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Luana
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Ebook429 pages5 hours

Luana

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About this ebook

Der unvermittelte Ausbruch eines Krieges erschüttert die vier Fürstentümer. Der Osten strebt nach Macht und steht nun dem Norden gegenüber. Aber nicht nur die Schlachten halten das Land in Atem, auch die Magie scheint aus der Welt zu verschwinden. Ratlos stehen sich die Fürsten gegenüber, doch ausgerechnet eine junge Stundentin der Zauberschule scheint die Lösung aller Probleme zu sein. Einst die Tochter einer einfachen Dorfzauberin, wird Luana auf einmal zum "Vorboten des Friedens". Zusammen mit ihren Freunden versucht sie, dem Krieg ein Ende zu bereiten.
Doch in den Schatten wartet noch eine viel größere Bedrohung.
LanguageDeutsch
Release dateJul 2, 2015
ISBN9783739255149
Luana
Author

Juliette Jano

Die neunzehn Jahre alte Buchwissenschaftsstudentin aus Franken begann schon früh mit dem Schreiben kleinerer Geschichten. Mit Luana veröffnetlicht sie ihren ersten Jungendroman.

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    Book preview

    Luana - Juliette Jano

    Epilog

    Kapitel 1

    Die Gilde der Elfen

    Als Luana erwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Schnell sprang sie aus dem Bett. Heute durfte sie auf keinen Fall trödeln. Rasch zog sie sich ihr braunes Leinenkleid über den Kopf, es war das erste Kleid, das sie selbst genäht hatte. Normalerweise trug sie es nur an Festtagen, aber heute war ein ganz besonderer Tag. Endlich würde Luana allein ins Dorf hinuntergehen dürfen.

    Ihre Mutter war die Zauberin des kleinen Dörfchens, deshalb lebte sie mit ihrer Tochter und der Großmutter oben auf dem Hügel, der an den Wald grenzte. Obwohl die Bürger sie mochten, weil sie ihnen immer wieder aus der Klemme half, so hatten die Leute auch Angst vor den magischen Kräften, die Corina innewohnten. Auch die Großmutter war einst eine Zauberin gewesen, doch nun, mit neunzig Jahren, war kaum ein Funke Magie in ihrem Körper zurückgeblieben. Luana hatte keine Zauberkraft, zumindest hatte weder ihre Mutter noch ihre Großmutter diese mystische Energie bei dem Mädchen festgestellt.

    Luanas Vater war ein normaler Soldat gewesen. Anscheinend hatte sie deshalb, genauso wie ihr Bruder Alan, keine Magie in sich. Ihr Vater, Sir Luan, war damals bei einer Invasion des südlichen Fürsten ums Leben gekommen. Luana war erst fünf Jahre alt gewesen. Nun war sie schon fünfzehn und Alan hatte bereits zwanzig Winter erlebt. Ihr Bruder lebte seit zwei Jahren in der Hauptstadt, er wurde dort zum Schmiedemeister ausgebildet.

    „Luana? Bist du fertig?", hörte sie plötzlich ihre Mutter aus dem Wohnraum rufen.

    „Ich komme."

    Schnell zog Luana die Schnürung ihrer Stiefel fest und eilte in den runden Wohnraum.

    „Guten Morgen, Liebling", begrüßte Corina ihre Tochter.

    „Guten Morgen, Mama. Guten Morgen, Großmutter." Luana umarmte beide und machte sich über ihr bereitgestelltes Frühstück her.

    „Schling nicht so, mahnte die Großmutter. „Du bekommst sonst noch Bauchschmerzen.

    Luana nickte nur und steckte sich das letzte Stück Brot in den Mund. Dann sprang sie auf und schnappte sich ihren Korb.

    „Ich gehe jetzt los", sagte sie und nahm den Einkaufszettel entgegen, den ihre Mutter angefertigt hatte. Der kleine Beutel mit den Münzen lag bereits im Korb.

    „Pass auf dich auf, Schatz!", rief die Mutter noch, doch Luana war bereits zur Tür hinaus.

    Fröhlich summend hüpfte sie den Hügel hinab. Der Wind ließ ihren feuerroten Zopf hinter Luana in der Luft tanzen und über ihr sangen die Vögel. Heute war der perfekte Tag. Luana begann plötzlich zu rennen. Kurz schloss sie die Augen, nur um im nächsten Augenblick gegen etwas zu stoßen.

    „Verzeihung", murmelte sie verlegen. Die Gestalt im Kapuzenumhang hob Luanas Korb auf, der bei ihrem Zusammenprall auf den Boden gefallen war und reichte ihn dem Mädchen zurück.

    „Es ist nichts passiert, sagte die Gestalt mit einer Stimme, die Luana keinem Geschlecht zuordnen konnte. „Aber pass das nächste Mal besser auf. Unter der Kapuze blitzten zwei dunkelblaue Augen hervor, die das Mädchen kurz musterten. Dann wandte sich die Gestalt wieder dem Hügel zu.

