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Zeitbarriere
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Ebook426 pages5 hours

Zeitbarriere

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About this ebook

Sind UFOs real? Tim, eher skeptisch diesem Thema gegenüber eingestellt, sieht sich plötzlich selbst in unerklärliche Ereignisse verwickelt, die nur den einen Schluss zulassen: Sie sind es! Auf der Suche nach der Wahrheit hinter den Dingen beginnt für Tim eine Odyssee hinaus über die Grenzen von Raum und Zeit, die sein bisheriges Weltbild erschüttert. Ein seltsames Artefakt, das ihm in die Hände fällt, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Es führt ihn hin zu einer unglaublichen Begegnung, die seiner Überzeugung nach eigentlich gar nicht stattfinden kann und ihn fast an seinem Verstand zweifeln lässt. Diese Begegnung durchbricht aber zugleich auch Tims innerlich aufgetürmte Mauer von Fragen nach dem Sinn hinter seinen Erlebnissen und ist der Auslöser zu einem Vorstoß bis hinter eine Barriere in der Zeit …
LanguageDeutsch
Release dateNov 18, 2011
ISBN9783844853278
Zeitbarriere
Author

Joachim Moczko

Joachim Moczko, 1949 in Lübeck geboren, studierte an der Universität Hamburg Physik, Elektrotechnik und Pädagogik. Schon früh gingen seine Interessen über die Grenzen der konventionellen Wissenschaften hinaus, hin zu Themen der Metaphysik, Esoterik und UFO-Forschung. Joachim Moczko lebt und arbeitet in Hamburg und befasst sich neben der Schriftstellerei mit Malerei und der Komposition von New Age Musik.

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    Zeitbarriere - Joachim Moczko

    verschwindet.

    Kapitel 1

    Er sah auf die Uhr am Armaturenbrett – 23:47 Uhr. Bald da, dachte er. Die in blassem Grün leuchtenden Ziffern hatten eine beruhigende Wirkung auf Tim. Anders als das Alarmrot seines Radioweckers, das ihn anstrahlte, wenn er nachts mal wach wurde. Das vermittelte ihm immer ein Gefühl von Dringlichkeit, und das war schon seit jeher eine Sache, die er hasste. Im Autoradio spielte gerade Robbie Williams’ aktueller Hit, und Tim pfiff leise den Refrain mit, als die Musik für Sekundenbruchteile durch statisches Rauschen unterbrochen wurde.

    Die Landstraße lag unbefahren vor ihm, und die Scheinwerferkegel seines Wagens verloren sich irgendwo im Dunkeln. Es war eine sternklare und mondlose Nacht im September, und Tim war auf dem Rückweg von einer Open Air-Veranstaltung in Bad Segeberg. Hoffentlich ist Tina noch wach. Ich muss ihr unbedingt noch von dem Event erzählen, ging es ihm durch den Kopf.

    Wieder wurde die Musik durch statisches Rauschen unterbrochen. Gleichzeitig fing der Motor an zu stottern.

    »Was, zum Teufel … «, schreckte Tim aus seinen Gedanken auf. Beim Passieren einer lang gestreckten S-Kurve erstarb der Motor ganz, während das Scheinwerferlicht langsam erlosch. Auch das Radio war tot.

    »Na, toll!«, fluchte er, »natürlich mitten in der Walachei!«

    Tim steuerte das Auto an den Straßenrand und hielt an – keine leichte Angelegenheit bei ausgefallener Servolenkung und ohne Bremskraftverstärker. Er stieg aus. Die Luft roch nach Wald, überlagert von Ozon. Es war absolut still. Kein Luftzug. Als Tim nach oben schaute, erkannte er über sich das funkelnde Band der Milchstraße. Aber irgend etwas stimmte nicht! Seitlich der Landstraße war ein Teil des Sternenhimmels schwarz, wo eigentlich auch Hunderte von Lichtpunkten schimmern sollten. Merkwürdig – ergibt fast ein regelmäßiges Dreieck, stellte er fest. Während Tim über das Phänomen nachdachte, schien das Dreieck langsam an Größe zuzunehmen. Gleichzeitig bewegte es sich fast unmerklich auf ihn zu. Ein leiser, hoher Summton war jetzt zu hören, gefolgt von einem schwachen Lufthauch über den Bäumen.

    Neugier und aufkommende Furcht kämpften in Tims Gefühlen gegeneinander an, und gerade als er sich entschloss, sicherheitshalber wieder zum Auto zu gehen, senkte sich aus der Mitte des Dreieckschattens wie in Zeitlupe ein blau strahlender, in seinem Zentrum flirrender Lichtkegel vor ihn auf die Straße. Noch ehe Tim diese neue Wendung des Geschehens mit seinem Verstand richtig aufnehmen konnte, wurde auch er von diesem seltsamen Licht erfasst. Alles, was er wahrnahm, war ein unangenehmes Kribbeln, bevor der ganze Körper sich taub anfühlte.

