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Fränkische Leuchte: Erzählte Geschichte der Veste Heldburg
Fränkische Leuchte: Erzählte Geschichte der Veste Heldburg
Fränkische Leuchte: Erzählte Geschichte der Veste Heldburg
Ebook224 pages1 hour

Fränkische Leuchte: Erzählte Geschichte der Veste Heldburg

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About this ebook

Eines der schönsten Märchenschlösser Deutschlands, die Veste Heldburg, weiß nicht nur von glücklichen Zeiten. Hinter den Mauern geschahen schauerliche Grausamkeiten, verhängnisvolle Beziehungen endeten in tragischen Schicksalen, legendäre Romanzen und große Liebesabenteuer fanden hier ihr Refugium. Die Autorin hat gründlich recherchiert und macht in kurzweiligen Geschichten die vielfältigen Ereignisse nacherlebbar. Eine Zeittafel zur Geschichte ist beigefügt.

Inge Grohmann wohnt in unmittelbarer Nähe der Veste Heldburg. Seit ihrer Kindheit ist sie fasziniert von diesem Bergschloss und war dort auch ein Jahrzehnt als Schlossverwalterin tätig. Diese Ausgabe ist eine Neufassung des Bestsellers „Märchenschloss“ (2000).
LanguageDeutsch
Release dateSep 19, 2013
ISBN9783848259687
Fränkische Leuchte: Erzählte Geschichte der Veste Heldburg
Author

Inge Grohmann

Inge Grohmann, geboren 1942, lebt in der Kreuzmühle bei Heldburg, in der sie geboren wurde und aufgewachsen ist. Ihr Vater war der letzte Müller in der Kreuzmühle. Die Autorin ist bekannt durch zahlreiche Veröffentlichungen zur regionalen Geschichte und des Brauchtums in ihrer südthüringischen Heimat. Bücher: „Märchenschloss“ – Lesebuch zur Geschichte der Veste Heldburg 2000, Veste Heldburg – Kleiner Kunstführer, 1994, Mitautorin diverser Bücher/Kataloge/Publikationen.

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    Book preview

    Fränkische Leuchte - Inge Grohmann

    Inhalt

    In alter Zeit

    Vor Jahr und Tag

    Wie Hochzeiten ausgehandelt wurden

    Der Fehde-Brief

    Kurfürstlicher Besuch

    Der geheime Auftrag

    Die Fränkische Leuchte

    Pfingstbier

    Im neuen Stil des Bauens

    Die spektakuläre Prinzengeburt auf der Veste Heldburg im Jahre 1563

    Heiratspläne mit politischem Hintergrund

    Bezahlte Heiratsvermittlung

    Schicksalsfrage des Herzogs und des Ritters Wilhelm von Grumbach

    Das Hoflager auf der Veste Heldburg

    Ein Goldschatz bei Sundhausen

    Der Engelseher nennt den Geburtstermin

    Paradies in Hellingen?

    Der schwere Weg der Herzogin

    Herzog Johann Casimir und die Veste Heldburg

    Der Fürstenbrunnen

    Tanzen mit zugedeckter Scham

    Das Schicksal der Herzogin Anna im Schatten der Fürstenhochzeit 1599

    Der meuchlerische Raubmord

    Der Herzog und der Theologus

    Schreie des Schmerzes hinter den Mauern

    Worin die Hexerei gesehen wurde

    »Gütliche Frag« und »Scharfe Frag«

    Kein Geständnis – was nun?

    Das schlimme Jahr 1628

    Die widerspenstigen Ummerstadter

    Frauen mit Rüstung und Spieß

    Im Dreißigjährigen Krieg

    Aus dem Bericht des Amtschossers Andreas Götz an Herzog Johann Casimir im Jahre 1632

    Aus dem Brief der Herren Georg Gienlein und Conrad Knauer, Bürger von Heldburg, an den HerrnWildmeister Anton Wilhelm und an HerrnLorentz Büttner im Jahr 1634

    Über seine Erlebnisse im Jahr 1635 berichtet auch der spätere Schulrektor von Heldburg, Georg Reinmann

