Im Schein der Hexenfeuer
By Uwe Goeritz
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About this ebook
Diese Geschichte handelt in den Jahren 1630 bis 1650 in einer kleinen Stadt in Sachsen. Johanna hat in den Wirren des dreißigjährigen Krieges schon zweimal ihre Familie verloren. Als Frau eines Kaufmannes gerät sie in einen Hexenprozess, den sie nur mit viel Glück und der Hilfe ihres Mannes überlebt. Nach diesem Prozess arbeitet sie weiter mit Kräutern und versucht den Menschen zu helfen, so gut sie es kann. Im alltäglichen Leben werden ihre Fähigkeiten immer wieder gefordert und sie muss jeden Tag beweisen, dass sie eine starke Frau ist.
Der Autor verwendet eine Sprache, die im Kontext des historischen Erzählens authentisch wirkt. Dialoge sorgen für Lebendigkeit und besondere Nähe zum Geschehen. Detailreiche Beschreibungen erschaffen ein plastisches Bild vor dem inneren Auge des Lesers und lassen ihn in die Lebenssituation der handelnden Figuren eintauchen. Der Text richtet sich an ein historisch interessiertes Publikum.
Fazit:
Ein eindrucksvolles Abenteuer, das den Leser in die spannende, aber auch schreckliche Zeit des Mittelalters entführt. Der Leser gewinnt Einblicke in das Innenleben der verschiedenen Figuren. Absolut lesenswert!
Uwe Goeritz
Uwe Goeritz, Jahrgang 1965, wuchs in Sachsen auf. Bereits in frühester Jugend begann er sich für die Geschichte seiner Heimat, besonders im Mittelalter, zu interessieren. Aus dieser Leidenschaft und nach intensiven Recherchen zum Leben im Mittelalter entstand, mit "Der Gefolgsmann des Königs", sein erster historischer Roman, der die Geschichte des Volkes der Sachsen vor dem Hintergrund großer geschichtlicher Umwälzungen plastisch darstellt. In seinen Geschichten verdeutlicht er die Zusammenhänge und stützt sich dabei auf historische Quellen und Forschungsergebnisse über das frühe Mittelalter. Er lebt heute mit seiner Frau in Leipzig.
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Book preview
Im Schein der Hexenfeuer - Uwe Goeritz
belegt.
1. Kapitel
Eine Hochzeit
Die beiden braunen, zotteligen Pferde zogen den offenen Wagen die Straße entlang. Zu beiden Seiten war dichter, dunkler Wald zu sehen so weit das Auge reichte. Auf dem Wagen saß eine junge Frau im braunen Gewand einer Bäuerin. Mit fester Hand hielt sie die Zügel, das lange dunkelblonde Haar hatte sie mit einer Spange so zusammen gebunden, dass es auf ihren Rücken fiel und aussah wie die Schwänze der Pferde direkt vor ihr. Johanna, so hieß die Frau, fuhr mit ihrer ganzen Habe alleine zu ihrem Mann, den sie an diesem Tag heiraten würde.
Bei Sonnenaufgang hatte sie sich von ihrem Onkel verabschiedet, bei dem sie gelebt hatte, seit ihre Eltern im Krieg umgekommen waren. Es war Frühling und es war das Jahr 1630. In Sachsen war der Krieg, der schon seit Jahren in anderen Teilen des Landes wütete und von dem noch niemand wusste, dass er einst der dreißigjährige Krieg genannte werden würde, noch nicht in dem Masse ausgebrochen. Marodierende Truppen zogen zwar durch das Land, aber von großen Truppenverbänden und Kämpfen war das Land bisher verschont geblieben.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel und Johanna würde bestimmt erst in vier oder fünf Stunden in ihrem neuen Heimatdorf eintreffen. Peter, so hieß ihr zukünftiger Mann, war Bauer in einem weit entfernten Dorf und einer der Geschäftspartner ihres Onkels. Sie hatte Peter, der etwa zehn Jahre älter als Johanna, also etwa dreißig Jahre alt, war, schon ein paar Mal im Hause des Onkels gesehen. Ihr Onkel hatte auch diese Heirat mit Peter verabredet. Johanna war dazu nicht gefragt worden.
Sie saß vorn auf dem offenen Wagen, hinter ihr lag ihre ganze Habe, doch sie hatte keine Angst so alleine auf der Straße. Der Dolch an ihrer Seite war kein Schmuckstück. Sie wusste sich zu wehren und auch der Bogen, der griffbereit mitsamt den Pfeilen hinter ihr lag, war in ihren Händen eine tödliche und treffsichere Waffe. Oft hatte sie hinter dem Hause des Onkels geübt zu schießen und kein Pfeil hatte bisher sein Ziel verfehlt.
An einem kleinen Bach hielt Johanna an und ließ die Pferde ihren Durst stillen. Sie füllte dort ebenfalls ihre Trinkflasche und schon wenig später machten sich die drei wieder auf den holprigen Weg, einer Zukunft entgegen, von der Johanna noch nicht wusste, was sie bringen würde. Sie trug heute das erste Mal das braune Kleid einer Bäuerin, bis gestern hatte sie noch die feineren Sachen einer Kaufmannstochter getragen und sie dachte sich, dass dies nicht die einzige Veränderung sein würde, die auf sie in den nächsten Tagen zukommen würde.