    „Ich denke wir sollten uns nun verabschieden", sagte es. Luana nickte.

    „Lebt wohl."

    „Lebe wohl."

    Die Gestalt ging in die Richtung von Luanas Zuhause davon, während das Mädchen seinen Weg ins Dorf fortsetzte.

    Als sie am Marktplatz angelangt war bemerkte Luana, dass alle Leute entweder verwundert oder völlig entnervt waren.

    „Was ist denn mit den Leuten los, Tom?", fragte sie den netten Ladenbesitzer, bei dem ihre Mutter Kräuter und andere magische Dinge kaufte. Der schüttelte den Kopf und gab Luana die bestellten Waren.

    „Sie sind so schlecht gelaunt, weil die Kinder und Jugendlichen alle von der Gilde abgewiesen wurden."

    „Die Gilde?, fragte Luana. „Was ist das?

    Tom beugte sich über den Tresen, sodass sein Gesicht ganz nah bei ihrem war.

    „Die Elfengilde soll, Berichten zu folge, die größte Zauberschule überhaupt sein. Deshalb gieren alle Leute danach, ihre Kinder dorthin zu schicken. Dummerweise nimmt die Gilde nur Kinder mit der magischen Gabe auf. Aber ich glaube, dass diese Gilde nur Schau ist. Die Elfen sind skrupellos und grausam. Wahrscheinlich werden die armen Jungen und Mädchen dort zu Kriegssoldaten ausgebildet." Luana musste schlucken.

    „Einer von denen ist gerade hier, fuhr Tom fort. „Also mach deine Besorgungen schnell und unauffällig. Sonst holt er dich und unterzieht dich diesem Test. Manche Kinder sind ganz verstört aus dem Prüfungsraum gekommen. Sie faselten etwas von Kontrolle und seltsamen Gefühlen. Luana nickte.

    „Ich werde aufpassen, Tom."

    „Das will ich auch hoffen."

    Tom winkte Luana noch zum Abschied und kehrte dann in seinen Laden zurück. Luana folgte dem Ratschlag, schnell und unauffällig zu sein. Immer wieder musste sie an diesen Elf denken, der hier sein sollte. Selbst als sie schon wieder aus dem Dorf draußen war, folgte ihr die Angst, die Toms Bericht ihr gemacht hatte.

    Luana beschleunigte ihre Schritte, ja sie rannte den Hügel hinauf. Schon von weitem sah sie ihre Mutter vor dem Haus stehen. Und neben ihr? War das nicht die geheimnisvolle Person, mit der sie vorhin fast zusammengestoßen war? Zwar jetzt ohne Kapuze, aber den moosgrünen Umhang mit der Goldborte würde Luana überall erkennen. Als sie näher kam, konnte sie es deutlich sehen. Die Gestalt mit der seltsam klingenden Stimme und den dunkelblauen Augen war eindeutig ein Junge.

    Plötzlich drehte er ihr das Gesicht zu.

    „Ich hatte gehofft, dass wir uns noch einmal wiedersehen."

    Luanas Herz begann wie wild zu pochen. Dieser Junge war das schönste Wesen, das sie je gesehen hatte. Seine Haut war hell, fast weiß, die großen, blauen Augen waren so faszinierend wie der Ozean und sein langes, silberblondes Haar war zu einem Zopf geflochten, der ihm über den Rücken bis zur Hüfte fiel.

    „Ah, Luana, sagte Corina. „Ich möchte dir jemanden vorstellen. Sie deutete auf den Jungen neben sich. „Das ist Joschua. Er ist hier um dich zu prüfen."

    Bei dem Wort „prüfen" lief Luana ein kalter Schauer den Rücken hinunter.

    „Wieso?", fragte sie schnell.

    „Ich habe die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben, dass du Magie in dir tragen könntest, Luana, sagte Corina. „Deshalb habe ich Joschua hierher gebeten.

    „Ich will aber nicht!", rief Luana trotzig. Joschua lächelte mitfühlend.

    „Dann werde ich jetzt gehen. Er streckte Luana seine Hand entgegen. „Auf Wiedersehen, Luana.

    Zaghaft ergriff das Mädchen die Hand. Doch kaum hatten sich seine Finger um ihre geschlossen, zog Joschua an ihrem Arm. Unsanft wurde sie nach vorne gerissen und der Junge legte ihr eine Hand auf die Stirn. Im nächsten Moment spürte sie, wie etwas Unbekanntes in ihrem Kopf auftauchte. Schnell verschloss sie ihren Geist vor dieser fremden Kraft. Aber anstatt zu verschwinden, versuchte dieser Fremdkörper immer wieder in ihre Gedanken einzudringen. Jedes Mal wenn er gegen Luanas Abwehr prallte, durchzuckte ein stechender Schmerz ihren ganzen Körper.

