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Zehnter September
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Zehnter September

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About this ebook

Stellen Sie sich vor, Sie hätten von den Anschlägen auf das
World Trade Center schon Tage vorher gewusst.
Was hätten Sie unternommen?

Thomas Miller, ein 36-jähriger deutscher Architekt weiß von den Anschlägen. Er kommt am 10. September 2001 in den Morgenstunden in New York an.
Kann er die Katastrophe verhindern?
LanguageDeutsch
Release dateAug 28, 2015
ISBN9783739258119
Zehnter September
Author

Ralf Klaiber

Ralf Klaiber ist Möbel- und Holzrestaurator. Er macht abstrakte Kunst und vertreibt sie übers Internet. >Zehnter September< ist sein erster Thriller.

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    Zehnter September - Ralf Klaiber

    Ralf Klaiber arbeitet als Möbel- und Holzrestaurator. Er fertigt abstrakte Kunst an und vertreibt sie im Internet.

    >Zehnter September< ist sein erster Thriller.

    Inhaltsverzeichnis

    Noch 24 Stunden

    Noch 23 Stunden

    Noch 22 Stunden

    Noch 21 Stunden

    Noch 20 Stunden

    Noch 19 Stunden

    Noch 15 Stunden

    Noch 14 Stunden

    Noch 13 Stunden

    Noch 12 Stunden

    Noch 9 Stunden

    Noch 7 Stunden

    Noch 5 Stunden

    Noch 4 Stunden und 30 Minuten

    Noch 3 Stunden

    Noch 2 Stunden und 30 Minuten

    Noch 1 Stunde und 30 Minuten

    Noch 1 Stunde

    Gedankenspiel

    Weniger als 1 Stunde

    Noch wenige Minuten

    Die Zeit ist abgelaufen

    Das Ende der Zeit

    Stellen Sie sich vor, Sie hätten von den Anschlägen

    auf das

    World Trade Center

    schon Tage vorher gewusst.

    Was hätten Sie unternommen?

    Thomas Miller, ein 36-jähriger deutscher Architekt

    weiß von den Anschlägen. Er kommt am 10. September

    2001 in den Morgenstunden in New York an.

    Kann er die Katastrophe verhindern?

    Noch 24 Stunden

    Thomas Miller wusste, dass entweder er oder tausende Menschen bald sterben würden. Es war sehr ruhig. Nur gedämpfte Geräusche drangen vom Großraumbüro herein.

    Der Pförtner in der Vorhalle hatte zuerst nicht verstanden, was Miller wollte. Es lag nicht an der Sprache. Thomas Miller war Deutscher, aber er sprach ein ziemlich gutes amerikanisches Englisch. Nein. Der Mann in der Eingangshalle wollte nicht begreifen, was Thomas Miller damit meinte, als er sagte, er müsse dringend jemanden vom Geheimdienst sprechen. „In welcher Angelegenheit?", war die knappe Frage. Aber einem Pförtner, der nicht nur für die Anmeldung im FBI-Büro, sondern auch für verschiedene andere Firmen zuständig war, konnte er nicht die Wahrheit sagen.

    Vielleicht nicht einmal den Leuten vom FBI. Nachdem der Pförtner drei Mal nahezu die gleiche Frage gestellt und Miller dreimal sehr ausweichend antwortete, er werde es nur einem FBI-Beamten erzählen, entstand eine kleine Pause. Und außerdem.

    Was hatte es einen Pförtner zu interessieren? Oder war er etwa ein FBI-Agent, ein `Torwächter`, jemand, der Leute abwimmelte?

    Der Pförtner schaute Miller durchdringend an. Thomas befürchtete schon, dass jetzt, wie in amerikanischen Filmen oft zu sehen, Sicherheitsleute an ihn herantreten würden, um ihn höflich, aber bestimmt auf die Straße zu setzen. Der Pförtner drückte ein paar Tasten an seinem Computer und sprach in ein Mikrofon seines Headsets, ohne auch nur einen Augenblick von Thomas wegzusehen. Es wurden nur wenige Worte gewechselt, die aber leise gesprochen wurden und wegen der Geräuschkulisse in der Eingangshalle für Thomas nicht zu verstehen waren.

    „Wen darf ich melden?", wollte der Pförtner wissen und sprach nun deutlich lauter.

    „Thomas Miller." Er hatte seinen Namen amerikanisch ausgesprochen. Wahrscheinlich hielt ihn der Mann an der Pforte für einen Amerikaner von der Westküste oder der Grenze zu Kanada. Auf jeden Fall würde ein New Yorker den Slang eines New Yorkers vermissen.

