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Einfach Filme machen
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Ebook458 pages4 hours

Einfach Filme machen

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About this ebook

Jeder kann Filme machen!

Man braucht dafür keine Multi-Millionen-Dollar-Budgets, keine aufwendigen Spezialeffekt-Werkstätten oder weltberühmte Stars. Was man braucht ist vor allem eine spannende Idee, eine Kamera und etwas Kreativität.

Das nötige Hintergrundwissen hingegen findet man in diesem Buch. Vom Schreiben des Drehbuchs und Planen der Drehtage, vom Suchen und Finden von Crew und Schauspielern, über Equipment, Inszenierung, Schnitt und Spezialeffekte bis hin zum Marketing verrät einem Einfach Filme machen alles, was man wissen muss.

Hier werden professionelle Theorie mit Tipps und Tricks aus Jahren des No-Budget-Filmens vereint wie es bisher noch nie geschehen ist.
LanguageDeutsch
Release dateMay 31, 2013
ISBN9783848279852
Einfach Filme machen
Author

Thomas Michalski

Thomas Michalski, Jahrgang 1983, verbrachte seine Kindheit und Jugend in der schroffen Landschaft der Eifel. 2003 zog er nach Aachen und absolvierte dort an der RWTH ein Studium der Germanistischen und Allgemeinen Literaturwissenschaft sowie der Philosophie. Er war dort mehrere Jahre als Journalist tätig, veröffentlicht Artikel in verschiedenen Fachmagazinen und ist der Autor mehrerer Bücher aus den Bereichen Sachbuch und Belletristik. Heute ist er in die Eifel zurückgekehrt, arbeitet dort als Verlagsleiter bei einem Spiele-Verlag und widmet sich nebenher weiterhin seinen Büchern.

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    Book preview

    Einfach Filme machen - Thomas Michalski

    Thomas Michalski

    Einfach Filme machen

    Books on Demand

    Für Silver. Du fehlst mir, armer, kleiner Kerl.

    Inhaltsverzeichnis

    Impressum

    Einleitung

    Vorproduktion

    Kapitel 1: Die Idee

    Kapitel 2: Das Drehbuch

    Kapitel 3: Vom Drehbuch zum Filmdreh

    Kapitel 4: Willkommen in der Vorhölle

    Kapitel 5: Die Crew

    Kapitel 6: Die Darsteller

    Kapitel 7: Das Filmset

    Kapitel 8: Das Equipment

    Kapitel 9: Die Requisite

    Einschub: Die Kamera

    Produktion

    Kapitel 10: Grundlagen der Bildsprache

    Kapitel 11: Das Bild einfangen

    Kapitel 12: Ein paar weiterführende Inszenierungsideen

    Postproduktion

    Einschub: Was man zur Postproduktion braucht

    Kapitel 13: Der Filmschnitt

    Kapitel 14: Das Spiel mit Farbe und Kontrast

    Kapitel 15: Visuelle Effekte

    Kapitel 16: Auf den Blauen Schirm

    Kapitel 17: Der Vorspann

    Kapitel 18: Der Ton

    Vermarktung

    Kapitel 19: Marketing

    Kapitel 20: Artwork

    Kapitel 21: Der Trailer

    Kapitel 22: Die DVD

    Kapitel 23: Sonstige Vertriebswege

    Nachwort

    Danksagungen

    Quellenverzeichnis

    Beispiel-Verträge

    Index

    Einleitung

    Filme machen. Das ist mehr als „Filme drehen, ist mehr als „Filme produzieren. Einen Film zu machen, das ist die gemeinsame Hingabe verschiedenster Leute, die an einem Strang ziehen, um etwas Unmögliches zu schaffen. Einen Film zu machen, das ist in der Regel eine geradezu monumentale Aufgabe, deren Bewältigung mehr Stolz in sich birgt als man auch nur erahnen kann.

    Einfach

    „Einfach Filme machen", das erscheint doch geradezu wie ein Paradoxon. So vieles muss getan, so vieles beachtet werden. Aber es ist möglich. Wer so ein Projekt mit ausreichend Planung angeht, dazu noch ein paar kleine Kniffe kennt und sie anzuwenden weiß, der kann tatsächlich einfach mal so einen Film machen.

