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Orlandos Erzählungen - Atlantis 200.000 BC: Roman
Orlandos Erzählungen - Atlantis 200.000 BC: Roman
Orlandos Erzählungen - Atlantis 200.000 BC: Roman
Ebook357 pages8 hours

Orlandos Erzählungen - Atlantis 200.000 BC: Roman

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About this ebook

Der Kampf um Atlantis geht weiter. Die fünf Freunde durften sich nur kurze Zeit in Sicherheit wiegen. Die anscheinend friedliche Phase auf Atlantis, die nach der Zerstörung des Planeten Meteoras eintrat, wird abrupt durch den Angriff eines Androiden auf Artos, Susan, Raneb und Nefretari beendet. Es wird immer schwieriger Freund und Feind zu unterscheiden. Verrat, Gier und die Sucht nach Macht treten bei einigen Senatoren, die eigentlich dem Wohle der atlantischen Bevölkerung verpflichtet wären, in den Vordergrund ihrer Handlungsweisen.
Orlando Heart berichtet seinen beiden Vertrauten und Freunden Frank und Julie Ross von seinem Leben in einer Zeit vor über 200.000 Jahren. Besorgt um den Seelenzustand Orlandos, nach dessen Fehleinschätzung der Liebesfähigkeit einer Frau, schlägt Frank Ross eine Reise nach Bali vor. Dort arbeitet eine Doktorandin der Universität Princeton. Orlando willigt ein und lernt auf Bali, der mystischen Insel, eine neue, vertrauenswürdige Liebe kennen.
LanguageDeutsch
Release dateOct 26, 2013
ISBN9783732273980
Orlandos Erzählungen - Atlantis 200.000 BC: Roman
Author

Roland S. Herzhauser

Roland S. Herzhauser, geboren 1946, absolvierte nach dem Studium der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Wirtschaftspsychologie die Ausbildung zum Heilpraktiker. Seit 1978 ist Roland S. Herz-hauser in eigener Praxis mit Schwerpunkt Reinkarnationstherapie und Hypnoseverfahren tätig. Persönliches Interesse führte ihn schon in seiner Jugend zur Reinkarnationstheorie. Diese Theorie zu erforschen und Erfahrungen darüber zu sammeln, stellte er in den Vordergrund seiner Therapien. 2011 erschien von ihm bereits der Roman »Orlandos Erzählungen – Warum liebtest du mich in Atlantis?«.

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    Book preview

    Orlandos Erzählungen - Atlantis 200.000 BC - Roland S. Herzhauser

    Gutes.«

    PRINCETON

    22. Dezember 2005. Müde von dem langen Flug blickte Orlando aus dem Seitenfenster des Taxis. Während er die Zeit im Flugzeug im Halbschlaf verbrachte, hatten ihn die Erinnerungen an seine Existenz in Atlantis wieder eingeholt. Der Angriff des Androiden leitete damals eine neue Episode im Kampf der Alliierten gegen Niltan II ein.

    Orlando gab sich der Hoffnung hin, dass die Fahrt vom Flughafen Princetons zum Anwesen von Frank Ross und seiner Familie zügig voranginge. Doch die Rushhour und die örtliche Witterungslage arbeiteten massiv gegen sein Wunschdenken. Aus tief hängenden, grauen Wolken schwebten dicke Schneeflocken herab und steigerten sich in wenigen Augenblicken zu dichtem Schneetreiben, das nur wenige Meter Sicht erlaubte. Lautlos legte sich das Weiß auf die Frontscheibe des orangefarbenen Taxis, das sich mühsam eine Spur in der tief verschneiten Stanley Avenue bahnte. Die Scheibenwischer, auf die schnellste Stufe gestellt, schafften es nicht, die Scheibe freizuhalten. Hochkonzentriert lenkte der Fahrer sein Gefährt vor das Haus Nummer 12.

