Ghost-Factor Serie Geistergeschichten: Volume 5
By Nick Living
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About this ebook
Nick Living
Nick schreibt schon seit vielen Jahren. Waren es anfangs unzählige Gedichte, kamen später auch dutzende Kindergeschichten und Fantasy-Stories hinzu. Das Leben liegt auf der Straße, so sieht Nick die Welt. Von großartigem Theater hält er nichts - er schreibt lieber im Verborgenen. Man muss die Augen offenhalten, dann findet man immer etwas. Doch man muss sensibel sein, um manch wundersame Kleinigkeit zu bemerken, so Nicks Devise. Die Stille macht‘s, dann kommen die Ideen wie von selbst. Und so ist alles, was Nick auf seinem Lebensweg entdeckt, -irgendwie- eine Geschichte oder auch ein Gedicht. Nicks Welt sind die Worte, die gesprochenen und die geschriebenen.
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Book preview
Ghost-Factor Serie Geistergeschichten - Nick Living
Inhaltsverzeichnis
Die alte Frau
Letzter Schuss
Das Geschenk
Die Fremde
Die sonderbare Mrs. Smith
Lüge
Lisas Garten
Zimmer 502
Ring der Hoffnung
Die Tote im Haus
Der Schneeengel
Der Fremde
Helikopterflug
Nachts auf dem Kiez
Dämonen
Rückkehr
Die alte Frau
Es war ein schönes Klassentreffen. Nach vielen Jahren hatten wir uns getroffen, um die alten Zeiten wieder einmal aufzuwärmen, die längst vergessenen Jugendstreiche an uns wie kleine Märchen vorübergleiten zu lassen.
Wir brauchten keinen Alkohol und auch keine müden Scherze, um uns zu amüsieren, dennoch verging die Zeit wie im Fluge. Gegen Mitternacht verabschiedeten wir uns und ich setzte mich frohgemut in meinen Wagen, um nach Hause zu fahren. Die Fahrt bis zur Autobahn war ziemlich anstrengend, denn die Straßen waren dunkel und glänzten im Scheinwerferlicht, als würde sich das Licht des Mondes darin spiegeln. An einer Gabelung hielt ich den Wagen an und stieg aus. Ich wusste nicht mehr, in welche Richtung ich fahren musste. Kein Fahrzeug war zu sehen und die kleine Kreuzung lag inmitten eines großen Waldgebietes. Nachdenklich lehnte ich mich ans Auto und schimpfte mit mir selbst, weil ich das Navigationsgerät daheim vergessen hatte. Ganz unvermittelt knisterte es im nahen Unterholz und es hörte sich an, als würde jemand durchs Geäst steigen. Plötzlich sprach mich jemand an! Erschrocken fuhr ich herum und starrte in das faltige Gesicht einer alten Frau. Sonderbar war sie gekleidet: mit einem langen Mantel, der bis zum Erdboden reichte. Als ich die Alte musterte, fiel mir auf, dass sich dichter Nebel über der Straße verteilte. Er stieg nicht auf, aber er hüllte meine Füße vollständig ein. Mir war nicht sehr wohl in meiner Haut, dennoch erkundigte ich mich bei der alten Frau, in welcher Richtung die Autobahn liege. Die Alte starrte mich unentwegt an und ihr stechender Blick flößte mir Unbehagen ein. Wer war sie nur, doch dann sprach sie mit leiser zittriger Stimme: „Hast dich wohl verfahren Jungchen? Im ersten Moment wusste ich gar nicht, was ich antworten sollte, schien mir doch die ganze Situation gespenstisch und unwirklich. „Ich hab mein Navi vergessen und nun weiß ich nicht mehr weiter.
, entgegnete ich verstört. Die Alte verzog ihr Gesicht und wiegte dann ihren Kopf hin und her. Schließlich räusperte sie sich und ein eiskalter Wind wirbelte den Bodennebel auf. „Ach so, die Autobahn", raunte sie dann mit düsterer Stimme, „Da musst du rechts herum und immer geradeaus.
Dann dauerts nur ein paar Minuten und du bist am Ziel." Ich bedankte mich bei der Alten, wollte eigentlich nur noch fort und fragte sie dennoch, ob ich sie vielleicht ein Stückchen mitnehmen sollte. Die Alte grinste ein wenig und meinte dann, dass das nicht nötig sei. So setzte ich mich in meinen Wagen und fuhr ab, wenngleich mir nicht sehr wohl im Magen war. Sollte ich die Alte wirklich allein in dieser verlassenen Gegend zurücklassen?
