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Detektiv Kaputt
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Ebook187 pages2 hours

Detektiv Kaputt

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About this ebook

Der Detektiv Romeo befindet sich am Tiefpunkt seines Lebens. Die allgemeine Weltwirtschaftskrise ist auch über die Ermittlungsbranche hereingebrochen. Existenzielle Sorgen und die Vorstellung einer Zukunft ohne Perspektiven haben ihn kaputt gemacht.

Da betritt eine hübsche Blondine Romeos Büro und beauftragt ihn, ihren verschwundenen Pudel wiederzufinden. Was zunächst als läppischer Fall erscheint, entwickelt sich zu einem verwirrenden Puzzle von ineinander greifenden Ereignissen. Sind zwei Selbstmorde unter merkwürdigen Umständen wirklich, was sie zu sein scheinen? Ist ein Testament unwiderlegbar der letzte Wille eines Verstorbenen? Und was ist letztlich das düstere Geheimnis des Pudels? Die Spur führt weit in die Vergangenheit. Wird Romeo mit seinem unnachahmlichen Ermittlungsstil eine Lösung für die rätselhaften Verkettungen finden?

LanguageDeutsch
PublisherProglen
Release dateAug 4, 2015
ISBN9786167817675
Detektiv Kaputt
Author

J. Toring

J.Toring hat im mittleren Drittel seines Lebens beschlossen, sich auf die Suche nach einem geeigneten Alterswohnsitz zu machen. Das Klima in Österreich hat ihm nicht behagt. Januar, Februar, März hat er nur gefroren. Im März, April und Mai ist er von seiner Pollenallergie geplagt worden. Juni ist halbwegs Ok gewesen. Die Monate Juli und August sind die heißesten des Jahres, da hat er sich wohlgefühlt. Auch seinen Bronchien hat die Wettersituation behagt. Sein Lieblingsmonat ist der September gewesen, da ist er meist im Wald umhergewandert auf der Suche nach Schwammerln. Die trostlosesten Monate sind Oktober, November und Dezember gewesen: Grau, lichtlos, verregnet, nasskalt, einfach schrecklich. Er hat aufgehört zu arbeiten und hat sich aufgemacht. Er hatte genug verdient gehabt. Seine Sehnsucht nach einem ausgeglichenen Klima hat ihn in die Tropen und in Meeresnähe geführt: Karibik, Nord- und Südamerika, Indien, Malaysia, Indonesien, Philippinen und Thailand. Nach Durchsicht aller Einflussgrößen ist er schließlich in Thailand hängen geblieben. Er lebt jetzt in Roiet nahe der Grenze zu Laos und genießt das ausgeglichene Klima, die Liebenswürdigkeit der Leute und die angenehme Lebenssituation. Hier ist zumindest 10 Monate im Jahr September.

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    Book preview

    Detektiv Kaputt - J. Toring

    1 Tag

    Langsam erwachte Romeo. In seinem Kopf dröhnte es, sein stocksteifer Nacken schmerzte bei der geringsten Bewegung, seine Rückenmuskulatur war vollständig paralysiert, ein Bein nahezu gefühllos, im anderen stand ein Krampf unmittelbar bevor. Sein Mund war ausgedörrt, durch die Nase bekam er fast keine Luft, seine Zunge fühlte sich an, als wäre sie in Watte gepackt. Grelles Sonnenlicht drang durch das kleine Fenster und stach durchdringend in seine verklebten Augen. In Anbetracht dieser höchst unerfreulichen Umstände wollte Romeo sein halbherzig gefasstes Vorhaben, sich zu erheben, noch einmal überdenken. Aber alles, was ihm einfiel, war: „Wem heit ned schlecht is, des konn ka Guada sei."¹

