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Noch zweimal Einpacken bis Südterrasse
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Ebook147 pages1 hour

Noch zweimal Einpacken bis Südterrasse

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About this ebook

Eigentlich möchte Amir Shaheen nur wohnen – aber nicht irgendwie und am liebsten mit seiner Freundin zusammen. Also suchen die beiden eine gemeinsame Wohnung, was sich als schwerer herausstellt als gedacht. Doch als die Traumwohnung gefunden ist, geht das Abenteuer eigentlich erst los: Nicht jeder Handwerker ist so kompetent wie er sich gibt, die Suche nach einem geeigneten Kleiderschrank kann schnell zur Odyssee ausarten, eine Wohnung im „Multikabel-Gebiet“ bedeutet nicht zwangsläufig, dass man auch eine Internetverbindung bekommt, und eine Gastherme kann genauso viel Pflege benötigen wie ein dritter Mitbewohner.
Humorvoll und pointiert beschreibt Shaheen all die Tücken des Umziehens und Einrichtens und geht dabei der Frage nach, was „wohnen“ eigentlich bedeutet.
LanguageDeutsch
PublisherXinXii
Release dateDec 21, 2013
ISBN9783944201603
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    Noch zweimal Einpacken bis Südterrasse - Amir Shaheen

    Mehr –

    Mit Balkon und gar nicht so teuer

    Guck mal hier, sagt sie beim Frühstück und liest aus der Zeitung vor: „Vier Zimmer, hundert Quadratmeter, mit Balkon – und gar nicht so teuer …!

    Claudia und ich sind seit drei Jahren getrennt. Durch unsere beiden Wohnungen. Was unsere Lebensqualität erheblich schmälert. Und unser Glück grundsätzlich und tiefgreifend beeinträchtigt. In einer gemeinsamen Wohnung hingegen wären wir dauerhaft vereint und endlich richtig zusammen.

    „Mit Balkon – und gar nicht so teuer ist das Stichwort, bei dem ich begeistert ausrufen muss: „Sag mal die Nummer, ich rufe sofort an und mache einen Besichtigungstermin klar!

    Wir brauchen eine Wohnung. Dringend.

    Nicht irgendeine, versteht sich, aber definitiv und unstrittig: eine. Eine, die mehr ist als zweimal eine. Denn das ist, das haben wir in den letzten drei Jahren zunehmend genervter herausgefunden, auf Dauer nicht nur lästig, sondern schlicht nicht praktikabel. Und ohne jeden Zweifel viel zu wenig, um ein entspanntes gemeinsames Leben führen zu können.

    Wir haben die Liste aller möglichen Alltags-aufreger mehrfach gründlich ab- und vollständig durchgearbeitet:

    „Ich muss vorher noch mal zu mir, ich habe frische Wäsche vergessen."

    Oder: „Ich muss noch mal kurz nach Hause, ich brauche meinen Laptop."

    „Können wir noch mal eben bei mir vorbeifahren? Ich vermisse mein …" Hier wären beliebige Ge-genstände aufzuführen, die Menschen für ihr Wohlbefinden zwingend brauchen. Beispielsweise Zirkelkasten, Lesezeichen aus Leder, Textmarker in einem bestimmten Farbton et cetera pepe. Und dies exakt und ausschließlich immer dann, wenn sie gerade nicht zur Hand sind. Sobald man sie in Reichweite weiß, werden sie todsicher nicht benötigt. Nie.

    „Hör mal, ich kann meine Papiere nicht finden, ich glaube, die liegen noch bei dir. „Lass uns auf dem Rückweg noch eben einen Schlenker fahren, ich muss noch was bei mir holen.

    „Wo ist denn eigentlich der Mascarpone für den Nachtisch? – „Uups, ich fürchte, der steht noch in meinem Kühlschrank …

    Die weniger erfreulichen Varianten des Spiels ‚In welcher Wohnung liegt mein Handy?’ klingen etwa so: „Mensch, immer dasselbe! Kannst du nicht einmal deinen Kram beisammen haben?"

    „Schon wieder? Machst du das eigentlich mit Absicht?"

    Oder auch: „Liebelein, in welchem Bad hast du heute dein Hirn liegen lassen?"

