Erinnerung an Annette: Der letzte Weg einer außergewöhnlichen und tapferen Frau
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Horst H. Geerken
From 1963 to 1981 Horst H. Geerken lived in the new-born Republic of Indonesia, at a time of upheaval after the end of almost 350 years of colonial rule and exploitation by the Netherlands. As well as working for a major German company there, he thoroughly explored many parts of the Indonesian Archipelago, becoming closely acquainted with the country, it´s peoples and it´s culture.
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Book preview
Erinnerung an Annette - Horst H. Geerken
Indonesien
Dank
Dem Hospiz am Waldkrankenhaus in Bad Godesberg, der Leitung und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich von ganzem Herzen für die liebevolle Pflege und Unterstützung von Annette. Alle Schwestern haben Annette liebevoll und immer geduldig mit viel Zeit umsorgt. Annette hat mir noch aufgetragen, auch allen Schwestern herzlich zu danken. Besondern Dank bin ich der Hospiz-Leitung schuldig, da ich wochenlang mit Annette in ihrem Zimmer wohnen durfte, um sie auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten. Auch dem Sozialtherapeuten und allen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sage ich Dank für ihre aufopfernde Unterstützung bei der nicht einfachen Aufgabe.
Annettes Familie, den vielen Freunden, Bekannten, Kolleginnen und Kollegen, die mit ihren Gedanken oder Besuchen und mit unzähligen lieben Briefen bei Annette waren, sage ich ein herzliches Dankeschön. Immer wieder las ich Annette diese Briefe und Grüße vor, und sie hat sich jedes Mal sehr darüber gefreut. Besonders dankbar bin ich Annettes alter Freundin Sabine, die wöchentlich Annettes liebe Mutter Ilse von Köln nach Bonn zu Annette brachte und die auch die Umschlagseite dieses Büchleins gestaltete.
Besonderer Dank gebührt Annettes Chef, Herrn Professor Georg Schöllgen, dem Inhaber des Lehrstuhls für Alte Kirchengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn, und seiner lieben Ehefrau. Beide, wie auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lehrstuhls wie des Dölger-Instituts, haben Annette während ihrer Erkrankung unterstützt und waren rührend um ihr Wohl bemüht. Alle standen auch mir hilfreich zur Seite. Besonders hervorheben möchte ich hier die wissenschaftlichen Mitarbeiter Hanno Dockter und Daniel Weisser, denen Annette in besonderer Weise verbunden war. Jedes Mal, wenn die beiden Herren Annette besuchten, freute sie sich und ein Strahlen belebte ihr Gesicht.
Es war rührend, wie viele Freunde, Bekannte, Kolleginnen und Kollegen Annette im Hospiz besuchen wollten. Dafür danke ich ganz herzlich. Im Namen von Annette bitte ich jedoch um Verständnis und gleichzeitig um Entschuldigung, dass ein Besuch in vielen Fällen nicht möglich war. Manch unangemeldeter Besuch wurde dann – je nach Annettes Tagesform – auch von den Schwestern oder von mir abgewiesen.
Besuche wurden für Annette zu anstrengend, und nach einem Besuch ging es ihr regelmäßig schlechter. Bereits nach wenigen Tagen im Hospiz hat mich Annette daher gebeten, mit ganz wenigen Ausnahmen keine Besucher mehr zu ihr zu lassen. Sie wollte nur mit mir alleine sein. Das war kein böser Wille, sondern Annettes Selbstschutz.
Annettes Abschiedsbrief an Familie, Freunde, Kolleginnen und Kollegen
Es wird keine Trauerfeier und keine Anzeige über Annettes Tod geben. Annette hat verfügt, dass ihre Asche in aller Stille beigesetzt wird. Dieses kleine Büchlein soll anstelle einer Trauerfeier und einer Anzeige als dauernde Erinnerung an Annette dienen. Es war Annettes Wunsch, sie so in Erinnerung zu behalten wie sie immer war, voller Lebensfreude und Humor. Diese positive Lebenseinstellung hat sie bis zu ihrem Lebensende bewahrt.
Annette hat schon vor weit über einem Jahr einen Abschiedsbrief geschrieben, den ich hier wiedergeben möchte:
Liebe Familie, liebe Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen,
nun, wenn Ihr diesen Brief in Euren Händen haltet, habe ich Abschied genommen, aber ich bin schon heute sicher – immerhin noch unter den Lebenden – dass ich den Übergang gut bewältigen werde, denn der Tod und das Sterben waren für mich immer schon ein Teil meines Lebens.
Euch kann ich leider nicht den ‚üblichen‘ Abschied ermöglichen mit Kirche, Friedhof und dergleichen. Ich möchte so traurige Dinge auch nicht nach Beendigung meines Lebens, während dessen ich so fröhlich auf Erden herumgetanzt bin, anderen zumuten – und mir selbst auch nicht. Ich möchte nicht unter die Erde, da ist es mir zu dunkel und zu nass, Schließlich habe ich – vor allem gegen Ende meines Lebens – ständig gefroren. Ich möchte verbrannt und ausgestreut werden an einem Ort, der mir gefällt. Da kann ich weiter auf Erden herumtanzen. Ich hatte immer ein glückliches Gemüt und habe das auch stets als ein Gottesgeschenk empfunden. Behaltet mich in Erinnerung, so wie ich war.
