Der Hund in deinem Kopf: Selbstcoaching- Das Geheimnis der Hundeerziehung
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Book preview
Der Hund in deinem Kopf - Martina Braun
W
Einführung
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„Kaum verloren wir das Ziel aus den Augen,
verdoppelten wir unsere Anstrengungen."
Mark Twain
Im Rahmen meiner verhaltenstherapeutischen Tätigkeit beschäftige ich mich täglich mit Problemen in Mensch-Tier-Beziehungen. Obwohl ich meinen Job liebe und ihn sehr gern ausübe, gibt es immer wieder Momente, in denen mich „irgendetwas" stört. Lange konnte ich es nicht benennen, bis mir irgendwann etwas Entscheidendes klar wurde: Unser gesamtes Handeln ist problemorientiert statt lösungsorientiert! Was mich ebenfalls seit Langem befremdet, ist, dass unsere Hilfsmittel wie Clicker, Schütteldosen, Sprayhalsbänder, diverse Brustgeschirre, Kopfhalter wie auch unsere (Erziehungs-)Methoden stetig mehr und mehr werden.
Unser Wissen über Hunde, ihr Normal- und Sozialverhalten sowie ihre Kommunikationswege ist enorm gewachsen und damit auch unser kynologisches Verständnis. Trotzdem nehmen die Verschärfungen der Gesetze sowie die Auflagen für Haltungsbedingungen zu und Hunde werden gnadenlos nach Rassen klassifiziert, oftmals auch diskriminiert. Was läuft hier falsch? Bei so viel Aufwand müsste es doch mittlerweile einfacher sein, alle Hunde zu führen, egal, welche Herausforderung sie mitbringen, selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Anforderungen an Hundehalter aufgrund zunehmender Umweltreize enorm gestiegen sind! Stattdessen wird Hundehaltung immer schwieriger und der gesetzliche Wald immer dichter!
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Um zu erfahren, was andere „Hunde-Schaffende" (Trainer, Züchter, Tierärzte) denken, habe ich einigen von ihnen ein paar Fragen gestellt. Vielleicht wird sich der eine oder andere Leser im nachfolgenden Text persönlich angesprochen fühlen und ich bitte dafür im Voraus um Verzeihung. Es liegt mir fern, irgendjemanden verletzen oder verärgern zu wollen. Doch nur der Mut, sich selbst einzugestehen, was nicht so toll ist, hilft uns darüber klar zu werden, was wir tatsächlich wollen, und eröffnet Wege, wie wir unsere Ziele erreichen.
Gestatten Sie mir an dieser Stelle, Ihnen das Du anzubieten? Es redet sich leichter und verringert unsere (vermeintliche) Entfernung zueinander. Vielen Dank!
Als Erstes wollte ich in meiner kleinen Umfrage wissen, was als schwieriger empfunden wird: die Arbeit mit den Hunden oder mit den Besitzern? Alle Befragten waren sich einig, dass die größeren Bemühungen am Tierhalter zu leisten seien. Die Frage nach dem Warum eröffnete ein paar interessante Aspekte. Allgemein wurde die Begründung genannt, dass es häufig an Konsequenz seitens des Halters fehlt. Eine Ausbilderin erklärte: „Bereits die Formulierung, dass der Hund in die Hundeschule muss, lässt manchen Halter annehmen, dass sich das Tier den menschlichen Vorstellungen entsprechend anzupassen und zu verbiegen hat, und zwar ohne großes Dazutun seitens des Hundehalters. Einige Gruppenleiter gaben zu bedenken, dass Hundehalter in der Flut der Erziehungsmethoden auf zu viele verschiedene Meinungen hören, statt sich einen für sie selbst stimmigen Weg zu suchen. Manche Trainer waren schlicht der Ansicht, dass „Menschen ihre Hunde noch immer nicht verstehen
. All diese Aussagen waren mir zu einseitig. Immerhin fragte sich keiner der Befragten, ob er als Ausbilder nun alles richtig macht.
Hunde brauchen Schulung. Menschen auch.
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Eine Tierkommunikatorin brachte eine spannende These ein: „Die Arbeit mit den Tierbesitzern ist mit mehr Aufwand verbunden, da es gilt, alte Blockaden aufzulösen. Mensch und Tier befinden sich im gleichen Energiefeld und die Themen des Tieres sind auch immer die Themen des Menschen. Und ebenso umgekehrt. Was sie „Blockaden
nannte, zog sich in verschiedensten Formulierungen durch alle Antworten der Befragten. Menschen hegen demnach alte gedankliche Muster, von denen sie nur schwer abzubringen sind. Und, wie eine Trainerin es formulierte: „Die Hundetrainer sind gefordert, den aktuellen Stand des Menschen zu erkennen und ihn dort, genau dort abzuholen, wo er sich gerade befindet. Diese selbstreflektierende Aussage gefiel mir! Endlich wies jemand auf die Verantwortung des Trainers hin. Die Meinung, dass der Hund im Laufe des Zusammenlebens zum „Spiegelbild des Menschen
(jedenfalls in Hinsicht des Verhaltens) wird, wurde ebenso von vielen Befragten vertreten. Wir haben also immer beim Hund angesetzt und dabei außer Acht gelassen, wie viel wir Menschen an uns selbst ändern können, um das Verhalten des Hundes zu beeinflussen. Das wollte ich natürlich genauer wissen, und so lautete meine nächste Frage: „Soll das etwa bedeuten, dass Hunde problematische Verhaltensweisen nur beibehalten, weil ihre Menschen es quasi von ihnen erwarten? Und die wirklich verblüffende Antwort der Befragten lautete zu 99 Prozent: „Ja, genau so ist das!
Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass du irritiert bist und empört erwiderst: „Ganz bestimmt wünsche ich mir nicht, dass mein angeleinter Hund Artgenossen ankläfft und nach ihnen schnappt." „Ich finde das Zerren an der Leine absolut nicht wünschenswert!" „Ich habe mir nie gewünscht, dass mein Hund abhaut, um Nachbars Katzen zu jagen!"
Das glaube ich dir sofort! Aber bleiben wir beim sachlichen Hinterfragen. Wie bewirkt denn ein Mensch solch einen Einfluss auf den Hund? Und welchen Zweck verfolgt er damit, wird doch das Zusammenleben schwieriger statt harmonischer? Eine Verhaltenstherapeutin und Trainerin berichtete, dass sie sich in manchen Fällen des Eindrucks nicht erwehren kann, dass der Hund Dinge ausleben darf, die der Mensch sich selbst nicht traut. „Der Halter tadelt dann nur halbherzig, aber in seinem Innersten empfindet er Genugtuung. Die beliebte Rechtfertigung: „Der will nur spielen
, kommentierte sie mit: „Eine Unart wird damit gutgeheißen, schöngeredet und gleichzeitig entschuldigt. Eine Züchterin gab zu bedenken, dass manche Menschen über ihren Hund ausleben, „einmal etwas Besonderes sein zu können
. Das Argument sei dann: „Ich würde das ja gern ändern, aber dieser Hund ist so stur und macht das einfach nicht mit! Einige Trainer bestätigten diese Erfahrung; oftmals werde Fehlverhalten gerechtfertigt mit: „Bei dieser Rasse ist das so …
Das Wie, also die Kanäle des menschlichen Einflusses, sind dabei scheinbar vielfältig: von aktivem Fördern und/oder Entschuldigen bis zum passiven Gutheißen oder zumindest Nicht-Unterbinden; mittels nonverbaler oder verbaler Kommunikation und (das ist wichtig!) durch eine negative Vorausschau auf das erwartete Fehlverhalten des Hundes!
Oje, damit haben Hundehalter nun also ihr Fett weg! Aber kein Grund, sich frustriert zu fühlen! Denn all diese Antworten beinhalten einen wirklich wichtigen Hinweis! Wenn wir Menschen unsere Hunde im negativen Sinne derart gravierend beeinflussen können, dann muss es uns umgekehrt möglich sein, gleichermaßen positiv auf sie einzuwirken! Das heißt, wir haben mit uns, unserem Verhalten, unseren Erwartungen – und diese beinhalten unser Denken wie auch unser Fühlen – alle Karten in der Hand! Wir können alles ändern! Von jetzt an machen wir es gut!
Ihre Martina Braun
Der Hund in deinem Kopf
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Welches Bild von deinem Hund hast du im Kopf?
Über Hochleistungssportler wissen wir seit Langem, dass sie sich die Technik des mentalen Trainings zunutze machen. Erfolg beginnt im Kopf. Die innere Einstellung hat direkten Einfluss auf die Resultate. In Interviews erklären sie: „Ich bin diese Strecke vor dem Wettkampf Hunderte Male in meinen Gedanken gelaufen (gefahren oder geschwommen) und habe mir dabei immer vorgestellt, wie ich als Erster das Ziel erreichen werde." Wie sieht es bei dir und dem Hund in deinem Kopf aus? Wenn du Probleme hast, ihm beispielsweise anständig An-der-Leine-Laufen beizubringen, malst du dir vor dem Spaziergang aus, wie gelassen dein Hund an lockerer Leine laufen wird? Kannst du dabei die Freude und den Stolz tief in deinem Herzen spüren? Kannst du diese Bilder und Gefühle erhalten und mit auf den Spaziergang nehmen? Oder siehst du bereits beim Gedanken an einen Spaziergang vor deinem geistigen Auge, wie er dich wieder unmotiviert durch die Gegend schleifen wird, während deine Arme lang und länger werden?
Kind und Hund – beide brauchen Freiraum einerseits und Fürsorge andererseits.
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Es gibt einen Teil in und von uns, den wir oftmals ungenutzt außer Acht lassen, weil wir uns dessen Tragweite nicht oder nur selten bewusst sind: unser Denken und Fühlen. Lediglich plus/minus 5 Prozent unseres gesamten Denkens sind bewusste Gedankenvorgänge. Rund 95 Prozent sind unbewusstes Denken! Was wir innerhalb dieser 95 Prozent aufbereiten, für uns selbst wie auch für unsere Tiere, ist wirklich erstaunlich. Unser unbewusstes Denken dient grundsätzlich dazu, unseren Selbsterhalt zu gewährleisten und uns rund um die Uhr zu schützen. Hier sind nicht nur eigene Erfahrungen gespeichert, sondern auch Einflüsse von anderen Menschen, den Medien sowie Glaubenssätze, die von Generation zu Generation weitergegeben werden – egal, ob sie heute noch Gültigkeit haben, es je hatten oder nicht. Jeder, der je ein Kind oder einen Hund aufgezogen hat, weiß, wie schwer es ist, das richtige Maß an Fürsorge einerseits und Freiraum für Entfaltungsmöglichkeiten andererseits zu halten. Im übertragenen Sinn ist es für unser unbewusstes Denken genauso schwer, uns im richtigen Maße