    Der Pförtner gab den Namen weiter. „In Ordnung, ich schicke Mr. Miller hoch."

    Die letzten Worte konnte Thomas mithören. „Fahrstuhl Nr. 3, 11. Stock, Mr. Miller." Der Tonfall und der Gesichtsausdruck des Pförtners waren deutlich entspannter.

    „Danke", antwortete Thomas und ging zu den Aufzügen.

    Er zog seinen Rucksack wieder höher auf die Schultern.

    Während er auf den Fahrstuhl wartete, stiegen viele Leute aus den anderen Aufzügen ein oder aus. Nur sein Aufzug ließ auf sich warten. Aber daran verschwendete er keinen Gedanken. Seine `Mission` beanspruchte ihn voll. Und er spürte, dass schon wieder eine Vision auf ihn zukam. Es war wie jedes Mal. Ein merkwürdiger Druck baute sich in seinem Brustkorb auf. Als ob in einer Arterie ein Pfropfen wäre. Der Druck des Blutes musste diesen Widerstand vom Bauchraum in den Brustkorb drücken, damit er dort in die Lunge gelangen könnte, die Blutbahn wieder frei würde, alles sich entspannen und der Schmerz nachlassen würde. Aber da war noch dieses beklemmende Gefühl, das Ärzte sofort als Hinweis auf einen Herzinfarkt deuten würden. Es war eine sonderbare Form der Angst, die er bis zum ersten Vorfall dieser Art nicht gekannt hatte. Aber seither hatte er Strategien entwickelt, die ihn zwar nicht vor einem Herzinfarkt schützen würden, ihm aber ein Gefühl der Sicherheit gaben. Jetzt würde gleich noch der Schwindel einsetzen. Er spulte sein Strategiekonzept ab. Handycheck für einen eventuellen Notruf. Da, im Innenfutter der Wildlederjacke. Ein Halt, falls er Gleichgewichtsprobleme bekommen würde.

    Die Schiebetüren öffneten sich automatisch. Ein kleiner, aber hell erleuchteter Fahrstuhl wurde sichtbar. Er war leer. Thomas ging hinein und hielt sich an der Edelstahlstange fest, die an einer Seite des Fahrstuhls angebracht war. Er sah das Schaltpaneel und drückte die 11. Nach wenigen Sekunden schloss sich die Tür und der Aufzug setzte sich sanft in Bewegung.

    Er war allein. Die Vision, die jetzt folgte, war ziemlich heftig. Die Bilder und die Töne waren betäubend und erzeugten üble Kopfschmerzen. Er schloss die Augen, denn selbst das Licht des Fahrstuhls schien ihn zu blenden. Als die Vision vorüber war, öffnete er langsam die Augen. Er hatte nicht bemerkt, dass der Fahrstuhl schon längst angekommen war. Die Tür stand offen. Er konnte auf einen kahlen, nüchtern gestalteten Flur blicken. Verschiedene Türen gingen von ihm ab.

    Thomas trat aus dem Fahrstuhl und überzeugte sich nochmals, dass er im 11. Stockwerk war. Die Leuchtanzeige im Aufzug war eindeutig. Der Steinboden auf dem Flur glänzte. Die Neonbeleuchtung war eher dezent. Er trat an die nächstgelegene Tür. Sie war aus dunklem Holz. Ein Klingeldrücker neben der Tür. Sonst nichts. Auch an den drei anderen Türen waren keine Türschilder. Über der vierten Tür war ein beleuchtetes Piktogramm. Es musste sich wohl um den Notausgang handeln, der in das Treppenhaus führte.

    Thomas wollte eben die Klingel betätigen, als sich lautlos, aber plötzlich die Tür öffnete. Ein Mann, Ende 20, in dunklem Anzug stand ihm gegenüber. Er hatte eine gesunde Gesichtsfarbe, eine sportliche Figur und war ziemlich groß, etwa so, wie Miller selbst. Er wirkte gepflegt und hatte ziemlich dunkle Haare.

    „Mr. Miller?"

    Thomas nickte.

    „Ich bin Agent Colin, treten Sie bitte ein."

    Der Mann öffnete die Tür übertrieben weit. Mit einer Handbewegung wiederholte er seine Bitte. Ein Großraumbüro wurde sichtbar. Der Mittelgang führte durch das ganze Gebäude. Rechts und links davon Schreibtische mit einer hellen Kunststoffplatte und Unterbauten mit Metallecken. Die Schreibtische waren zum Teil mit halbhohen und übermannshohen Aktenschränken eingerahmt und bildeten kleine, abgeschottete Bereiche. Viele Computer, Faxgeräte und Telefone standen auf den Schreibtischen. Aktenordner und Papiere lagen in großen Stapeln daneben. Viele Menschen standen, saßen, sprachen miteinander oder gingen umher. Aber die Geräusche waren sehr gedämpft.