    Dieses Buch hier soll einem jeden dabei als Hilfsmittel dienen. Theorien und Philosophien gibt es zur Filmwissenschaft wie Sand am Meer, mal mit mehr, mal mit weniger Praxisbezug, aber damit wollen wir uns nur teilweise aufhalten. Weder ersetzt dieses Buch die Filmhochschule, noch möchte es das. „Einfach Filme machen" ist ein Wegweiser durch die wunderbare Welt des NoBudget-Films, ein Ratgeber für alle Lebenslagen, ein Nachschlagewerk für jeden Schritt der Produktion.

    Wer ohne Budget gerne einmal einen Spielfilm drehen will, der ist hier richtig.

    Filme

    Es ist dabei wichtig, dass wir hier von „Filmen" sprechen. Es geht um die Magie des Films, um diesen Zauber, den man verspürt, wenn im Kino das Licht ausgeht, die Dudelmusik endet und die Eisverkäuferin verschwunden ist. Die freudige Erwartung, auf ein großes Abenteuer zu gehen.

    Dabei muss man, wenn man ganz ehrlich ist, sich durchaus die Frage gefallen lassen, warum man eigentlich einen Film drehen will. Ich unterstelle mal jedem Leser dieser Zeilen ein generelles Interesse an dem Thema. Doch wie eingangs gesagt, einen Film zu machen ist viel Arbeit. Fragt euch ruhig, liebe Leser, warum ihr einen Film machen möchtet. Es gibt da keine richtigen und falschen Antworten, aber es gibt viele Varianten. Es kann ein schöner Zeitvertreib mit Freunden sein, es kann eine Geschichte sein, die man zu erzählen hat, kreativer Drang oder die Not, etwas der Welt mitzuteilen. Selbst „Ich wollte halt schon immer mal einen machen" ist als Grund okay.

    Dieses Wissen aber sollte man mitbringen, denn das kann dieses Buch einem auch nicht verraten. Was wir allerdings auf den folgenden Seiten finden werden, ist die Antwort auf die Frage, was einen Film eigentlich filmisch macht.

    Sag’s auf Schlau: Budget

    Quer durch dieses Buch verteilt werden immer mal wieder Textkästen wie dieser hier erscheinen. Darin wird eventuelles Fachchinesisch aufgelöst und kurz, aber verständlich erklärt. Das hilft dann beim Verständnis anderer Quellen zum Thema und gibt euren Erklärungen den kleinen Funken Autorität extra – am Set oder nach dem nächsten Kinobesuch.

    Budget wird häufig missverstanden. Ein Budget beschreibt nicht, wie viel ein Film effektiv einmal gekostet haben wird, sondern ist laut Wörterbuch „die Feststellung des Finanzbedarfs" im Rahmen einer Produktion.

    Das ist bei großen Filmproduktionen kein großer Unterschied, bei kleinen Projekten allerdings sehr wohl. Denn auch ein NoBudget-Film kostet Geld, nur ist für die Produktion keines veranschlagt worden. Es gibt keinen großen Topf, aus dem bezahlt wird, sondern laufende Kosten werden vermieden oder im Vorbeiflug gedeckt.

    Insofern unterscheidet sich ein NoBudget-Film auch erheblich von einem Low-Budget-Film, denn die spielen oft bereits in einer Liga, von der man nur träumen kann. Einige tausend Euro sind im Vergleich zum generischen Sommer-Blockbuster vielleicht ein Witz, aber sie wären die Erfüllung vieler geheimer Wünsche eines NoBudget-Filmers.

    Das Gegenteil davon ist dann übrigens kein High-, sondern ein Big Budget-Film und meint die wirklichen Multimillionen-Dollar-Streifen.

    Niemand käme auf die Idee, das Urlaubsvideo von Tante Hildegards Ausflug an die Nordsee mit einem Kinofilm zu vergleichen; aber warum nicht? Nach der Lektüre dieses Buches werden nun 24p, 16:9 und 2,35:1, NLE, Grading und derartige Begriffe keine kryptischen Erscheinungen mehr sein und jeder wird wissen, wie er einen „Filmlook" hinbekommt.

