Ein leuchtender Stern am Horizont: Die S(E)E-Stern-Methode im Einsatz klient/inn/enzentrierter Problem- und Bedarfserhebung in Training, Coaching und Beratung
()
About this ebook
Helga Ansorge
Helga Ansorge studierte Erziehungswissenschaften/Psychologie in Wien und gründete 1996 das Beratungs-, Aus- & Weiterbildungsinstitut "ATi-Ansorge Training international". Sie ist seit 20 Jahren in der Erwachsenenbildung, in Studienprojekten und als lehrende Trainerin, Coach und Beraterin für Unternehmen, Vereine, Sozialprojekte und Ministerien tätig.
Related to Ein leuchtender Stern am Horizont
Related ebooks
Auf dem Boden der Tatsachen: 7 erfolgreiche Methoden systemischer Boden-Arbeit zur beruflichen Orientierung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZwischen Unabhängigkeit und Ordnungsfunktion: Spannungsfelder schulischer Beratung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsErfolgreich mit dem Lernkreis durch die Aus- oder Weiterbildung: Das stärkste Werkzeug für Ihren Lernerfolg Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHow to LSB: Deine ersten Schritte als Lebens- und Sozialberater:in & Coach Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLösungsorientierte Beratung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKooperative Beratung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBeratungsfälle – Fallanalysen für die Lern- und Bildungsberatung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBerufsstart Kita: - planen - gestalten - weiterentwickeln Rating: 4 out of 5 stars4/5Schwierige Situationen im Business-Coaching: Praxisbeispiele, Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsErfolgreich bewerben im Erziehungs- und Sozialsektor: Ein Leitfaden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKollegiale Beratung und Supervision für pädagogische Berufe: Hilfe zur Selbsthilfe. Ein Arbeitsbuch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZielsicher durch Meeting & Workshop: und was das alles mit Theater zu tun hat Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPraxisnahe Personalführung: So formen Sie effizient Ihr bestes Team Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer ProjectTrainer: Management Werkzeuge und Tipps aus der Praxis für Anfänger und Fortgeschrittene Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSofort besser führen: 16 Verhaltensweisen, mit denen jede Führungskraft sofort besser führen kann Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLebenskompetenzen erweitern (E-Book): Ein didaktisches Modell Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPädagogische Beratung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLösungsorientierte Mitarbeitergewinnung: Praktisches Vorgehen und theoretische Grundlagen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Ordnungen des Erfolgs: Einführung in die Organisationsaufstellung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Bewerbungs-Coach: Von der Uni in den Job: Infos und Tipps für die perfekte Bewerbung und das erfolgreiche Vorstellungsgespräch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsErfolgreiche Lehre für Universitäten und Hochschulen: Ein Wegweiser für Dozenten und Lehrkräfte aller Art Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsModerationsmethode und Zukunftswerkstatt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsErfolgsgeheimnis Persönlichkeit: Wer bin ich? Was will ich? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDont Get Shot: Fragen, Einwände und Angriffe vor Publikum souverän meistern Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGanzheitliches Coaching: Dein Weg zu innerer Klarheit und Erfolg Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMenschen und Aufgaben zusammenFÜHREN: Orientierungshilfen und Trainingsempfehlungen für Führungsgespräche Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Psychology For You
