Der kleine Wildfang: Erzählungen von Kindheit und Abenteuern in Hoym
By Ute E. Reuss
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About this ebook
… So oder so ähnlich könnten die Geschichten in dem vorliegenden Buch beginnen, denn worüber und über wen erzählt wird, war einmal.
Vom Eisteich über eine ungewöhnliche Ferienreise bis zum Spuk im Laden – dieses Buch hält elf Kurzgeschichten bereit, die von Abenteuern, Freundschaft, Mut und manch Schabernack des Mädchens Heidrun, ihrer Freunde und Familie erzählen.
Mit den illustrativen Bildern und der unterhaltsamen Erzählweise werden die Erinnerungen an spassige, ungewöhnliche und spannende Kindheitserlebnisse wieder lebendig.
Das Buch ist für Kinder von 4 - 11 Jahren zum Vor- und Selberlesen.
Ein Lesespass für die gesamte Familie!
Alle Zeichnungen stammen von der Autorin.
Ute E. Reuss
Die Autorin, Jahrgang 1969, hat das Schreiben und Gestalten von Büchern seit einiger Zeit für sich entdeckt. Zunächst begann sie mit Fotobüchern zu diversen Themen. Danach folgte ein kleiner Reisebericht, der die Fahrt durch Europa und ganz besondere - auch persönliche - Erlebnisse wiederspiegelt. Die Freude am Schreiben veranlasste sie, weitere Projekte anzugehen und im Jahr 2009 ihr erstes Buch mit Kurzgeschichten herauszugeben. Inspiriert vom Leben, Alltag, erzählten Geschichten und Phantasie nimmt sie sich neben Beruf und Familie Zeit, ihre Ideen in Text und Bild zu fassen. Viel Spass beim Lesen!
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Book preview
Der kleine Wildfang - Ute E. Reuss
zurückbringen.
Kindheit in Hoym
Das blonde, kurzhaarige Mädchen Heidrun lebte mit ihren Eltern, ihrem Bruder Klaus und ihrer Oma Ida auf dem heimischen Hof im Ort Hoym. Das kleine Städtchen wirkte wie ein Dorf – ländlich und beschaulich. Es roch oft nach Schweine- und Kuhmist aus den Ställen. Jeder kannte jeden und jeder wusste über den anderen Bescheid. Alles, was im Ort geschah, sprach sich herum, wie ein Lauffeuer. Auch heute noch ist Hoym ein kleines liebreizendes Städtchen – mit seinem Schloss und dem Prinzenhaus.
Heidrun tobte gern herum wie ein Bursche und hatte mit Puppen nicht viel im Sinn. Sie liebte ihre kurze braune Lederhose und die Natur in ihrer Umgebung. Kein Baum war ihr zu hoch, kein Wasser zu tief. Überall strolchte sie herum, ohne jemals Angst und Bange zu verspüren. Mit dabei waren immer ihre Hunde Senta und Harras. Senta starb irgendwann. Sie war schon alt und hatte Heidrun ihren Sohn Harras hinterlassen. Er hing sehr an dem Mädchen. Sobald sie das Haus ohne ihn verließ, sprang er mit einem Satz auf die Hofmauer, um ihr hinterher zu eilen. Dann schlidderte Harras mit seinen vier Pfoten die Außenmauer des Hofes hinunter und flitzte ihr nach. Dies tat er so häufig, dass sich die Rutschstelle an der Mauer mit der Zeit ganz schwarz färbte.
Ihren Eltern war Heidrun stets viel zu burschikos. Der Mutter gefiel es überhaupt nicht, dass ihr Mädchen nur in Lederhose herumlief. Sie hätte am liebsten eine Tochter gehabt, die sich wie ein richtiges Mädchen verhält und kleidet. Jeden Sonntag zog sie ihr ein hübsches Kleidchen an, kämmte ihr die Haare glatt und versah die Pracht mit einer schönen Schleife. Heidrun aber behagte diese kleine Verschönerung überhaupt nicht, doch sie konnte sich einfach nicht wehren. Murrend ließ sie also die Verwandlung über sich ergehen.
Ihre beste Freundin Ilschen, die in dem Mehrfamilienhaus gleich gegenüber in der Straße „Zwischen den Tiewänden Nummer eins wohnte, war so ein „richtiges Mädchen
. Sie zog nie Hosen an, spielte nur mit Puppen und gab sich vor allem nicht mit Jungs ab. Ein Beispiel sollte sich Heidrun nehmen, doch sie pfiff darauf. Trotz der Gegensätze oder vielleicht gerade deswegen verstanden sich die beiden Mädchen prächtig.
Der Hof, auf dem Heidrun lebte, lag mitten im Ort. Man konnte von dem Haus aus zum Fortunaplatz schauen, der das Ortszentrum bildete. Der Hof war nicht sehr groß, aber groß genug, um Tiere zu halten, denn Lebensmittel waren Anfang der 1950er-Jahre knapp und wurden über Lebensmittelmarken zugeteilt. Wenn Heidruns Familie ein Fest plante, musste genau gerechnet werden, wie viel Fleisch und Wurst sie verbrauchen durften, damit am Monatsende noch genug Lebensmittelkarten übrig blieben. Um diesen Engpässen auszuweichen, versorgte sich die Familie selbst und legte sich Vorrat an. So taten es viele Leute, die auf dem Land lebten. Also gab es Ziegen, Schafe, Schweine und Hühner auf dem Hof. Die Hühner sollten die Eier liefern und vielleicht auch mal einen schönen Festtagsschmaus abgeben. Die Schweine wurden geschlachtet, um Wurst und Fleisch zu bringen, und die Ziegen lieferten Milch und Käse. Heimlich bauten Heidruns Eltern auch Mohn an, um Öl zum Braten, Backen und Kochen herzustellen. Wenn von der Ernte noch etwas übrig blieb, wurde sogar ein leckerer Mohnkuchen gebacken, den Heidrun besonders gerne aß.
Die Tiere waren in eigenen Stallungen untergebracht, die sich rechts am Haus anschlossen.