    * * *

    Tina schlief unruhig. Sie war am Vortag von einem Beachvolleyball-Turnier aus Brasilien zurückgekehrt, und ihr steckte der Jetlag noch in den Knochen. Als sie wieder mal nach einer besseren Schlafposition suchte, hörte sie ein Geräusch an der Tür. Schlaftrunken blinzelte sie zum Digitalwecker – 2:49 Uhr. Leise kam Tim ins Schlafzimmer. Mit seiner Körpergröße von mehr als zwei Metern ging er immer etwas gebückt durch Türen, darauf bedacht, Kopf und Türzargen möglichst zu schonen und war im Prinzip froh darüber, nicht ebenso breit zu sein. Seit seinem fünfmonatigen Aufenthalt in Shanghai hatte er aber ein paar Kilo zugenommen, die jetzt seiner sonst eher schlaksigen Figur ein etwas stabileres Aussehen verliehen. Er sah Tina auf ihre Ellenbogen gestützt im Bett liegen. Ihre schlanke, sportliche Figur zeichnete sich unter der dünnen Bettdecke ab.

    »Wieso kommst du so spät?«

    »Spät? Es ist doch gerade … « Verwundert sah Tim auf den Wecker. »Geht der richtig?«

    »Klar! Ich bin vor ungefähr zwei Stunden schlafen gegangen«, nuschelte Tina müde.

    »Aber es müsste jetzt etwa halb eins sein! Vor einer knappen halben Stunde war ich kurz vor Norderstedt.«

    Tina gähnte: »Keine blöden Witze mehr jetzt! Erzähl’s mir morgen und komm ins Bett. Ich bin müde!«

    Nachdenklich ging Tim ins Bad, putzte sich die Zähne, zog seinen Schlafanzug an, schlich sich leise zurück zum Schlafzimmer und schlüpfte in sein Bett. Regelmäßige Atemzüge neben sich verrieten ihm, dass Tina schon wieder fest schlief. Eigentlich wollte ich ihr noch von der Veranstaltung erzählen, aber irgendwie bin ich jetzt auch total fertig, dachte er. Gähnend kratzte er sich eine juckende Stelle am linken Bein und drehte sich zur Seite.

    * * *

    Am folgenden Morgen bereitete Tina das Frühstück zu. Sie hatte sich nur Sweatshirt und Jogginghose übergestreift und ihre langen, roten Haare mit einer großen, braunen Haarklammer am Hinterkopf zusammengerafft. Lässig lehnte sie mit dem Rücken am Küchenschrank, summte improvisierend vor sich hin und wartete darauf, dass der Kaffee fertig wurde. Verschlafen kam Tim von der Toilette, gähnte ausgiebig und setzte sich an den Tisch. Im dunkelblauen T-Shirt, grauen Boxershorts und mit einer Baseball-Mütze auf seinen noch relativ kurzen Dreadlocks sah er heute etwas verwegen aus, was der Blick aus seinen kleinen, blauen Augen und sein Dreitagebart noch unterstrichen.

    »Wo ist eigentlich meine Brille?«, murmelte er.

    »Wie war’s denn nun gestern?«, fragte Tina.

    »Super! Die Band war perfekt, und der Kontakt zum Publikum war sofort da. Die Lightshow war auch – vom Feinsten.«

    Tim kratzte sich an der linken Wade und fügte nachdenklich hinzu: »À propos Lightshow – während der Rückfahrt hatte ich ein merkwürdiges Erlebnis. Der Wagen hatte irgend ein Problem mit der Elektrik und ist stehen geblieben. Ich bin ausgestiegen, um nach dem Grund zu suchen. Und dann war da auf einmal so ein blaues Licht. Die ganze Straße vor mir war darin eingetaucht. Ich war ganz schön erschrocken und bin wieder eingestiegen, aber da war es auch schon wieder weg. Ein paar Minuten lang habe ich durch die Windschutzscheibe den Himmel beobachtet. Es war nichts mehr zu sehen außer den Sternen. Dann ließ sich der Wagen wieder starten, und ich bin weiter gefahren.«

    »Klar, und das blaue Licht, das waren die Bullen. Die haben dich für zwei Stunden festgesetzt, weil du mal wieder ohne Papiere gefahren bist, und deshalb bist du so spät hier gewesen!«

    »Ach Tina! Ich hab’s erlebt! Ich schwör’s!«

    »Wer’s glaubt – und was ist das da für eine Stelle am Bein, die du dauernd kratzt?«

    »Keine Ahnung, das fing erst gestern an zu jucken, als ich im Bett lag.« Tim sah auf seine linke Wade: »Sieht komisch aus.« Tina rückte näher zu ihm und betrachtete ebenfalls die Stelle.