    „Lass es zu, hörte sie plötzlich die Stimme des Jungen sagen. „Lass es zu oder die Schmerzen werden dich verrückt machen.

    „Nein!", dachte Luana.

    „Willst du dein restliches Leben als Verrückte in einer Pflegeanstalt verbringen? Verabscheut und gehasst von allen anderen?" Joschuas Worte waren ernst und flehend zugleich.

    Natürlich wollte Luana nicht so enden und löste die Mauer um ihren Geist herum auf. Sofort ließen die Schmerzen nach. Ein warmes, sanftes Gefühl nahm ihren Platz ein. Es durchströmte ihren ganzen Körper, dann zog es sich plötzlich in den hintersten Teil ihres Seins zurück und verschwand so schnell, wie es gekommen war. Joschua nahm zufrieden grinsend die Hand von Luanas Stirn.

    „Herzlichen Glückwunsch, Luana, du bist eine Magierin."

    „Ich wusste es!", rief Corina und fiel ihrer Tochter um den Hals. Nun kam auch die Großmutter aus dem Haus.

    „Was ist denn das für ein Lärm?", fragte sie etwas genervt.

    „Du wirst dich genauso freuen wie ich, wenn du weißt, was ich gerade erfahren habe." Corina drückte Luana so fest, dass diese sich unter lautem Protest zwischen den Armen hervor kämpfen musste.

    „Kann Luana also doch zur Gilde?" Die Großmutter bekam leuchtende Augen.

    „Ich will aber nicht in diese Gilde", unterbrach Luana die Euphorie ihrer Verwandten.

    „Aber, Liebling … ", begann Corina, doch Joschua unterbrach sie.

    „Es steht dir frei zu wählen, sagte er. „Entweder kommst du mit mir oder du lässt deine Gabe verkümmern, bis sie niemandem mehr etwas nützt. Dein Name wird so oder so in das Register aufgenommen. Er sah ernst aus, doch in seinen Augen las Luana so etwas wie Enttäuschung. Sie seufzte.

    „Gebt mir einen guten Grund, wieso ich zu dieser Gilde gehen sollte." Ein Hoffnungsschimmer blitzte in den Augen ihrer Mutter auf.

    „Nun ja, sagte sie. „Deine Großmutter und ich waren auch dort.

    „Sehr überzeugend ist das ja nicht", murrte Luana und verschränkte die Arme vor der Brust.

    „Ach bitte, Liebling. Schau es dir zumindest einmal an." Ein Schmeicheln schlich sich in die Stimme ihrer Mutter.

    „Wenn es dir dort nicht gefällt, mischte sich nun auch noch die Großmutter ein. „Kannst du ja immer noch zurück nach Hause kommen. Joschua nickte zustimmend. Luana sah trotzig in die flehenden Augen ihrer Mutter.

    „Na gut, seufzte sie schließlich. „Ich gehe mit Joschua. Corina machte vor Freude einen Luftsprung und umarmte ihre Tochter gleich noch einmal.

    Der Abschied war ihr schwer gefallen. Nun waren ihre Mutter und die Großmutter ganz allein. Doch die Gedanken wichen sofort wieder aus Luanas Kopf, als sie die Postkutschenstation erreichten. Ungefähr einen halben Tag war sie hinter Joschua durch die Gegend gelaufen, doch nun würden sie den Rest des Weges in der Kutsche fahren. Es war ein ganz neues Gefühl für das Mädchen, als der Kutscher ihr die Tasche abnahm, diese auf dem Dach festzurrte und ihr dann galant ins Innere half.

    Dort saßen schon drei weitere Fahrgäste, ein Ehepaar, das es sich auf der einen Bank bequem gemacht hatte und ein junger Mann, dessen Gesicht Luana nicht erkennen konnte, da er sich über ein Buch beugte und ihr deshalb die schwarzen, schulterlangen Haare wie ein Vorhang die Sicht versperrten. Wortlos setzte sie sich neben das Ehepaar, während Joschua auf der zweiten Bank ihr gegenüber Platz nahm. Zuerst schwiegen alle.

    „Wohin fahrt ihr?"

    Luana schreckte aus ihren Gedanken hoch. Verdutzt sah sie sich um. Die Frau, neben der sie saß, lächelte sie freundlich an.

    „Wir wollen in die Hauptstadt", antwortete statt ihrer nun Joschua.

    „Oh, lachte die Frau. „Genau wie wir. Wollt ihr euch auch die Prozession ansehen? Luana warf Joschua einen fragenden Blick zu.

    „Ja."

    Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet, jedoch wagte sie nicht, die Aussage des Elfen zu hinterfragen, da ihr der Bericht von Tom wieder eingefallen war.

