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Nachruhestand
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Ebook123 pages1 hour

Nachruhestand

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About this ebook

Von der Verwirrung über die Ausstrahlung eines der besten Western aller Zeiten über die Frage eines Versicherungsunternehmens nach einer potenziellen Gefährdung im Haushalt bis hin zu einem erlebnisreichen Erwerb eines Rucksacks wird der Leser vom Autor in einen Sog von Begebenheiten aus dem Alltag gezogen, die ihm zuweilen die Haare zu Berge stehen lassen.
LanguageDeutsch
Release dateAug 10, 2013
ISBN9783732206087
Nachruhestand
Author

Raniero Spahn

Raniero Spahn, Jahrgang 1946, lebt im Ruhrgebiet. Der vorliegende Band ist das Erstlingswerk des Autors. Ein weiterer Band ist in Vorbereitung.

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    Nachruhestand - Raniero Spahn

    Raniero Spahn

    Nachruhestand

    Satirische Erzählungen

    Books on Demand

    Tage wie auch nächtelang hat sich der Autor mit der Definition des Begriffs Nachruhestand beschäftigt. Als selbst hundertfaches googeln kein Ergebnis brachte, verfasste er eine eigene ungegoogelte Definition:

    Als Nachruhestand bezeichnet man diejenige Zeitphase, die der des Vorruhestandes diametral gegenüber steht

    Die einzige Frage, die nun noch offen bleibt, ist die Frage nach der Definition des Begriffs Ruhestand. Doch damit sollen sich andere beschäftigen…

    Eindhoven, 07. Februar 2010

    Raniero Spahn, Jahrgang 1946, lebt in Duisburg. Der vorliegende Band ist das fünfte Werk des Autors. Ein weiterer Band ist in Vorbereitung.

    Inhalt

    Zum Träumen

    Der Anrufbeantworter

    Ein unlösbares Problem

    SMS

    Zwölf Uhr mittags

    Nachruhestand

    Gute Fahrt

    Eine schwere Entscheidung

    Ein besonderer Tag

    Das delikate Kuvert

    Der neue Rucksack

    Eine seriöse Beziehung

    Pedanterie

    Der neue Job

    Eine potenzielle Gefährdung

    Offene Worte

    Die Bewerbung

    Scan as you can

    Wach geküsst

    Hintersinn

    Zum Träumen

    »Es gibt Mädchen so zum Träumen…«, summte Carsten Dagelo die Anfangsmelodie des bekannten Evergreens vor sich hin, als er aus dem Auto stieg.

    Gemütlich schlenderte er auf das kleine Stehcafe zu.

    Er liebte dieses Cafe, besonders seit es dort seit einiger Zeit in der Tat ein Mädchen zum Träumen, ein elfenhaftes Wesen Mitte zwanzig, gab, das mit leichter Hand die Frühstücksbrötchen samt Kaffee servierte.

    Carsten Dagelo war seit mehr als fünfundzwanzig Jahren verheiratet, mehr oder weniger glücklich, wie nicht wenige seiner Zeitgenossen im Freundes- und Bekanntenkreis, und er war darüber hinaus mit einem Sohn, einem Studiosus, im so genannten heiratsfähigen Alter gesegnet, der noch in seinem Haushalt lebte. Ein Mann in den besten Jahren also, und getreu dem eingangs erwähnten Evergreen fand er nichts dabei, dass man in diesem Alter durchaus noch von Mädchen träumen könne, solange man den Schlussrefrain des Schlagers beherzige, der da lautet: …aber einmal kommt die eine, wo man bleibt.

    Hierbei befand sich Carsten übrigens in vollständiger Übereinstimmung mit seiner Ehefrau, welche die Meinung vertrat, dass Männer sich außer Haus ruhig Appetit holen könnten, von Zeit zu Zeit, zuhause aber gegessen werde.

    Als er das Stehcafe betrat, war es mit der Träumerei abrupt vorbei. Statt des netten Mädchens Mitte zwanzig fand er sich einer rundlichen Mittfünfzigerin gegenüber, die ihm nun absolut nicht zum Träumen geeignet war. Auf die Frage, was er denn wünsche, brachte Carsten nur ein mühsames »Zwei Mettbrötchen und einen Kaffee« heraus, als er auch noch in barschem Ton gefragt wurde.

    »Was für Brötchen?«

    »Zwei Mettbrötchen«, wiederholte er irritiert.

    »Das haben Sie bereits gesagt«, entgegnete die barsche Stimme, »es gibt Körnerbrötchen, Sesambrötchen, sogar Kürbiskornbrötchen, wie soll ich da wissen, was Sie wollen.«

    »Normale Brötchen, bitte«, antwortete Carsten mit ersterbender Stimme und dachte verbittert: ›Das kann doch wohl nicht wahr sein!‹

    Mit der gleichen Verbitterung nahm er anschließend seine hart umkämpften Brötchen samt Kaffee entgegen und suchte seinen Lieblingstisch in der Ecke des Cafes auf, von dem er für gewöhnlich dem munteren Treiben seines Mädchens so zum Träumen zusah. Stattdessen guckte er nun missmutig aus dem Fenster, biss ebenso missmutig in seine Brötchen und spülte ärgerlich den Kaffee herunter. Die Frage, wo die Bedienung, die sonst hier Dienst tat, heute sei, verkniff er sich geflissentlich, da er nicht ohne Grund fürchtete, den ohnehin schon barschen Tonfall der rundlichen Dame noch zu steigern.

