Hunde als Chance für Menschen mit Autismus
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Im theoretischen Teil wird ein Überblick über die wissenschaftlichen Grundlagen tiergestützter Arbeit geben und besonders auf die hundgestützte Intervention eingegangen. Weiterhin wird ein Einblick in das Störungsbild Autismus gegeben, dabei die verschiedenen Ausprägungen sowie Diagnosekriterien beschrieben.
Da die Autorin selbst als Schulbegleiterin von Kindern und Jugendlichen mit einer Autismus-Spektrum-Störung tätig ist, wird sie sich im Speziellen auch mit den Betroffenen in ihrem Umfeld Schule und den dort entstehenden Problemen beschäftigen.
Im praktischen Teil wird sie den jugendlichen Klienten vorstellen, seinen (schulischen) Werdegang sowie seine Schwierigkeiten, aber auch seine Stärken beschreiben. Die Darstellung pädagogisch-therapeutischer Fördereinheiten im Rahmen ihrer Tätigkeit als Schulbegleitung soll verdeutlichen, welche Wirkung der Hund und das Zusammensein mit ihm auf den Jungen haben.
Ein umfangreiches Literaturverzeichnis schließt sich an.
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Book preview
Hunde als Chance für Menschen mit Autismus - Stefanie Perl
Anhang
Vorwort
In meiner 13 Jahre währenden gemeinsamen Zeit mit meinem ersten Hund, einem sehr ausgeglichenen und freundlichen Golden Retriever, durfte ich viele erstaunliche Erfahrungen machen. So hat er mir unter anderem auf einer sechsmonatigen Reise durch das südliche Afrika Begegnungen mit Menschen ermöglicht, die ich sonst nie kennen gelernt hätte. Gerade dort, wo Hunde oft als Waffe bzw. als Wachschutz für die Häuser und Grundstücke der
Weißen eingesetzt werden, waren die ersten Reaktionen auf den Hund dementsprechend sehr angstbesetzt. Dennoch hat er es geschafft, die Herzen vieler Kinder zu öffnen.
Erst später wurde mir klar, dass es zwar wichtig war, die Menschen aufzuklären, die Begegnung mit dem Hund aber auf einer ganz anderen Ebene statt fand und eine eindeutige Wirkung zu verzeichnen war.
Als ich mich entschied, mich näher mit dem Bereich der tiergestützten Arbeit zu beschäftigen, war mein Hund schon zu alt, um ihm noch neue Aufgaben zu übertragen. Sechs Monate nach seinem Gang über die Regenbogenbrücke zog also ein neues Familienmitglied bei uns ein: Lennox, ein Flat Coated Retriever.
Zu dieser Zeit war ich bereits seit einem Jahr als Schulbegleitung eines Jungen mit Asperger Syndrom an einer Grundschule beschäftigt. Dieser Junge wurde in den ersten drei Grundschuljahren aufgrund seines auffälligen Verhaltens oft gehänselt. Er war sehr unsicher im sozialen Kontakt zu seinen Mitschülern und hatte kein Selbstvertrauen. Im Rahmen eines Verstärkersystems, das ich einsetzte, wurde das Treffen mit Lennox zum besonderen Bonus, auf den dieser Junge über lange Zeiträume hin arbeitete. Der Schuldruck geriet dann in den Hintergrund und die hohe Anspannung ließ etwas nach.
In der Regel ist es jedoch schwierig, die Tätigkeit der Schulbegleitung im Unterricht und den Einsatz des Hundes zu verbinden. Deswegen kann ich zur Zeit von großem Glück sprechen, dass die Schule, an der ich momentan einen Jugendlichen in seinem letzten Schuljahr begleite, mir die Möglichkeit gibt, Lennox entsprechend den Förderzielen einzusetzen.
Außerdem sind Lennox und ich an zwei Grundschulen im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft - Hundeführerschein für Kinder - im Einsatz.
1. Einleitung
In der therapeutischen Arbeit mit Menschen mit Autismus gibt es zahlreiche verschiedene Ansätze. In den USA haben tier- und vor allem hundgestützte Therapien bereits einen festen Platz und sind auch allgemein anerkannt. Trotzdem sich die Wissenschaft zunehmend mit den positiven Auswirkungen der Verbindung zwischen Menschen und Tieren beschäftigt, ist diese Therapieform in Deutschland hingegen noch nicht sehr weit verbreitet, was schon an der verfügbaren deutschsprachigen Literatur deutlich wird.
Menschen mit Autismus haben eine besondere Wahrnehmung und Schwierigkeiten in der Interaktion bzw. Kommunikation mit anderen Menschen. Soziale Kontakte herzustellen und diese zu pflegen ist für sie oftmals eine unüberwindbare Hürde.
Zahlreiche Forschungen zeigen, dass Tiere den Menschen in einer Weise erreichen, wie wir selbst es nicht leisten können. Wie können also Tiere, in diesem Fall Hunde, dazu beitragen, Menschen mit Autismus von „ihrem Planeten" abzuholen und ihnen den Zugang zu einer für sie oftmals völlig beängstigenden, fremd erscheinenden Welt zu eröffnen?
Dieser Frage möchte ich im vorliegenden Buch nachgehen und mich speziell mit den Möglichkeiten hundgestützter Therapie in der Pädagogik befassen.
Im theoretischen Teil werde ich einen Überblick über die wissenschaftlichen Grundlagen tiergestützter Arbeit geben und besonders auf die hundgestützte Intervention eingehen. Weiterhin werde ich einen Einblick in das Störungsbild Autismus geben, dabei die verschiedenen Ausprägungen sowie Diagnosekriterien beschreiben.
Da ich selbst als Schulbegleiterin von Kindern und Jugendlichen mit einer Autismus-Spektrum-Störung tätig bin, werde ich mich im Speziellen auch mit den Betroffenen in ihrem Umfeld Schule und den dort entstehenden Problemen beschäftigen.
Des Weiteren möchte ich aufzeigen, wie es gelingen kann, durch den Einsatz von Hunden in Therapie und Pädagogik, eine soziale Zwischeninstanz zu schaffen, um eine bessere Integration und Inklusion der Betroffenen in ihrer sozialen Umwelt zu erreichen.
Im praktischen Teil werde ich vorab den jugendlichen Klienten vorstellen, seinen (schulischen) Werdegang sowie seine Schwierigkeiten, aber auch seine Stärken beschreiben. Die Darstellung pädagogisch-therapeutischer Fördereinheiten im Rahmen meiner Tätigkeit als Schulbegleitung soll verdeutlichen, welche Wirkung der Hund und das Zusammensein mit ihm auf den Jungen haben.
2. Theoretische Grundlagen tiergestützter Arbeit
2.1 Die Mensch-Tier-Beziehung
Seit den Anfängen der Menschheit besteht ein Verhältnis zwischen Tier und Mensch. Dienten Tiere anfangs als Nahrungsquelle oder wurden als Nutztiere gehalten, entstand darüber hinaus auch eine emotionale Bindung. Sichtbar wurde diese durch die menschliche Vorstellung vom Wesen des Tieres und dem