Was, wenn ihr etwas zustieße? Doch im gleichen Augenblick schien es mir, als ob sie wohl selbst ein Geist gewesen war. Ich fuhr sehr schnell und hatte nur noch einen einzigen Gedanken: nach Hause! Plötzlich ruckelte der Wagen und das, was ich seit Wochen befürchtete, trat wie der Blitz aus heiterem Himmel in mein Leben! Das musste einer der Reifen sein! Er war schon lange porös und ich wusste, dass ich nicht mehr lange damit fahren konnte. Ich war einfach zu faul, ihn zu wechseln und einen Ersatzreifen hatte ich auch nicht. In einer kleinen Waldschneise hielt ich den Wagen an und stieg aus. Es hatte zu regnen begonnen und es war kalt, bitterkalt. Entsetzt stellte ich fest, dass beide Hinterreifen einen handfesten Plattfuß aufwiesen. So konnte ich unmöglich weiterfahren, und so kramte ich mein Mobiltelefon aus der Hosentasche, um eine Servicehotline anzurufen. Doch es war wie verhext, beinahe wie in einem schlechten Film, denn der Akku war leer. Nicht einmal zum Aufladen war ich zu Hause noch gekommen und jetzt?
Was sollte nun werden? Sollte ich allen Ernstes hier in dieser gottverlassenen Gegend abwarten, bis irgendjemand vorüberkam?
Schimpfend setzte ich mich in meinen Wagen zurück und schloss meine Augen. Plötzlich klopfte jemand an die Autoscheiben.
Erschrocken zuckte ich zusammen und als ich meine Augen aufriss, um zu sehen, wer da war, erschrak ich gleich nochmal. Es war die Alte, die mir den Weg zur Autobahn erklärt hatte. Wie kam sie nur hierher, immerhin waren es zwei oder drei Kilometer bis hierher. Vorsichtig öffnete ich die Tür, und die Alte schien schon wieder zu wissen, was los war. Seltsamerweise war da wieder dieser wabernde Bodennebel, der wie eine zähe Masse um meine Füße kroch. „Schau mal", zischte die Alte, „Ich hab was für dich.
Komm nur her, ich zeige es dir! Wie ein kleiner Junge lief ich brav hinter der Alten her und wunderte mich die ganze Zeit über all das, was ich da erlebte. Am Straßenrand blieb sie stehen und zeigte auf etwas, das da im Straßengraben lag. Als ich mit meiner kleinen Taschenlampe danach leuchtete, konnte ich es nicht glauben. Vor mir lagen zwei nagelneue Autoreifen. Sie schienen auch noch die richtigen Maße zu haben und die Alte grinste wieder so seltsam wie vorhin. Mit zittriger Stimme sprach sie zu mir: „Willst du sie nicht anmontieren? Oder hast du nicht einmal Werkzeug dabei?
Mir schien, die Alte war eine Hellseherin, denn ich hatte tatsächlich keinen Werkzeugkasten dabei. Irgendwie schien sich in dieser Nacht alles gegen mich verschworen tu haben. Aber es war doch Glück im Unglück, dass ich dieser alten Frau begegnet war. Mit einem dunklen Unterton raunte sie: „Setz dich in den Wagen und warte drei Minuten, dann kannst du abfahren. Aber drehe dich nicht mehr um und schau auch nicht in den Rückspiegel, hörst du, vergesse das nicht."
Obwohl mir das Ganze mehr als sonderbar vorkam, tat ich, wie sie mir geheißen hatte.
Gehorsam setzte ich mich in den Wagen und wartete genau drei Minuten ab. Dann startete ich den Motor und fuhr los. Ich schaute nicht zurück und auch nicht in den Rückspiegel, fuhr nur einfach weiter und drückte dabei ordentlich auf das Gaspedal. Ich wurde immer schneller und hatte rasch die Autobahnauffahrt erreicht. Noch immer schaute ich nicht in den Rückspiegel und fuhr und fuhr und fuhr. An einer Raststätte schließlich bog ich von der Autobahn ab, musste erst einmal zur Ruhe kommen. Zu anstrengend waren die vergangenen Stunden und zu merkwürdig die Erlebnisse, welche ich hatte.
Im Restaurant der Raststätte waren nicht sehr viele Leute und ich nahm mir gleich zwei Bockwürste mit reichlich Kartoffelsalat, um mich ein wenig zu stärken. Immer wieder ging mir die alte Frau durch den Sinn und ich konnte mir einfach nicht erklären, wer sie sein konnte. Als ich mich bei der netten Kassiererin nach der Alten erkundigte, meinte sie nur mit düsterer Stimme: „Ach ja, diese alte Frau meinen Sie. Ja, davon haben schon einige Gäste berichtet. Niemand weiß, wer sie ist und woher sie gekommen sein konnte. Doch es geht die Geschichte eines Waldgeistes um, der den Menschen hilft, wenn sie in Not geraten sind."
Geduldig hörte