Bewährte Techniken der Manipulation: Dunkle Psychologie in der Praxis. Wie gerissene Menschen immer das bekommen, was sie wollen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchöpfer der Wirklichkeit: Der Mensch und sein Gehirn - Wunderwerk der Evolution Rating: 4 out of 5 stars4/5Werde übernatürlich: Wie gewöhnliche Menschen das Ungewöhnliche erreichen Rating: 5 out of 5 stars5/5Die Traumdeutung Rating: 4 out of 5 stars4/5Heilpraktiker für Psychotherapie: Kompakttrainer mit den wichtigsten Prüfungsthemen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDu bist das Placebo: Bewusstsein wird Materie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMit C. G. Jung sich selbst verstehen: Acht Erkenntnisaufgaben auf unserem Individuationsweg Rating: 5 out of 5 stars5/5Die 16 Persönlichkeitstypen im Überblick Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTräume, was du träumen willst: Die Kunst des luziden Träumens Rating: 5 out of 5 stars5/5Die Tiefenpsychologie nach C.G.Jung: Eine praktische Orientierungshilfe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLieblosigkeit macht krank: Was unsere Selbstheilungskräfte stärkt und wie wir endlich gesünder und glücklicher werden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKleines Lexikon der Analytischen Psychologie: Definitionen. Mit einem Vorwort von Verena Kast Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsUnruhe im Kopf: Über die Entstehung und Heilung der Aufmerksamkeitsdefizitstörungen ADHS Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEin neues Ich: Wie Sie Ihre gewohnte Persönlichkeit in vier Wochen wandeln können Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTherapie to go: 100 Psychotherapie Tools für mehr Leichtigkeit im Alltag | Buch über positive Psychologie und positives Denken Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAbschied von der Opferrolle: Das eigene Leben leben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMenschenkenntnis Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNarzissmus: Dem inneren Gefängnis entfliehen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Dunkle im Menschen: Das Schattenkonzept der Analytischen Psychologie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer lange Schatten der Kindheit: Seelische Verletzungen und Traumata überwinden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMeine Begegnungen mit C.G. Jung und Hermann Hesse in visionärer Schau Rating: 3 out of 5 stars3/5
Reviews for Ein leuchtender Stern am Horizont
0 ratings0 reviews
Book preview
Ein leuchtender Stern am Horizont - Helga Ansorge
stehen.
1 Grundlegende Gedanken und die Haltung der Berater/ innen
Was braucht es in der Beratungssituation, um das zu erkennen, was sich zeigt, was wirklich für den Klienten / die Klientin wichtig ist, und nicht, was wir Berater/innen glauben oder interpretieren? Und wenn interpretiert wird, wer sollte dafür zuständig sein?
Die Haltung der Beraterin / des Beraters besteht möglicherweise vor allem darin, den Klienten / die Klientin in den Fokus zu nehmen und in den alleinigen Mittelpunkt zu stellen mit dem Bewusstsein, dass dies nicht immer möglich ist und ohne eine mögliche Beeinflussung nicht auskommt. Sind mehrere Personen in der Beratung, sollten wir möglicherweise allen gleichwertig und allparteilich gegenübertreten. Keine/r ist zu bevorzugen, vor- oder nachrangig, auf- oder abwertend zu behandeln, auch dann, wenn ein bestimmtes Verhalten von Klient/inn/en nicht mit dem eigenen Wertesystem in Einklang steht.
Gerade z. B. bei einem Machtkampf zwischen Klient/inn/en in der Beratungssituation ist es wichtig, nicht als Bündnispartner/in des/der einen oder anderen zu agieren.
Möglicherweise kann der/die Berater/in den Klienten / die Klientin unterstützen, das Wesentliche zu sehen. Dafür braucht es Vertrauen und ein gewisses Maß an Nähe zu den Klient/inn/en, damit diese für sich erkennen können, was sie bewegt. Dazu bedarf es aufseiten der Berater/ innen einer Methode des Schauens, nicht des Interpretierens und Denkens, denn manches bleibt dem Verstand verschlossen.
Wir Berater/innen erstreben gemeinsam mit dem Klienten / der Klientin nicht so sehr eine Diagnose (auch wenn viele Klient/inn/en herausfinden möchten, was der Grund für ihre Misere ist), sondern legen das Augenmerk auf das ‚Jetzt‘, das Erkennen der Mängel, des Verlustes, der Schwierigkeit, der Situation an sich und insbesondere welche Möglichkeiten sich aus dem Erkennen für den Klienten /die Klientin ergeben.
Könnte es für das Gegenüber hilfreich sein, wenn wir jenes zurücknehmen, zurückhalten, was wir wissen (bzw. glauben zu wissen), uns frei machen von Vorerfahrungen mit dem Klienten / der Klientin, das Augenmerk auf das legen, was wir sehen und hören, was sich beim Gegenüber zeigt oder ereignet und wann was den Klienten / die Klientin besonders berührt?
Möglicherweise sollten wir Geduld haben und auch sehr lange warten können, eine Haltung des ‚Ich habe alle Zeit der Welt‘ einnehmen, wenn da erst einmal nichts kommt, denn es zeigt sich nicht immer gleich alles – der/die Klient/in tastet sich zunächst einmal heran an die Themen und an ein Vertrauen in den/die Berater/in – dies kann ein längerer Prozess sein.