    »Das sieht aus wie ein feiner Schnitt mit vier Nadelstichen drum herum. Woher hast du das denn?«

    »Weiß ich nicht! Ich sehe das heute auch zum ersten Mal und kann mich nicht daran erinnern, mich irgendwo verletzt zu haben.«

    Die Stelle sah tatsächlich aus wie ein feiner, waagerechter Schnitt von etwa zwei bis drei Zentimetern Länge. Darum herum waren kleine, rote Pünktchen auf der Haut, die zusammen ein Trapez bildeten mit den Kantenlängen von vier und fünf Zentimetern. Die beiden Kanten waren etwa vier Zentimeter voneinander entfernt. Das Ganze vermittelte den Eindruck eines Stempels, fast als wäre Tims Bein gegen irgend einen Gegenstand gedrückt worden, der solch eine Struktur aufwies. Außerdem wirkte die Zone unmittelbar um den Schnitt leicht gewölbt.

    »Ich werde es im Auge behalten«, versprach Tim und berichtete weiter vom gestrigen Konzert. Nach dem Frühstück machte er sich salonfähig und beeilte sich, zur UNI zu kommen. Er war schon spät dran heute, und es kam momentan darauf an, möglichst regelmäßig zu den Vorlesungen und Seminaren zu erscheinen, weil im Wintersemester die Abschlussprüfung auf dem Plan stand.

    Tina saß noch am Küchentisch und dachte über das Gespräch mit Tim nach. Sie war sich nicht sicher, was sie von der ganzen Sache halten sollte. Tischte er ihr eine fade Lügengeschichte auf, weil er etwas Anderes vertuschen wollte, oder hatte er tatsächlich gestern diese Panne mit dem Auto gehabt? Sie sah aus dem Fenster. Das Auto stand drüben am Straßenrand. Tim nahm zur UNI immer die S-Bahn wegen der Parkplatznot in der City. Sie hatte den Zweitschlüssel und benutzte den Wagen auch dann und wann.

    Tina ging hinaus zum Auto und setzte sich hinein. Es sah alles so aus wie sonst. Ihr Blick streifte die Digitaluhr mit den grünen Ziffern. Sie stutzte. Die Uhr ging exakt zwei Stunden und sechzehn Minuten nach. Deswegen war er der Meinung, es wäre erst gegen halb eins, als er gestern Nacht kam. Er hatte sich an der Autouhr orientiert, überlegte sie, das sagt aber immer noch nichts darüber aus, was er in diesen gut zwei Stunden gemacht hat, die ja trotzdem vergangen sind. Es war schließlich in Wirklichkeit kurz vor drei, als er kam. Das muss er mir nun doch noch mal erklären!

    Kapitel 2

    Anette war dabei, ihren Wintergarten aufzuräumen, als das Telefon klingelte. Missmutig sah sie auf und ging ins Wohnzimmer, um die Stereoanlage leiser zu drehen. Das war jetzt das vierte Mal heute Vormittag, dass sie sich in ihrem Musikgenuss gestört fühlte.

    »Ja«, brummte sie mürrisch.

    »Hallo Anette, hier ist Tina.«

    »Ach, du bist es.« Ihre Miene erhellte sich. »Ich versuche schon die ganze Zeit, mir in Ruhe eine CD anzuhören, und ewig nervt mich so ein komischer Heini am Telefon, der unbedingt Bastian sprechen muss! Was gibt’s denn, meine Kleine?«

    »Ach, ich brauche mal deinen Rat. Ich werde aus Tim im Moment nicht mehr schlau. Vor drei Tagen war er zu einem Konzert in Bad Segeberg und kam nachts erst gegen drei nach Hause, ist aber jetzt noch der festen Meinung, es sei erst halb eins gewesen. Und an der linken Wade hatte er so eine merkwürdige Verletzung – vier Punkte und einen Schnitt. Er behauptet, sich nicht daran erinnern zu können, woher das stammt. Außerdem ist er seitdem so verschlossen. Ich habe ihn wegen der Sache noch einmal angesprochen, aber er behauptet steif und fest immer so eine Fantasiegeschichte mit einer Panne auf der Landstraße und einem blauen Licht, das die Straße beleuchtete und wieder verschwand, bevor er weiter fahren konnte. Also, ich weiß nicht… «

    Anette hörte interessiert zu. In den letzten Jahren war sie für Tina sehr oft Ansprechpartnerin für alle möglichen Themen geworden, die Tina ungern bei ihrer Familie oder Freunden zur Sprache bringen wollte, und zwischen den Beiden herrschte inzwischen ein ähnliches Verhältnis, das mit einer guten Mutter-Tochter-Beziehung vergleichbar war. Anette freute sich jedes Mal, wenn sich Tina bei ihr meldete, denn seitdem Tina nicht mehr in der Nachbarschaft wohnte und auch einen Großteil des Jahres mit ihrer Volleyballtruppe in der Welt umherreiste, waren die persönlichen Begegnungen nicht mehr so häufig.

    »Du meinst, er war woanders?«, fragte Anette vorsichtig.