    Machen

    Die meisten Tipps aus diesem Buch entspringen der Praxis und gehören da auch hin. Ohne Budget einen Film zu drehen ist Flickschusterei, Improvisation und Einfallsreichtum in gebündelter Form und die Lösungen, die man letztlich findet, haben oft nicht mehr viel mit dem zu tun, was ein Mediengestalter oder Filmhochschulgänger so lernt.

    Der Grund dafür ist oftmals einfach: Es fehlt an allem. Wer einmal eine professionelle Lichtbatterie an einem viele Meter hohen Pfahl gesehen hat, die mal locker einen ganzen Burghof mehr als taghell werden ließ, der weiß, wovon ich rede.

    Der NoBudget-Filmer hat derweil eine Hand voll Bauscheinwerfer mit Klebeband an einen Baum gewickelt und, wenn er Glück hat, sogar einen Stromgenerator, der überhaupt genug Leistung ausgibt, um damit arbeiten zu können.

    Dabei hat die große Theorie der Fach- und Filmhochschulen ihren Sinn und ihre Daseinsberechtigung. Ohne die notwendige Theorie würde vieles nicht funktionieren, weshalb werde ich auch darauf eingehen, wo immer es nötig ist.

    Man muss ohne Budget nur lernen, aus Wenigem Vieles zu machen. Doch genau solche Feinheiten werden wir uns in diesem Buch anschauen, denn das erspart einem nur viel Frust und Müh.

    „Machen" ist da auch durchaus wörtlich gemeint. Nirgends lernt man so viel über das Machen von Filmen wie am Set. Alle Theorie ist nichts wert, wenn man sie am Set nicht umsetzen kann. Die Botschaft dieses Büchleins ist also auch durchaus: Gehet hin und drehet Filme! Praxiserfahrung ist unersetzlich und führt vor allem im Endeffekt zu dem, was auch diesem Buch zu Grunde liegt, nämlich eben diese kleinen, aus der Not geborenen Erfindungen und Geistesblitze am Filmset.

    Wie man dieses Buch benutzt

    Dieses Buch ist grob in vier große Themenblöcke geordnet, die sich an den großen Abschnitten einer Filmproduktion orientieren. Anfangs steht die Vorproduktion (engl. „preproduction"), in der die Weichen gestellt, das Drehbuch geschrieben und der Film im Wesentlichen entworfen wird. Darauf folgt die Produktion, wo man tatsächlich mit Crew und Kamera ausrückt, um den Film zu drehen, also zu filmen. Danach folgt die Postproduktion, wo der Film dann geschnitten, nachbearbeitet, mit Effekten versehen und vertont wird. Zuletzt, eigentlich nicht Teil der klassischen Entstehungsphasen, folgt in diesem Buch noch der Abschnitt Veröffentlichung, in dem ich Wege präsentieren werde, wie ihr das, was ihr gedreht habt, nun auch an den Mann bekommt. Auch ohne große Werbebudgets.

    Jeder dieser Abschnitte ist wiederum in zahlreiche Unterkapitel zerlegt. Die Idee dahinter ist, dass ihr zwar alles am Stück lesen könnt, aber nicht müsst. Schaut ins Inhaltsverzeichnis und sucht euch das heraus, was euch interessiert. Wenn euch die Vorproduktion nicht interessiert, fangt erst ab S. → an. Wenn euch sie schon interessiert, aber die teils eher bürokratisch anmutenden Organisationspläne nicht, dann überspringt halt die S. → bis →.

    Dieses Buch soll zweierlei sein. Auf der einen Seite ist es als Lektüre gedacht. Kocht euch einen Kaffee oder Tee, macht es euch gemütlich und lest in dem Buch herum, sucht euch Anregungen, neue Idee und Problemlösungen.

    Auf der anderen Seite ist es auch ein Nachschlagewerk direkt am Set. Es folgen noch manche Diagramme, Schaubilder und konkrete Tipps und es schadet sicher nicht, dieses Buch einfach mal für den Notfall in seine Kameratasche zu stecken.

    Alles klar, was brauche ich?

    Fünf Dinge sind es, die man eigentlich braucht, um einen Film zu drehen.

