Jens Peter am Rande: Eine Erzählung über einen Bovbjergjungen
By Majken Ørnbøll and Karl Bencke
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About this ebook
Majken Ørnbøll
Majken Ørnbøll Geboren 1947 in Nørrebro-Kopenhagen, ausgebildete Ergotherapeutin und Demenz- Koordinatorin. Wohnt in Holstebro und hat ein Ferienhaus in Trans. Ehrenamtliche in verschiedenen Ausschüssen des Leuchtturms Bovbjerg. Die Inspiratorin des Verfasserteams.
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Book preview
Jens Peter am Rande - Majken Ørnbøll
Gewand
1. Kapitel
Tschüß, Jens Peter! Geh nun den direkten Weg zur Schule!
Ja, ja, Tante!
Jens Peter ärgerte sich darüber, an seinem allerersten Schultag alleine zur Schule gehen zu müssen.
Alle anderen würden sicherlich von ihren richtigen Müttern gebracht werden und er würde sich nun von allen abheben.
Jens Peter ging den direkten Weg zur Schule unten im Dorf Ferring. Er war den Kiesweg zum Dorf schon hunderte Male zuvor gelaufen und es waren nicht mehr als anderthalb Kilometer von dem kleinen Haus, oder eher der Hütte, die am Weg etwa hundert Meter von dem Steilhang und einige hundert Meter vom Leuchtturm entfernt lag. Dort hatte er sein kleines Zimmer unter dem Dach von Tante Simones Haus.
Hier wohnte er mit der Tante, ihrer Ziege, zehn Hühnern und einem Hahn. Für die Kühe und die Schafe auf der Weide hatte er heute keinen Blick übrig. Er beachtete nichts anderes als die Schule und wie der Tag heute, der allererste Schultag, wohl werden würde. Er fühlte sich auf gar keinen Fall in der vor ihm liegenden Situation sicher.
Im Dorf Ferring wunderte er sich, dass er dort keine anderen Jungs und Mädchen in Begleitung ihrer Mütter auf dem Weg zur Schule traf. Aber als er die kleine Schulstube betrat, sah er, dass diese bereits gut mit Kindern und Frauen gefüllt war.
Der Lehrer beendete gerade seinen Willkommensgruß. Die anderen Kinder saßen brav hinter kleinen Tischen und ihre Mütter standen schweigend, mit gespannten Mienen hinten im Raum, während der Lehrer die Namen der Kinder aufrief. So, nun kam er also nicht nur ohne Begleitung zur Schule, sondern auch noch zu spät. Das war auch Tante Simones Schuld!
Bist du alleine hier, Jens Peter?
, fragte der Lehrer. Alle schauten ihn an. Jens Peter war drauf und dran zu sagen:
Ja, so ist es wohl! Aber stattdessen sagte er nicht ganz wahrheitsgemäß: Ich soll von meiner Tante Simone grüßen. Sie sagte, es gehe ihr heute nicht so gut.
Ja, dann müssen wir für Simone wohl um baldige gute Besserung hoffen. Du kannst dich jetzt neben Kristian setzen!
Jens Peter kannte Kristian gut. Er war nicht der schlechteste Banknachbar. Auch er war arm, hatte aber sowohl einen Vater, als auch eine Mutter.
Wie ist dein vollständiger Name, Jens Peter?
, fragte nun der Lehrer.
Jens Peter Alexander Nevskij Knak!
Einige Mädchen entlang der Fensterreihe kicherten hörbar. Ich bitte um Ruhe!
Der Lehrer sah sehr streng aus. Zu Jens Peter gewandt sagte er:
Das ist ein feiner Name. Woher stammen alle diese Namen?
Jens ist mein Großvater mütterlicherseits, Peter hieß der alte Pfarrer, Alexander Nevskij heißt das russische Schiff, das vor Harboøre strandete und Knak heiße ich nach meinem Vater.
Und wann ist dein Geburtstag?
Ich werde sieben im Sommer!
Und an welchem Datum, Jens Peter?
Das weiß ich nicht. Wir feiern keine Geburtstage.
Ach so! Könnte es aber deine Tante wissen? Willst du sie zu morgen fragen?
Endlich hörte der Lehrer damit auf, mit Jens Peter zu sprechen und er begann, an seine Eltern zu denken. Seinen Vater, den er niemals kennengelernt hatte, und seine Mutter, die er zwar kannte, aber an die er keine Erinnerung mehr hatte. Sie reiste nach Amerika zu seinem Vater, als er gerade zwei Jahre alt war. Seither hatte er von beiden nichts mehr gehört. Auch Tante Simone sagte, dass sie von beiden nichts Näheres wüsste. Er hätte nun wirklich lieber seine Mutter hier, als Tante Simone.
Nun begann der Lehrer über Buchstaben zu sprechen. Bereits heute sollten sie einen lernen. Der Lehrer malte ein großes A an die Tafel und danach ein kleines a. Der Lehrer verteilte kleine Tafeln an alle Kinder. Sie durften diese mit nach Hause nehmen, um das A und das a schreiben zu üben, aber sie mussten gut auf die Tafel aufpassen, denn sonst müssten ihre Eltern für eine neue bezahlen.
Jens Peter probierte, die A’s mit dem kleinen Griffel auf seine Tafel zu schreiben, aber es sah nicht gut aus. Ärgerlich warf er die Tafel vor sich auf den Tisch.
Die wollen einfach nicht, diese A’s
, sagte er, während der Lehrer näher zu ihm kam.
Nein, das erfordert Übung
, sagte der Lehrer freundlich.
Wenn du weiter fleißig übst, werden sie zum Schluss auch richtig gut!
Das glaube ich nicht
, antwortete Jens Peter. Ich schaffe es sicher nie, die Buchstaben gut hinzubekommen!
So hör doch, ich kenne viele Kinder, die anfangs ganz schiefe Buchstaben schrieben. Aber dann übten sie mit großer Mühe und zum Schluss glückte es auch! Du wirst es bestimmt auch noch lernen.
Foto:Tove Lisby
Jens Peter war alles andere als überzeugt. Er verschränkte seine Arme vor sich über Kreuz. Für heute musste das genug sein. Außerdem war es Pause.
Die Mütter nahmen Abschied von ihren