    „Und wohin wollt Ihr?", fragte der Mann in diesem Moment. Seine Frage war offensichtlich an den jungen Mann mit dem Buch gerichtet. Dieser sah nun langsam auf. Alle außer Joschua, fuhren bei seinem Anblick vor Schreck zusammen.

    Das Gesicht des Mannes war kreidebleich, unter den dunkelbraunen Augen lagen schwarze Schatten, das schwarze Haar und die schwarze Robe ließen ihn nur noch blasser und kränker aussehen.

    „In die Hauptstadt." Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

    „Sicher, um dort einen Arzt aufzusuchen", sagte der Mann mit einem verkrampften Lächeln auf den Lippen.

    „Macht Euch nicht lächerlich, flüsterte der Mann. „Ich bin Arzt.

    Luana war irritiert. Wie konnte jemand, der der Medizin mächtig war, so krank aussehen? Plötzlich trafen sich ihre Blicke. Seine braunen Augen stellten eine stumme Frage. Schnell wandte sie den Blick ab.

    „Keine Sorge, werter Herr, sagte der junge Arzt mit einem schelmischen Unterton. „Ihr werdet Euch mit meiner Krankheit garantiert nicht infizieren.

    „An was genau leidet Ihr denn, wenn ich mir die Frage erlauben darf?" Die Frau beugte sich neugierig vor.

    „Schlaflosigkeit."

    Mit einem schnellen Blick auf Luana klappte er sein Buch zu und begann durch das Kutschenfenster die schnell vorbeiziehende Landschaft zu beobachten.

    Luana war fasziniert von dem jungen Arzt. Meist las er oder sah aus dem Fenster. Als sie einmal eine Radpanne hatten, trat sie an ihn heran.

    „Wie heißt Ihr eigentlich?"

    Neugierig blickte sie zu ihm auf.

    „Wieso möchtest du das denn wissen?", fragte er und fing ihren Blick auf. Erst war Luana eingeschüchtert von dem strengen Ausdruck in seinen Augen, doch dann bemerkte sie, dass der junge Mann lächelte.

    „Schau nicht so erschreckt", sagte er und stieß ein leises, helles Lachen aus. „Ich beiße nicht. Und bitte, hör auf mich mit Ihr anzusprechen. Mein Name ist Soran."

    „Freut mich, dich kennen zu lernen, Soran, sagte Luana lächelnd. „Ich bin Luana.

    „Sehr erfreut."

    Soran verbeugte sich höflich und hauchte Luana einen Kuss auf die Hand. Dabei fiel ihr Blick auf Joschua, der dem Kutscher dabei half, das Rad zu wechseln. Er sah nicht sehr erfreut aus. Mit einem missbilligenden Ausdruck im Gesicht ruhten seine blauen Augen auf Soran. Dieser hielt den mentalen Messern jedoch stand.

    In diesem Moment kam der Kutschfahrer wieder unter dem Gefährt hervor.

    „So, meine Herrschaften, alles einsteigen, wir fahren ab. Dank der Hilfe des jungen Mannes hier. Er klopfte Joschua auf die Schulter. „Werden wir sogar rechtzeitig zur großen Prozession in der Hauptstadt sein.

    Ein stechender Schmerz durchzuckte Gions rechtes Bein. Jede noch so kleine Bewegung tat ihm weh. Er saß zusammen mit seinen Eltern in der Kutsche, die an der Spitze der alljährlichen Prozession fuhr. Er hatte seinen Vater gebeten auf der Burg bleiben zu dürfen, aber dieser hatte es ihm verboten.

    „Als Sohn des Nordfürsten ist es deine Pflicht, bei derartigen Veranstaltungen anwesend zu sein."

    Gion wäre viel lieber in dem kleinen Kastell geblieben, das seine Familie sonst bewohnte. Doch war es dort vor zwei Tagen zu einem Anschlag gekommen, der die Schatzkammer als Ziel gehabt hatte. Gion hatte geholfen, die Steuern und Staatseinnahmen zu verteidigen. Dabei war der Dolch des einen Angreifers in seinen rechten Oberschenkel gefahren und hätte ihn glatt durchbohrt, wäre da nicht ein Soldat aufgetaucht um ihm zu helfen. Aber die Wunde war nun mal da.

    Fröstelnd schlang sich Gion den Mantel noch enger um den Leib. Plötzlich jedoch fuhr die Kutsche über eine Unebenheit der Straße und die Passagiere wurden kräftig durchgeschüttelt. Gion biss die Zähne zusammen. Das Bein schmerzte so fürchterlich, dass er es kaum aushalten konnte. Doch seine Eltern waren so sehr damit beschäftigt, den jubelnden Bürgern zu zuwinken, dass sie es nicht bemerkten.