    »Wir sind da.« Dem Tonfall der Stimme des Taxifahrers war seine Erleichterung über das Ende seiner Fahrt anzuhören. Orlando Heart, der ruhig und nachdenklich im Fond des in die Jahre gekommenen Fahrzeugs saß, nickte dem Fahrer zu, reichte ihm drei Zwanzig-Dollar-Noten und öffnete die Tür des Fahrzeugs. Er ergriff seinen kleinen Reisekoffer, den er auf der Rückbank des Taxis deponiert hatte, und eilte durch eine freigeschaufelte Schneise auf die Haustür von Nummer 12 zu. Noch bevor er diese erreichte, wurde sie von einem über das ganze Gesicht strahlenden Frank Ross aufgerissen. In eine dicke, braun gemusterte, wollene Weste gehüllt, füllte dieser die Türöffnung komplett aus. Ohne ein Wort zu sagen, drückte er seinen Freund an sich.

    Frank musterte Orlando aufmerksam.

    »Endlich, wir haben uns schon Sorgen gemacht. Dieses scheußliche Wetter. Nun schneit es schon seit vier Tagen unaufhörlich. Der städtische Räumdienst kann mit diesem Wettlauf ›heftigste Schneetreiben gegen Räumfahrzeuge‹ nicht mithalten. – Doch komm rein, hier draußen ist es ziemlich ungemütlich.«

    Mit diesen Worten zog Frank Orlando die fünf Stufen ins Haus. Julie, Ehefrau von Frank, stand derweil feixend im Flur und meinte nur, als Orlando sie umarmte: »Männer!«

    Der Zimtgeruch des Glühweins lag schon seit einiger Zeit in der Luft, als Julie Orlando fragend anschaute.

    »Orlando, wie geht es dir?«

    In Gedanken versunken, betrachtete Orlando sein fast leeres Glas mit dem duftenden Glühwein.

    »Orlando?«

    »Oh, Julie, bitte entschuldige, ich war gerade abwesend. Was wolltest du wissen?«

    »Ich fragte nur, wie es dir geht.«

    Julie, die im Krankenhaus von Princeton arbeitende Ärztin, hatte ihren diagnostisch hinterfragenden, kritischen Blick aufgesetzt.

    »Danke«, Orlando warf einen schnellen Blick zu Frank. Dieser zuckte nur mit den Schultern und blickte an die Decke.

    »Wie ›danke‹, danke gut oder danke schlecht?«

    »Julie, seit vielen Jahren kenne und verehre ich dich. In dieser Zeit hast du deine direkte Art, deine spezielle Fragetechnik, die mir schon immer gefiel, beibehalten. – Ja, gut, denke ich.«

    »Orlando, komm. Du bist ein Schmeichler, aber ich kenne dich genauso gut wie du mich. Ich muss nur in deine Augen schauen um einigermaßen zu erkennen, wie es in dir aussieht.«

    »Julie, lass doch Orlando erst mal richtig ankommen. Wenn er sein Herz bei dir ausschütten will, wird er es, wenn die Zeit für ihn gekommen ist, schon tun.« Frank Ross blickte seine Frau mahnend an.

    »Ach Frank, wie oft haben wir in dieser Runde schon über Dualseelen, über die Energien, die sich beim Wiederfinden von Dualseelen freisetzen, gesprochen? Ich verstehe Julie, dass sie, als meine Vertraute, als meine Freundin und deine Frau, wissen möchte, wie ich hier und heute fühle.«

    Orlando holte tief Luft.

    »Julie, willst du wirklich wissen, wie es mir, nach den Erfahrungen des diesjährigen Spätsommers, heute geht?«

    »Hätte ich sonst gefragt?« Julie nippte an ihrem Glühwein und blickte Orlando herausfordernd an.

    Orlando erwiderte Julies Blick und antwortete nach kurzer Pause:

