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Ganz schön Fio: Zurück im Schloss
Ganz schön Fio: Zurück im Schloss
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Ganz schön Fio: Zurück im Schloss

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Die Fortsetzung von FINNI & FIO
Nach 6 Jahren in Gefangenschaft bei den Piraten ist Prinzessin Fio wieder zurück im Schloss. Die Eingewöhnung gestaltet sich etwas schwierig, und 14 sein ist auch schwierig... Doch da gibt es die kleine, lustige Schwester, einen neuen, britischen Lehrer und 3 erziehungsbedürftige Haustiere... Als das ganze Königreich in Not gerät, wird Fio als Prinzessin gefordert und hat erst später Zeit, sich in ihr eigenes Abenteuer zu stürzen. Und dann ist da auch noch dieser Martin.
LanguageDeutsch
Release dateAug 21, 2015
ISBN9783739294292
Ganz schön Fio: Zurück im Schloss
Author

Inga Heilmann

Inga Heilmann wurde 1976 in Hamburg geboren, studierte in Leipzig Dolmetschen und lebt und arbeitet seit 2002 mit ihrem Mann und den zwei Töchtern in Montevideo, wo sie Metal hört, Fahrrad fährt, das Haus repariert, unkonventionellen Deutsch Unterricht gibt und ganz viel liest.

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    Book preview

    Ganz schön Fio - Inga Heilmann

    Silvesterball

    1 Neu im Schloss

    Prinzessin Fio saß in ihrem Lieblingsversteck - auf der alten Weide am Schlossteich - und war dermaßen schlecht gelaunt, dass sie sich über rein gar nichts freuen konnte. Über das schöne Wetter nicht, oder über die flatternden Fahnen auf den Türmen des Schlosses, nicht über ihre kleine Schwester, die bei den Ställen herumturnte, und auch nicht darüber, dass sie nicht mehr bei den Piraten in der elenden Hafenkneipe sein musste. Nein, nicht einmal darüber konnte sie sich jetzt freuen. Bei den Piraten hatte sie wenigstens nicht immer im Unterricht hocken und altmodische Lehrbücher studieren müssen.

    Und auf ihr Benehmen achten! Hofetikette! Ha! Dass sie nicht lachte! „Hä", lachte Fio böse und freute sich kein bisschen über das Rotkehlchen, das frech auf ihren Fuß hüpfte.

    Prinzessin Fio war vor sieben Jahren von Piraten entführt und auf ein Schiff verschleppt worden, und weil die dummen Kerle es nicht zu Wege brachten, sie gegen ein Lösegeld einzutauschen, hatte sie sich irgendwann widerwillig mit ihrer traurigen Lage abgefunden und begonnen, dem Smutje an Bord zu helfen. Mit abgeschnittenen Haaren und geliehenen Hosen. Als sie nach vier Jahren zu alt und zu groß für die Schiffsjungenarbeiten war, kam sie zu der Wirtin der Hafenkneipe. Die befand sich auf der geheimen Insel der Piraten, von wo sie erst fliehen konnte, als sie zwölf Jahre alt war und ihr Vater mit einem verbündeten König Krieg gegen die Piraten führte. Mit Hilfe ihrer kleinenSchwester Finni und deren Freund Jan hatte sie dann wieder nach Hause gefunden. Seit dieser Geschichte waren sechs Monate vergangen, und nun saß Fio hier auf der Weide und dachte finstere Gedanken. Der Schlossteich war doof, der Rasen sowieso, blöde Schmetterlinge... jetzt musste sie über sich selbst grinsen und lehnte sich entspannt gegen den Ast in ihrem Rücken.

    Wozu die Aufregung... Schließlich war es hier ja doch eindeutig besser als bei diesen Schissern von Piraten! Eben. Dort war alles schlecht gewesen, und hier zu Hause war alles gut. Ganz einfach. Fio schloss die Augen und träumte.

    „Maica verlässt uns, sagte der König. „Waaas?! entfuhr es der Königin, die ruhig in der Bibliothek gesessen hatte. „Finnis Zofe? Aber wer soll..." Wer soll denn dann auf sie aufpassen, hatte sie sagen wollen, aber sie sprach den Satz nicht zu Ende. Sie hatte ihre kleine Tochter vor Augen, und ihr wurde schlagartig klar, dass Finni gar niemanden brauchte, der ständig auf sie aufpasste. Weil sie so selbstständig geworden war, weil sie so abenteuerlustig und fröhlich war! Und eigentlich hatte sie auch schon alles von Maica gelernt, was die Zofe ihr beibringen konnte. Ja, das stimmte.

