Können wir nicht später das Leben genießen?: Stress - in Siebenjahres-Schritten
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Felix H. Bendig
Felix H. Bendig, geboren in Ostpreußen, Wahlhamburger, Zeitungsvolontariat, Akademie für Publizistik, politischer Redakteur, Studium der Naturheilkunde, Dozent für Anatomie in Hamburg, Medizinjournalist und niedergelassener Heilpraktiker. Viele Jahre Leiter des nach ihm benannten „Felix-Theaters“ in Hamburg. Er verbrachte sieben Jahre an der türkischen Riviera. Zurzeit lebe er in Hamburg. Seine Veröffentlichungen: Siehe www.felixbooks.info, die Seiten eBooks, Erzählungen und Videos.
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Book preview
Können wir nicht später das Leben genießen? - Felix H. Bendig
Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Impressum
Stress in
Sieben-Jahres-
Schritten
In den weisen Büchern habe ich gelesen:
Alle sieben Jahre wandelt sich dein Wesen.
Alle sieben Jahre, merket, Mann und Weib,
Wandelt sich die Seele, wandelt sich der Leib.
Wandelt sich dein Hassen, wandelt sich dein Lieben.
Und ich zählte heimlich: drei Mal, vier Mal sieben.
Ach, die Geister kamen. Und mein Ohr vernimmt:
Alle sieben Jahre… Siehe da, es stimmt.
(aus „Verse für Zeitgenossen",
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1980)
Werden wir nicht mehr
fertig mit dieser Welt?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prophezeit: Das häufigste Leiden der Menschen weltweit wird neben Herz-Kreislauferkrankung bald die Stressdepression sein. Die WHO stuft Stress als eine der größten Gefahren für das menschliche Wohlergehen ein. Unser biologisches Überlebenssystem wird nicht mehr fertig mit der Welt, in der wir leben. Europaweite Studien haben ergeben, dass rund die Hälfte aller Fehltage am Arbeitsplatz auf übermäßigen Stress zurückzuführen sind. Stress ist inzwischen ein ebenso großes Herzinfarktrisiko wie Rauchen.
Was hat es nun aber mit diesem Stress auf sich, über den man so viel redet und in Wahrheit immer noch nicht genug weiß. Professor Hans Selye, ein in Montreal lebender Österreicher, bot Mitte des vorigen Jahrhunderts durch die Veröffentlichung seiner wissenschaftlichen Arbeiten einen Einblick in seine damalige Stress-Forschung. Der „Vater des Stress" definierte den Begriff Stress als Reaktionsmuster des menschlichen Organismus zur Anpassung an unterschiedliche Umwelteinflüsse physikalischer und psychosozialer Art. Er schuf den wissenschaftlichen Unterbau für die alte Erfahrungsregel: Untätigkeit schwächt, Übung stärkt, Überlastung schadet.
Selye sagte: „Stress lässt sich nicht vermeiden, er gibt dem Leben erst die eigentliche Würze. Ein Zuviel aber führt zu schädlichem Distress, dessen zerstörende Folgen oft Krebs, Erkrankungen der Herzkranzgefäße und viele andere Leiden in unserer technischen Welt sind." Wir brauchen also eine gewisse Portion Stress, um leistungsfähig zu sein. Immer vorausgesetzt, dass die Bilanz stimmt. Auf Anspannung muss Entspannung folgen, sonst führt der dauerhafte Energieverbrauch zur Erschöpfung.
Inwieweit der Organismus eines Menschen Reize verkraften kann, richtet sich nach seiner Fähigkeit zur Anpassung. Ein Kuss beispielsweise, der durchaus Stress erzeugt, führt kaum zu körperlicher Disharmonie. Im Gegenteil. Deshalb nannte Selye solche Reize auch Eustress, etwas, das den Menschen eher beflügelt.
Bei solchen äußeren oder inneren Reizen, ob nun wirklich Gefahr verheißend oder einfach „schrecklich" aufregend (wie der erste Kuss), läuft immer ein und derselbe Mechanismus beim Menschen ab: Blitzschnell wird eine Alarm- oder Notfallreaktion in Tätigkeit gesetzt: Die Nebennieren schütten Hormone wie Adrenalin aus, die zur blitzartigen Mobilmachung aller Körperreserven führen. Die Blutzuckerwerte steigen, ebenso Puls, Blutdruck und Atemfrequenz. Andererseits werden die Verdauungsorgane schlagartig ruhig gestellt. Das ganze Regulationssystem ist darauf ausgerichtet, den Organismus in Hochform zu bringen, insbesondere Hirn und Muskeln.
Das war noch bei den Höhlenmenschen dringend notwenig, wenn sie bei drohenden Gefahren mit Kampf oder Flucht reagieren mussten. Das ist heute noch von Vorteil,