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Keine Nacht ohne die Preußen
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Keine Nacht ohne die Preußen

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About this ebook

Preußische Tugenden satirisch reloaded

Spielt die deutsche Fußballnationalmannschaft mal wieder Rumpelfußball, stehen Parteien direkt vor der Wahl, wird es wirtschaftlich eng, dann werden in Deutschland die Karten der preußischen Tugenden gespielt. Nichts dient mehr als Garant für einen späteren Erfolg. Allerdings, bleibt der Erfolg aus, dann heißt es, dass nicht alles auf jene Karten konsequent gesetzt wurde. Das Credo auf diese preußische Tugenden wie beispielsweise Zielstrebigkeit, Pflichtbewusstsein, Ordnungssinn oder auch Fleiß, das ist das Hohelied der deutschen letztendlichen Daseinsberechtigung.

In »Keine Nacht ohne Preußen« finden sich ernsthaft bis satirisch die kleinen bis großen Ungereimtheiten des alltäglichen und nicht-alltäglichen Lebens verarbeitet. Ganz typisch, bemüht preußisch-deutsch, so wie es sich für den 08/15-Deutschen gehört. Der Autor erzählt seine Geschichten mit viel Ahnung und wenig Wissen. Er verwurstet seine Realität auf eine rein subjektive, autologische Art, alles den preußischen Tugenden untergeordnet.

»Keine Nacht ohne Preußen« ist nicht für das laute Herauslachen oder für den Fire-‘n-Forget-Humor, sondern das Buch kommt eher satirisch bis zynisch, teils sogar sarkastisch daher. Geschrieben ist es ist mehr mit feinem Florett als mit knalligen Comedy-Holzhammer.

Preußisch halt.
Auch für Bayern geeignet.

Meinungen zum Buch:
"[...] Bescheidenheit. Unterordnung. Fleiß. Gehorsam. Gottesfurcht. Redlichkeit ... klassische “Preußen-Tugenden” ganz subjektiv auf die Bayerische Seele projiziert. Das ist mit viel Wortwitz geschrieben und auf ersten Blick auch ziemlich böse. [...]" (von J. Zum Winkel
"Sprachlich eindrucksvoll, gelegentlich nicht ganz einfach zu lesen, aber mit viel Geist, Sprachwitz und schwarzem Humor [...]"
"[...] tiefsinnige Ironie mit einem leichten Hang zum Zynismus, wobei der Witz immer wieder locker die Oberhand gewinnt [...]" von Matthias
LanguageDeutsch
PublisherXinXii
Release dateSep 9, 2016
ISBN9783957034724
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    Book preview

    Keine Nacht ohne die Preußen - Franz Beckmann

    Inhaltsverzeichnis

    Tapferkeit ohne Wehleidigkeit:

    Mittwochs-Lottoziehung brutal

    Bescheidenheit:

    Frauen-Fußball-WM in Deutschland, 2011

    Unterordnung:

    Wir sind … noch ein Sommernachtstraum

    Zurückhaltung:

    Der Lauf der Dinge

    Unbestechlichkeit:

    Keine Nacht ohne die Preußen

    Ordnungssinn:

    Hölle, Hölle, Hölle

    Fleiß:

    Oktoberfest für Gscheidhaferl

    Geradlinigkeit:

    Ernsthafte Terroristenwarnung an meine Eltern

    Pflichtbewusstsein:

    Wichtige Ansage

    Gehorsam:

    Altmüllentsorgung im Stile der Zeit

    Härte:

    Sinnfreie Zwischengedanken

    Sparsamkeit:

    Novembertage

    Pünktlichkeit:

    In Glüh-vino veritas

    Selbstverleugnung:

    Kann ich Ihnen weiterhelfen?

    Aufrichtigkeit:

    Ein Prosit auf die neusten Steuersenkungen

    Gottesfurcht:

    Der springende Gedanke »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich gelassen«?