    ¹ „Wem heute nicht übel ist, das kann kein guter Mensch sein" W.Ambros©

    Immerhin hatte damit das Dröhnen einiges an inhaltlicher Substanz gewonnen. Romeo murmelte die Textzeile stereotyp vor sich hin, ohne ihren Sinn zu begreifen. In seiner gegenwärtigen geistigen Verfassung war er mit hintergründigen Schlussfolgerungen und doppelten Negationen hoffnungslos überfordert. Auch die Melodie dazu war ihm entfallen. Ein Teil seiner Gehirnzellen war zerstört, die verbliebenen noch nicht voll funktionsfähig. Ohne wirkliches Interesse grübelte Romeo lethargisch, ob er nun ein Guter wäre oder nicht, bis ihm letzten Endes die brutale Wahrheit dämmerte: Es war ihm so elend zumute, weil er viel zu viel getrunken hatte. Den Weltschmerz ertränken war ja in Wien seit jeher eine gerne geübte und weit verbreitete Gepflogenheit. In den unzähligen Trinkanstalten der Stadt herrschte nicht nur Frohsinn. Es wurde oft auch lamentiert, und die Tränen flossen manchmal ebenso reichlich wie der Alkohol. Romeo hätte es nie für möglich gehalten, dass ihn dieses Kuriosum ebenfalls einmal heimsuchen würde. Zwar verhinderte der Rest seiner Selbstachtung, dass er weinte, aber seine Stimmung war unverändert am Nullpunkt. Sie hatte sich durch den unmäßigen Alkoholkonsum in der Nacht keineswegs gebessert – eher noch verschlechtert. Zur seelischen Last war das starke körperliche Unwohlsein gekommen. Ein Reparaturdrink wäre jetzt genau das Richtige. Romeo tastete im Halbschlaf benommen nach der Cognacflasche und schenkte sich umständlich den Rest daraus ein - nur keinen Tropfen verschütten! Seine Hand zitterte leicht. Die Flasche klapperte am Rand des Glases. Der bedenkliche Reinheitsgrad des Gefäßes störte ihn genauso wenig wie der verwahrloste und chaotische Zustand seines kleinen Büros. Seine Gleichgültigkeit gegenüber der Realität hatte ohne Zweifel einen Höchststand erreicht. Wozu sollte er unter der drückenden Last unabsehbarer Existenzbedrohungen auch noch an schädliche Keime denken? Die paar Bazillen konnten die Lage nicht schlimmer machen, krank fühlte er sich ohnedies bereits. Außerdem desinfizierte Cognac. Romeo hob das Glas und bemerkte irgendwie erleichtert, dass die fette Fliege, die ihn gestern endlos penetrant umschwirrt hatte, jetzt starr auf der bernsteinfarbenen Oberfläche trieb. Ihre Lebensbahn hatte ein feuchtfröhliches Ende genommen. Möglicherweise war sie bereits gestern Abend im letzten Drink umgekommen. Oder noch wahrscheinlicher, sie war im leeren Glas am Entzug zu Grunde gegangen, während Romeo am Schreibtisch eingenickt gewesen war und nicht für Nachschub gesorgt hatte. Der leblose Körper missfiel ihm. Verschlucken wollte er die Fliege keineswegs. Hingegen wäre er dem Genuss einer Auslese gut frittierter, wohlschmeckender Insekten durchaus nicht abgeneigt, allerdings nicht jetzt in diesem Augenblick. Er fischte die Fliege mit dem kleinen Finger seiner freien Hand heraus und schnippte sie aus dem halb geöffneten Fenster. Sie zu entsorgen stellte kein gesteigertes Problem dar, sie zu töten hätte er jedoch nur im äußersten Notfall vermocht. Romeo trank das Glas in einem Zug leer. Der Cognac brannte ganz und gar nicht wohltuend in seinem Magen. Ein Glas Samarin wäre weit besser für ihn gewesen. Leider mangelte es daran wie an so vielem. Vom Hof herein drang das blecherne Poltern der Mistkübel, die immer um diese Zeit vom Entleeren zurück gebracht wurden. Die Männer der Müllabfuhr scherzten ungeniert. Ihr Lachen war so enervierend laut, dass es Romeo in den Ohren und in der Seele wehtat. Wie lange war er schon nicht fröhlich gewesen? Er erinnerte sich nicht. Normaler Weise war es still im Hinterhof. Die ruhige Lage war einer der Gründe gewesen, warum er sich hier eingemietet hatte. Die Büro-Wohnung im