    »Julie, in der ersten Zeit nach der Episode mit dieser Frau zweifelte ich an mir. Ich vertraute, ich sah mich als Teil von etwas Größerem und wurde maßlos enttäuscht. Momentan kann ich meine Empfindungen, meine Gefühle nur so benennen: Am Anfang überwog die Freude über das Schöne, das ich mit dieser Frau in den ersten Tagen unseres Zusammenseins erlebte. Doch schon nach kurzer Zeit änderte sich ihr Verhalten mir gegenüber. Es wäre müßig auf Einzelheiten einzugehen. Nur einen Punkt möchte ich erwähnen. Immer wieder wurde ich mit Verhaltensweisen, auch Aussagen von ihr konfrontiert, die mir zeigten, dass unser Altersunterschied für sie untragbar ist. Und als absolutes Highlight des negativ Möglichen erhielt ich vor einigen Tagen einen Brief ohne Absender, maschinengeschrieben. Dieser Brief kam von ihr. Der Inhalt des Briefes lautete in etwa: Hallo Orlando, ich kam zur Erkenntnis, dass in mir keinerlei Gefühle mehr für dich vorhanden sind. Das Dualseelenthema habe ich nach reiflicher Überlegung ad acta gelegt. Ich habe mich getäuscht! Es ist das Beste, wir sehen uns nicht mehr. Lebe du dein Leben, zu dem ich dir alles Gute wünsche. Vielleicht wirst du deine ersehnte Dualseele finden. Ich bin sie nicht! Eine gemeinsame Zukunft für uns kann und wird es nicht geben. Bitte versuche mich nicht zu erreichen, mich anzurufen oder mich zu treffen. Meine Entscheidung steht fest! – Conny.

    Das war es wohl. – Ich weiß wirklich nicht, bin ich erleichtert oder empört? Einesteils war ich traurig, doch andererseits erleichtert. Ich fragte mich: Wie konnte ich mich so täuschen? Ich, der ich gerade bezüglich der Dualseelenthematik die ganzen Jahre übervorsichtig war. Welcher Leichtsinn ritt mich, dass ich so unkritisch mit meinen geheimsten Wünschen umging?«

    Julie schmiegte sich wortlos an Frank, der neben ihr auf der bequemen, cremefarbenen Couch saß. Eine große Stehlampe, deren Leuchtmittel durch einen großen leinenen Schirm verdeckt wurde, verbreitete ein angenehmes, warmes Licht. Sie blickte Orlando mitfühlend an.

    Dieser leerte mit einem kräftigen Schluck sein Glas und schenkte sich nochmals von dem heißen Wein nach. Frank legte seinen Arm um seine Frau und blickte in den Kamin, in dem ein großes Birkenholzscheit ruhig vor sich hinbrannte. Für einen Augenblick war es still im Raum. Julie schaute stumm in Orlandos Augen, in denen sie seine Enttäuschung zu sehen glaubte. Leise, fast zögerlich, fuhr Orlando fort:

    »Damals war ich angetan von ihrer Ausstrahlung, von ihrem Esprit, von ihrem Aussehen, von ihrem Lachen.«

    Orlando warf einen Blick zu Julie hin.

    »Habe ich es erwähnt? Frank sah Conny auch einmal flüchtig. Sie verließ gerade das Haus, als er durch die Tür trat.«

    Frank nickte zur Bestätigung kurz und drückte Julie fester an sich.

    Ohne eine weitere Bekräftigung seiner Aussage abzuwarten, sprach Orlando weiter:

    »Ich war begeistert von ihrem Charme, ihrer Figur, ihrer Art sich zu kleiden, sich zu bewegen, ihrem Witz, ihrem Intellekt und, last but not least, von ihren grünen Augen. Diese Augen leuchteten wie das taufrische Gras einer Frühlingswiese im Morgenlicht. Ich wurde verführt von ihrem roten Mund und ihren weißen Zähnen. Sie konnte so herzhaft lachen. Zu Beginn dachte ich, sie sei es. Doch ich hatte mich getäuscht. Die Liebe, die mir meine Dualseele entgegenbringen müsste, erfuhr ich leider nicht. Letztendlich bin ich von meiner Fehleinschätzung enttäuscht!«

    Orlando schwieg nach dieser Ausführung. In seinen Augen sah Julie wieder jenen tieftraurigen Ausdruck, den sie schon seit seiner Ankunft bemerkt hatte.

    Julie kannte Orlando seit ihrer Studentenzeit. Sie mochte ihn schon vom ersten Kontakt auf dem Campus der Princeton-Universität. Damals, als lebenslustige, junge Medizinstudentin, erschien ihr Orlando zu ernst, zu introvertiert. Oft saß er ruhig neben Frank und weiteren Kommilitonen und war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Zu jener Zeit entdeckte sie ihre Zuneigung zu Frank Ross. Frank war der lebenslustige und offensiv Vorpreschende der beiden Freunde. Seine Art imponierte ihr, machte ihn anziehend für sie.