    Und dann passierte diese Sache mit der ersten gemeinsamen Flugreise. Auf die Kanaren, La Gomera, da waren wir uns schnell einig. Wir fanden ebenso schnell einen Zeitraum, beantragten beide Urlaub, der problemlos genehmigt wurde, und suchten sodann ein Reisebüro auf. Die Formalitäten waren rasch erledigt. Der Einfachheit halber zahlte Claudia, an deren Adresse folglich auch die Reiseunterlagen und Flugtickets geschickt wurden.

    Je näher der Tag des Abflugs rückte, umso dringlicher stellte sich die Frage, deren Erörterung wir vor uns hergeschoben hatten: Wie kommen wir zum Flughafen? Und zwar um vier Uhr in der Nacht? Brechen wir gemeinsam auf von einer Wohnung aus, und wenn ja: von welcher? Oder lassen wir uns nacheinander vom Taxi abholen? Oder ist es vielleicht doch am besten, getrennt zum Flughafen zu fahren und sich dann dort zu treffen?

    „Ich muss vorher den ganzen Tag arbeiten und noch so viel erledigen, am besten kommst du mit deinem Koffer zu mir."

    „Ehrlich gesagt passt mir das nicht so gut. Bei mir sieht es auch nicht besser aus. Ich muss vor dem Urlaub noch unbedingt ein Manuskript in den Satz geben."

    „Und ich habe die Übergabe an der Backe. Du weißt doch, wie stressig das ist, das zieht sich immer ewig. Da komm ich einfach nicht pünktlich raus."

    „Weißt du was, lass uns doch einfach am Flughafen treffen. Ich denke, das ist entspannter."

    In bester Urlaubsstimmung treffen wir uns um 4.30 Uhr in der Abflughalle.

    „Jetzt geht’s los!"

    „Ich bin echt froh. Habe den Urlaub wirklich dringend nötig."

    „Wo müssen wir hin?"

    „B44."

    Wir machen uns auf den Weg, reihen uns ein in die schon beträchtliche Schlange.

    „Guten Morgen. Ihre Personalausweise und Tickets, bitte!"

    Zwei Ausweise werden über den Counter gereicht. Vier Augen sehen sich an.

    „Die Tickets hast du."

    „Ich?"

    „Du!"

    „Wieso ich?"

    „Weil ich sie dir gegeben habe."

    „Du mir???"

    „Ich hab sie dir am Wochenende mitgebracht. Du wolltest noch mal die genauen Flugzeiten wissen."

    „Entschuldigung? Ihre Tickets …?"

    „Nein, da irrst du dich. Die liegen auf deinem Schreibtisch!"

    „Jetzt nicht mehr. Jetzt liegen sie bei dir!"

    „Bei mir? Kann nicht sein …!"

    „Ohne Tickets kann ich Sie nicht einchecken."

    „Ich glaube, wir müssen reden."

    „Das glaube ich auch."

    Das Ergebnis dieses Gesprächs lautete: mit Balkon. Die wechselseitigen Vorwürfe wichen der Einsicht, dass es sich keinesfalls um böse Absicht handelte, sondern schlicht an den zwei Wohnungen lag, die immer öfter zu unterschiedlichen Zeiten und dann auch für unregelmäßige Dauer aufgesucht und bewohnt wurden. Dabei können wir noch von Glück sagen, dass sich unsere Wohnungen in derselben Stadt befinden. Möglicherweise ist das aber auch unser Problem. Vielleicht würden wir uns, führten wir eine regelrechte Wochenendbeziehung, besser organisieren?

    Da dies nun aber die abwegigste aller unpraktikablen Alternativen wäre, stecken wir seit einigen Wochen samstags die Köpfe in die Zeitung und studieren den Wohnungsmarkt. Selbstverständlich konsultieren wir auch das Internet.

    Eigentlich will ich nur wohnen.