    Arbeitseifer:

    Das Geheimnis des Lebens

    Zielstrebigkeit:

    Schön obszön

    Weltoffenheit:

    Ausblick auf die Straße

    Zuverlässigkeit:

    Ab und zu Gehörtes

    Redlichkeit:

    Alles ist relativ subjektiv

    Gerechtigkeitssinn:

    Wenn der Karneval sein Ende findet

    Über den Autor

    Impressum

    Tapferkeit ohne Wehleidigkeit:

    Mittwochs-Lottoziehung brutal

    Später Münchener Mittwochnachmittag. Laues Lüftchen. Sonnenschein. Dumme Idee gehabt. Wollte noch einen Bleistift kaufen. Extra weich. Und vielleicht noch einen Anspitzer. Gehe schnell rüber zu dem kleinen Schreibwarenladen an der Ecke.

    16:23

    Versuche, mich an der Schlange vorbei ins Geschäft zu drängeln. Werde von diversen Leuten der Schlange brutal und unfreundlich festgehalten. Meine Hinweise darauf, dass ich nur einen Bleistift benötige, werden verlacht. Man will mich nicht rein lassen. Jeder vermutet, ich wolle mich an allen vorbei mogeln und dort drinnen schnell meinen Lotto-Schein abgeben. Wegen des aktuellen 45 Millionen Euro Jackpots.

    16:29

    Die Geschäftsführerin kommt nach mehrfachen Hilferufen von mir heraus. Stellt diverse Fragen. Wofür ich denn einen Bleistift extra-weich benötige. Erst nach Beantwortung aller Fragen lässt sie mich rein. Gemurre darüber aus der Schlange. Vermuten in mir einen ultra geschickten Lotto-Vordrängler.

    16:32

    Habe Bleistift gefunden. 35 Cent. Krame Geld hervor und will bezahlen. Geschäftsführerin sagt, ich solle mich hinten in der Schlange einreihen. Meine verwunderte Nachfrage, warum ich nicht schnell bezahlen könne, quittiert sie mit vernichtenden Blitzen aus ihren blauen Augen. Zwei Männer aus der Schlange packen mich am Kragen und schleifen mich unter Applaus der anderen nach draußen ans Ende der Schlange. Warte nun 15 Meter vor dem Geschäft.

    16:39

    Bemerke erst jetzt, wie mich der Sohn der Geschäftsführerin an der Geschäftstür mit Handy in der Hand misstrauisch beobachtet. Er sieht meinen Blick. Warnt mich, ohne Bezahlung des Bleistifts die Schlange zu verlassen. Er würde sofort die Polizei rufen und hält mir während der Drohung sein Handy entgegen.

    16:51

    Ich passiere den Sohn. Muss mir von ihm anhören, dass er Diebe schon am Geruch erkennen könne. Ich röche verdammt verdächtig. Ernte giftige Blicke von Leuten aus der Schlange, als ich mich kurz umschaue. Der Mann hinter mir bemerkt, der Sohn könne gehen. Er würde auf mich schon ein Auge werfen und mich zusammen schlagen, sollte ich versuchen, den Bleistift zu stehlen.

    16:57

    Habe gerade den Zeitschriftenstand hinter dem Eingang erreicht. Vor mir sind in etwa noch 20 Meter Schlange bis zur Kasse. Schaue mir die verschiedenen Zeitschriften-Cover an. »Playboy« und »Playgirl« sind in Reichweite. Ich greife zum »Playboy«, um mir ein Interview durchzulesen. Finde es schließlich, versteckt zwischen Frauen-Bildern.

    17:03

    Die Schlange bewegt sich nicht mehr. Alles steht. Das Lottogerät offenbar auch, wird vor mir getuschelt. Möglicherweise Übertragungsstörung. Einige werden nervös. Geschäftsführerin beruhigt alle und sagt, bis zum Annahmeschluss um 17:55 sei wieder alles unter Kontrolle.

    17:21

    Habe inzwischen außer »Playboy« und »Playgirl« noch »Hustler«, »FHM«, »Coupe«, »Happy Weekend« und »BRAVO« durchgelesen. Interessante Interviews darin gefunden. Waren wieder nicht einfach zu finden. Alle versteckt zwischen den vielen Ganzkörper-Farbfotos. Bin ein wenig verschwitzt.

    17:35

    Es kommt wieder Bewegung in die Schlange. Ich lege »Frau mit Herz« und »Cosmopolitan« beiseite. Die junge Frau vor mir gibt mir den »Playboy« zurück, damit ich ihn wieder ins Regal stelle. Gehe zum Regal und stelle das Heft rein. Verliere dadurch genau einen Platz in der Schlange. Der Mann hinter mir, der von vorhin, jetzt steht er hämisch grinsend vor mir. Schüttele ungläubig den Kopf.