    »Orlandos Augen«, offenbarte sie nach ihrer Hochzeit Frank, »seine Augen geben mir das Gefühl, ich stürze in eine Tiefe, die ich nicht ausloten kann, in der ich mich verliere, die mir Angst macht.«

    Frank antwortete ihr damals: »Orlando ist eine sehr reife Seele. Wir haben uns oft über Philosophie, über Psychologie, über die Liebe und die Menschen, auch über unsere Wunschpartnerinnen unterhalten. Ich habe meine gefunden, ob er seine überhaupt finden wird, das, meine liebe Julie, kann ich dir nicht sagen. Orlando hat so seine eigenen Vorstellungen.«

    Zärtlich streichelte Frank die Hand seiner Frau, an der ihr goldener Ehering glänzte.

    »Doch er trägt tief in sich ein eigenes Bild von der Liebe, von der Frau, mit der er sein Leben teilen möchte. Zu Beginn unserer Freundschaft dachte ich, er sei menschenscheu. Aber das ist er nicht. Orlando beobachtet sehr genau und ist, wenn man ihn näher kennt, wie du mittlerweile weißt, sehr liebenswert, kommunikativ und offen. Nur, und darin sehe ich ein großes Problem für ihn, er wartet auf eine Seele, auf deren Ankunft er seit langer Zeit hofft. Er ersehnt seine Dualseele. Nur mit dieser, so glaubt er, kann er wirklich glücklich werden. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er diese Seele, diese Frau, dass es eine Frau ist, davon ist er fest überzeugt, in seiner Nähe haben kann, dass er sie in den Arm nehmen und glücklich mit ihr werden darf. Weißt du, Orlando ist zu einer tiefen Liebe fähig, diese Liebe muss aber seine Vorstellungen von Treue, Beständigkeit und Nachhaltigkeit beinhalten. Wäre dies nicht der Fall, ließe er sich dennoch auf eine Beziehung ein, die seine Vorstellungen der Liebe im Nachhinein nicht erfüllt, dann weiß ich auch nicht, wie er darauf reagieren würde. – Ich wünsche ihm, dass er diese Frau trifft und dass er so glücklich wird, wie ich es mit dir bin.«

    »Oh je, da hat er noch was vor sich. Wo gibt es diese Frau, die seine Erwartungen erfüllt? – Frank, ich glaube, bis diese Frau in Orlandos Leben tritt, werden noch einige Jahre ins Land gehen.«

    Frank räusperte sich und erhob sein Glas.

    »Julie, Orlando, lasst uns auf unsere Freundschaft, auf unser Wiedersehen trinken. Lasst uns die nächsten Tage mit guten Gesprächen, mit gemütlichem Beisammensein genießen.«

    Zu Orlando gewandt: »Mein Freund, an dich hätte ich eine große Bitte. Bitte erkläre mir und Julie, wenn du magst, in den nächsten Tagen dein Wissen über Dualseelen, deine Ansichten über die sich aufbauenden Energien beim Zusammentreffen dieser Seelen und auch über deine persönlichen Erfahrungen betreffend der Dualseelenthematik. Erfüllst du mir und Julie diesen Wunsch?«

    Geistesabwesend, tief in Gedanken versunken, nickte Orlando. Die Bitte Franks trat wie aus weiter Ferne an sein Ohr. Er fragte sich zum tausendsten Mal: Warum? Warum war er sich bei Conny so sicher? Warum glaubte er an ihre Liebe zu ihm? Warum glaubte er an die Liebesfähigkeit dieser Frau, eine Fähigkeit, die sie anscheinend nicht besaß? Warum war er so blind und warum tappte er, der Vorsichtige, in so eine verhängnisvolle Beziehung mit einer liebesunfähigen Frau?

    »Orlando! Wo bist du denn?«

    In Julies Stimme vernahm er einen tadelnden Unterton.