    Kaum ein Wort war zu verstehen.

    Agent Colin und Thomas Miller erreichten die andere Seite des Büros. Kein Mensch hatte von ihnen Notiz genommen. Zumindest schien es Thomas so. Sie standen vor einer Tür mit Glasfüllung. Agent Colin öffnete sie und bedeutete Thomas, einzutreten und Platz zu nehmen.

    „Bin gleich wieder da." Er schloss die Tür und war schon verschwunden.

    Da stand Thomas Miller nun. Im 11. Stockwerk eines unscheinbaren Hochhauses auf der Halbinsel von Manhattan, am frühen Morgen des 10. Septembers im Jahre 2001. Er schaute aus dem Fenster. Unzählige Wolkenkratzer und Hochhäuser um ihn herum. Zwischen den Häuserschluchten in weiter Ferne konnte er das Wasser erkennen. Aber sein Blick wanderte von einem zum anderen Gebäude und blieb schließlich an den Zwillingstürmen des World Trade Centers hängen. Sie waren etwa einen Kilometer entfernt, aber er musste nach oben schauen, um sie ganz zu erfassen. Fast eine Minute lang konnte er seinen Blick nicht von den Türmen nehmen. Er spürte, wie schon wieder eine Vision in ihm aufsteigen wollte. Aber er hatte in den letzten Wochen auch gelernt, wie er mit den Anfällen umgehen konnte. Zumindest gelang es ihm, sie hinauszuzögern.

    Das war vor allem wichtig, wenn Menschen um ihn herum waren. Sie hätten sich nicht erklären können, was mit ihm los war, und hätten vielleicht einen Krankenwagen gerufen. Für Außenstehende wirkte eine Vision wohl eher wie ein spastischer Anfall. Aber Thomas war sich sicher, dass es genau das nicht war. Ein Anfall konnte wenige Sekunden bis zu einigen Minuten dauern. Es konnte überall passieren und das war das Gefährliche daran. Selbst beim Autofahren hatte er das Problem schon gehabt. Beim ersten Anzeichen hatte er einen Notstopp auf einer Standspur gemacht. Der Anfall war nicht besonders heftig gewesen und er hatte kurz danach weiterfahren können.

    Aber jetzt in diesem Moment war eine Vision das Letzte, was er gebrauchen konnte. Zuerst musste er die FBI-Leute überzeugen. Das Problem schildern, versuchen, glaubwürdig zu sein, und hoffen, dass sie Hinweise hatten oder die schnell finden würden, um umgehend Gegenmaßnahmen in Gang setzen zu können. Wenn sich die Aktion erst einmal verselbständigt hatte, dann konnte er seine Quelle preisgeben. Dann war auch er nicht mehr wichtig. Nur die Aktion war jetzt wichtig. Das war ihm bewusst. Zu wichtig, als dass sie an seiner Glaubwürdigkeit scheitern dürfte. Es musste gelingen! Es musste!

    Agent Colin trat ein. Thomas hatte sich schon vor einigen Minuten auf einen Stuhl gesetzt. Sein Rucksack lehnte an der Wand. Thomas war noch in Gedanken versunken.

    „Mr. Miller, tut mir leid, ich musste noch kurz etwas erledigen."

    „Kein Problem."

    Agent Colin ist noch recht jung für einen Agenten, dachte Thomas, der selbst etwa 8 Jahre älter war.

    Würde man ihn auf der Straße treffen, könnte man ihn für einen Bankangestellten oder Mitarbeiter einer Versicherung halten.

    „Der Mann an der Anmeldung sagte mir, dass Sie jemanden vom FBI sprechen wollten. Also bitte, womit kann ich Ihnen helfen?"

    Thomas zögerte einen Moment. „Bitte seien Sie mir nicht böse, aber ich würde die Sache lieber einem Entscheidungsträger erzählen."

    Agent Colin blickte Thomas direkt in die Augen. „Nun, im Moment müssen Sie mit mir vorliebnehmen. Ich muss zuerst wissen, worum es geht. Erst dann rufe ich die entsprechenden Leute dazu. So läuft das bei uns."

    Colin schien nicht böse zu sein. Eine kleine Pause entstand.

    Thomas` Hände, die bisher ruhig auf dem Tisch lagen, zeigten jetzt nervöse Reaktionen. Ohne sich dessen bewusst zu sein, faltete er sie, rieb sie aneinander.