    Mit knappem Gruß ohne Lächeln, der auf die gleiche Weise beantwortet wurde, verließ er schließlich das Stehcafe und machte sich auf den Weg ins Büro.

    Auf Carsten kamen schwere Tage zu, hinsichtlich seiner geliebten frühmorgendlichen Angewohnheit.

    Das Mädchen so zum Träumen war verschwunden, über Nacht, und tauchte nicht mehr auf, in dem kleinen Cafe.

    Sein Verhältnis zu der rundlichen Dame hinter der Theke aber, wenn man denn überhaupt von einem Verhältnis sprechen konnte, verbesserte sich absolut nicht, im Gegenteil; beide sprachen nur das nötigste miteinander, wobei die Frau ihren barschen Tonfall nicht verlor und Carsten seinerseits ihr wie ein knurrender Hund antwortete.

    Auf diese Weise geriet das einstmals so geschätzte Frühstück vom Traum immer mehr zum Albtraum, doch auf den Cafebesuch zu verzichten und das Frühstück in seinem Büro einzunehmen, dazu konnte er sich nun doch nicht durchringen, bei aller Selbstquälung.

    ›Wo mag es nur geblieben sein, mein Traummädchen?‹ fragte er sich mit wachsender Verzweiflung. ›Wie lange soll ich den Drachen da noch aushalten?‹

    Doch den Mut, den Drachen zu fragen, wo seine geliebte Elfe verblieben war, hatte er einfach nicht.

    Carstens Frau hatte schon lange bemerkt, dass ihn etwas bedrückte, dazu kannte sie ihn nur allzu lange. Doch auf ihre Fragen hin antwortete er nur ausweichend und begründete seine miese Laune mit zuviel Stress im Büro, was sie kommentarlos hinnahm.

    Als er eines Nachmittags nach Hause kam, durchfuhr ihn mehr als ein freudiger Schreck, gepaart mit äußerster Verwunderung, als er in seinem Wohnzimmer plötzlich sein Mädchen so zum Träumen vorfand.

    Sie saßen am Kaffeetisch, seine Frau und sein Sohn Thomas, gemeinsam mit ihr, die Thomas seinem Vater als seine Freundin und künftige Verlobte Elke vorstellte.

    Die Überraschung war groß, auf beiden Seiten.

    »Sie sind der Vater von Thomas?« hauchte die Elfe mit atemberaubenden Augenaufschlag.

    »Und Sie sind Thomas Freundin«, gab Carsten zurück, »darf ich fragen, warum Sie nicht mehr in dem Cafe arbeiten?«

    »Ihr kennt euch?« zeigte sich seine Frau erstaunt und sah ihren Mann scharf an.

    »Ja, von dem Cafe, in dem ich in den Semesterferien gejobbt habe«, antwortete das Mädchen. »Das ist der nette Mann«, wandte sie sich an Thomas, »von dem ich dir seinerzeit erzählt habe. Du hast aber einen lieben Vater. Nein, so was, wie klein die Welt ist.«

    Während Thomas sich höchst erstaunt darüber zeigte, einen so netten Vater zu haben, warf Carstens Frau ihrem Mann einen durchdringenden Blick zu.

    ›Na, warte‹, schien sie zu sagen, ›von wegen Stress im Büro.‹

    Carsten aber war geradezu überwältigt von seinem Glück.

    Nun hatte er sein Mädchen so zum Träumen wieder gefunden, und bald schon sollte sie sogar zur Familie gehören.

    »Eine Frage noch, Elke«, wandte er sich an seine Schwiegertochter in spe, »ich darf Sie doch so nennen? Die schreckliche Alte, die dort jetzt in dem Cafe arbeitet, in unserem Cafe sozusagen, kennen Sie die näher? Was halten Sie von der?«

    Elke wurde über und über rot, im Gesicht.

    »Die schreckliche Alte«, hauchte sie, nun nicht mehr elfenhaft, sondern mit einem Anflug von Verzweiflung, »das ist meine Mutter. Sie werden sie bald näher kennen lernen.«

    Carsten verdrehte die Augen.

    ›Verdammt noch mal‹, dachte er, ›wie nah doch Traum und Albtraum beieinander liegen können.‹

    Der Anrufbeantworter

    Friedrich Lateral, ein pensionierter Staatsdiener, hatte sich anlässlich seines siebzigsten Geburtstages etwas Außergewöhnliches einfallen lassen.

    Zur Feier dieses Tages, den er im Kreise seiner Familie sowie einiger Freunde begehen wollte, hatte er sich im Vorfeld bereits selbst ein Geschenk gemacht; einen nagelneuen Anrufbeantworter.

    Nun stellt die Tatsache, dass man sich selbst ein solches Gerät zum Geburtstag schenkt, eigentlich nichts Besonderes dar, für Friedrich und sein persönliches Umfeld jedoch glich sie einer Sensation. Zeit seines Lebens hatte er mit technischen Gerätschaften auf Kriegsfuß gestanden und war, so attestierte es ihm sogar seine Ehefrau, gerade noch in der Lage, einen Fernseher ein- und auszuschalten. Mehr brauchte er auch nicht zu tun, weil seine geduldige Frau ihm in dieser Hinsicht alles abnahm, vom Kauf der Geräte bis zur bedienungsgerechten Einstellung.

    Umso größer war

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