Jasmins Strukturen: Gesetzmäßigkeiten in unserer Persönlichkeitsentwicklung
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Verblüffenderweise lässt sich dieses strukturelle Wachstum bei der Entstehung neuen Lebens »in Zeitraffer« nachvollziehen. Der menschliche Embryo durchläuft im Mutterleib verschiedene Phasen, die der Entwicklung der Wirbeltiere verblüffend ähnlich sind; so hat jeder von uns eine kurze Zeit lang Kiemen, die dann wieder zurückgebildet werden.
Diesen und weiteren Strukturen – wie Schrift, Sprache, Mathematik und Philosophie – geht Wolfgang Tzschoppe auf den Grund. Der wundervolle Anlass: Geburt und erste Lebensjahre seiner Enkelin, der er dieses Buch gewidmet hat.
Wolfgang Tzschoppe
Der Autor wurde 1942 in der Oberpfalz geboren und lebt seit 1974 in Hollfeld in der Fränkischen Schweiz. Er hat Mathematik und Sport studiert. Beide Fächer unterrichtete er an der Gesamtschule in Hollfeld. Er ist verheiratet und hat mit seiner Ehefrau zwei Söhne und drei Enkelkinder.
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Book preview
Jasmins Strukturen - Wolfgang Tzschoppe
Weltalls«.
1 Evolution
1.1 Wir sind Kinder des Weltalls
Ich erzähle dir jetzt die Kurzfassung dieser unglaublichen Geschichte, wie sie der Wissenschaftler HOIMAR VON DITFURTH⁴ geschrieben hat:
»Am Anfang war der Wasserstoff. Sonst gab es nichts, nur die Naturgesetze und Raum, unvorstellbar viel Raum. Alles begann damit, dass eine unermesslich große Wolke aus Wasserstoffgas anfing, unter dem Einfluss ihrer eigenen inneren Anziehungskräfte in sich zusammenzusinken. Unsere ganze Milchstraße und alles, was heute in ihr existiert, einschließlich unserer Erde und uns selbst, ist die Folge dieses Anfangs, der etwa zehn, höchstens fünfzehn Milliarden Jahre zurückliegt«, so beginnt er seine Geschichte.
Aus der Kontraktion entstand eine Karussellbewegung, die zur Verdichtung führte. So entstanden Galaxien aus Sonnen. Als ihre Dichte groß genug war, begannen atomare Reaktionen (Kernfusionen), die zur Entstehung neuer Elemente führten, aus denen die Welt heute besteht. So wurde aus Wasserstoff Helium, dann Kohlenstoff, Sauerstoff und weitere neue Elemente. Viele Milliarden Jahre lang explodierten diese Sterne wieder, wobei sie neue Elemente produzierten und als fein verteilten Sternenstaub in den freien Raum schleuderten.
Aus diesem interstellaren Material wiederum entstanden neue Generationen von Sternen. So entstand auch unser Sonnensystem mit unserem Planeten Erde. Und nun wird es noch spannender: Vor etwa vier Milliarden Jahren, als unsere Erde noch nicht ganz eine Milliarde Jahre alt war, begannen sich unter dem Einfluss der Sonnenstrahlung einfache chemische Verbindungen zu größeren Molekülen zusammenzuschließen. Etwa eine Milliarde Jahre später bildeten sich die ersten Zellen. Das sind geordnete Strukturen mit der Fähigkeit, sich durch Teilung zu vermehren, sich von der Außenwelt abzugrenzen und einen eigenen Stoffwechsel zu betreiben. Damit waren die ersten primitiven Organismen entstanden. Die ersten größeren Lebewesen bevölkerten dann das Meer und begannen erst vor 300 Millionen Jahren das Land zu erobern. 100 Millionen Jahre später entwickelten sich die ersten Säugetiere und Vögel und vor zwei Millionen Jahren betrat der Mensch die Bühne des Geschehens.
1.1.1 Evolution im Zeitraffer
Du, liebe Jasmin, hast die gesamte Entwicklung (Evolution) vom Einzeller bis zum Menschen im Zeitraffer nachvollzogen – innerhalb von neun Monaten im Bauch deiner Mutter. Du hat dich nämlich aus einer befruchteten Eizelle entwickelt und als Embryo die stammesgeschichtliche Evolution⁵ des Tierreiches im Schnellverfahren nochmals durchlaufen.
Das befruchtete Ei begann als Einzelzelle (Protozoon) und baute dann eine kleine Zellkolonie auf. Dann durchlief der Embryo das Stadium eines aus zwei Gewebsschichten bestehenden Organismus (erinnernd an ein Hohltier), um anschließend eine dritte Schicht aufzubauen (wie die Echinodermen). Im weiteren Verlauf kamen immer komplexere Strukturen hinzu.
Im Großen und Ganzen in der Reihenfolge, die den Entwicklungsstufen von den niederen zu den höheren Tieren entspricht.