    Der König schwieg, weil er sah, wie seine Frau nachdachte. „Und Fio... murmelte die Königin jetzt. „Bei Fio ist Hopfen und Malz verloren! lachte der König kopfschüttelnd. „Bei unserer Großen kommen wir mit der Hofetikette zu spät. Es muss reichen, wenn sie sich normal anständig benimmt. Und weißt du was, geliebte Gattin, ich habe stattdessen einen Lehrer für die Mädchen gefunden! „Ach? Einen Lehrer? Wer ist es? fragte die Königin und klappte das dicke Buch zu, in dem sie gelesen hatte. „Als ich gestern in der Stadt war, hat er sich mir vorgestellt. Er kommt aus London, stell dir vor, und ist ein wahrer Gelehrter, nicht nur ein Lehrer! Spricht fünf Sprachen! Weiß alles! Der König räusperte sich. „Den Eindruck hatte ich wenigstens. „Du bist ja ganz begeistert von dem Mann! Die Königin runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. „Und was ist nun genau mit Maica? „Na, du weißt doch, dass sie und der Dorian ein Paar sind, und jetzt hat unser Musikus ihr einen förmlichen Antrag gemacht und die beiden wollen nach ihrer Hochzeit in die Stadt ziehen."

    „Aber dann brauchen wir ja auch einen neuen Musiklehrer! rief die Königin, die leidenschaftlich gern Klavier spielte. Doch ihr Mann meinte: „Nun, meine Liebe, mir deuchte, du und unsere Töchter wären schon so virtuos, dass ihr eine Weile ohne Vorturner auskommt. Ein neuer Lehrer auf einmal ist genug, denke ich.

    Der König selber war völlig unmusikalisch. Ja, eigentlich konnte er gar nichts richtig gut und perfekt, außer Schwimmen und Regieren. Das machte er mit großem Erfolg, aber auf allen anderen Gebieten hatte er noch keine ungeahnten Talente an sich entdeckt.

    Seine jüngste Tochter Finni war mit ihren sieben Jahren eine hervorragende Reiterin und eine Leseratte auch. Die ältere Tochter Fio konnte phantastisch zeichnen und singen (wenn auch nur im Geheimen und für sich, aber die Eltern hatten sie belauscht und waren hingerissen gewesen).

    Und die Frau Königin war eine große Pflanzenkennerin und Klavierspielerin. Der König sah sie versonnen an. Sie ist nicht nur wunderschön, dachte er, sie ist auch so begabt und klug und gütig und... „Mein lieber Gemahl! weckte ihn die Königin auf und bohrte ihren Zeigefinger in seinen Bauch. „Was wohl die Mädchen dazu sagen werden? Jetzt schmunzelte der König und machte Finnis Stimme nach: „Oh, ach sooo... Die Königin lachte. „Und Fio? „Ah! Ist doch alles schietig". Beide mussten sie gleichzeitig kichern und empört schlucken, aber der König hatte Recht, Fio hatte wirklich ein paar Ausdrücke auf Lager, die nicht in den Mund einer Kronprinzessin gehörten. Sechs Jahre unter Piraten blieb eben nicht ohne Folgen, und obwohl sie sich Mühe gab, fiel es Fio schwer, sich so gut zu benehmen wie ihre kleine Schwester. Die wurde von Maica zwar auch ständig verbessert und ermahnt, aber im Vergleich zu Fio war die Kleine ein Ausbund an Tugend und Sittsamkeit. Jedenfalls wenn sie musste. Fio und ihre Eltern wussten, dass Finni im Grunde eher wild und abenteuerlustig war und keinen gesteigerten Wert auf Rüschenkleider und die Hofetikette legte.

    Die Königin räusperte sich. „Ja, sie sagt dieses Wort wirklich häufig. Zu häufig. Und dann ist sie jetzt auch in einem schwierigen Alter, das wollen wir nicht vergessen, oh du mein König! „Ist sie deshalb so verschlossen und schweigsam? murmelte ‚oh du mein König’. „Neulich bei der letzten Ratsversammlung hat sie die ganze Zeit in einer dunklen Ecke gesessen, mucksmäuschenstill, und hat zugehört. Als die Ratsherren weg waren, kam sie hervor und stellte kluge Fragen. Und sagte am Ende doch wieder schietig."