    Zunächst einmal, sehr simpel, sich selbst. Fangen wir mit der wichtigsten aller Feststellungen an: Einen Film zu drehen, das ist Arbeit. Es ist eine schöne, erfüllende und kreative Art von Arbeit, aber dennoch anstrengend.

    Noch da? Gut. Damit ist die größte Hürde bereits genommen. Filmproduktionen kosten Zeit und meistens auch im NoBudget-Bereich Geld, vor allem aber Nerven und Energie. Wer also plant, einen Film zu drehen, der sollte bereit sein, all dies zu investieren. Wenn das gegeben ist, folgt der Rest meist bald schon von ganz alleine.

    Dann braucht man eine Kamera. Die muss nicht toll sein, aber es gibt da durchaus Unterschiede und man wird es dem Endergebnis auch ansehen, was man da treibt. Als wir anfingen, da drehten wir mit einer wackeligen und schon mächtig leidenserprobten Sony-Kamera aus dem Consumer-Bereich, mittlerweile sind wir bei einer ordentlichen Prosumer-Kamera von Panasonic angekommen und der Unterschied ist sichtbar.

    Ich werde auf die Wahl der Kamera ab Seite → noch ausführlich eingehen, aber die Faustregel ist hier, dass man zumindest bis zum Eintritt in vierstellige Bereiche durchaus markante Leistungsunterschiede feststellen kann, aber für den Anfang natürlich im Grunde alles reicht, was aufnimmt und dabei jenseits der Bildqualität eines Handys ist.

    Sind diese Grundvoraussetzungen geschaffen, kommt die erste Hürde: Man braucht eine Idee. Wir werden in Kapitel 1 zwar ausführlich darauf eingehen, wie man aus einem zündenden Gedanken ein verwertbares Gesamtkonstrukt erschafft, aber die ganz generelle Frage, was man drehen möchte, wiegt schon recht schwer. Denn hier wird aus Segen der grenzenlosen Möglichkeiten ein Fluch, denn man kann im Grunde nun wirklich zu allem einen Film drehen.

    Sag’s auf Schlau: Consumer, Prosumer, Pro?

    Niemand bekommt gerne gesagt, dass er ein „Amateur" ist, auch kräftig zahlende Kunden von eher unprofessionellen Kameras nicht. Darum haben über die Jahre einige in meinen Augen etwas krude Bezeichnungen die Runde gemacht, um diese Bereiche zu trennen.

    Am untersten Segment stehen Consumer-Geräte, sich offenbar der Ironie nicht bewusst, dass damit der Konsument an das unterste Ende der Futterkette gesetzt wurde.

    Und ganz oben, klar, stehen dann Pro- oder Professional-Geräte. Phantasievolle Preise bringen hier allerdings auch wirklich bisweilen atemberaubende Qualität. Kein Wunder, denn das hier ist das Zeug, mit dem auch die Profis arbeiten.

    Dazwischen stößt man noch ganz selten und meist nur fernab der Fachliteratur auf den Begriff der Prosumer-Geräte. Wirklich clever ist dieser Zusammenschluss der Wörter Professional und Consumer nun auch nicht, aber es bringt es doch ganz gut auf den Punkt: Wer ordentliche Qualität will, aber nicht in Filmstudio-Preise vordringen mag, der kauft halt hier.

    Hat man nun auch diese Hürde genommen, braucht man eine letzte Zutat, damit man anfangen kann, zu drehen: Man braucht eine Hand voll Irrer. Tausend Dinge müssen am Set getan werden, wovon Kamera und Regie nur ein winziger Bruchteil sind. Selbst die Schauspieler, in Hollywood ja zumeist Zentrum der Betrachtung, sind nur Schrauben in einem riesigen Getriebe, das Filmproduktion heißt.

    Die Leute sollten belastbar sein, ebenfalls Spaß an der Sache haben und natürlich bestenfalls auch noch umsonst arbeiten. Praktisch daran: Aller Wahrscheinlichkeit nach kennt ihr bereits solche Leute. Wie man sie findet und wie man sie motiviert, darauf komme ich dann später zu sprechen. Unter anderem geht es ab Seite → bzw. 41 explizit um Schauspieler respektive Mitarbeiter.