    »Vielleicht war er ja gar nicht zum Konzert, sondern in irgendwelche zwielichtigen Geschäfte verwickelt, wo sie ihm dann diese Wunde beigebracht haben. Und er muss auch was an der Autouhr gedreht haben, denn die ging am Tag danach um mehr als zwei Stunden nach, so dass seine Behauptung mit halb eins dann ja hinkommen würde. Nur – was sollte ihm das bringen? Es gab ja genügend richtig gehende Uhren, die belegen konnten, dass es kurz vor drei war. Ich blicke da nicht mehr durch! «

    »Habt ihr schon mal mit Joe darüber gesprochen?«

    »Joe? Nein, wieso?«

    »Für mich hört sich das so nach einer seiner UFO-Geschichten an, die er immer erzählt. Blaues Licht, Zeitanomalien, unerklärliche Verletzungen. Ich würde ihm das mal schildern. Vielleicht kann er damit etwas anfangen und Licht in die Sache bringen. Er beschäftigt sich mit solchen Themen schon seit über 30 Jahren und hat so einige Erfahrung darin. Aber du solltest Tim nicht solche Verdächtigungen unterschieben! Bestimmt ist er selbst verunsichert und weiß nicht, wie er das alles einordnen soll. Ich kenne ihn zwar nicht, aber ich glaube nicht, dass er dir etwas verschweigt. Welchen Grund sollte er dafür haben?«

    »Na ja, ich bin so oft weg. Er fühlt sich bestimmt oft einsam deswegen und sucht sich dann eventuell woanders Kontakte, denke ich mir.«

    »Darüber solltet ihr reden, um Klarheit zu schaffen. Wenn er dein Vertrauen spürt, kann er vielleicht auch offener darüber reden, was wirklich passiert ist.«

    »Ich werd’s versuchen, Anette. Danke! Ich muss leider jetzt auch auflegen, weil ich zum Training muss. Kannst du mal mit Joe reden und ihn fragen, was er von der Sache hält?«

    »Das kann ich tun. Bis dann, Tina! Mach’s gut!«

    »Bis dann!«

    Nachdem sie aufgelegt hatte, ging Anette das Gespräch noch einmal in Gedanken durch. Sie hatte gespürt, dass Tina sich Sorgen um Tim und um ihre gemeinsame Beziehung machte. Wer weiß, was dahinter steckte? Natürlich könnte Tina Recht haben mit ihrem Verdacht. Wer könnte so etwas letztendlich mit Sicherheit ausschließen? Sie selbst am wenigsten, denn dafür wusste sie zu wenig über das Zusammenleben der Beiden. Andererseits hörte sich alles so an, als verberge sich dahinter eine unheimliche und fantastische Geschichte, die es galt, ans Tageslicht zu befördern. Anhand der geschilderten Indizien könnte Joe sich wohl eher ein Bild von der Sache machen. Joe war Tims Onkel, und zu ihm würde Tim in dieser Angelegenheit sicherlich auch das nötige Vertrauen aufbringen, über sein Erlebnis ehrlich zu sprechen, wenn es dazu kommen sollte. Sie würde mit Joe darüber reden. Sie hatte ihn vor ungefähr sechs Jahren kennen gelernt. Damals hatte sie ihn mal zusammen mit Tinas Mutter Anne besucht, die zugleich ihre beste Freundin war und mit Joe eine sehr innige Beziehung hatte. Sie fand Joe bei dieser ersten Begegnung gleich sympathisch und hatte in den folgenden Jahren über Anne einen lockeren Kontakt zu ihm. Wehmütige Gefühle erfassten sie, als ihr diese Erinnerungen in den Sinn kamen. Seit einem halben Jahr hatte sich alles drastisch verändert, denn im März war Anne nach kurzer, schwerer Krankheit plötzlich verstorben, und der Schock und das Unverständnis darüber, wie es dazu überhaupt hatte kommen können, saßen bei all den Menschen, die ihr sehr nahe gestanden hatten, noch sehr tief. Aber diese letzten Monate hatten auch dazu geführt, dass Anette und Joe eine engere freundschaftliche Bindung entwickelt hatten, während sie zusammen mit Tina versuchten, sich gegenseitig neuen Lebensmut und moralische Unterstützung in dieser schwierigen Phase zu geben, um das erlittene Trauma gemeinsam besser zu verarbeiten. Joe kümmerte sich viel um Tina und suchte oft auch den Kontakt zu Anette, sodass sie keine Schwierigkeiten sah, Joes Interesse für Tims Geschichte zu wecken. Vielleicht ließe sich sogar ein Treffen arrangieren, an dem sie alle teilnahmen. Schließlich war sie ja selbst ziemlich neugierig geworden und für eine ungewöhnliche Story immer zu haben.

    * * *

    Das Treffen fand in der kommenden Woche bei Anette statt. Anette war etwas in Eile, während sie die Vorbereitungen dafür machte. Der Frisörtermin hatte doch länger gedauert als eingeplant. Als sie sich beim Gang in die Küche kurz im Spiegel ansah, verspürte sie Zufriedenheit. Ihre fast schwarzen, nackenlangen Haare umrahmten ihr Gesicht, und ihre ausdrucksstarken, blauen Augen standen in einem interessanten Kontrast dazu.