    17:41

    Kasse ist in Reichweite. Fast. Noch zwei Lottospieler vor mir. Beide zahlen offensichtlich mit EC-Karte und Geheimzahl. Das dauert. Schnell ist etwas anderes.

    17:44

    Zwei Männer hinter mir werden ungeduldig, weil der Mann vor mir offenbar seine Geheimzahl nicht mehr weiß und den dritten letzten Versuch sorgfältig abwägt.

    17:47

    Die beiden Männer hinter mir wollen unbedingt an mir vorbei. Sie haben Lottoscheine und Bargeld in der Hand. Der Mann vor mir hat es geschafft. Zufrieden zwirbelt er die Enden seines Schnurrbarts und geht hinaus.

    17:51

    Der Mann hinter mir wird von der Geschäftsführerin nach vorne gewunken. Mein 35-Cent-Bleistift könne noch warten, meint sie. Der Mann aber nicht.

    17:53

    Ich muss auch noch den zweiten Mann vorlassen. Die Geschäftsführerin füttert das Lottogerät, aber der Schein kommt immer wieder unregistriert heraus. Der Mann vor mir kaut nervös an seinen Fingernägeln.

    17:56

    Die Geschäftsführerin und deren Sohn sprechen behutsam auf dem am Boden liegenden, von Weinkrämpfen geschüttelten Mann ein. Das Lottogerät hatte die Annahme verweigert und kurz drauf angezeigt, dass der Annahmezeitpunkt vorüber sei. Darauf brach der Mann schreiend zusammen. Der Sohn hebt den Mann wieder auf dessen Füße. Der Mann wird aggressiv und droht, alle zu verklagen, sollten seine sechs Zahlen die sechs Richtigen werden. Er hätte noch ein Haus und Sportwagen abzuzahlen. Würde er jetzt die 45 Millionen nicht gewinnen, seien Sohn und Geschäftsführerin eindeutig die Schuldigen. Diskussionen. Ich warte geduldig.

    17:59

    Bin dran. Will meinen Bleistift bezahlen. Geschäftsführerin deutet entrüstet auf die Uhr. In einer Minute sei Feierabend und ich käme zu spät. Will ihr die 35 Cent direkt geben. Sie beharrt drauf, den Bleistift nicht zu verkaufen und verweigert die Annahme des Geldes. Feierabend sei Feierabend, blafft sie mich an. Außerdem sei ich mit meinem dämlichen Bleistift Schuld, dass der Mann von vorhin seinen Schein nicht mehr abgeben konnte. Bemerke, wie jener verheulte Mann mich urplötzlich zornig fixiert. Die Geschäftsführerin ruft ihren Sohn, damit er mich hinaus schmeißen solle. Der Sohnemann schleift mich an dem anderen Mann vorbei, der mir drauf direkt folgt.

    18:53

    Komme endlich wieder in meiner Wohnung an. Bin erschöpft. Musste fast eine Stunde vor jenem angeblichen Häuslebauer und Sportwagenbesitzer fliehen. Hatte mich mit dem erklärten Willen verfolgt, mich umzubringen. Ich hätte Schuld, so er wetternd und mich verfluchend, dass er seinen Lotto-Schein nicht hatte abgeben können. Bin ungefähr um sieben Häuserblocks herum vor ihm geflohen. Am achten hatten ich ihn abgehangen. Schleppe mich verschwitzt und müde unter die Dusche.

    19:24

    Bin zu meinen Nachbarn rüber. Die lärmen schon seit über einer Viertelstunde rücksichtslos herum. Unerträglich. Auf mein energisches Bitten hin leiser zu sein, umarmt mich der Hausmann ankumpelnd. Alkoholisierter Atem schlägt mir ins Gesicht. Der faselt etwas von Lotto-Gewinn. Und dass er auf seinen Bruder warte. Der habe seinen Lottoschein abgegeben. Der Mann klammert. Umarmung geht anders. Nett ebenso.

    19:26

    Schaffe es, mich vom Nachbarn loszureißen. Nachbarn nerven. Unten geht die Tür. Hausmann sagt, dass sei sein Bruder. Der mit dem Lottoschein. Ich nicke und gehe nach oben. Sehe allerdings aus den

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