    Damit ist der Filmdreh selbst abgedeckt. Doch spätestens nach der letzten Klappe braucht man dann als fünfte und letzte Zutat noch einen Computer.

    Es ist heute gar nicht mehr schwer, einen geeigneten Rechner zu finden; aber auch zu diesem Thema gibt es einen eigenen Abschnitt ab Seite →.

    Aber genug der einleitenden Worte, beginnen wir mit dem, womit jeder Film seinen Anfang nimmt – mit der Vorproduktion.

    Kapitel 1: Die Idee

    Wie eingangs gesagt, ist die Grundlage jeden Filmes eine Idee. Doch eine Idee haben ist eine Sache, etwas aus ihr machen eine andere. Hier gibt es keine Patentlösungen, wohl aber steht es in unserer Macht, ein paar gute Ratschläge zu geben – von der Ideenfindung hin zur Ideenentwicklung.

    Von der Macht einer guten Idee

    Am Anfang steht die Idee. Sie mag klein und unscheinbar erscheinen, oder groß und einschüchternd, je nach Projekt. Doch bevor man irgendetwas anderes an einem Film tun kann, braucht man diesen Funken, der alles in Bewegung setzt.

    Das Spektrum verwertbarer Ideen für Filmemacher ohne Budget ist anders als das einer Big-Budget-Produktion. Es wäre allerdings falsch zu sagen, es sei kleiner. Denn wo die großen Studios bei horrenden Beträgen kalkulieren müssen, welche Zielgruppe wohl für welches Thema zu begeistern ist und wie viel Geld man investieren muss, welche gerade angesagten Schauspieler engagiert werden können und wie teuer die sein werden, setzt sich der NoBudget-Filmer einfach hin und kann seinen Geist wandern lassen.

    Beispiele für den Erfolg solch freier Ideen gibt es zuhauf. Kevin Smiths erster Film „Clerks ist auch durchweg mit Freunden des Regisseurs besetzt und ebnete ihm dennoch den Weg ins große Filmbusiness und zum Kultstatus bei seinen Fans. Gleiches gilt für Robert Rodriguez, dessen „El Mariachi sogar noch weniger gekostet hat als Smiths Film.

    Was allerdings beide Projekte auszeichnete, war, dass sie nicht auf Erfolg ausgelegt waren. Im Grunde waren es beide bereits Low- und nicht mehr NoBudget-Filme, aber grundsätzlich sind sie voll auf unserer Wellenlänge: Smith hatte eine Geschichte zu erzählen, die seiner eigenen recht nahe war, Rodriguez wollte sogar einfach nur mal einen Film machen.

    Und das wollen wir ja auch, richtig?

    Der Quell der Inspiration

    Öfters liest man, dass gute Ideen nicht auf der Straße liegen. Nun, ehrlich gesagt: Doch, genau das tun sie. Inspiration findet man überall, man muss nur die Augen öffnen und vielleicht beginnen, quer zu denken.

    Zunächst mal gilt sicherlich auch hier: Lieber gut geklaut als schlecht selbst gemacht. Ob man sich nun eine Serie, einen Film, ein Buch, ein Hörspiel, vielleicht eine regionale Sage oder ein Märchen, ein geschichtliches Ereignis oder einen Zeitungsartikel aus der Gegenwart nimmt, man kann fast überall gute Ideen finden.

    Jedoch hat ein anderer Mensch einmal sehr klug gesagt, dass Kreativität bedeute, seine Quellen zu verbergen. Damit ist hier kein kreativer Diebstahl gemeint, sondern vielmehr der Ratschlag, dass man aus dem, was man sich als Quelle nimmt, etwas Neues entwerfen sollte. Das kann man schon erzielen, indem man den Ort der Handlung wechselt – vielleicht inszeniert man ein klassisches Märchen, jedoch im Weltall? Oder man verlagert eine klassische Krimi-Handlung in den Wilden Westen.

    Alternativ kann man auch bei sich selbst klauen. Das eigene Leben kann spannende Geschichten beherbergen und ist nicht zuletzt eine gute Quelle von vermutlich durchaus realisierbaren Ideen. Keine Raumschlachten, keine Pferde und keine Ritterburgen, sondern einfach Menschen aus dem direkten Umfeld. Allerdings sollte man hier selbstkritisch bleiben – manches erscheint einem nun auch nur spannend, weil man selber beteiligt war. Nicht alles taugt zum Film.