ersten Stock der Vorstadt-Mietskaserne hatte auch noch andere Vorzüge gehabt, die gegenwärtig nur noch eine untergeordnete Rolle spielten. Die niedrige Miete war einer gewesen, die Begleichung derselben lag zur Stunde jedoch außerhalb seiner Möglichkeiten. Eigentlich war der einzige und originelle Vorteil der Wohnung jetzt nur noch ihre Nähe zum Obdachlosenheim für Männer, der sogenannten Gruft. Lag das Haus doch in der Barnabitengasse im sechsten Wiener Gemeindebezirk, in Mariahilf. Hin und wieder hatte die Adresse bei manchen seiner Kunden, die sich in Wien auskannten, heitere Irritation hervorgerufen. Wenn Romeo am Monatsersten die Miete nicht mehr bezahlen konnte, was so gut wie sicher war, würde er dorthin übersiedeln müssen, nur ein paar Häuser weiter. Bei diesem Gedanken war ihm gar nicht zum Lachen zumute. Langsam kehrten seine Lebensgeister zurück. Seine Baseball-Kappe war ihm im Schlaf in den Nacken gerutscht. Ohne besondere Absicht setzte er sie verkehrt wieder auf. Zwischen dem Gummizug und dem Stoff der Kappe glänzte seine Stirne schweißnass. Ein paar seiner fettigen Haare klebten daran. Seine Körperausdünstungen hatten sich bereits zu einem intensiven, schwer zu ignorierendem Geruchsbild verdichtet. Romeo rümpfte die Nase und versuchte angestrengt, den Kopf in den Nacken zu legen, wobei die Kappe abermals verrutschte. Um etwas Zielführenderes für seine Körperpflege zu unternehmen, reichte seine Energie nicht aus. Trotz der Morgenstunde war es heiß im kleinen Büro. Die betagte Klimaanlage war seit Wochen außer Betrieb. Durch die Fensteröffnung drang nur mäßig frische und kühle Luft. Die kalte Jahreszeit kam nicht dieses Jahr. Romeo schüttelte den Kopf. Da lief tatsächlich etwas falsch mit dem Weltklima. Wozu er überhaupt eine Kopfbedeckung im Büro trug, war ihm entfallen, möglicherweise als Zierde, möglicherweise aus anderen Gründen. Er lagerte seine Füße hoch. Das leichte Ziehen im rechten Bein ließ langsam nach. Vorwarnung einer Thrombose konnte das keine sein, oder doch? Er schob den Gedanken, ein wenig Sport zu treiben, wie immer in letzter Zeit zur Seite. Die noch lebende Fliege suchte seine Freundschaft und setzte sich zum wiederholten Male auf seinen Handrücken. Sie schien die verblichene Gefährtin zu vermissen. Romeo schenkte ihr auch weiterhin keine Beachtung. Die Hausbesorgerin schob in diesem Augenblick die Post unter der Tür durch. Das waren ohnedies nur Rechnungen und Mahnungen. Die Mittvierzigerin wollte sich fraglos wieder bei ihm einschmeicheln und hatte den Postboten abgefangen. Romeo konnte sie nicht besonders gut leiden. Ihr leichter Oberlippenbart verlieh ihr irgendwie das Aussehen eines karibischen Piraten. Wie sie ihn taxierte und sich dabei die Lippen leckte, gefiel Romeo nicht. Ihre Krampfadern wollte sie sich schon vor Jahren strippen lassen, hatte sie ihm erzählt, und dabei ihren Rock hoch über die dicken Schenkeln geschoben. Romeo ließ der Anblick der weißen, blau geäderten Säulen vollkommen kalt. Er bevorzugte andere, schlankere Bauweisen. Auch eine gewisse Bräunung der Haut wäre hilfreich, in ihm den Mann zu wecken. Aber jetzt war er ohnehin schon wieder zu betrunken für alles, was mit den Beinen einer Frau in Zusammenhang stand. Romeo drehte die bauchige Flasche um. Nichts kam mehr heraus. Er versuchte einen Freiwurf in den Papierkorb. Die Flasche kollerte unter den leeren Karteikasten. Die Kriminalpolizei hatte vor kurzem seine Aufzeichnungen beschlagnahmt. Es waren nicht allzu viele gewesen. Resignierend nahm er die Füße von der Tischplatte und rutschte in seinem Drehsessel hinunter. Die Schreibtischkante stoppte ihn und verhinderte seinen totalen Absturz. So könnte er es eine Zeit lang aushalten, war sein letzter Gedanke, bevor er wieder entschlummerte.