    Sie hatte gerade alles unter Dach und Fach, als ihre drei Gäste auch schon an der Haustür klopften. Nach freudiger Begrüßung und Neuvorstellung Tims machten sie es sich im Wintergarten bequem. Im Vergleich zu Tim, Tina und Joe kam Anette sich plötzlich trotz ihrer Einsachtundsechzig recht zwergenhaft vor und drängte die Anderen darauf, doch endlich Platz zu nehmen, damit sie vom nach oben Starren keinen Nackenkrampf bekomme. Die Dämmerung setzte schon ein, und auf dem Tisch brannten ein paar Kerzen, heißer Tee dampfte neben frisch gebackenen Keksen. Tim war sichtlich nervös. Er fühlte sich ein bisschen wie bei einer Vernehmung, wo es darum ging, Zweiflern seine Unschuld zu beweisen. Anette sah es ihm an und versuchte, durch ein wenig Smalltalk die Situation zu entkrampfen. Joe stieg locker darauf ein, und bald herrschte eine heitere Atmosphäre. Ein Hinweis Anettes auf eine Sternschnuppe, die am Himmel gerade über das Glasdach des Wintergartens huschte, brachte sie nun zum eigentlichen Grund ihres Treffens.

    »Wie ist es, willst du loslegen?«, wandte Joe sich an Tim.

    Zwischen den Anderen wirkte Joe eher unauffällig. Wer ihn nicht länger kannte, hielt ihn vielleicht für einen zwar sehr netten, aber wenig interessanten Menschen. Möglicherweise lag das an diesem Hauch von Unnahbarkeit, der ihn umgab und ihn für Andere oft unergründlich erscheinen ließ. Seine wirklichen Qualitäten wurden erst auf den zweiten Blick sichtbar. Es gab nur ganz wenige Menschen in seiner Umgebung, denen mehr von seiner facettenreichen Persönlichkeit vertraut war, nachdem sie erst einmal seine Aura der Unscheinbarkeit durchbrochen hatten. Joe brauchte stets eine Weile, um mit fremden Menschen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Er musste sich erst ein Bild machen können von Menschen und Dingen, um für sich abschätzen zu können, ob er sich darauf einlassen konnte. Dabei halfen ihm sein messerscharfer Verstand ebenso wie die Fähigkeit, Situationen schnell zu erfassen, sie zu analysieren und die Essenz darin zu erkennen. Vielleicht waren es gerade diese Eigenschaften, die ihn auch mit den ungelösten Rätseln der Menschheit in Berührung brachten. Geheimnisse schienen anziehend aufeinander zu wirken. Er war jetzt Mitte Fünfzig, und mit der Erforschung unidentifizierter Flugobjekte, gemeinhin als UFOs bezeichnet, befasste er sich seit mehr als 30 Jahren, wobei ihm sein technisch ausgerichteter Beruf sehr zugute kam. Dass ausgerechnet sein Neffe Tim möglicherweise in dieses Thema verwickelt wurde, erschien ihm wie ein Lottogewinn. Endlich hatte er Aussicht auf seinen eigenen Fall! Er brannte darauf, Tims Geschichte zu hören.

    Tim war zunächst verstummt, wandte sich nun Joe zu und begann zögerlich: »Also – ich war letzten Samstag in Bad Segeberg bei einem Auftritt von HAGAL – Oles Band, wie du weißt. Tina wollte nicht mit. Sie war gerade erst aus Rio zurück und noch ziemlich kaputt von der Tour. Außerdem ist Black Metal nicht so ihr Ding.«

    Tina nickte bestätigend und wollte eine Bemerkung einwerfen. Joe hob abwehrend die Hand und bedeutete Tim, weiter zu machen. Tim holte tief Luft und fuhr fort:

    »Der Auftritt war so gegen 23:20 Uhr zu Ende, und ich machte mich über die Landstraße auf den Weg nach Hause. Wegen der ganzen Baustellen und des Umweges wollte ich nicht die Autobahn benutzen. Die Straße war fast leer, und ich kam gut voran. Ich hatte das Radio an und hörte Musik. Da gab es einen kurzen Aussetzer. Ich dachte mir nichts dabei, aber ein paar hundert Meter weiter passierte dasselbe noch einmal, und gleichzeitig ruckelte der Motor so komisch. Ich nahm den Fuß vom Gaspedal, und dann ging der Motor ganz aus. Gleichzeitig wurde das Scheinwerferlicht immer dunkler, so als wenn einer am Dimmer dreht.«

    »War irgend etwas Ungewöhnliches vorher zu sehen gewesen? Am Himmel oder seitlich der Straßenränder?«, hakte Joe ein.

