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Der Versicherungsmakler: vom Federfuchser zum Bauernfänger
Der Versicherungsmakler: vom Federfuchser zum Bauernfänger
Der Versicherungsmakler: vom Federfuchser zum Bauernfänger
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Der Versicherungsmakler: vom Federfuchser zum Bauernfänger

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About this ebook

Es war die Idee, Versicherer auf die kühnste Art mit fiktiven Verträgen zu betrügen und anschließend mit einer siebenstelligen Summe im Ausland in Saus und Braus zu leben. Der Plan schien aufzugehen, doch der Partner kam dem Vorhaben zuvor, plünderte die Konten und verschwand ins Ausland.
Nach dreieinhalb Jahren Gefängnis ging die Suche nach dem Partner los und wurde in Schweden erfolgsversprechend. Mit einem englischen Ganoven namens John Harper, der selber zuvor in seiner Heimat einen verunglückten Geldtransporter ausraubte und damit flüchtete, wurde das Geld in eine Marina investiert. Dabei wurde nicht bemerkt, dass sie selbst von windigen Geschäftsleuten über den Tisch gezogen wurden.
John Harper machte seinem Kompagnon dafür verantwortlich, worauf die Bitte geäußert wurde, dass man John Harper umlegen sollte. Eine sehr abgefuckte Situation, wenn sich dann noch herausstellt, dass John Harper der zukünftige Stief-Schwiegervater des Auftragsgebers zu sein scheint.
LanguageDeutsch
Release dateJul 31, 2015
ISBN9783739274430
Der Versicherungsmakler: vom Federfuchser zum Bauernfänger

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    Der Versicherungsmakler - Gerth Haase

    Inhaltsverzeichnis:

    Manchmal ist es wichtig jemand zu haben, der zuhört

    Ich begab mich auf die Überholspur, doch ich wurde beschissen

    Ich sehnte mich nach was Größerem, nach was Imperialistischem, nach einem Explosionsdrang

    Ein Sachverständigenbüro und eine Autowerkstatt mussten her

    Erfolg ist etwas, das aus einer Handlung hervorgeht

    Es war der Gedanke viel Geld zu erwirtschaften, egal wie

    Ehrlichkeit währt am längsten …, sagt der Volksmund, aber ein bisschen Schummeln hat auch Vorteile

    In jedem Paradies gibt es eine Schlange

    Ein Unglück kommt selten allein

    Der Zahlmeister des Schicksals schlug zu

    Jede offene Rechnung muss beglichen werden

    In einigen Geschäften muss man mit Guerillamethoden kämpfen

    Es ist wichtig, dass richtige Werkzeug dabei zu haben

    Wir flogen nach Schweden

    Die Suche wurde mit dem Zufall des Glücks belohnt

    Jeder hat seine eigene Art Probleme zu lösen, einer läuft weg, andere kämpfen

    Man kann niemand vertrauen, selbst der eigene Arsch bescheißt dich

    Ein Falschspieler hat bisher noch keinen Spielertisch lebend verlassen

    Werfe einem Hund einen Knochen zu und suche seine Schwachstelle

    Du hast nicht die Eier dazu, mich wegzupusten

    Hosenscheißer haben in der Geschäftswelt nichts zu suchen

    Der Versicherungsmakler

    vom Federfuchser zum Bauernfänger

    1. Manchmal ist es wichtig jemand zu haben, der zuhört

    Ich schaute zum Fenster hinaus über das backsteinrote Nebengebäude, sah, wie in weiter Ferne die Sonne den Horizont überschritt und mit einem farbigen Spektakel das Ende der Nacht ankündigte.

    Meistens aber wache ich auf und alles ist grau, auch meine Morgensonne. Ich lebe schon in Grau und ein Tag ist wie tausend andere. Es gibt keine Farben, nur Schatten, die meinen Weg säumten. Manchmal denke ich, mein Blut in meinem Körper muss auch grau sein, wie die Mauern die mich umgeben.

    Doch heute erstreckte sich ein faszinierendes Schauspiel der Natur, das mich in den Bann zog. Viele erleben ihn jeden Tag aufs Neue und lassen so ein Sonnenaufgang immer wieder als Kulisse für schöne Fotos oder auch für romantische Filmszenen erscheinen.

    Eigentlich geht sie gar nicht auf, eine fälschliche Aussage, denn die Sonne steht nur starr da. Die Eigenrotation, die Drehbewegung der Erde um die eigene Achse, lässt diese Vermutung zu, wobei nur der Standort des Betrachters geändert wird.