Voraussetzung dafür ist Offenheit, Aufmerksamkeit, Hinwendung und doch auch eine Distanzierung seitens der Berater/innen, um die eigenen Vorerfahrungen, Erkenntnisse und Überzeugungen so weit als möglich herauszuhalten. Es braucht die Bereitschaft, neue Erfahrungen zu machen und Überraschungen aus-zuhalten. Auch braucht es stete Wachsamkeit, weil wir immer Gefahr laufen, uns selbst zu überschätzen und uns durch kleine Hinweise sprachlicher und körpersprachlicher Art in den Prozess einzumischen und damit Wege vorzugeben, die nicht unbedingt die richtigen Wege für die Klient/inn/en sind.
Je gelassener, zurückhaltender ich innerlich bin, desto unbefangener verläuft die Beratung und umso leichter fällt es, zuzuhören und nicht zu sprechen, keine inhaltlichen Fragen zu stellen oder gar nach Lösungen für den Klienten / die Klientin zu suchen.
1.1 Zurückhaltung des Beraters / der Beraterin als Intervention
Natürlich stellt auch Zurückhaltung eine Intervention⁸ dar. Wenn jemand ein Problem hat und darüber reden möchte, so ist man möglicherweise leicht versucht, die Lösung des Problems durch Rat/schläge, Ideen, Fragen, Besänftigung… zu erleichtern. Oft verfällt man in diese Reaktionen, weil man mit der Situation überfordert ist, oder weil man meint, die beste Lösung oder Antwort für das Problem zu kennen (da man selbst einmal ein ähnliches Problem für sich lösen konnte), bzw. glaubt, man müsse das Problem selbst in die Hand nehmen und lösen. Für manche stellt es auch eine große Herausforderung dar, wirklich zuzuhören, nicht zu unterbrechen und Zeit zu lassen. Wie wir die Welt betrachten und wie wir Lösungen suchen und finden, bestimmen unsere Erfahrungen und Erlebnisse und sind für die Person, die sich in einer Problemlandschaft befindet und sich von uns durch ihre Erlebnisse und Erfahrungen unterscheidet, nicht automatisch auch die besten Lösungen etc.
Deshalb müssen wir in die Lösungsfähigkeit unserer Klient/ inn/en vertrauen und sie auf diesem Weg bestmöglich begleiten.
Adams und Lenz beschreiben sehr anschaulich, dass viele Arten des Reagierens auf eine Person in einer Problemsituation zu Nicht-Annahme und Abwehr beim Gegenüber führen können. Im Folgenden werden diese Kommunikationssperren und Abblocker beispielhaft beschrieben:
Die zwölf Kommunikationssperren – Abblocker⁹
1. Befehl, Anweisung, Forderung, Kommandieren
„Beruhigen Sie sich! – „Denken Sie erst einmal nicht mehr daran!
– „Schlafen Sie erst einmal darüber, dann reden wir weiter."
2. Drohung, Warnung, Ermahnung
„Wenn Sie nicht damit aufhören, werden Sie auch die Konsequenzen tragen müssen. – „Wenn Sie sich weiterhin so verhalten, dürfen Sie sich nicht wundern!
3. Moralisieren, predigen, verpflichten
„Sie dürfen Ihren Partner nicht anlügen. – „Das hätten Sie mir längst sagen müssen.
4. Rat geben, Lösungen anbieten, Vorschläge unterbreiten
„Sie sollten erst mal darüber nachdenken, bevor Sie es in die Tat umsetzen. – „Am besten Sie trennen sich erst einmal.
5. Unterweisen, Fakten anbieten
„Ich werde Ihnen erklären, warum… – „In der Wissenschaft spricht man in diesem Fall von…
6. Beurteilen, beschuldigen, kritisieren
„Wenn Sie sich nicht so gehen ließen, wären Sie nicht so unglücklich. – „Im Prinzip haben Sie sich das alles selbst zuzuschreiben.
7. Loben, schmeicheln
„Das haben Sie ganz hervorragend geschafft. – „Sie sind doch eine attraktive Frau.
8. Beschimpfen, lächerlich machen, beschämen
„Sie sind so ein Frauenhasser. – „Das glauben Sie doch selber nicht?!?