    »Mir ist nichts aufgefallen. Die Nacht war pechschwarz, nur die Sterne am Himmel waren gut zu sehen, weil es keine Wolken gab. Ich habe den Wagen dann ausrollen lassen und am Straßenrand abgestellt. Etwas mulmig war mir schon dabei, weil auch der Warnblinker nicht funktionierte. Wenn ein anderes Auto sich hinter mir in voller Fahrt genähert hätte, wäre es unter Umständen voll in meinen unbeleuchteten Wagen gekracht.«

    »Es wäre keins gekommen«, beruhigte ihn Joe.

    »Wieso nicht?«

    »Wenn die Ursache das ist, was ich denke, dann wäre das anderen Autofahrern auf dieser Straße genauso ergangen wie dir. Das heißt, irgendwo hätten sie dann auch am Straßenrand gestanden und nicht weiterfahren können.«

    »Wie meinst du das?«

    »Starke elektromagnetische Felder, welche die Kfz-Elektronik beeinflussen können. Das ist ein immer wiederkehrendes Merkmal in Verbindung mit UFOBegegnungen.«

    »UFOs?? Aber da war gar kein UFO!«

    »Erzähl weiter!«

    Tim sah in die Runde. Gespannt hingen Tina und Anette an seinen Lippen, als er den Faden wieder aufnahm.

    »Ich ging also ein Stück vom Wagen weg, um mich erst mal umzusehen. Es war absolut still. Man spürte keinen Lufthauch. Es waren auch keine Tierstimmen zu hören – Insekten, Vögel oder so. Keine anderen Motorgeräusche von Autos oder Flugzeugen. Es war so ruhig, dass man denken konnte, man sei taub geworden. Ein unheimliches Gefühl. Mir wurde leicht schwindelig. Ich habe sehr drastisch gespürt, wie sehr man auf seine Sinne angewiesen ist, um sich in der Umwelt richtig orientieren zu können. Ich sah zum Himmel hoch und war fasziniert von den vielen Sternen, die in dieser Nacht zu sehen waren. Die Milchstraße stand direkt über mir … es war … beeindruckend! – Ähh … Moment mal!« Tim fasste sich grübelnd an die Stirn.

    »Ist dir nicht gut?«, fragte Tina besorgt.

    »Doch, doch!«, beschwichtigte Tim. »Aber mir kommt da gerade etwas wieder in den Sinn, das mir in den letzten Tagen völlig entfallen war. Als ich mir den Himmel ansah, fiel mir eine Stelle auf, an der keine Sterne zu sehen waren. Ich dachte zuerst an eine Wolke, die den Himmel dort bedeckte, aber die Form stimmte nicht.«

    »Was war denn das für eine Form?«, warf Joe ein.

    »Wie ein großes Dreieck. Ja, wie ein großes, fast gleichmäßiges Dreieck. Es schien die Sterne an der Stelle zu verdecken. Wie ist das möglich?«

    »Da haben wir vielleicht das UFO, das nicht da war«, bemerkte Anette ironisch. Sie stand kurz auf, um Tee nachzuschenken. Joe bemerkte, dass ihr das dunkle Kostüm gut stand, das sie heute trug. Es betonte ihre weibliche Figur und wirkte irgendwie elegant.

    »Möglich«, sagte Joe in die Runde, »von 1989 bis 1991 gab es in Belgien eine gut dokumentierte, lang anhaltende Sichtungswelle von UFOs, die in der Regel als dreieckig beschrieben wurden. Sie sind zum Teil auch im Aachener Raum gesichtet worden. Die Aussagekraft dieser Beobachtungen ist besonders hoch einzuschätzen, weil auch Polizisten, Piloten und Militärangehörige Sichtungen beschrieben, die oft von diversen Personen gleichzeitig gemacht wurden und auch von Radarmessungen zeitgleich bestätigt werden konnten. Es gibt sogar brauchbares Foto- und Videomaterial von diesen UFOs, das fast einstimmig von Experten als echt eingeschätzt wird. Diese schwarzen Dreiecke sind meistens nachts aufgetaucht, flogen relativ langsam und niedrig, sogar inmitten kleinerer Ortschaften. Sie kamen bis auf Baumwipfelhöhe herunter, flogen lautlos eine kleine Strecke geradeaus, wendeten dann auf der Stelle schwebend, um in der Gegenrichtung wieder zu verschwinden, wobei sie häufig auch 90-Gradkurven einlegten, ohne dabei in Schräglage zu gehen, so wie ein Flugzeug das normalerweise tun würde. Auffällig bei diesen Dreiecken war nachts deren Beleuchtung an der Unterseite: jeweils ein gelblich weißes, großes Licht in den drei Ecken und ein zentrales, orangerotes, kleineres Blinklicht, das oft mit einer Rundumleuchte wie bei der amerikanischen Polizei verglichen wurde. – Konntest du auch Lichter erkennen?«

    »Nein«, entgegnete Tim nachdenklich, »jedenfalls nicht zu dem Zeitpunkt. Es war total schwarz. Ich konnte auch die Größe nicht abschätzen. Mir fehlte ja jeglicher Anhaltspunkt dazu, wie hoch es stand. Ich drehte dann um, weil ich nachsehen wollte, warum der Wagen ausgefallen war. In diesem Moment war vor mir die ganze Straße plötzlich in blaues Licht getaucht.«

    Bei Tims letzten Worten spannten sich unmerklich Joes Muskeln. Konzentriert sah er Tim in die Augen. »Blaues Licht. Aha! Wie war der Strahl beschaffen?«, wollte er wissen.