    Eigentlich sollte der Junge es den Erwachsenen nachtun, aber stattdessen saß er nur da und starrte zum grauen, wolkenverhangenen Himmel hinauf. Es würde bald wieder Regen geben. Hier in der Hauptstadt war der Herbst viel kälter und nasser als in den abgelegenen Dörfern, die zwischen Wiesen und Wäldern weit draußen auf dem Land lagen. All die Leute, die von dort hierher reisten, um die große Erntedankprozession mitzuerleben, standen nun am Straßenrand und zitterten unter ihren Mänteln. Der starke Wind fuhr ihnen in die Kleider und ließ die Armen nur noch mehr bibbern. Auch Gion fror, obwohl er an die niedrigen Temperaturen um diese Jahreszeit gewöhnt war.

    Die Kutsche nährte sich der großen Kirche am Rand der Stadt, dort würden sie alle, im Laufe eines Gottesdienstes, dem Herrn für die gelungene Ernte danken. Danach würde es im Festsaal der Burg ein großes Bankett geben. Gion hatte überhaupt keine Lust auf diese Feierlichkeiten. Sein Bein pochte und sein Körper fühlte sich wie ein Eisblock an.

    Als sie endlich die Kirche erreichten, war der Junge halb erfroren. Mit der Hilfe eines Dieners kletterte er aus der Kutsche und humpelte an der Seite seines Vaters in das Gebäude. Den ganzen Gottesdienst über döste er vor sich hin und bekam fast gar nichts mit. In seinem Kopf spuckte nur ein Einziger Gedanke herum: „Ich will zurück nachhause."

    Nach dem Gottesdienst, beim Verlassen der Kirche, erteilte der Pfarrer jedem den Segen. Geistesabwesend wie er war, achtete Gion auf Nichts mehr, weder auf die Leute am Straßenrand, noch auf seine Eltern und erst recht nicht auf den unebenen Weg vor seinen Füßen.

    Plötzlich blieb sein Fuß an einem etwas erhabenen Stein hängen und er stolperte nach vorn. Er fing sich gerade noch an der Kutsche ab. Doch da durchzuckte wieder dieser stechende Schmerz sein Bein und verteilte sich über seinen ganzen Körper. Das Blut pulsierte in seinen Adern und sein Kopf dröhnte. Beide Hände auf den Oberschenkel gepresst, sank er auf die Knie.

    „Gion!", rief die Fürstin panisch und stürzte auf ihren Sohn zu. Sie kniete sich neben ihn und sah erschreckt auf den dunkelroten Fleck, der sich langsam über Gions Hosenbein ausbreitete.

    „Der Prinz ist verwundet!", rief sie. Sofort eilten zwei Wachsoldaten herbei und hoben den Prinzen vom Boden hoch. Gion schrie vor Schmerz, als sie ihn in die Kutsche trugen. Sein Blick schweifte über die Menge Schaulustiger. Er fand es unmenschlich, dass die Menschen sich amüsierten oder es interessant fanden, wenn jemand Höllenqualen litt. Mitten unter ihnen entdeckte er ein Mädchen, das ihn mitfühlend ansah. Sie hatte feuerrote Haare und schien kaum älter zu sein als er selbst. Er blickte noch einmal in ihre grünen Augen, bevor er das Bewusstsein verlor.

    Luana ging schweigend neben Joschua die Straße zur Gilde entlang. Immer wieder dachte sie an diesen Jungen, den Sohn des Fürsten, Gion. Seit sich ihre Blicke bei der Prozession getroffen hatten, ging er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Die kurzen, blonden Haare, das blasse Gesicht, die vor Schmerz geweiteten Augen, die stumm um Hilfe riefen. Ob er wohl schlimm verwundet war? Eine weitere Frage drängte sich in Luanas Kopf. Wieso war der Prinz eigentlich verletzt gewesen? Sie hatte nirgends eine Waffe gesehen. War die Wunde vielleicht schon vorher da gewesen und hatte durch den Sturz wieder zu bluten angefangen?

    „Wir sind da, Luana", hörte sie Joschua sagen.

    Und tatsächlich. Als das Mädchen aufblickte, erhob sich vor ihr das große, imposante Hauptgebäude der Elfengilde. Es handelte sich um einen schlossähnlichen Bau mit fünf Türmen und vielen Fenstern. In das große Portal waren magische Symbole, Runen und, zu Luanas Verwunderung, Blumen geschnitzt. Die Türflügel schwangen wie von Zauberhand auf.

    Die große Halle dahinter war atemberaubend. Über ihr spannte sich eine riesige Glaskuppel, die in allen Farben funkelte. In der Mitte prangte, aus Buntglas gefertigt, das Wappen der Zauberschule.