    Wie man eine Idee ausarbeitet

    Zunächst einmal sollte man nun, wo man seinen Funken gefunden hat, beginnen, Ideen rund um diesen Komplex zu sammeln. Es gibt dazu eine Reihe recht praktischer Techniken, die nicht für jeden gleichermaßen hilfreich sind, aber auf die man mal einen Blick werfen sollte.

    Der Klassiker unter den Kreativmethoden ist das Brainstorming. Man sammelt einfach einmal alle Begriffe, Themengebiete und Ideen, die einem zu seinem Hauptthema einfallen, wild verteilt auf einem Blatt. Man assoziiert und spinnt herum, wobei generell erst einmal jede Idee erlaubt sein sollte. Da es sehr ungerichtet ist, kann man sich recht gut verzetteln, aber gerade als Einstieg ist es immer ein guter Weg, den Kopf frei zu bekommen.

    Etwas geordneter geht es bei einer Mindmap zu. Man notiert erneut seinen Schlüsselbegriff, also seine Idee, auf einem Blatt schön mittig. Nun zieht man davon einen Pfeil weg und ordnet mit diesem neben dem ersten Begriff eine erste Assoziation an. Entweder man geht nun von diesem „Ast weiter, oder aber man kehrt zur Mitte zurück und beginnt mit einer weiteren Assoziation einen zweiten „Ast und so weiter. Oftmals hilft diese Sortierung in Themen („Äste") einem, Lücken und Ansatzmöglichkeiten innerhalb seiner Idee zu finden.

    Eine weitere gute Methode ist eine Tabelle, um seine Gedanken zu ordnen. Im Wissenschaftsdeutsch nennt man das kompliziert einen „morphologischen Kasten", aber im Grunde ist die Idee ganz einfach: Man ordnet zu seiner Idee bestimmte Begriffe an. In der Senkrechten ordnet man dort etwa mögliche Unterthemen an, in der Waagerechten mögliche Lösungen.

    Sagen wir, man möchte einen Krimi drehen, so wären Unterthemen etwa „Art des Verbrechens, „Ort der Handlung und „Art des Ermittlers". Nun schreibt man jeweils themengebunden daneben mögliche Unterideen zu den einzelnen Gebieten und muss sich dann, wenn alles zur eigenen Zufriedenheit erscheint, nur noch jeweils für eine oder mehrere dieser Varianten entscheiden und darauf aufbauen.

    Für diese Methode müssen allerdings bereits eine Reihe von Entscheidungen gefällt worden sein, um überhaupt eine Tabelle aufziehen zu können, weshalb dies eher ein geeigneter zweiter oder dritter Schritt ist.

    Alleine oder im Team?

    Ob man seine Idee nun alleine oder mit anderen zusammen ausarbeitet, ist in mehrerlei Hinsicht vor allem eine Entscheidung nach eigenem Geschmack. Einige der obigen Methoden – besonders das Brainstorming – funktionieren auch hervorragend in der Gruppe, aber manch einer ist kreativer, wenn er ungestört und ununterbrochen selber den Dingen nachgehen kann.

    Insofern muss man halt stets den Vorteil der zusätzlichen Ideen und anderen Blickwinkel bei mehreren Personen mit dem Nachteil abwägen, dass der Koordinationsaufwand steigt. Entscheidend ist da auch, wie gut man mit anderen Leuten zusammen arbeiten kann, insbesondere denen, die nun konkret in Frage kommen.

    Wer im Team arbeiten möchte, sollte allerdings auch schon mal den Abschnitt über generellen Umgang mit Mitarbeitern in diesem Buch lesen (siehe S. →), denn die dortigen Ratschläge gelten auch und teils besonders in dieser Phase.

    Der One-Liner: Das erste Etappenziel

    Wo wollen wir nun also hin?

    Das erste Etappenziel auf der Reise hin zum eigenen Film heißt „One-Liner" und ist die erste Vorstufe eines fertigen Drehbuchs. Dabei handelt es sich um einen einzigen Satz, der das grobe Konzept des geplanten Films zusammenfasst.