    Jemand ohrfeigte ihn mit leichten Schlägen. Romeos Widerstandsgeist erwachte, doch er benötigte mehrere Versuche, die verschwollenen Augen aufzuschlagen. Er schloss sie gleich wieder, die ihm drohende Gefahr schien ihm nicht allzu bedeutend zu sein. Was er gesehen hatte, passte zudem in keiner Weise in seinen Traum. Er wollte weiterträumen. Ein heller Sopran hinderte ihn daran. Er hatte von einer sinnlichen, exotischen Schwarzhaarigen geträumt, doch nun stand eine Marylin-Monroe-Kopie vor ihm. Die Wirklichkeit hatte manchmal recht überraschende Wendungen parat. Romeo versuchte angestrengt, wenigstens seinen Oberkörper wieder in die Vertikale zu bringen. Aufzustehen verwarf er, um sich nicht allzu sehr der Schwerkraft auszuliefern. Die platinblonde Schönheit vor seinem Schreibtisch musterte ihn mit einer Mischung aus humanem Mitleid und pikiertem Bedauern über seinen Zustand.

    „Sind sie der Detektiv?"

    Romeo ignorierte die Ironie in ihrer Stimme und nickte todernst und entschlossen. Egal, was die Dame von ihm wollte, er war zu allem bereit, mehr oder weniger. Nur Geld sollte es einbringen. Sein Bestand an Barem seit langem ‚sub canem‘. Das war so ziemlich alles, was er noch vom Lateinunterricht behalten hatte. Auch vieles sonst in seinem Leben war unter den Hund gerutscht. Die Bankbeamtin war ihm auf der Straße nachgelaufen, weil er immer die Straßenseite vor seiner Bankfiliale gewechselt hatte. Sie müsste ihn unbedingt dringend und sofort sprechen. Romeo hatte ihr wortlos mit einer nonchalanten Verbeugung seine Bankomatkarte und die Kreditkarte ausgehändigt. Damit war sie zufrieden in die Filiale zurückgestöckelt. Die Cognacflasche hatte er daraufhin im Supermarkt, getarnt mit einer eleganten Drehung, unter seiner Jacke verschwinden lassen. Ein Detektiv weiß eben bedeutend mehr über Überwachungskameras als ein Normal-Sterblicher. Die lächerlichen Diebstahlsicherungen waren ihm bloß ein mildes Lächeln wert. Allerdings hatte Romeo einmal gelesen, dass der Polizeipräsident irgendeiner Stadt als Ladendieb überführt worden war. In diese schlechte Gesellschaft wollte Romeo sich nicht begeben, er war gerissener, glaubte er jedenfalls. Die Wahl der Cognacmarke hatte er äußerst sorgfältig und qualitätsbewusst vorgenommen, wenn schon – denn schon. Nur das Teuerste war gut genug – nihil bonum, nisi optimum. Jetzt war ihm doch noch ein anderer Spruch eingefallen. Beim Verlassen des Geschäfts hatten sich ganz kurz seine Nackenhaare gesträubt, das war alles gewesen. Seine Lizenz konnte er ohnehin nicht mehr verlieren, die war schon eingezogen. Und wer sagte, dass ein Detektiv ehrlich sein müsste? Romeo war sich bis zu einem gewissen Grade sicher, dass zwanghafte Ehrlichkeit nur hinderlich in seinem Beruf war. Mundraub, Herr Rat, hatte er sich im Falle des Falles als Rechtfertigung zurechtgelegt. Er war nach dem unerfreulichen Intermezzo mit der Bank-Lady wirklich von außergewöhnlicher Trostbedürftigkeit geplagt gewesen. Wie er in diese abscheuliche Notlage gekommen war, dass er den Cognac stehlen musste, führte er auf eine vorübergehend ungünstige Strömung in seinem Karma zurück. Anders konnte es nicht sein. In den gegenwärtigen Engpass in seinem Leben war er unverschuldet geraten. Zu Beginn seiner Laufbahn als Privatdetektiv hatte es vielversprechend ausgesehen. Nach der erfolgreichen Beendigung seines Universitäts-Studiums des Strafrechts und der Ablegung der staatlichen Befähigungsprüfung für Berufs-Detektive, war er von Tatendrang erfüllt gewesen. Er hatte sich auf Wirtschaftsdelikte spezialisiert. Kriminalität zum wirtschaftlichen Schaden anderer faszinierte ihn. Aufträge hatte er sofort genug gehabt. Doch nach und nach waren die Klienten ausgeblieben. Die allgemeine Weltwirtschaftskrise war auch über die Ermittlungsbranche herein gebrochen. Romeo konnte Rechnungen nicht bezahlen, die Miete seines kleinen Apartments war ebenfalls ein finanzieller Kraftakt jeden Monat. Schließlich hatte er sich in sein Schicksal ergeben und fallen lassen.