    Vernachlässigt, vergessen und verfallen

    Drei adlige Fräulein von Heldburg

    Das Testament als Vaterschaftsgeständnis

    Die Bechmann-Linde

    Augenzeugen des Verfalls

    Neue Hoffnung

    Georg II. von Sachsen – Meiningen und sein Märchenschloss Veste Heldburg

    Der Stammhalter

    Erziehung nach modernen Auffassungen

    Studium in Bonn und Leipzig

    Der Ernst des Lebens

    Geistvoll und schön soll sie sein

    Reisen und Kunstbetrachtungen zur Bewältigung der Trauer

    Die große Wende

    Die unstandesgemäße Hochzeit unter dem Druck der Ereignisse

    Erinnerung nach 47 Jahren

    Ein neuer Freundeskreis

    Faszination eines Bergschlosses

    Die Beräumung des verschütteten Tiefbrunnens

    Stiltreue und Materialechtheit

    Das französische Königsschloss Blois als Vorbild

    Den Kaiser ausgeladen

    25 jähriges Regierungsjubiläum

    Die Freifraukemenate

    Das Hintertürchen im Testament

    Der Heilige Georg in der Drachentöterszene an der Giebelwand

    Das Heldburger Märchenschloss nach den Eindrücken von Neuschwanstein

    Der Hauptturm der Veste schief?

    Aus den Testamenten Georgs II. von Sachsen-Meiningen

    Anekdoten, Briefe und Erinnerungen

    Die Verwechslung

    Das Telegramm

    Genug Ochsen im Herzogtum

    Aus den Erinnerungen des Zimmermeisters Carl Wachenschwanz

    Das Patengeschenk

    Zum Diner bei der Freifrau

    Brief der Freifrau an den früheren Erzieher Georgs II., Moritz Seebeck

    Aus Briefen von Rudolf Baumbach an dessen Mutter vom gemeinsamen Ferienaufenthalt mit dem Herzogspaar in der Berghütte auf der Saletalp

    Aus dem Brief der Freifrau an Helene Jachmann

    Aus den Erinnerungen von Cornelius Jetses, dem Malergehilfen von Arthur Fitger

    Briefe Georgs II. im hohen Alter an die Freifrau von Heldburg

    Aus Briefen der Freifrau an die befreundete Malerin Eugenie Stötzer

    Brief der Freifrau von Heldburg vom 1.7.1915 (ein Jahr nach dem Tod des Herzogs)

    Aus dem Brief der Freifrau von Heldburg an Frau Sophie von Seebeck, Schwiegertochter des Erziehers Georgs II.

    Aus dem Brief der Freifrau an Hofbaurat Karl Behlert, 28.8.1920

    Aus dem Brief an Else von Hase, Freundin der Freifrau

    Telegramm aus Meiningen an Else von Hase

    Aus den Erinnerungen von Karl Uhlig, ehemaligem Hofschauspieler in Meiningen

    Aus den Erinnerungen von Heinrich Rupprecht, ehemaligem Hofschauspieler in Meiningen

    Aus den Erinnerungen der Hofschauspielerin Amanda Lindner

    Die Veste Heldburg nach der Abdankung des Sachsen-Meininger Fürstenhauses

    Im Wandel der gesellschaftlichen Verhältnisse

    Blick in die Zukunft

    Zeittafel zur Geschichte der Veste Heldburg

    Anmerkungen

    Quellen und Literatur

    Abbildungsnachweis

    (1) Veste Heldburg, »Fränkische Leuchte« genannt, Luftaufnahme von Süden

    In alter Zeit

    Vor Jahr und Tag

    Wie mag es vor 80 Millionen Jahren tief im Erdinneren rumort haben, als glühende Lavamassen nach oben drängten? Raue Wetter haben im Verlauf mehrerer Jahrhunderte das Ihrige getan, um das Erdreich von der hoch aufragenden Erhebung so weit abzutragen, bis das nackte Eruptivgestein sichtbar wurde.

    Hier bot sich ein vortrefflicher Platz für eine Warte mit ausgezeichneter Fernsicht an! Feindliche Gefahr wäre schon von Weitem zu erkennen!

