Rommé und Rotwein: Mit dem VW-Bus unterwegs in Griechenland und Italien
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Jutta Ebersberg
Jutta Ebersberg, geboren 1955 in Rastatt, aufgewachsen in Bühl, lebt seit 1975 in Karlsruhe und genießt nun den Ruhestand.
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Book preview
Rommé und Rotwein - Jutta Ebersberg
Italien
Griechenland
Herzlich willkommen zu einer Reise in ein anderes Land und, wenn man so will, in eine andere Zeit – April 1979 -, eine Zeit, in der wir noch nichts vom Euro wussten, sondern im eigenen Land mit der D-Mark bezahlten und jenseits der Grenze in die entsprechende Währung umrechneten, in diesem Fall die griechische Drachme. Fotografiert wurde noch mit einer Kamera, in die man Filme einlegen musste, die man nach der Reise im Fotogeschäft abgab und Tage später Farbabzüge abholte. Es war jedes Mal der gleiche Ablauf: der Händler fragte: „Wollen Sie die Bilder vorher kurz ansehen?, ich antwortete: „Nein, sie werden schon recht geworden sein!
und lief eilig nach Hause, um zu sehen, ob es tatsächlich so war.
Das Wort „Navigationssystem" existierte noch nicht, ich konnte auch keine Route aus dem Internet ausdrucken, sondern meldete mich beim ADAC und empfing ein Tourenpaket, verbunden mit guten Wünschen für die Reise. Zu Hause setzte ich mich hin, studierte Landkarten, las im Reiseführer, besprach mich mit Bekannten, die schon einmal ähnliche Pläne hatten und legte dann eine grobe Route fest, bereit, mich von der Wirklichkeit korrigieren zu lassen.
Ich möchte damit weder eine „gute alte Zeit beschwören, noch die Errungenschaften moderner Technik in ein fragwürdiges Licht setzen – ich möchte Sie nur davor warnen, das Gelesene eins zu eins umsetzen zu wollen und dann erfahren zu müssen, dass inzwischen einige Jahre ins Land gegangen sind, und manches in einem anderen „Glanz
(?) erstrahlt. Mir ging es bereits zwei Jahre nach der ersten Reise so, dass ich an manchen Orten bedauerte, sie nicht mehr so unberührt wiederfinden zu können, wie ich sie in Erinnerung hatte!
Mit wem sind Sie unterwegs? Mit zwei jungen Krankenschwestern, Anfang zwanzig, die gerade ihr Examen hinter sich gebracht haben und mit ihrem Arbeitgeber gegen jede Regel vereinbart haben, ihren Dienstvertrag mit einem vierwöchigen Urlaub zu beginnen!
Wochenende 31.3./1.4.
Am Wochenende kauften Claudia und ich den nötigen Proviant und begannen mit der Packerei. Es ist unglaublich, was man für vier Wochen alles braucht, dabei ist ja noch nicht einmal heraus, ob wir das alles wirklich brauchen, denn wir haben ja keine Ahnung, was an klimatischen Verhältnissen auf uns zukommt.
Als ich zu Hause - in Bühl, dem Ort, der für seine Zwetschgen bekannt ist -, den VW-Bus abholte, erklärte mir mein Bruder, dass wir auf keinen Fall in Taschen packen sollten – Taschen sind die reine Verschwendung, was den Platz anbelangt! Er muss es wissen, er hat dieses Auto eingerichtet. Dieser VW-Bus ist ein echtes „Unikat: serienmäßig sind nur der Fahrer- und der Beifahrersitz, der Rest ist liebevolle Handarbeit: maßgezimmerte Schränkchen, eine „Kochkiste
- darin wird natürlich nicht gekocht, sondern sie hat die Maße für eine Kühltasche und zusätzliches Kochgeschirr, für einen kleinen Gaskocher und Kartuschen - und eine große Ablagefläche, die abends mit einigem Aufwand zum Schlaflager umfunktioniert wird. Meine Mutter hat dunkelrote Vorhängchen genäht für die Fenster ringsum, mit einer zusätzlichen flexiblen Vorhangstange, die die Schlafecke auch nach vorne schützt. Mit dem gleichen Stoff - er hat ein leichtes Karo, das ihn heiter erscheinen lässt - hat sie dünne Schaumstoffauflagen bezogen, die zwar nicht gerade den Komfort einer rückengerechten Matratze bieten, aber auch keinen unnötigen Platz beanspruchen.
Hinter dem Beifahrersitz hält ein Riemen den Campingtisch und zwei Klappstühle fest – alles genau durchdacht und bemessen.
Versorgt mit guten Wünschen und Ratschlägen - „Fahrt vorsichtig!" - fuhr ich zurück nach Karlsruhe, und Claudia und ich packten um, denn wir hatten natürlich tatsächlich alles in Taschen verstaut. Aber: wo mein Bruder recht hat, da hat er recht: ohne Taschen ließ sich alles viel leichter unterbringen, und kleine Nischen konnten besser genutzt werden.
Dieser orangerote VW-Bus sollte also für die nächsten vier Wochen unser mobiles zu Hause sein.
Montag, 2.4.
Angeblich hat ja „Morgenstund Gold im Mund, und so waren Claudia und ich um 5.30 Uhr bei unserer zukünftigen Stationsschwester zum Frühstück eingeladen. Es ist ein schöner Urlaubsbeginn, wenn man sich an einen liebevoll gedeckten Frühstückstisch setzen kann, und wir selbst hätten um diese Uhrzeit mit Sicherheit keinen solchen Aufwand betrieben – schon alleine wegen des anschließenden Abwasches! Es hätte vermutlich einen schnellen Kaffee gegeben, mit der Hoffnung auf eine baldige Rast. Um 6.30 Uhr starteten wir dann mit unserem Bus, den Sr. Irma spontan „Traugott
nannte – also gut, nun hatte unser Gefährt sogar einen Namen!
Es ist ein herrliches Fahrgefühl: man sitzt relativ „erhaben" und hat eine ganz andere Sicht. Sehr gewöhnungsbedürftig für uns war, dass Traugott am Berg seine große Schwäche zeigte, und auf der A8 hatte er dazu reichlich Möglichkeiten! Er zieht einfach nicht richtig, und damit fällt man nicht nur unangenehm auf, sondern auch reichlich zurück. Wir entwickelten mit der Zeit ein gewisses Verständnis für LKW-Fahrer und ihre mühsamen Überholmanöver.
Alle zwei Stunden machten wir eine kleine Pause, Claudia turnte, ich sprang Seil, und ab und zu aßen wir etwas. In Bayern sahen wir dann den ersten Schnee. Wir waren echt überrascht: die Wiesen entlang der Straße waren z.T. dick verschneit – so viel zum Thema „klimatische Verhältnisse"! Schließlich kamen die Berge in Sicht, und von nun an hatten wir ein ungeheuer beeindruckendes Panorama um uns: schneebedeckt und von der Sonne beschienen!
Gegen 13.00 Uhr fuhren wir über die österreichische Grenze, und schlagartig waren die Straßen absolut frei, nur ab und zu ein Auto. Wir kamen insgesamt durch sieben Tunnel und konnten auch die einzelnen Bauabschnitte der Tauernautobahn verfolgen (F12-L34). Teilweise war