    »Leicht kegelförmig. Nach oben hin lief er spitzer zu. Der Kegel war auch nicht konstant. Bei der Dunkelheit und der relativ trockenen Luft in dieser Nacht sollte man eigentlich nur eine beleuchtete Fläche auf der Straße gesehen haben können. Aber der Strahl sah aus wie blauer Dampf, an den Kanten sehr abgegrenzt. In der Mitte schien es eine hellere Zone zu geben, in der es irgendwie flimmerte und wirbelte.«

    »Was hast du gespürt dabei?«

    »Ich war total erschrocken, denn der Strahl kam quasi aus dem Nichts. Ich fühlte ein leichtes Kribbeln auf der Haut. So ähnlich wie statische Elektrizität. Wenn du mit dem Arm zum Beispiel zu dicht an die Bildröhre deines Fernsehers kommst, stehen dir die feinen Härchen auf der Haut zu Berge, wenn er eingeschaltet ist. So ähnlich war das, nur dass es dabei leicht vibrierte.«

    »Irgendwelche akustischen Phänomene?«

    »Ich glaube, ein leiser, hoher Summton lag in der Luft. Ich kann dir aber nicht sagen, woher der kam.«

    »Was geschah dann?«

    »Das Licht war wieder weg, genauso schnell wie es gekommen war. Ich bin dann weiter zum Auto gegangen, habe mich hineingesetzt und durch die Windschutzscheibe den Himmel noch eine Weile beobachtet.«

    »Wie lange?«

    »Etwa fünf Minuten. Es war fünf nach zwölf. Dann habe ich versucht, den Wagen wieder zu starten. Es klappte auf Anhieb. Auch das Licht ging wieder an. Ich war erleichtert und bin dann weiter gefahren.«

    »Fünf nach zwölf, sagtest du. Wie erklärst du dir dann, dass es eine halbe Stunde später zu Hause schon kurz vor drei war, als du dort ankamst?«

    »Keine Ahnung. Die Autouhr muss aber bis dahin in Ordnung gewesen sein, denn ansonsten passt zeitlich alles zusammen – das Ende des Konzerts, die erste Phase der Autofahrt. Als der Motor ausfiel, muss es fast zwölf gewesen sein. Tina, dir ist die Uhr doch am nächsten Tag auch aufgefallen.«

    »Ja.« Mit belegter Stimme meldete sich Tina zu Wort: »Sie ging zwei Stunden und sechzehn Minuten nach. Aber sie lief.«

    »Dann muss sie zwischendurch stehen geblieben sein, vielleicht als der Wagen anhielt und die gesamte Elektronik ausfiel. Und als alles wieder arbeitete, hat sie von 00:00 an neu gezählt. Das würde aber nur ein paar fehlende Minuten erklären, nicht über zwei Stunden. Wo warst du in den fehlenden zwei Stunden, Tim?«

    Joes Frage bereitete Tim offensichtlich Stress. Er rutschte auf seinem Stuhl nach vorn und stützte die Kopf in die Hände: »Nirgends! Es gibt keine zwei Stunden! Ich bin unmittelbar nachdem das Licht verschwunden war, weiter gefahren. Und zwar auf dem direkten Weg nach Haus. Warum glaubt mir das niemand?« Tim erschien sichtlich verzweifelt. Hilfe suchend wandte er seine Blicke an Tina, aber auch ihr Gesicht verriet nur Ratlosigkeit. Joe und Anette sahen sich an. Anette nickte unmerklich. Joe sah zu Tim und Tina hinüber.

    »Schon mal was vom Missing Time Syndrom gehört?«, fragte er behutsam.

    »Nein«, kam es zögernd von beiden.