    Davon mögen jene Vorfahren ausgegangen sein, die sich bereits in der älteren Eisenzeit (etwa 800 – 600 v.u.Z.) auf diesem Bergkegel angesiedelt hatten. Sie haben Spuren ihrer Existenz hinterlassen, wie zum Beispiel Tonscherben oder Brandschichten im Erdreich, die nun bei jüngeren archäologischen Grabungen gefunden wurden.

    Schon im Jahre 837 schenkte der Gaugraf Asis dem Kloster Fulda Grundstücke, und in der Urkunde wird dabei der Name Villa Helidberga (838 Elidburg) genannt. Es ist die erste urkundliche Erwähnung des 1394 zur Stadt erhobenen Ortes Heldburg am Fuße der Burg.

    Wer waren die ersten Bewohner auf der 403 m hohen Bergkuppe?

    Es wird angenommen, dass die alte Warte im Besitz des Geschlechtes der Wildberger war und von diesen an die Grafen von Henneberg kam. Zwar deuten archäologische Funde auf eine bewohnte Anlage im 13. Jahrhundert hin, sichere Beweismittel in Form von Urkunden konnten jedoch bisher nicht aufgefunden werden.

    Die Grafen von Henneberg hatten mit der Ausweitung ihres Machtbereichs und der Begründung der »Neuen Herrschaft« in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Residenz vom nahe gelegenen Straufhain nach Coburg verlegt. Um so wichtiger war nun die Bedeutung der Veste Heldburg als vorgelagerte Bastion gegen das Bistum Würzburg geworden. Im Jahre 1317 wird sie als »Castrum« bezeichnet und als Amts- und Gerichtssitz der Henneberger geführt. Die Verwaltung eines beachtlichen Amts, der Schutz der herrschaftlichen Besitzungen und der sie umgebenden Grenzen sowie die Gewährleistung von Recht und Ordnung beschäftigten eine Burgmannschaft von mitunter mehr als 20 Personen.

    (02) Gedeckter Gang unter dem Französischen Bau (Südflügel)

    Im Jahr 2007 sind Bauarbeiter bei Schachtungsarbeiten auf einen gedeckten Gang gestoßen. Er durchquert das Felsmassiv auf der Südseite der Burg in dem Bereich, wo sich die Außenmauern des Französischen Baues erheben. Man könnte diesen Gang cirka zwanzig Meter lang aufrecht gehend durchschreiten bis zu jener Stelle, wo er verschüttet bzw. durch Mauwerk versperrt ist.

    Welche Sicherheitsbedürfnisse hatte er zu erfüllen? Jahrelange schwerste Fron an dem harten Gestein wird wohl für diesen Unterschlupf oder Fluchtweg notwendig gewesen sein, von dessen ursprünglichem Ausmaß wir nichts Genaueres wissen. Nunmehr stehen Archäologen, Historiker und Burgenforscher vor einer neuen, spannenden Aufgabe. Wie mag die mittelalterliche Schutzburg ausgesehen haben?

    Das heutige Erscheinungsbild hingegen ist das Ergebnis von Erweiterungs- und Ausbauarbeiten mehrerer Jahrhunderte, das aus den Funktionen im Verlaufe der gesellschaftlichen Entwicklung und den Ansprüchen der jeweiligen Herrschaft resultiert. Das Bild der alten Festung ist dabei längst gravierend verändert worden.

    Eine sicheres Versteck

    Welch schreckliche Vorstellung ist es doch, wenn kleinen wehrlosen, unschuldigen Kindern Unheil droht, nur weil die Väter sich in grausamen Schlachten um Besitz und Macht erbittert bekämpfen!

    Entsetzlich ist der Gedanke, dass jene, die für die Nachfolge eines Herrscherhauses bestimmt sind, schon im zarten Kindesalter in ein heimliches Versteck gebracht werden müssen, um vor Entführung oder gar Mord sicher zu sein! Musste man fürchten, dass das eigene Kind verschleppt, zur Geisel genommen und zur räuberischen Erpressung missbraucht würde?