    Die Halle bildete anscheinend auch den Mittelpunkt der Gilde. Verteilt über vier Stockwerke herrschte geschäftiges Treiben. Elfen und Menschen liefen allein, zu zweit oder zu dritt die Balustraden entlang, verschwanden hinter Türen oder unterhielten sich. Plötzlich sah Luana, wie auf der linken Seite ein Junge mit einem Stapel Papiere von ein paar anderen unwirsch angerempelt wurde. Entsetzt sah sie, wie er gegen das Geländer der Balustrade stieß und die Blätter wie eine große Wolke zu Boden schwebten. Joschua, der das Debakel ebenfalls bemerkt hatte, spurtete sofort zum Ort des Geschehens hinüber, Luana dicht auf den Fersen.

    Der Junge, dessen Unterlagen gerade durch die Luft segelten, beeilte sich über die Wendeltreppen, die die Stockwerke miteinander verbanden, so schnell es ging nach unten zu gelangen. Joschua begann bereits die Papiere aufzusammeln, als er neben den beiden ankam. Leise fluchend sank er auf die Knie und betrachtete verstört den weißen Teppich aus Dokumenten, Listen und Formularen.

    „Drei Tage, schniefte er. „Drei Tage Arbeit umsonst. Er vergrub das Gesicht in den Händen.

    Mitfühlend legte Luana ihm eine Hand auf die Schulter. Er hatte eine seltsame Haarfarbe, sie war blau. Außerdem rieselte bei jeder, noch so kleinen Bewegung feiner Glitzerstaub aus den Haaren. Auch Joschua kniete sich nun vor ihn auf den Boden.

    „Neu hier?", fragte er mit sanfter Stimme. Der Junge hob den Blick. Sogar seine Augen waren unnormal. Sie waren von einem so intensiven Türkis, wie man es sonst nur auf Gemälden findet.

    „Ja, schniefte der Junge nun. „Ich bin seit vier Tagen hier.

    „Lass mich raten. Wunsch eines Familienmitglieds?" Er nickte.

    „Ich bin der Neffe des verstorbenen Sekretärs des Direktors. Mein Name ist Elias."

    Joschua begann wieder die Zettel aufzustapeln.

    „Mach dir nichts draus, Kleiner. Die Typen, die dich umgerannt haben, sind zu allen Neuen gemein."

    „Danke für die Motivation", nuschelte Elias und Luana bemerkte, dass eine Träne der Verzweiflung über seine Wange lief.

    „Lass die Verzweiflung nicht dein Herz verschlingen."

    Elias sah sie verwirrt an.

    „Was meinst du damit?"

    Luana zuckte die Achseln.

    „Meine Großmutter hat das immer gesagt."

    Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

    „Ich werde schon nicht in meiner depressiven Stimmung versinken." Elias strich sich durch die Haare. Eine Prise Glitzer rieselte herab. Luana fing etwas davon auf und betrachtete es verblüfft.

    „Warum glitzern deine Haare denn so?", fragte sie schließlich. Er stieß ein helles Lachen aus.

    „Ich experimentiere gern. Neulich habe ich mir ausversehen einen Eimer voll Glitter über den Kopf gekippt. Das ist noch nicht alles wieder draußen."

    Auch er begann nun Blätter aufzusammeln. Zusammen waren die zwei Elfen so schnell, dass sie nur ein paar Minuten brauchten, um ungefähr die Hälfte der Zettel aufzusammeln. Hilfsbereit trugen Joschua und Luana Elias einen Teil der Dokumente ins Archiv, wo sie einsortiert werden sollten.

    „Ich bin euch zu Dank verpflichtet", sagte Elias, als sie wieder auf den Gang traten.

    „War doch selbstverständlich." Joschua reichte dem Jungen zum Abschied die Hand.

    „Ich meine das ernst, beharrte Elias. „Ihr habt etwas gut bei mir.

    „Mein Name ist Joschua."

    „Und ich bin Luana."

    Der junge Sekretär verbeugte sich.

    „Ich hoffe, dass wir uns nun öfter sehen."

    „Ich auch."

    Mit diesen Worten eilte das Mädchen hinter Joschua her, der bereits weitergegangen war.

    „Was machen wir jetzt?", fragte sie, als sie ihn eingeholt hatte.

    „Wir gehen zum Direktor, antwortete Joschua. „Du brauchst eine Schuluniform und dein Name muss ins Register. Dann bist du offiziell Studentin bei der Elfengilde.

    Kapitel 2

    Unverhofftes Wiedersehen

    Seit fast zwei Monaten war Luana nun schon in der Elfengilde. Es gefiel ihr zwar, jedoch war der Unterricht der Inbegriff der Langeweile. Deshalb spielte sie ihren Lehrern oft kleine Streiche, nur um jedes Mal erwischt zu werden. Joschua sah es nicht gern, wenn Luana wieder einmal aus dem Zimmer des Direktors kam. Oft las er ihr dann die Leviten. Doch das hielt Luana nicht davon ab, ihren grauen Alltag etwas zu verschönern.

