Tödliches Tangotreiben: Die wahre Geschichte der "Freiburger Vampirmorde", Herausgegeben von Paula Nalec
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Die Regisseurin des wegen der blutigen Vorfälle abgebrochenen Filmprojekts gibt hier das endlich von der Staatsanwaltschaft freigegebene
Tagebuch des Drehbuchautors heraus. Er hatte mit seinen Tagebucheinträgen die Dreharbeiten in
Freiburg begleitet. Zum besseren Verständnis ist das Originaldrehbuch im Anhang abgedruckt.
Timm Maximilian Hirscher
Der Autor veröffentlichte bisher "Tango Tenebrista. Ein Schmöker zum dramatischen Helldunkel von Tango Argentino, Sex & Crime"; den Roman "Tango up & down"; "Tödliches Tangotreiben. Die wahre Geschichte der 'Freiburger Vampirmorde'"; "Neapel leben und sterben. Prosa und Posse"; "Böse Blicke. Kriminalkurzroman und zwei Nachkriegsgeschichten"; "Janes Affenkind. Eine tierische Geschichte"; "Dustergrund. Ein Schwarzwaldkrimi"; "Verdammter Tango. Roman zur argentinischen Militärdiktatur" sowie "Casandras Familienbande. Krimi-Erzählungen".
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Book preview
Tödliches Tangotreiben - Timm Maximilian Hirscher
Der Autor war u.A. drei Jahrzehnte Nachrichtenredakteur, darunter sieben Jahre Korrespondent in Rom. 2012 erschien sein Buch „Tango Tenebrista. Ein Schmöker zum dramatischen Helldunkel von Tango Argentino, Sex & Crime, 2014 der Roman „Tango up & down
.
Inhalt
Einführung
Das Tagebuch
Nachwort
Anhang: Das Originalfilmdrehbuch „Morbus Tango"
Einführung
„Früher war der Tango eine orgiastische Teufelei; heute ist er eine Art zu schreiten." ¹
Das schrieb der argentinische Dichter Jorge Luis Borges vor bald einem Jahrhundert. Aber vielleicht gibt es ja so etwas wie „ewige Wiederkehr"...
Dass ich jetzt das Buch „Tödliches Tangotreiben herausgebe (den sensationsgeileren Titel „Tango für einen Vampir
oder „Vampir-Tango konnte ich dem Verlag ausreden), anstatt dass ich die Filmkomödie „Morbus Tango
der Öffentlichkeit vorstelle, hat seinen blutigen Grund. Die Medien haben über die Mordfälle und den Abbruch des Filmprojekts ausgiebig berichtet, und ich will mir eine Wiederholung ersparen. Damals blieb die Wahrheit, wie so oft, ziemlich auf der Strecke. Das gewaltsame Ende einiger Menschen ist polizeikundlich. Was die berühmt-berüchtigten sogenannten Freiburger Vampirmorde betrifft, gehen darüber die Berichte und die Meinungen auseinander. Die Leserinnen mögen aus dem vorliegenden Material selbst entscheiden, ob hier das Werk eines „Vampirs" vorliegt oder einfach das eines kranken Gehirns.
Das hier veröffentlichte Tagebuch, das der Autor während der Dreharbeiten führte, ist jetzt endlich von der Staatsanwaltschaft zur Veröffentlichung freigegeben und kann für interessierte Leserinnen neues Licht auf die traurigen und unheimlichen Vorgänge werfen, die sich während der Dreharbeiten in Freiburg abspielten.
Noch immer kann ich es nicht fassen, dass aus einer Liebeskomödie, die unser Film werden sollte, eine Tragödie wurde. Ich will darüber keine weiteren Worte verlieren. Zum besseren Verständnis nur das:
1. Es war des Autors erstes und leider auch einziges Drehbuch, und er war zum ersten Mal bei Filmarbeiten dabei. Er war neugierig, was da vor sich geht, und ich konnte ihn vor Ort gebrauchen, als sich die Notwendigkeit ergab, einige Szenen zu ändern. Auch war er mir als jemand, der nicht Tango Argentino tanzt, mit Tipps bei den Tanzszenen nützlich. Manche Bemerkungen zur Filmarbeit zeigen, dass der Autor wenig Ahnung vom Filmemachen hatte.
2. Das Tagebuch zur Verfilmung des Drehbuchs „Morbus Tango", so der Arbeitstitel, ist naturgemäß ein Fragment. Tote beenden keine Tagebücher. Ich habe als Herausgeberin am Ende nur kurz und nüchtern ein paar Angaben für diejenigen hinzugefügt, die den Fall nicht intensiv aus den Medien kennen. Zugleich will ich damit einen Schlusspunkt zu den so abrupt abbrechenden Aufzeichnungen liefern.
3. Das Filmdrehbuch ist im Anhang so abgedruckt, wie es mir der Autor damals übergab. Für die Dreharbeiten wurden einige Szenen geändert, Dialoge teilweise gekürzt und der Auswärtstermin aus Kostengründen von Paris nach Berlin verlegt. Zu diesen Aufnahmen in Berlin kam es dann der Umstände wegen nicht mehr.