    »Bitte entschuldige. Deine Frage bewirkte, dass meine Gedanken sich selbstständig machten und wieder einmal versuchten, das Vergangene zu verstehen.«

    »Orlando, ich weiß, es ist kein Trost. Aber dennoch: Die Zeit heilt alle Wunden. – Glaube an dich und vertraue deiner Führung. Ich bin mir sicher. Auch du wirst dein Glück finden. Du hast dir deine Ziellatte nur ziemlich hoch gehängt. – Aber ich fühle es. Die Zeit, in der sich deine Wünsche erfüllen, wird kommen.«

    »Danke, Julie. Aber nun bin ich müde. Es ist für mich an der Zeit zu Bett zu gehen. Das Thema der Dualseelen möchte ich morgen mit dir, mit euch besprechen. – Vielleicht bekomme ich dadurch auch für mich mehr Klarheit.«

    Mit diesen Worten erhob sich Orlando, beugte sich zu Julie und Frank, die auf der Couch sitzen blieben, runter, streichelte kurz beider Hände und begab sich in das Gästezimmer.

    Orlando lag wach in seinem Bett. Die Erinnerungen an seine große Liebe in Atlantis, an sein Leben in jener hoch entwickelten, technologischen Kultur holten ihn wieder ein. Endlich fiel er in einen unruhigen Schlaf, in dem sich Szenen aus Atlantis aus seinem Unterbewusstsein erhoben.

    SONDERSITZUNG

    Das Parlamentsgebäude der Alliierten Regierung des Mars und der Erde stand im Zentrum des Regierungsviertels von Atlantis City, inmitten einer gepflegten Parklandschaft. Eine Seitenlinie der quadratischen Grundfläche des pyramidenförmigen Bauwerks betrug dreihundert Meter. Zweihundert Meter erhob sich das imposante Gebäude in die Höhe. Die Regierungspyramide beeindruckte nicht nur durch ihre makellose Architektur. Die Außenfassade brach das Sonnenlicht in seine Spektralfarben auf und verwandelte die nähere Umgebung durch die Reflexion der Sonnenstrahlen in eine Märchenwelt des Lichtes. Auch die technischen Installationen befanden sich auf dem neuesten Erkenntnisstand der atlantischen Wissenschaft. In den von innen transparenten Außenwänden wurde die Energie des Sonnenlichtes gespeichert und als Heizung und Kühlung sowie für die Schutzinstallationen des gesamten Areals verwendet. Die restlichen Regierungs- und Verwaltungsgebäude von Atlantis City wirkten, trotz ihrer jeweils imponierenden Architektur, gegen die Pyramide relativ bescheiden.

    In dem kreisrunden, neunzig Meter messenden Sitzungssaal, der sich im vierten Stockwerk des Gebäudes befand, herrschte helle Aufregung.

    »Ruhe, ich bitte um Ruhe!« Laut erklang die ärgerliche Stimme des Sitzungspräsidenten Echna durch das Plenum. Echna, ein integrer Herr mit über siebzig Jahren, zeichnete sich durch einen glasklaren Verstand, langjährige politische Erfahrung und große, gelebte Empathie aus. Seine ehemals hellblonden Haare wichen in den letzten Jahren mehr und mehr den silbernen Strähnen. Er selbst hatte in der jüngsten Vergangenheit, als Vertrauter des Präsidenten der Allianz, Tuschratta, durch unzählige Gespräche mit diesem, mit General Thot und Oberst Monsun das verbrecherische Treiben Niltans II verfolgen können. Die anwesenden Senatoren, überwiegend im fortgeschrittenen Alter und wohlbeleibt, stritten lautstark über die ihnen vorliegende Tagungsordnung, die lediglich aus einem Punkt bestand. »Meteoras« lasen sie auf ihren elektronischen Tischtabletts.

    »Ich haben heute diese Sondersitzung auf Veranlassung einiger Senatoren unter Vorsitz des Senators Anubis einberufen, um aus dem Mund der im Krieg Beteiligten zu erfahren, was im Weltraum geschehen ist. Wir wollen wissen, wie es zu dieser planetaren Katastrophe kommen konnte und warum sie nicht zu verhindern war.« Laut erklang die Stimme Tuschrattas durch den Saal.