    Agent Colin entgingen die Gesten nicht, auch wenn er sich nichts anmerken ließ. „Aber zuerst muss ich einmal wissen, wer Sie sind, dann widmen wir uns Ihrem Problem."

    „Meinem Problem?" Thomas musste lächeln. Allerdings wirkte es bitter.

    „Es ist Ihr Problem. Aber bitte … Also. Mein Name ist Thomas Miller. Ich bin Deutscher und erst seit heute Morgen hier in den USA."

    „Sie sind Deutscher? Sie sprechen unsere Sprache aber sehr gut. Agent Colin schien echt erstaunt. „Kann ich mal Ihren Pass sehen?

    Thomas griff in eine Tasche in der Innenseite seiner Jacke und zog eine Brieftasche heraus. Sie war aus dunklem Leder, mit einer Lasche, die von einem Klettverschluss gehalten wurde. Er öffnete sie und zog einen Reisepass heraus. Wortlos überreichte er ihn an Agent Colin. Der schaute sich kurz den Einband an.

    Dann legte er den Pass vor sich auf den Tisch. Er blätterte langsam und sorgfältig zur Seite mit dem Foto und den persönlichen Daten.

    „Thomas Miller, geboren 1965 in München, Wohnadresse in Frankfurt am Main, las Colin vor. „Ahh, Beruf Architekt. Er schaute vom Pass auf. Seine Stimme war deutlich gefühlvoller geworden.

    „Ich wollte auch mal Architekt werden. Aber irgendwie hat es nicht geklappt. Dann bin ich hier gelandet."

    Er grinste.

    Thomas wusste nicht, ob Colin einen Scherz gemacht hatte, oder tatsächlich aus seinem Leben erzählt hatte. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass ein Agent je etwas Persönliches von sich erzählen würde.

    Colin blätterte weiter und studierte wieder den Pass.

    Es folgten auf vielen Seiten Stempel verschiedener Länder. Sie waren in verschiedenen Farben, oft mit Datumsangaben und handschriftlichen Ergänzungen, die aber nicht zu entziffern waren. Schließlich fand er den Einreisestempel der USA. Er blätterte weiter, fand aber keine weiteren interessanten Einträge und gab den Pass zurück.

    „Bitte schön. Und jetzt sollten Sie mir erzählen, worum es geht."

    Thomas räusperte sich, sah seine Hände auf dem Tisch, die er fast wie zum Gebet gefaltet hatte. „Ich bin hier …, begann er zögerlich und setzte sich im Stuhl etwas aufrechter hin, „… weil ich von einem Terroranschlag weiß. Die Worte kamen sehr verhalten und wohlüberlegt. Er schaute Agent Colin direkt in die Augen, die sehr aufmerksam waren.

    „Ich weiß von einem Terroranschlag auf das World Trade Center."

    Agent Colin bekam eine Gänsehaut. Er ließ sich nichts anmerken.

    Da er keine Anstalten machte etwas zu sagen, fuhr Thomas fort. „Es handelt sich nicht wie beim letzten Anschlag, ich glaube es war 1993 …, Agent Colin nickte zustimmend, „… um einen Bombenanschlag mit Autos, sondern mit Flugzeugen.

    Ein kalter Schauer lief Colin über den Rücken. Er hatte das Gefühl, dass Thomas die Wahrheit sagte. Aber er hatte auch gelernt, nicht auf sein Gefühl, sondern nur auf Fakten zu achten. Sie hatten beide nicht den Blick vom anderen abgewendet. Wieder entstand eine kleine Pause. Agent Colin nahm wortlos einen Schreibblock, der vor ihm lag, zog aus seiner Jackentasche einen Kugelschreiber und sah auf das Papier vor sich. Er notierte einige Stichworte. WTC, Flugzeuge.

    „Flugzeuge? Plural, nicht Einzahl?" Er hatte seinen Blick auf seine Notizen gerichtet. Er sah wieder zu Thomas. „Sie sagten Flugzeuge. Also mehrere. Was werden die Flugzeuge machen? Werden sie Bomben auf das WTC abwerfen? Und wer wird sie fliegen?

    Bomberpiloten?" Agent Colin ließ sich keine Gefühle anmerken.

    „Nein, keine Bomben. Die Maschinen sind die Waffen.

    Sie werden in die Türme fliegen." Thomas wusste, dass er die Wahrheit nur sehr behutsam preisgeben konnte.