9. Interpretieren, analysieren, diagnostizieren
„Sie machen das doch nur, um Aufmerksamkeit zu bekommen. – „Solch ein Verhalten lässt darauf schließen, dass Sie das noch nicht wirklich verarbeitet haben.
10. Besänftigen, mitfühlen, trösten, ermutigen
„Wirst sehen, morgen wird alles besser. – „Ich verstehe das gut, war ich doch selbst einmal in dieser Lage.
11. Infrage stellen, verhören, untersuchen
„Wann ist das das erste Mal passiert? – „Weiß dein Mann davon?
12. Rückzug, Ablenken, Themawechsel, Distanzierung
„Lass uns ein anderes Mal darüber reden. – „Jetzt kümmern wir uns erst mal um die anderen Themen.
Diese weit verbreiteten Reaktionen wirken auf den/die Gesprächspartner/in negativ, da dieser/diese daraufhin z. B.¹⁰
aufhört zu sprechen oder das Gespräch verlässt,
sich minderwertig und schwach fühlt,
sich unterlegen, schuldbewusst oder beschämt fühlt,
sich so, wie er/sie ist, nicht angenommen fühlt,
das Gefühl hat, man traue ihm/ihr nicht zu, die Probleme
selbst zu lösen.
So wie man laut Watzlawick¹¹ in sozialen Situationen nicht nicht handeln kann, so kann auch der/die Berater/in in Beratungssituationen nicht nicht intervenieren.
Alles, was der/die Berater/in im Laufe eines Beratungsprozesses macht oder nicht macht, gilt als Intervention und hat möglicherweise Auswirkungen auf den Klienten / die Klientin.
Genauer: Der/die Berater/in übt auch dann Einfluss aus, wenn es scheint, dass er/sie nichts tut, wie etwa eine Frage zu übergehen oder zu überhören. Auf bestimmte Fragen oder Aussagen in bestimmten Situationen (z. B. der Problem- oder Themenerhebung) nicht (verbal) zu antworten / zu reagieren, stellt somit auch eine gewählte Intervention dar.
Die Methode der Zurückhaltung basiert auf einer
erkennenden/lösungsorientierten und somit
ressourcensuchenden statt auf einer
wertenden/defizitorientierten
und damit
ursachensuchenden Haltung –
auf einer klient/inn/enorientierten
statt einer berater/innenorientierten Haltung.
Die defizitorientierte Haltung bei Berater/inne/n provoziert ein Hineinfragen in die Probleme, da sie dem Defizit auf die Spur kommen möchte und möglicherweise weniger an den Eigenideen der Klient/inn/en interessiert ist, als selbst Ideen anzubieten. Je mehr die Klient/inn/en jedoch durch unser Nachfragen eintauchen in die Problemlandschaft und wir ihnen auf diesem Weg folgen, desto dichter wird die Themenlandschaft, und es besteht die Gefahr, sich in diesem Dickicht zu verlieren.
Gesprochen wird in diesem Zusammenhang von der sogenannten Problemtrance. Klient/in wie Berater/in haben das Gefühl von ‚Taubheit‘ im Kopf, das Gefühl, nicht mehr richtig denken zu können und sich nicht mehr auszukennen. Wie hilfreich ist diese Situation, um weiterarbeiten zu können?
Das Prinzip der Ziel- und Lösungsorientierung¹² jedoch basiert auf der Annahme, dass zwar jedes System bereits über alle nötigen Ressourcen oder Potenziale verfügt, um ein Problem einer Lösung zuzuführen, diese jedoch gerade nicht zu nutzen weiß.¹³
Das heißt, der Fokus liegt in der Orientierung auf Ziele¹⁴ hin und im Aufspüren der Ressourcen zur Erarbeitung von Lösungen statt im Eintauchen in die Probleme und Schmerzen.
Schlussfolgernd heißt dies, die Zurückhaltung des Beraters / der Beraterin, noch weiter in die Probleme hinein zu fragen, stellt eine Intervention dar: statt einer Problemvertiefung einer Lösungsorientierung zuzustreben. Eine Problemvertiefung birgt immer auch die Gefahr, dass sich der/die Klient/in in der Problemlandschaft verliert und damit in einer sogenannten Problemtrance, die kein Handeln ermöglicht, gefangen