    Zustimmendes Gemurmel erhob sich im Senat. Im Halbkreis, nur durch Gänge getrennt, waren sieben Sitzreihen mit bequemen Sesseln für die Senatoren angeordnet. Den Sitzreihen gegenüber befand sich der Platz des Sitzungspräsidenten. Dieser saß leicht erhöht hinter einem Steuerpult, von dem aus er den einzelnen Senatoren ihre Platzmikrofone freischalten konnte. Im freien Raum vor ihm hatte man zwei weitere Sitzbänke mit jeweils fünf Einzelsitzplätzen eingerichtet. Vor ihnen stand ein Rednerpult, das dem Halbkreis der Senatorensitze gegenüber aufgestellt war. Die Plätze der Senatoren waren bis auf den letzten Platz besetzt. Fünf Meter über der obersten Sitzreihe befand sich die Empore für Besucher. Auch hier drängten sich viele Menschen. Teils Soldaten, teils Berichterstatter, Studenten, Rentner und Schüler.

    »Senator Anubis bat um das Wort. – Bitte Senator, beginnen Sie!«

    Ein glatzköpfiger, übergewichtiger, klein gewachsener Senator mit listigen, kleinen Augen, gekleidet in eine strahlend weiße Toga, erhob sich von seinem Platz. Theatralisch breitete er seine Arme aus.

    »Dies hier ist unsere Welt. Oder soll ich sagen, war unsere Welt. Eine Welt des Wohlstandes und der Zufriedenheit. Unsere Ahnen forschten, lebten und ließen leben. Im Laufe unserer Entwicklung besiedelten sie den Mars, errichteten dort Prachtbauten, kultivierten das Land und bauten Rohstoffe ab. Damals wie heute waren und sind wir auf diese Rohstoffe angewiesen. Wir benötigen – und hier muss ich sagen, benötigten diese für unseren Wohlstand. Auf Meteoras bildete sich, schon bald nach dessen Besiedelung, eine eigene Regierung. Diese Regierung strebte bereits nach wenigen Lebensaltern ihre Befreiung durch die Allianz an. Wer wollte ihr das verdenken? Es ist exakt, ich habe in den alten Annalen recherchiert, neunhundertdreiundfünfzig Jahre her, als sich Meteoras von der Erde lossagte und eine eigene Regierung, unabhängig von Atlantis, ins Leben rief. Nicht jeder in Atlantis war damit einverstanden. Unsere damaligen Senatoren bildeten mit dem Mars, der auch eine eigene Regierung hatte, die von den Bewohnern des Mars gewählt wurde, eine Allianz. Diese Geschichte lernen unsere Kinder in der Schule. Warum, weshalb dies geschehen ist? Niemand kennt noch die wahren Beweggründe. Aber es war nun mal so. In den Reihen der Allianz keimte bereits in frühen Jahren eine, so sehe ich es heute, völlig unbegründete Abneigung gegen den Planeten Meteoras, die Art seiner Rohstoffgewinnung und seine Regierung auf. Unsere Botschaft berichtete schon in den ersten Jahren ihrer Existenz auf Meteoras von menschenverachtendem Verhalten der dortigen Regierung. Die Botschafter wurden nicht müde, von Gefangenenlagern und Strafexpeditionen gegen Andersdenkende zu berichten. – Alles Verleumdung! Ich bin, war, dank meiner guten Geschäftsbeziehungen zu der Regierung von Meteoras wohl der absolute Kenner der dortigen Gegebenheiten. – Meine Herren Senatoren, meiner Erkenntnislage nach wurde Meteoras nicht viel anders regiert als Atlantis und der Mars. Brave Bürger genossen den Schutz des Staates. Verbrecher wurden bestraft. Genau wie auch bei uns.«

