutive Gewalt in seiner Person aus.

    Es gibt weder ein Parlament, noch Parteien.

    Jeder Bürger des Landes hat aber das Recht, den König persönlich zu sprechen und sein Anliegen vorzutragen. Ein Stück „beduinischer Demokratie"?

    Seit 1992 hat das Königreich zwar offiziell eine Verfassung, die aber nur „proforma".

    Saudi-Arabien wird absolutistisch vom König regiert.

    Im gesellschaftlichen Leben gilt nur die islamische Rechtsprechung durch den Koran und die Scharia. Sie wird durch Stammes- und Gewohnheitsrecht ergänzt.

    Die Strafen sind hart und für uns ungewohnt, wie zum Beispiel das Abschlagen der rechten Hand (der „reinen" Hand zum Essen) oder das Abschneiden eines Armes oder Beins. Früher wurde sogar der blutende Stumpf kurz in siedendes Öl getaucht, damit sich die blutende Wunde schnell schließen sollte.

    Bei Mord wurde das Köpfen zur Abschreckung auf öffentlichen Plätzen durchgeführt, der Kopf „wie eine Trophäe" öffentlich an einen Mast gehängt.

    Die Todesstrafe gilt auch für Drogendelikte. Dazu zählen der Schmuggel, das Verteilen und Verkaufen von Drogen. Offiziell heißt es, dass „Drogen Verderben über die Erde bringen."

    Beim Ausfüllen der Visa-Formulare wird in Fettdruck und eingerahmt auf die Konsequenzen hingewiesen, die Einreisende erfahren, wenn sie gegen die Drogen-Vorschriften verstoßen. Wörtlich heißt es:

    „Die Verbreitung, der Schmuggel und Vertrieb von Drogen wird im Königreich Saudi-Arabien mit der Todesstrafe geahndet."

    Jeder Einreisende weiß, was er unterschrieben hat.

    Wer sich öffentlich gegen den Islam stellt, wird ebenfalls mit dem Tode bestraft.

    Dies gilt auch für Beleidigungen des Propheten Mohammed und Kritik am Koran.

    Kritiker werden enthauptet.

    Weltweit das einzige Land, in dem Frauen kein Auto fahren dürfen

    Das Fahrverbot wird damit begründet, dass Studien zeigen sollen, dass sich das Autofahren negativ auf die Eierstöcke der Frauen beim Gebären auswirkt.

    Das Fahrverbot soll sich aus dem Koran nicht ableiten lassen, sondern aus konservativer Sicht auf Frauen im gesellschaftlichen Verständnis.

    Wer gegen das Verbot verstößt, wird bestraft.

    Im Jahr 2014 wurde eine Frau wegen Autofahrens zu acht Monaten Haft und 150 Hieben verurteilt.

    Strikte Trennung von Mann und Frau

    Im Kindergarten spielen Jungen und Mädchen noch zusammen.

    Erst in der Schule beginnt die Trennung:

    Jungen werden in der Schule nur von Lehrern und Mädchen nur von Lehrerinnen unterrichtet.

    Sind die Mädchen geschlechtsreif, müssen sie einen Schleier tragen. Das ist Gesetz!

    Kinder von Fremdarbeitern werden getrennt von einheimischen Kindern individuell unterrichtet.

    Der Unterricht ist für alle Kinder kostenfrei.

    Die Trennung der Geschlechter gilt auch für Studierende an Universitäten.

    Studentinnen dürfen nur von Professorinnen und Studenten nur von Professoren betreut werden.

    Sollte es zu personellen Engpässen kommen, so erfolgt die Lesung für Studentinnen von einem Professor nur über einen Monitor.

    Der Kontakt zwischen Studentinnen und männlichen Professoren darf auf keinen Fall zustande kommen.

    Wie streng die Gesetze gehandhabt werden, zeigt ein Bericht in der Zeitung, in der es unter anderem sinngemäß heißt: Als eine Studentin einen schweren Herzinfarkt erlitt, durfte der Rettungsdienst, bestehend aus zwei männlichen Sanitätern, nicht in den Frauentrakt der Universität. Nach zwei Stunden starb die Studentin.

    Ein anderer Fall ereignete sich im Jahre 2008 in Mekka. Dort soll ein Professor zusammen mit einer Studentin in einem Café gesessen haben.

    Plötzlich erschien die Sittenpolizei und nahm beide fest. Dem Professor wurde vorgeworfen, gegen die staatlich verordnete Geschlechtertrennung verstoßen zu haben. Er wurde in Handschellen abgeführt.

    Heiratsmodalitäten / Zwangsheirat

    Junge Mädchen, oft noch Kinder, werden Männern versprochen und zur Heirat gezwungen. Dies kann in den Familien zu erheblichen Spannungen führen.