    Die Königin lächelte strahlend. „Ich bin so froh, dass sie wieder da ist! So froh!"

    Finnis und Fios Zimmer lagen nebeneinander und hatten eine Verbindungstür. „Unsere Gemächer, sagte Finni. „Unsere Kojen, sagte Fio.

    Vor dem Einschlafen saß sie meistens noch eine Weile bei ihrer kleinen Schwester auf deren großem Bett. Sie erzählten sich Geschichten oder klärten kurz noch, was am Tage wichtig gewesen war. Auf dem Bett hatte Finni endlich mehr von dem Medaillon erfahren, das Fio an einer dünnen Kette um den Hals trug und dass die Piraten ihr nicht hatten abnehmen können, weil es nämlich keinen Verschluss hatte. Fio hatte es zur Geburt von befreundeten Königen aus Schweden bekommen, die das letzte Glied der Kette und das Medaillon mit Zauberei geschlossen hatten. Der Anhänger selber war ein Runenschutzzeichen von großer Macht.

    Finni war nach dieser Geschichte vor Aufregung noch eine Stunde wach geblieben. Mit Fio war alles so spannend! Auch von ihrer Entführung hatte Fio erzählen müssen, obwohl sie sich gar nicht mehr so genau daran erinnerte. Sie war damals ja erst sechs gewesen.

    „Es ging furchtbar schnell. Plötzlich saß ich nicht mehr in der Kutsche. Ich hatte einen ekligen Lappen im Mund und jemand rannte mit mir über der Schulter durch die Felder. Dann steckten sie mich in einen Sack und ein Wagen rumpelte mit mir davon. Angst hatte ich. Alles war dunkel. Und ehe ich mich’s versah, schüttelten sie mich aus dem Sack raus und ich saß an Deck eines Schiffes auf hoher See."

    Finni hatte an den Lippen ihrer großen Schwester gehangen und nur „Weiter hauchen gekonnt. Und Fio hatte weiter erzählt: „Das war das Piratenschiff. Um mich rum nur Kerle mit Bärten und Kopftüchern und Waffen, und alle lachten sie mich aus. Der Kapitän zog mich an den Haaren nach oben, und als ich schrie, ich wollte nach Hause, da kriegte ich eine Ohrfeige. Von da an hab ich dann gar nichts mehr gesagt. Keinen Ton haben die mehr aus mir raus gekriegt! Wie hab ich den Kerl gehasst! Kennst du das, wenn man vor Wut ganz ruhig wird?

    Finni hatte den Kopf geschüttelt. Soooo wütend war sie noch nie gewesen. „Hahaha, die sind schön verrückt geworden, war Fio fortgefahren. „Aber geredet hab ich erst wieder in der Hafenkneipe, wenn’s die Wirtin nicht merkte. Die dachte, ich wäre stumm.

    Finni hatte unendlich viele Fragen und wurde nicht müde, von Fios Piratenzeit zu hören. „Du siehst aber schon sehr müde aus, meinte Fio. „Nein, nein, nur noch was ganz kurzes Blutrünstiges, bettelte Finni, obwohl ihr die Augen fast zufielen. „Na guuut", sagte Fio und wartete ein bisschen – und Finni war eingeschlafen.

    So eine Wilde, dachte Fio und ging rüber in ihr eigenes Zimmer. Sie hatte auf ein normales Bett bestanden. Nichts extra Großes extra Bequemes, da hätte sie sowieso nicht drin schlafen können. Auch mit der Kleidung hatte es anfangs Probleme gegeben, aber hier hatte sie in Finni eine Verbündete, die ihren Eltern klar gemacht hatte, dass Schmuck, Ornat und Seide für festliche Anlässe waren und Prinzessinnen einfachere Kleider für täglich haben konnten. „Aber Fio, du bist doch schon groß! hatte die Königin eingeworfen. „Dann eben ein großes, einfaches Kleid, hatte Fio entschieden. Alle hatten geseufzt, die Mädchen zufrieden, die Eltern bedauernd, aber damit war die Angelegenheit beendet gewesen.