    Ganz klassisch könnte ein solcher One-Liner für „Krieg der Sterne etwa lauten: „Luke Skywalker ist der Sohn eines Farmers, doch als er in einem gekauften Droiden auf eine geheime Botschaft stößt, wird er in den intergalaktischen Bürgerkrieg verwickelt.

    Ein One-Liner muss dabei weder die komplette Filmhandlung abdecken, noch muss er sehr in die Tiefe gehen. Er dient vor allem dazu, eine erste Marschrichtung abzustecken. Sowie das geschehen ist, ist der Weg frei zum Thema des zweiten Kapitels: Die Drehbuchentwicklung.

    Warum „viel immer „viel Arbeit bedeutet

    Bevor man allerdings sein Drehbuch beginnt, sollte man allerdings noch einmal eine kleine Überprüfung der Realisierbarkeit dessen vornehmen, was einem gerade so im Kopf herumspukt. Die Faustregel dafür ist immer gleich – hat man von irgendetwas viel in seinem Film, wird man in der Herstellung viel von irgendetwas dort investieren müssen.

    Anders gesagt: Wer viele Darsteller gleichzeitig in einer Szene hat, kann sich darauf gefasst machen, dass die Terminkoordination die Hölle wird. Wer viele Spezialeffekte einbaut, der wird nach den Drehs viel Zeit daheim am Rechner einplanen müssen. Gleiches gilt für viele

    Schnitte innerhalb des Gedrehten.

    Viel Dialog bedeutet, dass man sich um viel guten Ton bemühen muss, viele Drehorte müssen erst einmal gefunden und dann auch noch immer möglichst zeitnah erreicht werden, kurzum: „viel bedeutet „viel Arbeit.

    Die goldene Regel der vier Eckpfeiler

    Im Endeffekt ist die Planung jedes Produktionsschrittes mit vier Eckpfeilern abzugleichen: Zeitaufwand, Geldaufwand, Effizienz und Produktionsqualität.

    Produktionsqualität ist das, wovon man im Endeffekt immer möglichst viel haben möchte, es sind einfach grob gesagt die Dinge, die einen Film gut machen. Man muss immer etwas investieren, um sie zu erhalten, wobei es ganz unterschiedlich sein kann, was genau die Qualität ausmacht: Tolle Darsteller, gute Effekte, schöne Dialoge oder eine packende Geschichte, ungewöhnliche Locations, schöne Musik – die Liste ist schier endlos.

    Der Feind dessen ist die Frage nach der Effizienz. Damit ist hier vor allem die Kosten/Nutzen-Frage gemeint, denn die sollte man sich als NoBudget-Filmer an jedem Punkt der Produktion stellen. Und auch diese wird direkt davon beeinflusst, was man bereit ist, zu investieren.

    Man investiert stets Zeit oder Geld, wenn man Pech hat auch beides. Zeit ist eine Ressource, die man normalerweise in recht großen Mengen aufbringen kann, wenn auch mit Zähneknirschen. Geld ist dagegen oftmals bequemer, weil man eben andere Leute dafür bezahlen kann, schwere oder unangenehme Arbeiten für einen zu erledigen. Nur kann man Zeit in der Regel besser aufbringen als Geld. Man kann nicht pauschal sagen, ob nun eher Geld oder Zeit zu einer Steigerung von Produktionsqualität führt, meist sind es eher vergleichbare Alternativen.

    Ein Beispiel mitten aus der Produktion des NoBudget-Films Xoro: the Eifelarean, bei dem ich auch an der Produktion beteiligt war: Der Schurke dort haust in einem finsteren Magierturm. Einen Turm, so wir es uns vorstellten, gab es nicht in erreichbarer Nähe, also war klar, dass wir hier für die Außenaufnahmen mit einem Effekt arbeiten mussten.

    Wir entschieden uns, ein echtes Modell zu bauen. Geld für einen Drittanbieter hatten wir nicht und mit unseren Fähigkeiten wäre keine adäquate Lösung aus dem Computer möglich gewesen, aber einen talentierten Bastler hatten wir zur Hand. So musste nun etwas Geld für die Materialien und vor allem sehr viel Zeit investiert werden, um das Modell zu bauen. Dann filmten wir es vor einem weißen Hintergrund und bauten am Computer noch eine neue Landschaft darum, was noch einmal viel, viel Zeit kostete.