In einem Stadium weist der menschliche Embryo die Chorda dorsalis (Rückensaite) eines primitiven Chordaten (mit knorpligem Achsenstab) auf, und in einem späteren Stadium die Kiementaschen eines Fisches. Zu einem noch späteren Zeitpunkt hatte der Embryo sogar den Schwanz und die Körperbehaarung eines niedrigen Säugetiers.
1.1.2 Grundsätzliches zum Erwerb von Wissen
Bevor ich dir deine weitere Entwicklung erzähle, will ich noch etwas Grundsätzliches anmerken. Getrieben von einer unstillbaren Neugier haben Wissenschaftler Erkenntnisse gesammelt und in Theorien formuliert.
Kein ernst zu nehmender Wissenschaftler wird jemals seine Aussagen als unumstößlich und als absolut wahr behaupten. Nach Auffassung des Philosophen KARL POPPER ist eine wissenschaftliche Aussage desto wertvoller, je überprüfbarer sie ist.
Wissenschaftsgläubigkeit grenzt an Dummheit, ein Autoritätsprinzip gilt nicht. Ein »Aber ARISTOTELES hat es gesagt« gibt es nach der Aufklärung nicht mehr!
Die Entstehung des Universums und die Evolution sind die wahren »Wunder« (Vorgänge, die sich einem vollständigen Verstehen entziehen), nicht die biblisch überlieferten Wundergeschichten, die seit fast zwei Jahrtausenden als Nachweis der Göttlichkeit benutzt werden.
Der bereits genannte englische Erkenntnistheoretiker KARL POPPER unterscheidet in seiner Drei-Welten-Theorie zwischen der Realität (1. Welt), den Sinneseindrücken von der Realität (2. Welt) und den Gedanken darüber (3. Welt).
Drei-Welten-Theorie von K. Popper
Der Erkenntnisgewinn erfolgt bei POPPER nach dem Schema⁶:
Ein Problem (P1) wird durch eine vorläufige Theorie (VT) erklärt. Diese wird durch Diskussion und experimentelle Prüfung verbessert, die dann zur Beseitigung des Fehlers führen (FB). In dieser erweiterten Theorie tritt ein neues Probleme (P2) auf.
P1 → VT1 → FB1 → P2 → VT2 → FB2 → P3 usw.
Die ganze Evolution folgt für POPPER diesem Schema.
1.2 Erdzeitalter und Entwicklung des Lebens
»ARISTOTELES und viele Gelehrte nach ihm stellten Mutmaßungen über die Möglichkeit an, dass Organismen aller Arten sich aus anderen Organismen entwickelt haben könnten. In dem Maße aber, wie das Christentum an Macht gewann, verloren diese Spekulationen an Gewicht.«⁷
Im 1. Buch Mose (Genesis) erzählt die Bibel die Anfänge der Welt und der Menschheit. Der Schöpfungsbericht⁸ weist folgenden zeitlichen Ablauf auf:
Erster Tag:
»Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis, und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht.«
Zweiter Tag:
»Dann sprach Gott: Ein Gewölbe entstehe mitten im Wasser und scheide Wasser vom Wasser. Gott machte also das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. So geschah es, und Gott nannte das Gewölbe Himmel.«
Dritter Tag:
»Dann sprach Gott: Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde. So geschah es. Das Trockene nannte Gott Land, und das angesammelte Wasser nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war. Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihrem Samen darin. So geschah es. Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihren Samen darin. Gott sah, dass es gut war.«
Vierter Tag:
»Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen Zeichen sein und zur Bestimmung von Festzeiten, von Tagen und Jahren dienen; sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, die über die Erde hin leuchten. So geschah es: Gott machte die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das kleinere, das über die Nacht herrscht, auch die Sterne. Gott setzte die Lichter an das Himmelsgewölbe, damit sie über die Erde hin leuchten, über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis scheiden.«
Fünfter Tag:
»Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen, und Vögel sollen über Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen. Gott schuf alle Arten von großen Seetieren und anderen Lebewesen, von denen das Wasser wimmelt, und alle Arten von gefiederten Vögeln. Gott sah, dasses gut war. Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar, und vermehrt euch, und bevölkert das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich auf dem Land vermehren.«
Sechster Tag:
»Dann sprach Gott: Das Land bringe alle Arten von lebendigen Wesen hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Tieren des Feldes. So geschah es. Gott machte alle Arten von Tieren des Feldes, alle Arten von Vieh und alle Arten von Kriechtieren auf dem Erdboden. Gott sah, dasses gut war. Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land. Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch, und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Lande regen. Dann sprach Gott: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. Allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, was Lebensatem in sich hat, gebe ich alle grünen Pflanzen zur Nahrung. So geschah es.«
Siebter Tag:
»Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollendet hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte.«
Als Übersetzungsvorlage für diesen Schöpfungsbericht diente unter anderem der griechische Text, der von griechisch