    Fio saß auf dem breiten Fenstersims und schaute in den Himmel. Sie fühlte sich frei und zuversichtlich. Klar die Eingewöhnung war nicht leicht gewesen, aber inzwischen war sie endgültig angekommen und kein Fremdkörper mehr, der wie verloren im Schloss aneckte. Alle hatten ihr viel Zeit gelassen und sich viel Zeit für sie genommen, das wusste Fio und war dankbar, obwohl sie manchmal durchdrehte und auf nichts und niemanden mehr Lust hatte.

    Tja, kann man nichts machen, dachte Fio und ging schlafen.

    2 Am Blaubeerfelsen

    Am nächsten Morgen verabschiedeten sie Maica und Lehrer Dorian. Der Zofe standen Tränen in den Augen, als sie die Prinzessinnen ein letztes Mal umarmte, und die rannen ihr dann über die Wangen, als Finni meinte: „Na, jetzt muss ich wohl selber auf alles achtgeben, denn so eine gute Zofe wie dich gibt’s ja kein zweites Mal! „Aber Maica, Beherrschung, riet die Königin lächelnd, während sie der Kammerzofe die Hand drückte. Dann rollte der Wagen mit dem glücklichen Paar davon in die Stadt.

    Im Schloss war es leerer geworden, das merkten alle, weshalb sich jeder auf eine Aufgabe stürzte, um beschäftigt zu sein: Die Königin schrieb Briefe, Finni ging lesen, Fio probierte, wie gut sie ohne Lehrer Klavier spielen konnte (schlecht, stellte sie belustigt fest), und der König inspizierte das Zimmer, welches für den Gelehrten aus London bereit gemacht worden war. Gut, dass der Mann schon in ein paar Tagen kommt, dachte er dabei, sonst bricht hier noch die Anarchie aus, so ganz und gar ohne Lehrpersonal...

    Und gut, dass der Winter nun vorbei war. Keiner mochte mehr Eis und Schnee sehen. Vor allem seine Frau Königin suchte den matschigen Schlossgarten so eindringlich nach Blümchen und ersten Pflanzensprösslingen ab, dass diese eigentlich schon deshalb wachsen mussten. Als ob sie das neue Grün mit den Augen aus der Erde holen könnte. Der König schmunzelte und ging zurück in den Thronsaal, weil er heute noch zwei Stunden regieren musste. Als er aus dem Musikzimmer die holperigen Tonleitern seiner Tochter Fio hörte, erinnerte er sich an das Versprechen, das er ihr vor kurzem gegeben hatte: Einen Hund wollte sie gerne haben, und er hatte ihr einen versprochen.

    Was er nicht ahnen konnte, war, dass Fio diese Angelegenheit selbst erledigen würde.

    „Lass uns ausreiten, Fio, meinte Finni am Nachmittag. Ihre kleine Schwester und ihr Pony Wirbelwind waren wirklich unzertrennlich und dauernd unterwegs, aber sie selber machte sich nicht so viel aus der Reiterei. Fio ging lieber zu Fuß, aber wer konnte Finni schon einen Wunsch abschlagen, wenn sie einen mit großen, braunen Augen anblickte und die Lippen spitzte? „Na gut, sagte Fio also. Sie war schon zu groß für die Ponys, aber der schwarze Hengst des Königs hatte einen Narren an ihr gefressen und gebärdete sich jedes Mal wie verrückt, wenn sie im Stall auftauchte. Der Stallknecht Knut glaubte, dass der Hengst sich an sie erinnerte, dass er noch wusste, wie sie als kleines Mädchen an ihm herumgekrabbelt war.