    Die gesamte Weltbevölkerung erlebt den Sonnenaufgang eines Tages also nicht gleichzeitig, sondern zeitversetzt. Da die Erde sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden einmal um sich selbst dreht, kann die Zeitspanne zwischen den Sonnenaufgängen zweier weit entfernter Länder fast einen ganzen Tag betragen.

    Doch ist sie bestimmt, alles Leben zu erhalten, zu leuchten, den Boden zu erwärmen, die Meere und auch die Atmosphäre. Sie steuert das Klima, bringt Trockenperioden und Eiszeiten, treibt den Wind und bestimmt das Wetter auf der Erde. Sie ist zwar nur ein Stern unter vielen in der Milchstraße und dazu noch nicht mal ein besonderer: Aber für die Lebewesen auf der Erde ist die Sonne der bei Weitem wichtigste Himmelkörper.

    Beindruckend von diesem Naturerlebnis mit den wunderschönen Farbtönen fing ich an, geistesabwesend von einem erholsamen Strandurlaub zu träumen, bei dem man den Sonnenuntergang am Meer beobachtet. Nur vereinzelnde Wolken waren zu sehen, die wie flauschige Wattebäusche aussahen und langsam vom sanften Wind getrieben weiter zogen.

    Der warme Sand lud ein, mich ihm zu ergeben und so legte ich mich hin und ließ meinen Körper von der Sonne erwärmen. Kaum ein Mensch war zu sehen, nur jemand, der am Ufer entlangjoggte. Ich blickte zur Sonne, die mit ihren warmen Strahlen mein Gesicht streichelte und es erhitzte. Der Jogger kam näher und entpuppte sich als eine Joggerin. Mit blinzelnden Augen sah ich sie immer näher kommen, sah, wie der Schweiß das Top durchtränkt hatte und ihre zarten Brüste zum Vorschein brachten, die sich im gleichen Rhythmus mit ihren Füßen auf und ab bewegten. Ein himmlischer Gedanke, ihr jetzt ganz nahe zu sein und den Duft ihrer Hautausdünstung zu schmecken, ihren feuchten Busen zu berühren und meine Zunge an ihren Körper entlanggleiten zu lassen. Doch sie winkte nur, warf mir einen Handkuss zu und lief weiter.

    Ich stand auf, um hinterherzulaufen, als ich plötzlich das laute Umlegen eines Schlüssels hörte, der in das Schloss meiner Zimmertür geschoben wurde, das Zuhaltungsschloss entriegelte und mich so aus meiner Geistesabwesenheit riss. Es ist eine schwere, mit Eisen beschlagene Vollholztür in einer Eckzarge mit dreiseitig umlaufender Gummidichtung, zwei dreiteiligen Bändern mit festem Stift, Kugellagerzwischenringen und einem 200º Türspion mit Sicherheitsrosette, die geöffnet wurde.

    Ich wende meinen Blick ab von diesem traumerfüllten, flammenden Feuerball, der die Grenzlinie zwischen Himmel und Erde bereits überschritten hatte. Meine Hände lösten sich von den Gitterstäben, die von außen an den Fenstern angebracht waren und nicht gerade zur Abschreckung von Einbrüchen dienen sollten. Langsam steige vom Stuhl herunter, der mir die Möglichkeit gab, durch das hoch liegende geöffnete Fenster hinausschauen zu können.

    Mein Blick schweifte durch das Zimmer, durch den spartanisch eingerichteten Raum. Ein Etagenbett mit fingerdicken Matratzen auf einem Geflecht von Drahtteilen und Metallfedern. Ein Tisch und zwei Stühle in original Vintage Style, einen Doppeltürenschrank, sowie eine frei stehende Toilette und eine Waschgelegenheit mit einem Spiegel aus Blech der so verbogen war, dass man sich vorkommt, in einem Lachkabinett zu sein. Um das Schamgefühl und die Menschenwürde nicht zu verletzen, wurde hier eine Winkelstange mit einem Vorhang angebracht.

    Ein Mann kam herein, schaute kurz durch das Zimmer und rief freundlich:

    »Guten Morgen.«

    Er erwartete nun von mir, dass ich antworte, dass ich ein Lebenszeichen von mir gebe und so antwortete ich kurz und knapp mit:

    »Moin.«

    »Frühstück kommt gleich,« sprach noch der Mann und verschwand wieder aus der Tür.

    Ich befand mich hier in Zelle 25.5 im Block G des Ostflügels eines staatlichen Gefängnisses und das schon seit neun Monaten. Obwohl ich als Eingesperrter keine Gefahr darstellte, somit der Kontakt zu Mitgefangenen erlaubt ist und die Kommunikation mit anderen, als ein Privileg zu verstehen gilt, erhielt ich aufgrund eventueller gewaltsamer Hierarchien anderer bis heute eine Zelle für mich ganz alleine.