    War das nun effizient gearbeitet, wenn man bedenkt, dass die Außenaufnahmen des Turms im Film alle zusammen vielleicht gerade mal eine halbe Minute lang sind?

    Wir kamen zu dem Ergebnis, dass es sich lohnen würde, da es eine Steigerung der Produktionsqualität sei, alleine, weil den Zuschauer eine so aufwendig gemacht Szene, wenn gut realisiert, ziemlich beeindrucken würde in einer NoBudget-Produktion wie unserer. Es wurde einer unserer Money Shots.

    Alle Testvorführungen belegten, dass wir richtig kalkuliert hatten.

    Sag’s auf Schlau: Money Shot

    Unter einem Money Shot versteht man eine Einstellung (siehe Kapitel 10), die den Zuschauer „vom Stuhl hauen" wird. Im Optimalfall denkt der Zuschauer danach etwas im Sinne von „Wow, das musste ich in meinem Leben noch sehen!", in jedem Fall weiß er aber, warum er (möglicherweise) Geld für den Film ausgegeben hat.

    Jeder Money Shot unterscheidet sich ganz von Fall zu Fall. Gemeinhin heißt es jedoch, der Begriff sei erstmals im Umfeld der Pornofilm-Industrie aufgekommen ... was für eine Art von Einstellungen das dort gewesen sind, kann sich wohl jeder denken.

    Ein paar Faustregeln dazu

    „Ist das den Aufwand wert?"

    Insgesamt muss man sich diese Frage immer und immer wieder stellen, bei wirklich jedem Schritt der Produktion. Wer sich die Mühe macht und in den folgenden Schritten diese Denkweise bereits beherzigt, der wird es im Endeffekt leichter haben. Womit ich nicht sagen will, dass man nun keine aufwendigen Projekte angehen soll – im Gegenteil. Die Welt ist voll von jungen Filmgruppen, die möglichst einfache und realisierbare Projekte angehen. Nur wo ist da der Reiz, gerade auf Dauer?

    Umgekehrt ist auch schon manche Filmgruppe an eindeutig zu hoch gesteckten Zielen gescheitert – vielleicht auch, weil sie die folgenden kleinen Faustregeln nicht beachtet haben.

    Dreh mit dem, was du hast

    Kaum ein Rat könnte leichter zu beherzigen sein als dieser: Schaut einfach einmal, was ihr bei euch so finden könnt. Sagen wir, man will einen Agentenfilm drehen. Natürlich kann man jetzt sofort die Gedanken kreisen lassen und beschließen, dass der Schurke in einer verlassenen Feste hoch oben auf einem verschneiten Berg haust, nur um dann festzustellen, dass man weder Festen noch verschneite Berge in einem Umkreis von 200 Kilometern findet.

    Oder man macht es anders herum: Wenn ich etwa über Agentenfilme nachdenke, dann fällt mir sofort ein, dass wir einen Staudamm in zehn Minuten Fahrtweite von meinem Elternhaus haben – das hat schon in anderen Filmen gut funktioniert. Und ganz nah von diesem Staudamm wohnt ein Kumpel von mir, dessen Schwester ein schniekes Cabrio fährt; perfekt, dann hat der Agent also schon mal ein Auto. Und hatte der Bruder einer Bekannten nicht dieses große Arsenal von Softair-Waffen?

    Wer so denkt, kommt auf sehr effiziente Weise sehr schnell an viel Produktionsqualität heran.

    Bedaure nicht dauernd, das was fehlt, sondern sei optimistisch

    Das oben war ein sehr praktischer und pragmatischer Ansatz, das hier ist nun eher ein Ratschlag zur eigenen Denkweise. Wer immer daran denkt, was er gerade nicht filmen kann, welches Equipment ihm gerade wieder fehlt und wie toll es doch wäre, wenn wenigstens einer in dem Agentenfilm etwas Kung-Fu könnte, der wird ewig unzufrieden sein.

    Zwar gilt

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