    Fio ritt also den großen Schwarzen und Finni den weißen Wirbelwind. Die Feldwege waren von der Schneeschmelze noch nass und schlammig, doch die Prinzessinnen kümmerte das wenig. „Galopp!" schrie Finni und preschte davon, der Schwarze hinterher. Nasse Erdklumpen flogen nach allen Seiten und Fio lachte. Sie war zwar nicht besonders sicher im Sattel, aber vielleicht war Reiten ja doch nicht so verkehrt. Die Schwestern galoppierten querfeldein bis zum Waldrand. In den vergangenen Monaten hatte Fio sich bereitwillig alles zeigen lassen, was Finni ihr zeigen wollte. Diesen Wald zum Beispiel, wo es eine besondere Stelle mit riesigen Felsen gab, mitten zwischen den Bäumen, wo im Sommer die Blaubeeren wuchsen. Dann das Dorf Hölniken, aus dem das Königshaus Milch, Butter und Honig bezog und wo Finni viele Kinder kannte. Auch ihre beste Freundin Emma kam aus Hölniken. Den Kräutergarten und die Schlossgärtnerei, wo in einer alten Schiffslaterne die Elfe Himmelblauchen wohnte, mit der die Prinzessinnen oft zusammen saßen und sich unterhielten, und den finsteren Nordwald, über den der Oberförster Volker die Aufsicht hatte und dessen Sohn Jan Finnis Freund war. Jan, der sie auch auf der Suche nach Fio begleitet hatte. Und dann gab es im Schloss einen unterirdischen Geheimgang, den Finni ganz allein entdeckt und von dem nur Emma und Jan erfahren hatten. Und sie, Fio, jetzt auch. Außerdem redete Finni immerzu von einer Hexe namens Rumel, die in einem Häuschen im Nordwald hausen sollte, aber die hatte sie bisher noch nicht kennen gelernt.

    Im Winter war zwar nur wenig Schnee gefallen, dafür war es aber umso kälter gewesen und alle hatten sie viel Zeit drinnen am Feuer verbringen müssen. Gut, dass es nun Frühling wurde, da konnten sie sicher bald einen Ausritt in den Nordwald zu Rumel wagen. Und an den Strand würde sie zu gerne mal wieder... Fio seufzte. Was man nicht alles wollte... Die sechs Jahre Leben auf und am Meer hatten Spuren bei ihr hinterlassen. Haut und Haare waren unter den kundigen Händen ihrer Mutter zwar wieder weich und prinzessinnenhaft geworden, doch „Wenn du jetzt noch ein bisschen rundlicher werden könntest...?" hatte ihre Mutter vorgeschlagen, aber das war einfacher gesagt als getan. Fio aß, was sie konnte, aber sie wurde einfach nicht dicker. Am Ende werde ich von ganz alleine rundlich, dachte Fio missmutig und erinnerte sich ungewollt an die Wirtin der Hafenkneipe, bei der alles gewabbelt und gewogt hatte. Riesenbrüste, nee Danke, schloss Fio in Gedanken dieses unbequeme Thema ab, denn nun waren sie an den Felsen im Wald angelangt.

    Sie ließen die Pferde frei grasen und Fio half ihrer kleinen Schwester, auf den höchsten Felsen zu klettern. „Reicht mir eure zarte Hand, hochverehrte Dame! sagte Fio und spielte den edlen Ritter. Finni machte gleich mit: „Gemach, holder Herr, flötete sie zurück, während ihre Füße Halt an der Felswand suchten. „Ich bin ein Anbeter eurer Schönheit und verehre auch – Hauruck Finni, na los! – verehre auch eure hochwürdige Familie... Finni ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen: „Habt Dank für euer untadeliges Benehmen, Herr Ritter, und Kraft des mir verliehenen Amtes erlaube ich euch nun, an meiner Hand zu ziehen und, taddaa! Da bin ich. Jetzt stand sie neben Fio und beide sahen sich um. Sie waren hier auf einer Höhe mit den Baumwipfeln. Ein toller Platz. Fio streckte sich lang auf den Felsen aus, die warm von der Nachmittagssonne waren. Es war ein schönes Gefühl, für eine Weile einfach gar nichts zu tun.

    „Bald kommt der neue Lehrer, sagte sie mit geschlossenen Augen. „Hoffentlich will der nicht auch, dass wir sticken und nähen, ich kann die Nadeln echt nicht mehr sehen. Finni kicherte. „Ich auch nicht. Aber es ist ja ein Lehrer, keine neue Zofe. Der kann bestimmt etwas anderes." Sie steckte Fio und sich selbst auch einen Honigbonbon in den Mund. Die bekam sie von ihrer Freundin Emma, deren Taschen einen wirklich unerschöpflichen Vorrat an Bonbons zu enthalten schienen. Kein Wunder, ihre Mutter stellte die ja auch her. Fio gähnte herzhaft und verschluckte sich an

    dem Bonbon. „Hchrr…" Heiser krächzend kam sie mit rotem Kopf hoch und schnell

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