Einst hatte sie mit ihrer Familie in Böhmen gelebt, als der Krieg dort begann waren ihre Eltern und ihre Geschwister bei einem Angriff des katholischen Heeres umgekommen. Sie selbst war damals mit gerade mal acht Jahren als einzige Überlebende zu ihrem Onkel gekommen. Außer ihm hatte sie sonst niemanden mehr auf der Welt. Ab heute nun würde sie eine neue Familie haben.
Der Wald öffnete sich zu einer großen Freifläche und Johanna bog in einen Feldweg ab. Vor ihr zeichneten sich die Häuser des Dorfes ab. Ein paar Schweine sah sie neben dem Weg in einem Gatter im Schlamm wühlen. Aus der kleinen Siedlung kamen ihr ein paar Kinder entgegengelaufen, die ihr den Weg zeigten, als Johanna fragte wo Peters Haus war. Ein kleiner Junge setzte sich mit auf den Wagen und fuhr in das Dorf hinein. Er zeigte auf das Ende des Dorfes, wo ein größeres Haus mit ein paar Ställen drum herum stand.
Das Haus war aus Lehm mit einem Strohdach, es war sehr lang und alle Räume lagen auf einer Ebene hintereinander. Johanna war aus der Stadt Steinhäuser mit mehreren Etagen gewohnt, aber hier auf dem Land lebten die Menschen eben immer noch so wie schon seit hunderten von Jahren. Es war später Nachmittag und die Bauern kamen gerade von den Feldern zurück. Am Tor des Hauses stand Peter und Johanna blieb mit dem Wagen direkt vor ihm stehen. Während sie abstieg spannte Peter die Pferde aus und brachte sie in den Stall der links an das Haus angrenzte.
Da stand sie nun mitten im Dorf. Peter hatte sich noch nicht mal die Mühe gemacht sie zu begrüßen. Er kam gerade aus dem Stall zurück und trat an Johanna vorbei an den Wagen. Ohne ein Wort lud er die Sachen ab und brachte ihre Habe in das Haus hinein. Johanna schloss sich ihm einfach an. Es war dunkel im Haus, nur ein paar kleine Löcher in der Wand, die man von außen mit Bretten verschließen konnte, sorgten für ein paar Lichtstrahlen. Peter legte die Sachen in eines der Zimmer, die ohne Türen von einem langen Gang abzweigten.
Sie trat in den schmucklosen Raum und sah sich um. Das war nun ihr zuhause für den Rest ihres Lebens dachte sie sich. Ein Bett, ein paar Haken an der Wand und ein hölzerner Hocker, sonst nichts. Johanna verteilte ihre Sachen so in dem Raum, dass sie alles schnell finden konnte und auch sonst nicht dadurch gestört wurde. Peter nahm sie an die Hand und brachte sie in einen anderen Raum des Hauses. Ein langer Tisch stand darin und durch eine Öffnung in der Wand betrat man die dahinter liegende Küche. Das war der Speisesaal für alle Hausbewohner.
Am Tisch saßen zwei Knechte und zwei Mägde. Peter sagte Das ist Johanna, eure neue Herrin, meine Frau.
dann setzte er sich. Alles war gesagt. Was sollte sie dazu sagen? Sie setzte sich neben ihren Mann und eine der Mägde holte Brot und Wurst aus der Küche. Ein Topf mit Suppe wurde als nächstes gebracht und alle langten zu. Nach dem Essen teilte Peter die Arbeit für alle ein, dabei war er sehr viel gesprächiger als er es vorher mit Johanna gewesen war.
Ab dem nächsten Morgen war es Johannas Aufgabe sich um die Tiere zu kümmern. An den ersten beiden Tagen sollte eine der Mägde ihr helfen, danach musste sie die Aufgabe selbst erfüllen können. Nachdem alles gesagt war standen alle aus. Die Knechte schlossen die Fensterläden und jeder ging mit einem Talglicht in der Hand in das jeweilige dunkle Zimmer. Peter stellte das Licht auf den Hocker neben das Bett, das mehr ein mit Stroh gefüllter Sack und eine darüber gelegte Decke war.
Peter und Johanna legten sich in das Bett. Als er das Talglicht gelöscht hatte rollte sich Peter auf Johanna, der stechende Schmerz in ihrem Unterleib sagte ihr, dass die Ehe vollzogen und sie jetzt eine Frau war. Wenig später rollte sich der Mann wieder herunter und schlief ein. Johanna brauchte eine Weile bevor auch sie schlief.
2. Kapitel
Das kleine Dorf
Als die Sonne aufging öffneten die Knechte die verschlossenen Fenster der Hütte wieder. Das Licht des neuen Tages drang in die Hütte und weckte alle die jetzt noch geschlafen hatten. Da der Stall direkt vor Johannas Fenster lag konnte sie die Kühe aus dem Stall schon rufen hören. Sie zog sich das Kleid über und trat in den Gang, aus dem Zimmer hinter ihr trat eine der Mägde an sie heran und gemeinsam gingen sie über den Hof zum Stall, so wie es Peter am Vorabend festgelegt hatte.
Zuerst wollten die Kühe gemolken werden, die Magd zeigte es Johanna an einer und danach teilten sie sich die Arbeit. Nach dem Melken mussten die Tiere gefüttert werden und der Mist musste aus dem Stall heraus. Körperliche Arbeit war Johanna gewohnt, aber diese hier war sehr Anstrengend. Mit der Mistgabel alles auf den flachen Wagen schaufeln, damit über