    »Na schön«, begann er, »oder auch nicht! Der Ausdruck stammt von Budd Hopkins, einem amerikanischen Künstler und UFO-Forscher, der sich seit den Siebzigerjahren mit dieser Thematik befasst. Zunächst hatte er bei seinen Forschungen überwiegend mit Schilderungen so genannter CE3-Fälle zu tun. CE3 heißt: close encounter of the third kind, zu deutsch: nahe Begegnung der dritten Art. Dieser Begriff wurde seinerzeit von Alan Hynek geprägt, einem amerikanischen Astrophysiker, der in den Sechzigerjahren mit an der von der US-Regierung in Auftrag gegebenen Erforschung der UFO-Problematik in den USA beteiligt war und anfangs als Skeptiker galt. Erst im über mehrere Jahre laufenden Projekt Blue Book, dem er als Physiker zugeordnet wurde und das zur Erforschung des UFO-Phänomens eingesetzt war, wandelte sich seine Einstellung, weil er erkennen musste, dass tatsächlich eine beträchtliche Anzahl der Fälle nicht mit Fehldeutungen oder naturbedingten Phänomenen oder gar mit Fälschungen zu erklären war. Es gab ein wieder kehrendes Muster in den Beschreibungen, das vermuten ließ, dass das UFO-Phänomen nicht irdischen Ursprungs war. Oder zumindest mit den damaligen und auch noch heutigen technischen Mitteln nicht von dieser Welt oder noch nicht aus unserer Zeit stammen konnte. Eine befriedigende Erklärung gibt es aber bis heute nicht, nur weitere, abenteuerliche Theorien wie Massenhysterie, Zeitreisende, Geisteskrankheiten, Einbildung und so weiter. Hynek hatte damals die UFO-Sichtungen in Klassen eingeteilt von CE1 bis CE3, wobei CE3 eine nahe Sichtung eines unbekannten Objektes darstellt, bei der Einzelheiten des Objekts und dessen Flugverhalten beobachtet werden können, Objekte in der Nähe der Beobachter landen und eventuell Insassen zu sehen sind. Hopkins fiel nun auf, dass bei seinen untersuchten Fällen oft ein Zeitraum auftauchte, über den seine in die Begebenheiten verwickelten Personen keinerlei bewusste Erinnerungen hatten. Es fehlte ihnen sozusagen ein kurzer Zeitabschnitt in ihrem Leben, nachdem sie eine UFO-Begegnung der dritten Art hatten.

    Genau wie du jetzt, Tim, konnten diese Personen zwar den Sichtungsvorgang selbst und die damit verbundenen Phänomene beschreiben und hatten den Eindruck, dass das UFO sich kurz danach wieder zurückzog, worauf sie ihre unterbrochenen Aktivitäten fortsetzten. Erst im Nachhinein bemerkten sie eine Zeitdiskrepanz und waren verunsichert. Budd Hopkins fand dann in vielen Sitzungen mit den Betroffenen heraus, dass in dieser verlorenen Zeit weitere Erlebnisse stattgefunden hatten, nur war die bewusste Erinnerung daran geblockt. Er arbeitete von da an mit befreundeten Ärzten und Psychologen zusammen, welche als therapeutische Mittel unter anderem auch Hypnose verwendeten und erkannte, dass dieses ein Weg sein konnte, um seine Klienten per hypnotischer Regression an den Zeitpunkt heranzuführen, wo die nicht bewusst erinnerten Erlebnisse stattfanden. – Ich glaube, dass es ratsam ist, es vorerst bei diesen Informationen zu belassen und zu beratschlagen, wie wir nun weiter vorgehen wollen.«

    Tim stieß hart die Luft aus. Die letzten Minuten hatte er angespannt zugehört. Er schwitzte, schüttelte den Kopf und sah nach oben. Tina, die für eine Weile still war, ergriff das Wort: »Glaubt ihr etwa den ganzen Käse? Joe, ich weiß von Anette, dass du dich lange mit diesem Thema befasst, aber ich weiß auch, dass du eine blühende Fantasie hast! Für mich hört sich das alles an wie Science-Fiction!«

    Joe lächelte in sich hinein. Seine grünen Augen auf Tina gerichtet, schüttelte er langsam den Kopf und fuhr sich mit der rechten Hand durch das längere Nackenhaar. Er kräuselte kurz die Nase, wobei sein Bart, der den Mund umrahmte, mit zuckte.

    »In diesem Falle weiß ich schon zwischen Fantasie und nüchternen Tatsachen zu unterscheiden, Tina. Die Indizien sind zu eindeutig, um sie als Fantasieprodukt weg zu schieben. Ich weiß, dass es unbequem ist und Überwindung kostet, sich mit der Möglichkeit auseinander zu setzen, dass da doch etwas Außergewöhnliches mit Tim passiert ist. Oder meinst du, er würde freiwillig über längere Zeit so etwas als Deckgeschichte für, sagen wir, ein banales Abenteuer am Rande eines tollen Rockspektakels aufrecht erhalten wollen? Vor allem, wo jetzt schon vier Personen um die Sache wissen?«

    »Ach, ich weiß es nicht! Ich kann an so was nicht glauben. Das macht mir ja auch Angst.«

    »Normale Reaktion! Auch weil du dich bisher nie damit auseinander gesetzt hast. Ich kann dir gern ein paar Bücher dazu geben. Das hilft dir vielleicht, deine Sichtweise zu ändern oder zu akzeptieren, dass in der Sache mit den UFOs doch ein Körnchen Wahrheit stecken muss.«

    »Ich … könnte ihm vielleicht helfen«, meldete sich Anette leise. »Ich habe letztes Jahr einen Hypnosekurs besucht und ein Zertifikat dafür bekommen. In der Zwischenzeit habe ich bei einigen meiner Kunden Hypnose als Entspannungsmittel und zur Beeinflussung von Suchtverhalten angewandt

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