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Der letzte Weg: Kurzgeschichten
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Ebook102 pages1 hour

Der letzte Weg: Kurzgeschichten

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About this ebook

Das Leben besteht aus kurzen Geschichten.

Es sind Episoden, die sich einbrennen in unsere Seele.

Sie zerstören oder aufbauen.

Beides ist möglich.

Doch wie gehen sie aus? Und was machen sie aus uns?

Sind wir Täter, oder sind wir Opfer?

Was sind wir denn überhaupt?
LanguageDeutsch
Release dateAug 10, 2015
ISBN9783738632422
Der letzte Weg: Kurzgeschichten
Author

Marlies Barbara Lenz

Marlies Barbara Lenz ist in Rumes, Siebenbürgen geboren. Sie hat Ethnologie, Kunstgeschichte und Klassische Archäologie studiert. Sie leitet eine Veranstaltungsagentur und lebt mit ihrer Tochter in Düsseldorf.

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    Book preview

    Der letzte Weg - Marlies Barbara Lenz

    Inhaltsverzeichnis

    One way ticket Dublin

    Tot im Bachbett

    Der letzte Weg

    Die Nadel im Heuhaufen

    Schnee am Nikolaustag

    Siebenbürgische Hochzeit

    Mit Ira bei NEON

    Wenn das Scheisshaus stinkt

    Der letzte Tanz

    Allein. Mütter in Lichtenbroich

    Impressum

    One way ticket Dublin

    Als mein Geschäft in Hannover platzte war ich am Boden zerstört. Ich überlegte dann kurz und handelte sofort. Ich dachte an die Worte unseres alten Nachbarn, die Worte von Nenea¹ Ilie. Der sagte mir letzten Sommer: das Leben gibt nur denen einen zweite Chance, die nie eine erste Chance hatten. Es sind Chancen aus zweiter Hand aber immerhin mehr als nichts.

    Ich hatte meinen Plan.

    Ich telefonierte mit Freund Marius in Dublin.

    Marius: „ Komm her. In der Pizzeria, wo ich arbeite suchen sie noch einen Spüler."

    Onu: „Wie soll ich hinkommen?".

    Marius: „Mit dem Flieger. Ab Düsseldorf gibt es eine gute Verbindung. Bitte erkundige dich."

    Der erste Flug ging erst am nächsten Tag ab Düsseldorf mit Air Lingus.

    Ich kaufte mir ein Ticket und fuhr mit dem Zug nach Düsseldorf. Ich kam mitten in der Nacht an und fuhr zum Flughafen, wo alles hell beleuchtet war. Ich tauchte ein in ein Meer von Licht. Ich denke, ein Flughafen kennt keine Nachtruhe. Es war alles warm und es war alles so sauber. Auf einer roten Liege konnte ich ein schlafen. Ab 7 Uhr wurde es dann laut und lauter.  

    Setze mich auf. Die rote Sitzbank befindet sich direkt vor einem Schuhladen mit sehr teuren Schuhen. Die Schuhe kosten so viel Geld wie eine 4-köpfige Familie bei uns 6 Monate lang fürs Essen zur Verfügung hat.

    Ich will gerade meine Schuhe anziehen. Da sehe ich einen jungen Mann, der könnte ca. 25 Jahre alt sein. Er trägt eine dunkelblaue Strickmütze, sowie eine dunkelblaue Jacke. Sein blasses Gesicht ist unter der Mütze kaum sichtbar. In seiner Hand hält eine große Papiertüte mit der Aufschrift ACUM. Er geht zum Schuhladen. Ich denke, er geht rein, ich denke, dass er sich solche Schuhe leisten kann. Ich wundere mich. Das hätte ich nicht gedacht. Kurze Zeit später kommt er raus. Geht auf der gegenüberliegenden Seite in den nächsten Schuhladen hinein.

    Dann ändert er seinen Weg und geht zurück zum teuren Schuhladen. Er nimmt eine mittelgroße Tasche aus der Auslage in die Hand und dreht sich damit zum Innenraum hin, so als wolle er die Verkäuferin etwas fragen. Er steht nun von mir aus gesehen hinter einer Säule. Ich sehe ihn einen Moment lang nicht. Er dreht sich dann wieder zu den Shopping Arkaden hin, steckt die Tasche in seine Papiertüte und verschwindet damit indem er links um den Brotladen einbiegt. Ein paar Sekunden später kommt die Verkäuferin aus dem Laden heraus. Sie schaut aufmerksam nach links. Sie schaut in aller Seelenruhe nach rechts. Sie schaut auf ihre Auslage und geht zurück in den Laden. Und dies alles in slow motion.

