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V: Gedichte
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Ebook69 pages26 minutes

V: Gedichte

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Daniela Danz` 2009 erschienener Gedichtband »Pontus" war eine Sensation, er wurde mit höchstem Lob bedacht und liegt mittlerweile in der vierten Auflage vor. So wie die Autorin dort den Blick auf die Grenzen Europas, besonders im Osten, richtete, so widmet sie sich in ihrem neuen Buch dem schwierigen und fast nur mit der Chiffre »V" zu fassenden Thema Vaterland, das sie als transzendierte Heimat versteht. Sprachmächtig und formbewusst fragt Daniela Danz dem nach, was unsere Gesellschaft, was Europa zusammenhält jenseits dessen, was leicht zu haben ist.
LanguageDeutsch
Release dateMar 3, 2014
ISBN9783835325883
V: Gedichte

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    V - Daniela Danz

    umkehren

    principium

    Vaterland heißt in eigentlichem und genauerm Verstande derjenige Ort, woselbst jemand gebohren worden und das Licht der Welt erblicket hat. Sonst aber und ausserdem wird dieses Wort auch gar öffters demjenigen Orte beygeleget, allwo jemand seine wesentliche Wohnung und das Bürger-Recht erlanget hat. Man hälts insgemein dafür, daß dem Menschen von Natur eine Liebe gegen sein Vaterland eingepflantzet sey, und daß in Krafft solcher Liebe er seinem Vaterlande, da ihm zumahl die erste Lufft, Nahrung und Erziehung gegeben, mit gar besondern Pflichten verbunden sey.

    Zedlers Universallexikon

    DIE HELDEN

    Die Helden stiegen den Hügel hinauf. Sie begannen zu kämpfen. Ja, das war im Abendrot. Zuerst spalteten sie einander mit den Hellebarden die Harnische, dann die Helme, die Halsbergen und die Arm- und Beinschienen. Damit hatte das Klirren ein Ende. Die Helden kämpften lautlos weiter, die stumpfen Hellebarden hatten sie ins kniehohe Gras geworfen. Sie würgten sich selbst mit beiden Händen. Ihre langen Schatten reichten bis zu uns herab, und so ächzten wir unter ihren Griffen. Weil wir wollten, dass keiner der Helden stirbt, kämpften sie einzeln, jeder gegen sich selbst. Sie hieben ihre Fingerknöchel gegeneinander. Sie verrenkten sich die Schultergelenke und verdrehten ihre Hüften, dass uns war, als hörten wir es knacken. Da kam die Sonne hinter dem Hügel herauf, und wir gingen die Helden zu berühren nach diesem Kampf. Alles war heil an ihnen. Der Wind wehte in unseren Kleidern, die nackte Haut der Helden aber glänzte. Die Landschaft war golden, als wir uns zum Gehen wandten. Da lagen die den Hang hinabgerollten Helme und Harnische auf zerdrückten Schneckenhäusern. Als wir die Rüstungen aufhoben, waren sie voll schleimiger Leiber und die aufgehende Sonne spiegelte sich nicht wie die untergehende auf ihnen. Da endlich weinten wir.

    Abends kamen wir wieder zu diesem Hügel, da waren die Helden nicht da. Wir standen von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang in der Dunkelheit und sahen den Wind die silbrigen Grasschwaden niederdrücken. Wir gingen, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Heute hatten wir nicht geweint.

    Miteins erschienen die Helden in unseren Häusern. Das war ein Dienstag, und keiner war vorbereitet darauf. Die Türstürze waren zu niedrig für ihre hohe Gestalt, sie stießen mehrmals mit den Köpfen dagegen. Uns war es

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