    Es war ein Dienstag, als sie wieder einmal zum Direktor geschickt wurde.

    „Luana, sagte Dr. Alars ohne aufzusehen. „Setz dich. Das Mädchen ließ sich gehorsam auf den Stuhl vor dem Schreibtisch nieder. „Das wievielte Mal in diesem Monat bist du nun hier?" Er sah sie über den Rand seiner Lesebrille hinweg an.

    „Das dritte Mal, Sir", antwortete Luana.

    „Das ist eindeutig zu oft, mein Kind, fuhr der Direktor fort. „Ab jetzt muss ich mir wohl Strafen ausdenken.

    „Wie wäre es mit Besorgungen? Elias trat durch eine weitere Tür in den Raum. „Joschua und Decimus gehen heute in die Stadt. Sie könnte ihnen doch dabei behilflich sein. Der Direktor nickte zustimmend.

    „Gut, Luana. Melde dich bei Joschua und begleite ihn." Das Mädchen nickte und stand auf.

    Vor der Tür stieß sie fast mit ihrem Freund zusammen.

    „Schon wieder?", fragte Joschua in ernstem Ton.

    „Tut mir leid", murmelte Luana.

    „Das ist das Einzige, was du immer dazu sagst." Joschua war wirklich sauer.

    „Der Direktor hat gesagt, dass ich ab jetzt Strafen bekomme, versuchte sie die Situation zu retten. „Heute soll ich dir bei den Besorgungen helfen.

    Er seufzte.

    „Hoffentlich treibt dir das endlich die Flausen aus dem Kopf. Komm jetzt."

    Er eilte voraus. Luana legte sich ihren Mantel um, den sie in dieser Jahreszeit immer dabei hatte, und beeilte sich ihrem Freund zu folgen.

    Vor dem Tor wartete ein junger Elf, der ungefähr in Joschuas Alter sein musste. Er hatte lange, blonde Haare und geschwungene, blaue Augen.

    „Hallo, Decimus", begrüßte ihn Joschua.

    „Sei mir gegrüßt, mein Freund."

    Decimus stand neben einem Wagen, vor den ein Pferd gespannt war.

    „Wir haben heute etwas Hilfe", fuhr Joschua fort. Er deutete auf Luana. Sie lächelte unsicher.

    „Du bist Luana, oder?" Decimus hielt ihr seine Hand hin. Zögernd ergriff sie sie.

    „Hallo."

    Decimus stieß ein helles Lachen aus.

    „Ist sie immer so schüchtern?", fragte er Joschua. Dieser zuckte die Schultern.

    „Eigentlich nicht, sagte er. „Normalerweise ist sie ziemlich vorlaut.

    „Das stimmt doch gar nicht!", rief Luana und warf dem Elf einen bösen Blick zu. Joschua lächelte.

    „Komm jetzt. Er deutete auf den Wagen. „Setzt dich auf den Kutschbock.

    Sofort kletterte Luana nach oben und ließ sich auf der Bank nieder. Joschua nahm die Zügel des Pferdes und führte es durch das Tor hinaus auf die Straße. Dabei unterhielt er sich mit Decimus.

    Es war kälter als Luana vermutet hatte, die Elfen schien das jedoch nicht zu stören. Luana ließ den Blick über die Häuser zu beiden Seiten der Straße gleiten. Die Dächer waren mit einer dünnen Schneeschicht überzogen und an den Fenstern bildeten Eisblumen Muster, die man nicht einmal mit der Glaskuppel der Gilde vergleichen konnte. Sie fühlte sich beinahe wie in einem Märchen.

    Nur der Marktplatz störte ein bisschen, mit den vielen Leuten, die dort hektisch herumrannten oder ihre Waren feil boten. Dazwischen der ganze Schnee, der sich unter den Stiefeln der Menschen in grauen Matsch verwandelte.

    „Endstation", sagte Decimus plötzlich und hielt den Wagen mitten auf dem Marktplatz an. Behände sprang Luana vom Kutschbock und wäre beinahe ausgerutscht, hätte Joschua nicht ihre Hand festgehalten.

    „Danke", murmelte sie und zog ihre Hand zurück. Er schien etwas erstaunt über ihre Reaktion zu sein, lächelte jedoch sofort wieder.

    „Ich will doch nicht, dass du dir etwas brichst."

    „Wie machen wir das eigentlich?, fragte Decimus. „Wir können sie wohl kaum alleine losziehen lassen.

    „Nimm sie mit zum Schmied, antwortete Joschua. „Sie kann dir beim tragen helfen.

    Decimus nickte, dann wandte er sich in Richtung Handwerkerviertel. Dort lebten die Leute, die nützlich Dinge anfertigten, wie der Schmied, der Schreiner, Gerber, Schneider, Schuster und andere.