    Ich sitze da wie ein in Bronze gegossenes Denkmal. Ein paar Minuten lang kann ich mich nicht rühren. Die Verkäuferin kennt ihre eigene Auslage nicht. Sie sieht nicht, dass dort eine Tasche fehlt. Ich habe das Gefühl, ich bin ein Baum mit ganz tiefen, langen Wurzeln und kann mich nicht bewegen. Der Diebstahl hat sich vor meinen Augen abgespielt. Doch ich will fliegen. Nach Dublin. Wenn die Polizei kommt und ich muss alles erzählen, dann verpasse ich meinen Flug. Nein, das kann ich mir nicht leisten.

    Was mache ich nun? In meinem Kopf dreht sich alles. Ich stehe langsam auf. Ich packe meine Sachen zusammen und ich gehe weg. Einfach so. Weg.

    - Flug 10:30 Uhr ab DUS International Airport -

    Bin rechtzeitig am Checkin und habe im Handumdrehen alles erledigt. Alles komplett problemlos.

    Kleines Frühstück gefällig? Laugen Croissant mit kleinem Kaffee wäre jetzt gut.

    Am Tisch lerne ich eine Frau kennen. Ehe ich mich versehe erzählt sie mir – ohne Punkt und Komma – alles. Wir quatschen uns fest, um nicht zu sagen kaputt. Sie ist von ihrem Mann seit November getrennt. Er hat ihr sogar den Zugang zur gemeinsamen Wohnung verweigert.

    Sie stand gestern mit der Freundin vor der Tür ihrer eigenen Wohnung. Ihr noch Ehemann lässt beide rein. Sie wollte aus der Wohnung ein paar von ihren eigenen Sachen holen. Sie, meine Gesprächspartnerin mit Namen Emna, spricht mit ihrem Ehemann. Sein Bruder mischt sich ein. Es entsteht ein Handgemenge. Der Bruder drückt sogar Emna zu Boden. Die Folge davon war, dass Emna eine Anzeige bei der Polizei erstattete. Es wird sich zeigen, wie es weitergeht.

    Große Aufregung am Gate nebenan. Einer Frau ist es schlecht geworden. In Windeseile kommen die Sanitäter und sie wird versorgt. Hierzulande passiert alles sofort und auf der Stelle. Bei uns passiert genau das Gegenteil. Es dauert und dauert. Und bis die Sanitäter kommen geht es dir wieder besser. Und alles ist gut.

    Als die große Aufregung vorbei ist geht es bei meiner Nachbarin weiter. Sie hatte mir noch lange nicht alles erzählt.

    Sie bekommt ihre Sachen aus der Wohnung nicht, erzählt sie mir aufgeregt. Für 1000 EUR hatte sie sogar die Matratzen für das gemeinsame Bett gekauft. Es sind viele ihrer Deko Sachen noch in der Wohnung. Das leppert sich so zusammen, erklärt mir Emna. Ihr Noch Ehemann hofft immer noch, dass beide wieder zusammen kommen. Emna sagt dazu, NIET.

    Ich stehe auf und verlasse meine Gesprächspartnerin. Ich muss zur Toilette. Doch dazu kommt es nicht. Ich muss in den Flieger. Ich bin der Letzte. Fast hätte ich den Flug verpasst. Ich renne mitten im Finger los und bin außer Puste.

    Der Ramp Agent gibt mir ein Zeichen mit der Hand.

    Pamp Agent: „Piano, piano. Sie müssen nicht laufen. Es ist alles noch im grünen Bereich."

    Steige in den Flieger, da ruft er der Purserin bereits zu: „Boarding completed".

    Uff! Ich habe es geschafft. Knapp, aber geschafft. Es war mega knapp. Glück gehabt.

    Im Flieger ist es sehr entspannt. In einer 3-er Reihe sitzen wir nur zu zweit. Fenster und Gang. Ich stelle fest, dass der Flieger halb voll ist. Wenige wollen wohl zu dieser Jahreszeit nach Irland. Wegen der Kälte vielleicht? Ich habe warme Sachen mit. Ich bin gespannt, ob es reichen wird.

    Der Co Pilot: „Thank you for choosing Air Lingus..." . Gut soweit bis auf die Tatsache, dass hier an Bord alles bezahlt werden muss. Leiste mir den Luxus eines stillen Wassers. Das muss reichen. Ich zahle EUR 2,50 dafür. Für mich

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