    Hier hatte ich meine Ruhe, wenn ich meinen Frieden haben wollte, konnte schlafen, wenn ich Müde war oder mich mit banalen Dingen beschäftigen, wenn ich Langeweile hatte. Es existieren feste Zeiten zum Öffnen der Zellentür, wo dann eine Kommunikation mit anderen Internierten möglich ist, wie zum Beispiel bei Hofgängen oder bei Arbeitsmaßnahmen.

    Wenn man so lange eingesperrt ist, glaubt man, man verfault, fühlt sich alleine, vergessen. Aber das ist nicht der Fall. Man wird beobachtet, überall beobachtet von innen von außen, durch die Schließer, die regelmäßig ihre Runden auf dem Gang drehen oder durch das Wachpersonal, das von Türmen aus eine gute Einsicht auf Freiflächen hat.

    Aber warum landet man in solch einer vorbeugenden Sicherheitsverwahrung. Unter Umständen kann es ein Streit sein, ein Streit um eine Kleinigkeit, der genauso eine Straftat nachvollzieht, wie der Mord an einer Blondinen oder der Bankraub oder all die anderen möglichen und unmöglichen Gründe.

    »Frühstück mein Freund«, rief einer der Insassen, der sich zur gemeinnützigen Arbeit im Küchendienst verpflichten ließ. »Heute ist Samstag, da gibt es frische Brötchen. Reichen zwei?«

    »Reicht! Mach lieber den Kaffeepott etwas voller,« antwortete ich.

    Er war ein Schwerkrimineller aus dem organisierten Verbrechen, hat sich hier im Gefängnis zum Küchenjungen hochgearbeitet, um sich ein paar Euro für seine Zigaretten zu verdienen.

    Das Frühstück, das Mittagessen und auch das Abendbrot sind soweit Okay. Für viele reicht es nicht aus. Sie sind der Meinung, dass man sie auf Diät hält. Naja Völliges satt werden, wo man danach das bekannte Schläfchen braucht, wird es hier nicht geben.

    Heute war nun der Tag, wo mein bisheriges Alleinsein ein Ende fand. Gegen Mittag wurde ein bisher aus disziplinarischen Gründen unter Einzelhaft arretierter wegen guter Führung zu mir in die Zelle verlegt.

    Ich lag gerade auf meinem Bett, als er mit einem riesigen Bündel sich ins Zimmer zwängte, den er wie ein Seesack über die Schulter trug. Er schaute sich um, sah das leere Bett unter mir, legte sein Bündel darauf und lockerte den Knoten.

    Wie die gespannte Feder einer klassischen Mäusefalle schlug das Bündel auseinander und seine Utensilien kamen zum Vorschein. Er hatte sein Bettlaken als Transportmittel umfunktioniert und gleichzeitig die Matratze mit eingebunden, die sich nun wie ein Springmesser entfaltete.

    Ich beobachtete ihn, wie er seine Besitztümer an Ort und Stelle verbrachte, sich aufs Bett legte und anfing seinen Mund auf Durchzug zu stellen. Ein reflexartiges, fürchterliches, müdes Gähnen entstand.

    »Du bist doch wohl nicht etwa müde«, fragte ich ihn, um ein Gespräch in Gang zu setzen.

    »Erraten«, antwortete er forsch. »Weiß du, wann ich das letzte Mal im Bett war? Ach ne es war ja nur eine Pritsche, am Donnerstag und das für zwei Stunden.«

    »Und warum hast du nicht geschlafen? Schlecht geträumt?«

    »Schlecht geträumt? Wie meinst du das?«

    »Naja man sagt ja, dass man als Krimineller oft furchtbare Träume hat.«

    »Ach das war nur am Anfang so, das hab ich längst hinter mir. Als ich das erste Mal geklaut hatte, da war ich ziemlich unsicher, nervös wie ein kleines Kind.«

    »Das kann ich mir gut vorstellen«, bemerkte ich.

    »Ich wachte mitten in der Nacht auf und meinte die Polizei wäre hinter mir her, aber das verwächst mit einem.«

    »Wie hat es eigentlich bei dir angefangen.«

    »Oh bescheiden, wie bei den meisten von uns. Ich fing an, den Kindern in der Schule das Pausengeld zu stehlen, dann kam Kaufhausdiebstahl, ein paar aufgebrochene Autos und danach Überfälle auf Juwelierläden. Dabei hatte ich meinen ersten Mann umgelegt. Ich war damals gerade neunzehn.«

    »Steile Karriere, die dich bis hierher gebracht hatte«, erwähnte ich.