    Die Zwangsheirat wird damit begründet, dass die Frau möglichst viele Kinder gebären soll. Es gilt das Prinzip: Je jünger, desto mehr Kinder.

    Ein Mann kann bis zu vier Frauen heiraten, wenn er wirtschaftlich dazu in der Lage ist.

    Er muss sicherstellen, dass alle Frauen versorgt und gerecht behandelt werden.

    Die Frauen werden daran gemessen, ob und wie viele Söhne sie zur Welt bringen.

    Falls eine Frau keine Kinder gebärt, ist ihr Ehemann berechtigt, sie zu verlassen. Das gilt auch, wenn keine Söhne geboren werden.

    Frauen dürfen nicht ohne Begleitung des Mannes aus dem Haus gehen.

    Das Erscheinungsbild der Frau im Alltag ist äußerst wichtig. Sie darf sich nur in landesüblicher Tracht und mit Schleier außerhalb ihres Hauses bewegen.

    Was sie allerdings unter der Tracht trägt, ist Privatsache.

    Es gibt getrennte Kaufhäuser für Frauen und Männer, wobei Frauen in ihren Kaufhäusern nur von Verkäuferinnen bedient werden dürfen.

    Übernachtungsmodalitäten für Frauen in Hotels

    Ehepaare dürfen gegen Vorlage der Heiratsurkunde ein Doppelzimmer beziehen.

    Für den Fall, dass Staatsgäste und Staatsoberhäupter nicht verheiratet sind, müssen auch sie Einzelzimmer beziehen.

    Frauen ab 40 Jahre dürfen (theoretisch) ein Einzelzimmer buchen.

    Frauen, die jünger als 40 Jahre sind, erhalten nur ein Zimmer, wenn sie der eigene Vater oder Bruder begleitet.

    Frauen und Männer dürfen sich auch nicht gemeinsam im Fitnessraum aufhalten. Für Frauen ist er frühmorgens nur eine Stunde lang geöffnet.

    Im Foyer der Hotels dürfen sich Frauen nur mit Schleier und traditioneller Kleidung zeigen.

    Es bestehen getrennte Räumlichkeiten für Familien und allein reisende Männer.

    Neuerdings hat eine Gruppe wohlhabender Geschäftsfrauen und Prinzessinnen ein Hotel nur für Frauen mit 25 Zimmern, Wellness-Bereich, Sauna und Fitnessraum bauen lassen. Hier dürfen Frauen nun jederzeit auch die Sauna und den Fitnessbereich aufsuchen.

    Frauen müssen sich also vollkommen den Männern unterordnen. Der Mann bestimmt zum Beispiel, ob seine Frau einen Beruf ausüben darf.

    Sie werden meist im Gesundheitsbereich oder Bildungswesen beschäftigt.

    Frauen, die vergewaltigt wurden, werden bestraft

    So erging es drei Ausländerinnen in Saudi-Arabien, die vergewaltigt und dafür auch noch bestraft wurden.

    Den vergewaltigten Frauen wird eine Mitschuld am Geschehen unterstellt. Es heißt, dass „die Vergewaltigung nicht so ganz zufällig" sei.

    Frauen und Hexerei

    Wer als „Hexe" entlarvt wird, wird heute noch hart bestraft (bis hin zur Todesstrafe durch Köpfen). Welche Kriterien für die Entlarvung einer Hexe sprechen, scheint einer Einzelinterpretationen zu unterliegen; es ist unklar.

    Frauensport ist verpönt

    Er wird als schamlos angesehen. Erstmals nahmen an den Olympischen Sommerspielen 2012 in London zwei Athletinnen aus Saudi-Arabien teil, darunter eine Judo-Kämpferin.

    Der Vater der Judo-Kämpferin bestand auf traditionelle Kleidungsvorschriften. Seine Tochter sollte nur unter dieser Bedingung nominiert werden dürfen.

    Letztlich kam es zu einem Kompromiss. Im Wettkampf trug die Athletin eine schwarze Kopfbedeckung, die einer Badekappe ähnlich war.

    Strikte Trennung von Frau und Mann - auch im Fußballstadion

    Beim Besuch des 67.000 Zuschauer fassenden „König-Fahd-International"-Stadions an der Peripherie von Riad fällt die einmalige, auf die Region bezogene Bauweise in Form von aneinander gereihten, weißen Beduinenzelten auf.

    Fußballstadion „König-Fahd-International"

    Getrennte Eingänge für Frauen und Männer. Sie sitzen im Stadion blockweise getrennt. Es ist ein Fortschritt, dass sie überhaupt an Fußballspielen teilnehmen dürfen.

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