30 Minuten Fehlerintelligenz
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30 Minuten Fehlerintelligenz - Stefanie Demann
Vorwort
„Fehler? Ja, dazu hätte ich eine Menge zu erzählen! Wer hat sich nicht schon einmal über sich selbst geärgert? „Wie konnte ich damals nur so blöd sein!
Manchmal könnten wir uns in den A…llerwertesten beißen, wenn uns im Nachhinein klar wird, was wir verbockt haben. Aber die Gründe, warum Fehler passieren, warum gerade uns dieser Fehler passiert, die bleiben oft unerforscht.
Wir nehmen das meist einfach so hin. Alle machen Fehler. Irren ist menschlich. Schicksal. Dass wir Fehler jedoch vermeiden können, ja besser noch: unserem persönlichen Hang zum Fehler auf die Schliche kommen können, um Fehler gar nicht erst zu begehen – diese Idee ist noch relativ neu. Denn sagt man nicht so schön: „Aus Fehlern lernt man. Nur der Dumme macht einen Fehler zweimal." Tatsache ist, dass Menschen immer wieder dieselben Fehler begehen. Fatal: Wir merken es nicht einmal. Nicht, solange wir nicht das Muster durchschauen, das unser Denken, unsere Entscheidungen, unser Verhalten und unseren Umgang mit Beziehungen bestimmt.
Knacken Sie Ihren persönlichen Fehler-Code! Dieses Buch liefert Ihnen mehr als nur einen komprimierten Überblick über die typischsten Denk-, Entscheidungs-, Verhaltens- und Beziehungsfehler. Es zeigt Ihnen auch, wie Sie Ihre persönliche Fehlerquote senken und Ihre Fehlerintelligenz steigern können. Denn genauso, wie Sie Ihre Intelligenz steigern können, erhöhen Sie Ihren Fehler-IQ, indem Sie …
• über die typischen Fehler Bescheid wissen,
• Ihre persönlichen Lieblingsfehler identifizieren,
• intelligent mit Ihren Fehlern umgehen und
• lernen, wie Sie Fehler in Zukunft vermeiden.
Viele Aha-Momente beim Aufspüren Ihrer Fehler wünscht Ihnen
Stefanie Demann
1. Fehler sind unvermeidlich
Am 21. Juli 1971 entgleist der Schweiz-Express auf der Fahrt von Basel nach Kopenhagen bei der Einfahrt in den Bahnhof von Rheinweiler. Die Lok und sieben Waggons stürzen den Bahndamm hinunter in ein Wohngebiet. 23 Menschen kommen ums Leben, darunter zwei Hausbewohner. 123 Personen werden verletzt. Es ist das vierte Zugunglück in Deutschland innerhalb eines Jahres. Die Ursache ist schnell ausgemacht: überhöhte Geschwindigkeit. Die Kurve vor dem Bahnhof ist für maximal 100 Stundenkilometer ausgelegt, der Schweiz-Express fuhr 140. „Das hätte nicht passieren dürfen!", hieß es hinterher. Im Rückblick scheint oft sonnenklar, was hätte getan werden müssen, um ein Unglück zu vermeiden. Die Bahn hat noch im selben Jahr etliche neue Techniken entwickelt, Ausrüstungen aufgestockt, Sicherungsmaßnahmen eingeführt und Mitarbeiter geschult. Trotzdem passierten noch weitere schwere Unfälle. Denn so klar ist es oft dann doch nicht, was man hätte tun müssen, um Katastrophen zu umgehen. Das Unglück ist bis heute ungeklärt. Wo lag der Fehler?
1.1 Was ist ein Fehler?
Etwas, das falsch ist. Etwas, das vom Richtigen abweicht. So definiert der Duden „Fehler". Voraussetzung: Jemand hat vorher festgelegt, was das Richtige ist. Dadurch entsteht eine Erwartung. Wenn diese Erwartung nicht erfüllt wird, sondern etwas geschieht, das davon abweicht, dann ist ein Fehler passiert.
Das Deutsche Institut für Normung definiert den Begriff „Fehler ganz ähnlich: als eine „Nichterfüllung einer festgelegten Forderung
(Quelle: DIN EN ISO 8402, 1995-08, Ziffer 2.10). Die Forderung wiederum ist eine „Erwartung, die festgelegt, üblicherweise vorausgesetzt oder verpflichtend ist" (ebd.). Irgendjemand erwartet etwas und wenn stattdessen etwas anderes eintritt, ist ein Fehler aufgetreten. Denn das, was irgendjemand erwartet hat, hatte schließlich die Pflicht, einzutreten!
Bier = Fehler
Ist es ein Fehler, wenn ich auf das Tiramisu Gummibärchen lege, anstatt Kakao darüberzustäuben, obwohl doch im Rezept nichts von Gummibärchen steht? Gummibärchen = Fehler?
Ein schwerer Fehler, ja Fiasko sei es, so las ich neulich, wenn die Bedienung eines Restaurants herbeieilt, um am Tisch nachzupfeffern. Die zwei Meter große Pfeffermühle zeuge davon, dass der Koch sein Handwerk nicht verstehe. Sonst hätte er das Gericht vorher anständig gewürzt. Nachpfeffern = Fehler?
Wie bitte? Sie finden Nachpfeffern okay? Schließlich hätten Menschen ja unterschiedliche Geschmäcker? Dann glauben Sie wohl auch, dass es in Ordnung ist, als Aperitif ein Bier zu bestellen!? Tsts! Bier zählt nicht zu den Aperitifgetränken. Bier als Aperitif = Fehler? (Wenn Sie trotzdem Lust auf ein Pils haben, müssen Sie betonen, dass Sie das Bier anstelle eines Aperitifs möchten.)
Jetzt reicht es Ihnen wahrscheinlich: „Das ist mir doch egal! Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, wie ich was zu machen habe. Wer hat sich den Quatsch überhaupt ausgedacht?"
Wer hat das gesagt?
Genau das ist der Knackpunkt: Jemand muss festgelegt haben, was zu erwarten ist, damit man hinterher beurteilen kann: „So ist es richtig oder „So ist es falsch
. Im Falle von „falsch" ist ein Fehler passiert.
Was die üblichen Definitionen von „Fehler" dabei allesamt unterschlagen, ist, wer denn, bitte schön, die Erwartung festlegt. Wenn ein Fehler die Nichterfüllung einer festgelegten Forderung ist, dann muss ja vorher irgendjemand die Forderung