    In dem historischen Roman »Friedrich der Freidige« erfahren wir eine solche Geschichte:

    Elisabeth von Arnshaugk fühlt sich zutiefst beunruhigt, als sie in zweiter Ehe mit dem Thüringer Landgrafen Albrecht dem Entarteten aus dem Hause Wettin (1240-1315) verheiratet wird. Kaum 30 Jahre war sie alt, als ihr erster Mann verstarb und sie mit ihrem sechsjährigen Töchterchen, das den gleichen Namen wie die Mutter trug, zurückließ. Das Mädchen ist ihr Ein und Alles. Wie würde sie nun der Stiefvater aufnehmen, von dem so viele Grausamkeiten bekannt geworden waren, dass ihm der Beiname »der Unartige oder der Entartete« zugesprochen wurde? Es wird das Beste sein, das Kind an einem geschützten Ort zu wissen.

    Heimlich bringt die Landgräfin im Jahre 1290 die kleine Elisabeth von der Wartburg in langem Ritt auf die Veste Heldburg in die Obhut einer Vertrauten, die sich des Kindes annehmen soll, solange es notwendig ist.

    Für Landgraf Albrecht den Entarteten ist es die dritte Ehe. Die Kinder der beiden vorherigen sind bereits erwachsen. Doch wie unversöhnlich sind sie alle gegeneinander! Besitzstreitigkeiten und Machtansprüche sind die Gründe für scheinbar endlos währende Kriege und Auseinandersetzungen in jener Zeit, so dass sich sogar der Kaiser wie auch die deutschen Könige einmischen. Erbitterte Kämpfe führt Albrechts Sohn Friedrich der Freidige aus erster Ehe, und oftmals sieht er den Vater auf der Seite seiner Feinde. Nicht nur um Besitz und Macht streiten sie, nein, Friedrich der Freidige hat seinem Vater nie verzeihen können, was er der Mutter Margarethe angetan hat. Wie konnte er nur so verbrecherisch gegen sie vorgehen, war sie doch eine Tochter Kaiser Friedrich Barbarossas!

    Schon lange hatte er sie mit einer anderen Frau betrogen. Diese plante, den Platz an seiner Seite einzunehmen und seine Kinder zu verdrängen, damit ihr Sohn, des Landgrafen Bastard, als Nachfolger eingesetzt würde.

    In heimtückischer Manier befahl Landgraf Albrecht der Entartete einem der Knechte, sein Eheweib Margarethe im Schlafe meuchlings zu erdolchen. Doch heimliche Warnung ermöglichte ihr die Flucht. Ehe sie in gebotener Eile die Wartburg für immer verließ, nahm sie Abschied von ihren schlafenden Kindern, die sie in inniger Liebe herzte und küsste. In ihrer Verzweiflung biss sie dabei Friedrich (dem Freidigen) versehendlich in die Wange. Mit der für immer sichtbar gebliebenen Narbe sollte er sein Leben lang »der Gebissene« genannt werden.

    Im Verlaufe der fortwährenden Kriege büßte Friedrich der Gebissene (1257 – 1323) Ehre und Besitz ein. Die Acht wurde über ihn ausgesprochen. Niemand durfte ihm bei Verlust des eigenen Lebens und Lehens Herberge oder Schutz bieten.

    Aber das war es nicht, was ihm die größte Sorge bereitete. Es ging um das Wohl und die Sicherheit seines einzigen Söhnchens, bei dessen Geburt sein geliebtes Eheweib gestorben war.

    Auf die Veste Heldburg will er es bringen. Die Henneberger scheinen ihm gewogen, wenngleich deren Tochter Jutta jüngst mit ihrer Heirat diesen Besitz ins Brandenburgische gebracht hat. Niemand wird das Versteck des Kleinen erfahren.

    Er nimmt den zweijährigen Knaben auf den Schoß, hüllt seinen Mantel um ihn und drückt ihn fest an seinen wärmenden Körper. Sie müssen sehr lange reiten. Doch der Geächtete gönnt sich kaum eine Rast. Immer und überall ist mit Häschern zu rechnen. Kein Wunder,

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