    Jetzt schien auch Agent Colin verunsichert. Auch wenn er seine Gesichtsmuskeln gut beherrschte, seine Augen zeigten eine Reaktion. Und es war Angst. Angst, dass es wahr sein könnte. Auch wenn es bisher in der Geschichte keine vergleichbaren Aktionen gegeben hatte. Oder doch? Kamikaze! Am Ende des zweiten Weltkriegs hatte es japanische Piloten gegeben, die von sich aus oder auf Befehl ihrer Vorgesetzten gezielt mit ihren Flugzeugen versuchten, dem Feind größtmöglichen Schaden zuzufügen. Und wenn die Bewaffnung dafür nicht ausreichte, weil zu viele Blindgänger dabei waren, zu wenige Bomben transportiert werden konnten oder die Treffgenauigkeit zu wünschen übrig ließ, blieb die Möglichkeit, mit möglichst viel Treibstoff an Bord direkt in das Ziel zu steuern. Auch wenn das eigene Leben dabei verloren ging.

    „Wer sind die Piloten, wer wird die Maschinen steuern?", wollte Agent Colin wissen.

    „Ich weiß es nicht. Aber ich kenne einen Namen, der immer wieder auftaucht. Mohammed Atta."

    „Mhm. Hört sich irgendwie arabisch an. Wie viele werden es sein?"

    „Bevor ich Ihnen weitere Details erzähle, wollen Sie nicht wissen, wann der Anschlag stattfinden soll? „Natürlich. Also, ich höre.

    Thomas machte eine kleine Kunstpause und atmete deutlich sicht- und hörbar tief ein. Im gleichen Moment bereute er diese Geste. Sie wirkte mit Sicherheit theatralisch und damit unglaubwürdig. Er schaute Agent Colin direkt in die Augen, und sprach mit fester Stimme: „Am 11. September um 8 Uhr und 47 Minuten wird das erste Flugzeug einschlagen!"

    Im gleichen Moment verdammte sich Thomas. Warum habe ich die Uhrzeit so genau genannt. Hätte ich nicht zwischen 8 und 9 Uhr sagen können? Oder am Vormittag des 11. September? Eine so präzise Zeitangabe macht die Geschichte ja noch unglaubwürdiger, als sie sowieso schon ist. Sein fester Blick auf Agent Colin wurde unsicher. Die Augen begannen regelrecht zu rollen, als ihm bewusst wurde, dass das Wissen um den exakten Zeitpunkt ihn verdächtig machte, selbst in die Sache verwickelt zu sein.

    Colin hatte aber seine Unsicherheit nicht bemerkt. Er hatte sich weggedreht, als sie anfing, und war langsam zur Tür gegangen. „Bin gleich wieder da", hatte er gesagt und war schon durch die Glastür hinausgegangen.

    Thomas lehnte sich in den Stuhl zurück. Seine Anspannung ließ nach. Im Raum war es ruhig. Ich hab es verbockt, dachte er. Wie konnte ich nur so schnell mit meinem Wissen um mich werfen. Er muss mich ja für einen dieser Schwätzer halten, der mit seinem Insiderwissen kokettiert. Oder für einen Irren.

    Thomas verschränkte die Arme vor der Brust. Er spannte die Oberschenkel und die Waden an und begann unbewusst auf den Hinterbeinen des Stuhls zu schaukeln, um sich wieder zu entspannen. Wenn die Geschichte hier weitergehen soll, muss ich vorsichtiger sein. Jede Antwort muss präzise formuliert sein. Keine Schnellschüsse mehr.

    Wie lange er da allein saß und aus dem Fenster schaute, war ihm nicht bewusst. Er war wieder ganz ruhig geworden. Plötzlich ging die Tür auf. Thomas drehte seinen Kopf.

    Agent Colin und ein Mann, etwa Ende 50 traten ein.

    „Mr. Miller, darf ich ihnen Agent Williams vorstellen, meinen Chef."

    Noch 23 Stunden

    Agent Williams saß Thomas gegenüber am Tisch. Er hatte Thomas kurz die Hand geschüttelt, aber kein Wort gesprochen. Colin hatte sich an die Fensterbank gelehnt.

    „Nun erzählen Sie mal, Mr. Miller, was Sie mir schon erzählt haben. Wann war noch mal der Anschlag geplant?"

    Thomas hatte sich im Stuhl aufgesetzt. Seine Hände hatte er flach und mit durchgedrückten Armen auf dem Tisch abgelegt. Nun entspannte er die Arme. Sie sanken locker auf den Tisch. Thomas schaute Agent Williams in die Augen, konnte aber dessen stechenden Blick nicht standhalten. Er schaute auf seine Hände, die sich jetzt etwas nervös bewegten. Ich darf ihm nicht zu viel erzählen. Schön langsam. Nur

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