Unser Filmprojekt „Morbus Tango ist leider ein Torso geblieben. Vielleicht findet sich ja einmal ein Geldgeber, der eine Neuverfilmung des Drehbuchs ermöglicht. Es gibt derzeit Überlegungen mit Verantwortlichen einer öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt, das bestehende Filmmaterial zu einer Fernsehdokumentation über die tragischen Ereignisse zu verwenden. Doch kann ich jetzt schon sagen: Filmaufnahmen eines „Vampirs
werden nicht zu sehen sein, wenn es zu diesem Projekt kommen sollte.
Paula Nalec
¹ Borges,J.L., Kabbala und Tango, Frankfurt 1991, Fischer Taschenbuch 10578, S.104
Das Tagebuch
Montag, 1. August
Himmlisch diese Rebekka Kant! Dieser Schauspielerin habe ich die Rolle der Peggy wohl unbewusst auf den Leib geschrieben.
Heute war in Freiburg der erste Drehtag zum Film „Morbus Tango". ² Alles neu für mich, der ich bisher pubertären Mädchen und Jungs „Werthers Leiden näher zu bringen versuchte oder sie im Englischunterricht durch „Animal Farm
getrieben habe. Von der Schule als frisch gebackener Pensionär direkt zum Film! Natürlich nur als geduldeter Beobachter im Hintergrund, geduldet, weil er vor Jahren während einer von Ärzten verordneten Zwangspause ein Drehbuch geschrieben hat, das tatsächlich jetzt verfilmt wird.
Da stand ich heute Morgen also am Filmset und war fasziniert von Rebekka/Peggy ³. Schade, dass sie nicht 20 Jahre älter ist. Ich hätte mich um sie bemüht. Aber als frischgebackener Senior will ich mich nicht lächerlich machen. Auch habe ich nach 35 Jahren Schuldienst genug von flapsigem jungem Gemüse, das ich neben dem Deutsch- und Englischunterricht auch noch groß ziehen sollte, weil die Eltern offensichtlich als Gärtner und Gärtnerinnen versagt haben. Na ja, Rebekka Kant ist natürlich kein Teenager mehr, aber sie ist jung und lebendig, von einer Schlagfertigkeit und Spitzbübigkeit – eben die ideale Peggy. Bin gespannt wie die Schauspielerin die Doppelbödigkeit ihrer Filmrolle herüberbringt, nachdem Peggy erfahren hat, dass über ihr das Damoklesschwert Aids schwebt.
Dienstag, 2. August
Am gestrigen Abend gab es noch im Tanzsportzentrum in der Markgrafenstraße ein erstes „Tanztreffen". Da die Sache nicht angekündigt war, fanden wir wie öfters nur ein paar Tangopaare an, die die Trainingsmöglichkeit nutzten. Auch der DJ wusste nichts von dem Besuch der Filmcrew. Regisseurin Paul Nalec und der Produzent Franz Kant, der Ehemann unserer Hauptdarstellerin, luden mich dazu ein, weil ich Tango-Tänzer bin (fortgeschrittener Anfänger).
Von den Schauspielern kamen neben Rebekka noch ihr Filmpartner Heiner Schweiger und Dietlinde Maier, die Peggys Sekretärin Wanda spielt. Auch Kameramann Klaus Tauber war dabei und machte Aufnahmen mit einer kleinen Digitalkamera.
Die drei Schauspieler hatten sich im Vorfeld der Filmarbeiten auf den Tango Argentino vorbereiten sollen. Dietlinde/Wanda, ein paar Jahre jünger als ich, war gleich bereit mit mir zu tanzen. Sie tanzte wunderbar leicht; ich merkte gleich, dass sie keine Anfängerin mehr ist, ja mir sogar einiges voraus hatte an tänzerischer Fähigkeit. Später erzählte sie mir, dass sie schon seit vielen Jahren Tanguera sei.
Dann sollten Rebecca/Peggy und Heinrich/Felix tanzen. Sollten! Es war eine Katastrophe, vielmehr unser Protagonist war eine Katastrophe. Er hatte keine Ahnung vom Tango Argentino, sondern kramte möglicherweise seine Schüler-Tanzschul-Tango-Kenntnisse hervor und hoppelte über das Parkett. Der Produzent tobte (scheint ein cholerischer Typ zu sein), während die Regisseurin nur verzweifelt den Kopf schüttelte. Dabei soll Felix im Film der große Tangotänzer sein!
Jetzt forderte der Produzent seine Frau auf, mit mir zu tanzen, und es zeigte sich, dass Rebecca Kant eine begabte Anfängerin ist. Sie hatte einige Einzelstunden genommen und offensichtlich intensiv Vorwärts- und Rückwärtsochos geübt, auch wenn sie ab und zu noch mit dem freien Fuß schlenkert, anstatt ihn an den Fuß des Standbeins heranzuführen und beide Füße gemeinsam