    Romeo fragte sich angesichts der hübschen Frau vor ihm, ob er halbwegs rasiert war. Eine verstohlene Überprüfung mit dem Handrücken brachte kein gutes Ergebnis. Sicherheitshalber überprüfte er gleich den Sitz der Kopfbedeckung - auch nicht gut. Die Kappe kam ihm nach wie vor deplatziert vor, jetzt sogar noch etwas mehr. Er zuckte entschuldigend die Schultern. Sollte er der Besucherin mitteilen, dass er die ganze Nacht auf Verbrecherjagd gewesen wäre? Romeo entschied sich dafür, bei der traurigen Wahrheit zu bleiben. Er war zwar angeschlagen, aber ganz aufgegeben hatte er noch nicht. Nun doch halbwegs der ausgekochte Detektiv sich beflissen die Hände reibend stütze er sich mit den Ellbogen am Schreibtisch auf, beugte sich vor und blinzelte der Besucherin immer noch benommen ins Gesicht. Das mit den Händen reiben hatte er sich in einem amerikanischen Film abgeschaut, nämlich bei einem Verkäufer von Gebrauchtwagen.

    „Was kann ich für Sie tun, Gnädigste?"

    Irgendwie war er nicht unzufrieden mit dieser, den Umständen entsprechend gut gelungener Einleitung. Er lallte ein klein wenig, möglicherweise hatte er auch eine mörderische Alkoholfahne. Jedenfalls drehte sie den Kopf anmutig zur Seite und führte ihr Riechfläschchen zum gepuderten Näschen. Mit der anderen Hand klappte sie in einer routinierten Bewegung einen Fächer auf. In den feinen Härchen oberhalb ihrer zyklamfarbenen Lippen glänzte eine winzige Schweißperle. Missbilligend die Stirne runzelnd fixierte sie die Klimaanlage, anschließend die Sitzfläche des Besucherstuhles. Im Stehen wandte sie sich wieder Romeo zu. Ihr kunstvoll geschminktes Gesicht hatte einen sorgenvollen Ausdruck angenommen. In ihrem Sopran vibrierte zart ein verzweifelter Unterton. Ihr Pudel wäre ihr abhandengekommen. Möglicherweise wäre er entführt worden. Romeo hatte noch nie von einem derartigen Fall gehört. Warum sollte jemand einen Pudel entführen? Das Einzige, was ihm einfiel, war:

    „Lösegelderpressung?"

    Die Blondine beteuerte, dass bisher

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