    Luana war fasziniert von der Größe der Stadt. Staunend betrachtete sie die vielen Schilder, die auf das jeweilige Gewerbe hinwiesen. Aus der Bäckerei strömte der Duft von frischem Brot. Luana sog den Geruch tief ein. Irgendwie bekam sie Hunger.

    Die Schmiede lag in dem Teil des Viertels, der an den Fluss grenzte. Diese Gebäude waren sehr beliebt, da der Fluss Leben spendete. In dieser Jahreszeit fuhren nur noch wenige Schiffe auf dem Wasser dahin, im Sommer hingegen wimmelte es dort nur so von Fahrzeugen. Die bunten Boote und Segel erinnerten Luana oft an eine Blumenwiese, doch nun war der Fluss grau und trist. Vereinzelt war das Wasser sogar schon mit einer dünnen Eisschicht überzogen.

    Luana betrachtete den Himmel. Der Schnee war wirklich faszinierend. Ihr Blick wanderte zu Decimus. Er bewegte sich so schnell. Während er normal ging, musste das Mädchen fast rennen.

    Endlich erreichten die beiden die Schmiede. Nachdem er geklopft hatte, öffnete der Elf die Tür und winkte Luana ihm zu folgen. Sie betraten einen Raum, der vor Hitze fast zu bersten schien. Überall hingen oder standen Werkzeuge, Waffen und andere metallische Gegenstände herum. Das Mädchen betrachtete fasziniert die kunstvoll verzierten Schwerter. Ein Zischen erklang und im nächsten Augenblick füllte sich die Schmiede mit Wasserdampf.

    „Wie kann ich Euch helfen?" Eine bekannte Stimme drang durch den Nebel an Luanas Ohr.

    „Wir kommen von der Gilde, hörte sie nun Decimus sagen. „Ich bin hier um die Stäbe für die Schüler abzuholen.

    Langsam lichtete sich der Nebel und gab die Sicht auf einen jungen Mann frei. Trotz der niedrigen Temperaturen vor der Tür, trug er zu seiner Hose und den Stiefeln nur ein dünnes, ärmelloses Hemd. Die roten Haare klebten ihm am Kopf, darunter blitzten zwei wache, grüne Augen hervor.

    „Alan." Luana fiel ihm in die Arme.

    „Was machst du denn hier, Schwesterchen?", fragte der junge Schmied etwas verdutzt.

    „Ich bin Studentin an der Gilde, murmelte sie an seine Brust gepresst. „Es ist so schön dich wiederzusehen. Decimus räusperte sich.

    „Ich möchte euer Wiedersehen zwar nur ungern stören, aber wir müssen uns an den Zeitplan halten, Luana."

    „Was für ein Zeitplan?"

    „Der Zeitplan, der auf den Tatsachen beruht, dass wir noch zu zwei weiteren Händlern müssen und dafür nicht mehr als eine Stunde haben. Decimus stieß geräuschvoll die Luft aus. „Also, Alan. Wo ist Mr. Smith?

    Alan legte den Kopf schief und spielte mit einer Haarsträhne. Luana musste grinsen. Das tat er immer, wenn ihm etwas peinlich oder unangenehm war.

    „Nun, äh …, stotterte er. „Der hatte heute einen Unfall und, äh… der Doktor ist gerade bei ihm.

    „Na toll!, rief Decimus. „Ausgerechnet heute.

    „Aber ich weiß, wo Eure Waren sind", versuchte Alan die Situation zu retten.

    „Dann holt sie bitte." Der Elf war sichtlich genervt.

    Rasch verschwand Luanas Bruder in einer Nebenkammer, im selben Moment, als sich eine weitere Tür am Rand einer kleinen Treppe öffnete.

    „Ihr braucht jetzt Ruhe, hörten die beiden jemanden sagen. „Ich komme in zwei Tagen noch einmal vorbei. Die Tür schloss sich und jemand kam die Treppe herunter. Die Gestalt trug eine schwarze Robe, das schwarze Haar fiel ihm bis auf die Schultern. Die kleine Brosche, die die Form eines Kreuzes hatte, so wie es die Mediziner oft trugen, saß noch an der gleichen Stelle.

    „Hallo, Soran", begrüßte das Mädchen den jungen Arzt. Sein Gesicht war immer noch so blass, wie an dem Tag, an dem sie sich das erste Mal getroffen hatten. Nur die Augenringe waren etwas heller geworden.

    „Hallo, Luana. Wie schön dich wiederzusehen." Er lächelte vergnügt.

    „Wie viele Leute kennst du eigentlich?", lachte Decimus und sah seine Begleiterin fröhlich an.

    „Eine ganze Menge."

    Luana grinste zufrieden. Soran war inzwischen weiter zur Tür gegangen.

    „Warte!", rief Luana und hielt ihn am Arm fest. Verblüfft drehte er sich zu ihr

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