Danke für all die schönen Stunden, die wir zusammen erleben durften. Ich wünsche Euch ein gutes und glückliches Leben mit Euren Familien. Auf Wiedersehn!
Eure Annette
Außer weiteren Abschiedsbriefen an ihre Familie hat Annette mir auch Dankesbriefe an alle Ärzte übergeben, die sie in der schwierigen Zeit ihrer Erkrankung besonders fürsorglich und fachkundig betreut hatten. Annette und ich wussten seit der unheilvollen Diagnose, dass ein endgültiger Abschied in nicht allzu ferner Zukunft lag.
Vorwort
Annettes Vater, Professor Dr. Hans Bräker, war Orientalist. Er war Gründer und Leitender Wissenschaftlicher Direktor des ‚Bundesinstituts für Ostwissenschaftliche und Internationale Studien‘ in Köln, das dem Auswärtigen Amt angeschlossen war. Anlässlich einer Forschungsreise Ende der 1960er Jahre waren die Eltern von Annette in Indonesien meine Gäste bei einer Indonesischen Reistafel, und wir sind seither freundschaftlich verbunden. Annette traf ich erstmals 1991 bei einer Feier von gemeinsamen Freunden. Annette war schon alleine und ich auch. Wir verstanden uns auf Anhieb gut, hatten viele gemeinsame Interessen und kurz danach waren wir ein glückliches Paar.
Annette war durch ihr Studium der Malayologie, der Vergleichenden Religionswissenschaft und der Orientalischen Kunstgeschichte besonders eng mit Südost-Asien verbunden. Daher durfte sie bereits ihre Eltern bei vielen Reisen in diesen Raum begleiten. So war sie – bevor wir uns kennenlernten – zum Beispiel bereits in Indien, Kambodscha, Laos, Birma und Indonesien. Obwohl Annette und ich oft zur selben Zeit in Indonesien waren, trafen wir uns dort nie. Entweder war sie oder ich auf einer anderen Insel des riesigen Archipels am Äquator.
Annette und ich setzten die ausgedehnte Reisetätigkeit fort. Fast jedes Jahr reisten wir nach Indonesien, das durch meine langjährige berufliche Tätigkeit dort und Annettes Studium zu unserer zweiten Heimat wurde. Gemeinsam bereisten wir noch weitere 57 Länder. Darunter waren so exotische Unternehmungen wie die Durchquerung der Wüste Gobi in der Mongolei, eine abenteuerliche Reise von Pakistan über den fast 5.000 Meter hohen Khunjerab Pass (Kunjirap La, den höchsten befestigten Pass der Welt) nach China, eine Reise in den Dschungel von Neuguinea, eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn an den Baikalsee, die Überquerung des Indischen Ozeans und des Atlantiks mit einem Großsegler, und ein Besuch des ehemaligen Königreichs Sikkim im Himalaya, zu dem ich durch meinen Funkkontakt mit dem König² eine besondere Verbindung hatte. Wir ließen nichts aus! Und makellos angezogen war Annette bei jeder Gelegenheit. Immer passte alles zusammen!
Ankunft in Gangtok/Sikkim im Himalaya
In der Wüste Gobi
Im Hunza-Tal/Karakorum Gebirge, Nord-Pakistan
Auf ‚unserem‘ Hausboot auf den ‚Backwaters‘ durch Süd-Indien
Chinesische Zollkontrolle in fast 5.000 Metern Höhe auf dem Khunjerab-Pass
Mit dem Segelschiff über den Indischen Ozean
In der Karibik
Auf dem Zwiebelmarkt in der Ukraine
Auf dem Schwarzen Meer
Leicht angeheitert beim Heurigen in Sterzing
Es gab auch manch exklusive Reise zu Wasser und zu Land
Bis zur zweiten Hälfte des Jahres 2014 hatte Annette ihr Hobby ausgeführt. Mit Hingabe und Liebe entwarf sie bunte Halsketten, aus Perlen, Edel- und Halbedelsteinen, die wir in ganz Asien, von Sibirien über China bis Indonesien, anlässlich unserer Reisen zusammengesucht und erstanden hatten. Die meisten der Perlen und Steine kamen aus Indonesien. Annette wollte in der zweiten Hälfte des Jahres 2014 nochmals, wie schon mehrmals zuvor, eine Präsentation ihrer Halsketten für Freunde und Bekannte ausrichten. Dazu kam es leider nicht mehr.
Eine kleine Auswahl der von Annette entworfenen Halsketten
Annette entwarf auch Ringe und Anhänger, für sich und für Freunde, die dann in Yogyakarta in Mitteljava bei einem Silberschmied – der für mich schon seit den 1960er Jahren Silbersachen anfertigte – und bei einem Goldschmied auf Bali in Silber und Gold perfekt realisiert wurden.
Annette hatte