    Ich stieg von meinem Bett herunter, setzte mich auf die Bettkante seines Bettes, gab ihm die Hand und stellte mich vor:

    »Ich heiße übrigens Gerard.«

    »Hey, ich Giuliano.«

    Nach langer Zeit der Zurückgezogenheit ist es doch gut, jemanden zu haben mit dem man Quatschen kann. Bisher habe ich mich in meiner Zelle alleine ganz gut gefühlt. Aber selbstverständlich hatte ich auch mal Phasen, in denen man jemanden zum Reden brauchte, nicht die streitsüchtigen Gespräche beim Hofgang, die sich nur mit ihren Heldentaten beweihräuchern. Nein tiefsinnige, ausgelassene, ebenso nachdenkliche und auch mal alberne Gespräche zu führen, das war mein Wille.

    »Wie lange hast du noch«, fragte ich.

    »Dreieinhalb Jahre.«

    »Weswegen?«

    »Raub und Körperverletzung. Und du?«

    »Vier Jahre, zwei Monate und sechszehn Tage noch.«

    »Und weswegen du?«

    »Wegen eines Vermögensdeliktes.«

    »Wieso, hast du einer alten Oma die Handtasche geklaut?«

    »Nicht direkt. Ich habe die Versicherung beschissen.«

    »Hä, hä, das macht doch jeder. Der eine macht sein Fernseher kaputt, der andere wirft sein Handy ins Klo. Manche schneiden sich sogar Finger ab oder inszenieren Autounfälle. Aber dafür kommt man doch nicht für Jahre in den Knast.«

    »Naja, da der Betrug nicht an einer einzelnen Person vollzogen wurde, sondern indirekt an der ganzen Solidargemeinschaft, ging der Staatsanwalt davon aus, dass sie es bei mir mit einer höchst gefährlichen Person zu tun hätten. Ich wäre betörend, wäre eine Gefahr für die Allgemeinheit und gehöre unter Aufsicht einer Justizvollzugsanstalt. Damit verkündigte er eine Freiheitsstrafe von acht Jahren und sechs Monaten an. Nur mein trauriger, reuender Dackelblick stimmte den Richter für ein etwas milderndes Urteil und reduzierte die Haftstrafe auf fünf Jahre.«

    »Ja aber trotzdem, fünf Jahre?«

    »Nun, laut Staatsanwalt soll ich in mindestens hundert Fällen die Versicherungen in betrügerischer Absicht um immerhin ein bis zwei, wenn nicht sogar drei Millionen Euro geschädigt haben.«

    »Wow,« erstaunte es Giuliano.

    »Und wo ist die Kohle?«

    »Weg!«

    »Wie weg?«

    »Naja es hat sich alles etwas anders zugetragen.«

    »Konntest dich wohl selber nicht beweisen, was für ein toller Kerl du warst, oder was?«

    »Was willst du damit sagen?«

    »Naja, ich hab mal einen Mann gekannt, der war vierzig Jahre lang ein guter Ehemann, ein guter Vater und ein braver Bürger. Aber eines Tages, anstatt ins Büro zu gehen, kaufte er sich eine automatische Pistole, stellte sich an die nächste Straßenecke und ballerte auf einmal drauf los. Er hatte drei Leute erschossen. Alle behaupteten er wäre plötzlich durchgedreht, aber das stimmte gar nicht. Er hatte nur seine innere Berufung entdeckt. Er war ein Killer von Natur aus. Das könnte mir ebenso passieren, genauso wie dir.«

    »Nein, es war bestimmt nicht meine Berufung, die mich dazu trieb, eher die Gier.«

    »Die Gier?«

    »Ja die Gier!«

    Ich hatte jemanden gefunden, der mir zuhörte, der Interesse für meinen Werdegang zeigte, möglicherweise sogar versucht meine Emotion und Motive zu verstehen. Ob es nun seine Neugier war oder die Entdeckung eines neuen Terrains, auf dem er sich begeben könnte, ich weiß es nicht. Zumindest war er ein Mensch, der selektiv alles wahrnahm, der das Gehörte auffasste und begriff und dazu tendierte, es zu bewerten. Ein Mensch, der zuhören kann, hat Seltenheitswert. Manchmal ist es wichtig jemanden zu haben der zuhört, wichtiger als ein Stück Brot.

    Und so fing ich an meine Entwicklung zu erzählen, meine Laufbahn vom Federfuchser zum Bauernfänger.

    2. Ich begab mich auf die Überholspur, doch ich wurde beschissen

    Ich bin gelernter Versicherungskaufmann, habe in einem kleineren Unternehmen meine Lehre absolviert und bin dann

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