    Aber nicht nur irgendwie. Wir wollen, wir erwarten schon auch, hm: mehr. Da wir - eine überaus komfortable, ja luxuriöse Situation - über zwei Dreizimmerwohnungen verfügen, scheint dieses Ziel theoretisch leicht erreichbar. Theoretisch. Praktisch ist es nicht möglich, unsere beiden Haushalte in einer der beiden Wohnungen zusammenzulegen. Denn wir streben nach deutlich mehr Lebensqualität. Hausrat und Anschaffungen sind mit den Jahren zu stark angewachsen, um unsere vereinten Besitztümer in einer gewöhnlichen Dreizimmerwohnung von etwa achtzig Quadratmetern unterzubringen, so-dass diese dann noch eine halbwegs benutzbare, wenn überhaupt noch begehbare Wohnung wäre.

    Außerdem wollen wir das auch nicht. Unsere Ansprüche sind zugegebenermaßen gestiegen. Keine unserer Wohnungen ist das, was wir traumhaft nennen würden. Daher streben wir jetzt erhebliche Verbesserungen an. Die bestehen primär in vier Zimmern und einigen weiteren Kriterien, von denen das hervorstechendste, das zwingend erfüllt sein muss, lautet: Balkon.

    „Mit Balkon – und gar nicht so teuer" ist daher ein Signal zum Aufbruch. Wir werden an diesem Wochenende diese Wohnung besichtigen. Und ihren Balkon.

    Eine Frau braucht einen Balkon. Das ist genetisch verankert. Der Balkon muss so beschaffen sein, dass die Frau nicht allzu viel Publikum hat, wenn sie dort sommers im Bikini sitzt. Besser: liegt. So groß sollte der Balkon mindestens sein, dass ihr dies möglich ist. Solche Balkone sind mitten in der Stadt schwer zu finden. Aber es gibt sie, durchaus. Wenn man nach beharrlicher Suche endlich die solcherart beschaffene Hochliegewiese aufgespürt hat, erfüllt die zugehörige Wohnung definitiv keins der übrigen Kriterien.

    Hier nun kristallisiert sich eine grundlegende Frage heraus: Suchen wir eine Wohnung mit Balkon – oder einen Balkon mit Wohnung?

    Wir entscheiden uns mehrheitlich für die erste Variante. Die Vernunft und ich votieren für vier Zimmer, idealerweise ohne Durchgangszimmer, Bad mit Fenster, Sonnenbalkon (falls möglich), ruhig, in einem zentrumsnahen Viertel. Das alles selbstverständlich zu bezahlbaren Konditionen. Dass das Aufspüren dieser Rarität ein Hürdenlauf wird, den man nicht auf Tempo anlegen, sondern als Langstrecke auffassen sollte, versteht sich.

    Die Wohnung sollte zudem einen Keller haben. Das ist wichtig. Ein Mann braucht nämlich einen Keller. Aus pragmatischen Erwägungen heraus. Aber das ist erstens etwas anderes und zweitens kein Problem. Es sei denn, der Keller ist zu klein. Also beispielsweise nur ein enger Verschlag, in dem sich nichts verstauen lässt und in dem man sich kaum bewegen kann. Das geht natürlich nicht. Das ist selbstverständlich unzumutbar. Aus rein pragmatischen Erwägungen heraus.

    Die Wohnung „mit Balkon – und gar nicht so teuer ist tatsächlich überaus ansprechend. Denn sie verfügt über einen geradezu phänomenalen Balkon: großzügig, nicht einsehbar, mit Markise. Sie hat zudem einen geräumigen Keller. Dass sie überdies wirklich nicht teuer ist, hat eine simple Erklärung in ihrer Lage: Sie liegt überaus „verkehrsgünstig. Wer diese Wohnung nicht gerade vermieten will, würde diesen Umstand allerdings verkehrsumtost nennen. Objektiv betrachtet liegt sie nämlich weit jenseits von ruhig.

    Das ist das K.o.-Kriterium, das kein Balkon, kein Keller, keine noch so günstige Miete aufwiegt. Von unserer künftigen Wohnung erwarten wir einfach mehr.

    Makler –

    Die Wohnung ist schon vermietet

    Ein neuer Samstag, eine neue Zeitung.

    Das verspricht nicht unbedingt neue Besichtigungs- termine. Glücklicherweise leben wir im Internet- zeitalter. So erübrigt sich das früher übliche und vielerorts praktizierte Anstehen

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