    Im Senat war es still geworden. Man hätte eine Stecknadel auf den Boden fallen hören. Anubis fuhr fort: »Sicher, aus unserer übersteigerten, freiheitlichen Sicht betrachtet, lief nicht alles bestens auf Meteoras. Aber hatten wir das Recht, uns in die Obliegenheiten eines anderen Planeten, in die inneren Angelegenheiten der Regierung des Planeten Meteoras einzumischen? Liebe Senatoren, ihr erinnert euch, dass ich mich immer gegen eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten einer anderen Regierung gewandt habe. – Auf meine Stimme hörte man nicht!« Theatralisch erhob er beide Arme anklagend gegen die Decke des Raumes. »Was ist das Resultat dieser Ignoranz meiner Weitsicht?« Zustimmung heischend blickte Senator Anubis in die Runde der Senatoren. Dabei mied er bewusst den Blickkontakt zum Sitzungspräsidenten Echna. »Eine planetare Katastrophe bisher unbekannten Ausmaßes mussten wir erleben. Viele tapfere Soldaten, Söhne, Väter mussten auf beiden Seiten ihr Leben lassen. – Und warum?« Seine Stimme nahm nun einen anklagenden Ton an. Seine ohnehin schon geröteten Wangen liefen dunkelrot an: »Wir mussten zeigen, dass wir die stärkeren, die edleren, die besseren Bewohner dieser Welt sind. Auf Meteoras lebten zwei Milliarden Menschen. Zwei Milliarden! Wir vernichteten zwei Milliarden Leben! Ich frage Sie wiederum: Warum? – Sicher, Niltan II drohte. Aber er drohte doch nur, weil wir ihn provoziert hatten. Und jeder, der Niltan II besser kannte, wusste, dass unter seiner rauen Schale ein mitfühlendes Herz schlug. Ein Herz voller Verantwortung für sein Volk und ein Herz, das sich niemals in die Angelegenheiten einer anderen Regierung eingemischt hätte.«

    Anubis setzte sich und blickte zufrieden in die Runde. Sein Nebensitzer, Senator Teti, vom Habitus her das Gegenteil von Senator Anubis, dünn, lang, mit Hakennase, schüttelte demonstrativ Senator Anubis die Hand.

    Kaum hatte Senator Anubis seine Rede beendet, erhoben sich gut zwei Drittel der Senatoren von ihren Plätzen und schrien ihre Empörung Anubis entgegen. Echna musste einschreiten und lautstark um Ruhe ersuchen. Nachdem sich die aufgeputschte Stimmung etwas gelegt hatte und die Senatoren wieder auf ihren Sitzen saßen, bat Senator Anubis nochmals um das Wort, das ihm auch gewährt wurde.

    »Ergänzend zu meiner vielleicht etwas unvollständigen Ausführung möchte ich Sie noch mit einem weiteren, kriegstreibenden Verhalten unserer Regierung, die sicher in bester Absicht handelte, konfrontieren. Ja, auch ich gehöre dieser Regierung an. Aber – und darauf lege ich größten Wert: Ich stimmte damals gegen die Strafexpedition. Ich sagte ihnen, Niltan II blufft, er will nur testen, wie weit er gehen kann. Die Verantwortung für die Katastrophe auf dem Mars, dass die Atmosphäre des Mars zerstört wurde, müssen wir uns auf unsere Fahne schreiben. Wie hätten Sie sich, meine werten Senatoren, gefühlt, wenn eine Einheit, bestehend aus anormalen Monstern einer feindlich gestimmten Regierung, auf Sie angesetzt worden wäre? Ein Großteil von Ihnen schaut erstaunt? Ja, wissen Sie nichts von der Legion 13, jener Einheit, rekrutiert aus entarteten Gestalten, die Oberst Monsun um sich geschart hat? Jene Einheit, die ständig versuchte, die Alleinherrschaft von Niltan II zu untergraben. Die Aktivitäten dieser Einheit zwangen Niltan II, so erfuhr ich durch meine Mittelsmänner, ein Exempel zu statuieren.«

    Hier unterbrach Sitzungspräsident Echna den geifernden Senator Anubis.

    »Worauf wollen Sie hinaus. Bitte fassen Sie sich kurz!« Echna wurde zunehmend aufgebrachter. Und man sah ihm seinen Unmut an. Es war offensichtlich, dass er sich in keinster Art und Weise mit den Ausführungen von Senator Anubis identifizieren

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